Teil I
Vorsichtig schob sich die Gruppe durch das Unterholz des Dschungels, die Augen immer wachsam die Umgebung beobachtend. Seltsame Laute von exotischen Tieren drangen an die Ohren der Expedition, welche aus einem Prospektor, einem Führer und vier Träger bestand, die einen verwundeten Söldner auf einer provisorischen Trage den Weg entlang schleppten.
Als sich die Sonne dem Horizont näherte, änderte sich die Farbe in dieser unendlichen Pflanzenhölle von Hellgrün auf Dunkelgrün, was der Gruppe das Zeichen zur Rast deutete.
Ächzend liessen sich die Männer auf einer kleinen Lichtung nieder, die Trage des Verletzten, der offensichtlich unter starkem Fieber litt, stellten Sie in die Mitte ab. Die Anstrengung und Strapazen der letzten Tage war in ihren Gesichtern deutlich abzulesen.
Schnell wurden die Wacheinheiten eingeteilt und die Gruppe versank sogleich in einen unruhigen und wenig erholsamen Schlaf.
Der Prospektor, eindeutig von zwergischer Abstammung, und der Führer übernahmen die erste Schicht. Als schlussendlich der Rest der Gruppe eingeschlafen ist, trat der Führer mit einer grimmigen Miene an den Prospektor heran und flüsterte ihm leise zu:
"Malbo, wir können nicht weiter. Wir sind nunmehr erst seid zwei Wochen unterwegs und haben schon über die Hälfte der Männer verloren. Ihr seht doch selbst, unser kompletter Geleitschutz wurde von den Einheimischen dahin gerichtet, der Letzte wird den nächsten Morgen wohl auch nicht mehr erblicken. Vier Träger wurden bereits durch Fieber dahin gerafft. Wenn Ihr noch weiter wollt, dann werden entweder die Männer rebellieren, oder wir werden alle sterben. Es kann nicht sein, dass…“
Während der Ortskundige sich immer weiter in Rage redete, wurde er von dem Zwerg grob unterbrochen.
„Seid still. Ihr weckt noch den Rest der Gruppe auf. Als Ihr und Eure Männer euch für diese Expedition bei mir beworben habt, habe ich Euch über alle Risiken aufgeklärt und Ihr habt eingewilligt. Das die Söldner es nicht überlebt haben, kann man getrost Berufsrisiko nennen.
Seht Ihr denn nicht, was uns am Ende unseres Ziels erwartet? Nie wieder werden wir arbeiten müssen, wir werden ausgesorgt haben!“
Während des letzten Satzes erhellten sich die Augen des Zwerges, ja man kann schon fast Gier und Habsucht darin erkennen zu können.
„Ich habe gut 10.000 Gulden für diese Information bezahlt und wenn nur ein Bruchteil dessen wahr ist, werden wir das Geld hundertfach, ja wenn nicht sogar tausendfach zurück erhalten. Wir werden uns nie wieder durch dreckige Dschungel schlagen müssen und können uns das Leben so gestalten, wie wir es möchten.“
„Mein Herr, ich glaube langsam, Ihr seid einem Betrüger über den Weg gelaufen. Eine Quelle aus Gold gibt es nicht und wird es auch nie geben, Hier findet man höchsten die Quelle des Todes.“
Malbo, der zwergische Prospektor, zog eine kleine Phiole aus seiner Reisekleidung, welche mit Wasser gefühlt ist. Als er jedoch die Phiole gegen den Schein des Feuers hielt, kann man erkennen, das das Wasser durch und durch mit einem goldenen Schein durchzogen ist.
„Seht Ihr das? Das ist doch der Beweis, dass es diese Quelle gibt. Dieses Wasser ist mit reinstem Goldstaub durchsetzt. Ich verstehe ja, dass Ihr nicht all das Wissen über die Beschaffenheit unserer Erde besitzt, aber das muss doch in Euer Kopf rein gehen. Wenn eine Quelle so viel Gold enthält, dann muss sie an einer gigantischen Goldader vorbei fliessen! Ist das nicht ein Grund weiter zu gehen?“
Der Zwerg sieht seinem Führer direkt in die Augen und erwartete die alltägliche Zustimmung zu seiner Reise. Dieser wendete sich jedoch wieder mit einem grimmigen Ausdruck der Schwärze der Nacht zu:
„Acht Männer haben bereits für Ihr dämliches Gold Ihr leben gelassen, ich weiss nicht, ob die Restlichen auch dazu bereit sind“.
Langsam verdrängte der wache Geist die Dämonen der Nacht. Moskitos, Hitze und ein kurzer Regenschauer liessen diese zur Qual werden, aber Malbo freute sich insgeheim, weiter zu wandern und die verborgene Quelle aufzuspüren.
An diesem Morgen war jedoch etwas anders. Die Stille. Der allmorgendliche Tumult im Lager fehlte, kein Klappern von Geschirr, kein Zusammenzurren der Ausrüstung.
Schlagartig richtete er sich auf und öffnete die Augen und erblickte ein leeres Lager. Mit verzweifelten Blicken sah er sich um und musste erbittert fest stellen, das sein Trupp anscheinend über Nacht das weite gesucht hatte.
Wütend sprang Malbo auf. All die Bergbauausrüstung lag noch verstreut herum, so wie sie abends abgelegt wurde. Wasser und Nahrungsmittel, bis auf ein kleiner Rest, welche wohl für ihn gedacht war, wurde alles mit genommen. Voller Verbitterung warf er einen Kessel gegen den nächsten Baum und brüllte alles an, was ihm in den Weg kam.
Nachdem er sich wieder einigermassen beruhigt hatte, packte er die Ausrüstung zusammen, welcher er tragen konnte und machte sich abmarschbereit
„…. Dann werde ich die Quelle eben alleine aufspüren“, redetet er erbitterst vor sich hin und tauchte in das Dickicht der grünen Hölle unter.