Das verlorene Reich

Kaiserreich, Fürstentum Thelessa...

Das verlorene Reich

Beitragvon slaughta » Fr 12 Aug, 2011 18:56

Randnotiz des Vellhafener Tagesblatts:

Gestern Mittag entlud ein Holk aus Übersee, die "Azur", in Vellhafen seine wertvolle Fracht aus Südstern.
Dabei übergab der Kapitän des Schiffs, Bosper Windrock, der vellhafener Stadtwache einen etwas merkwürdigen Passagier:
Die Azur hatte auf ihrem Weg zurück nach Vellhafen einen in der "Straße von Airan" treibenden, anscheinend schiffbrüchigen Mann entdeckt und gerettet.
Unglücklicherweise muss ihm das Salzwasser sehr zugesetzt haben, denn trotz anschließender guter Versorgung auf der Azur spricht er weiterhin nur Kauderwelsch. Eine Vermisstenanzeige nach Südstern wurde entsandt, bis dahin verbleibt der sehr ausgezehrte Mann, dessen Herkunft bislang nicht ermittelt werden konnte im örtlichen Sanatorium.



Fortsetzung folgt...
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Re: Das verlorene Reich

Beitragvon Pulsar » So 14 Aug, 2011 14:55

Am anderen Ende der Stadt, im Hafenviertel, in den frühen Morgenstunden:

"Verschwinde jetzt! Du hast endgültig genug und ich will verflucht nochmal schlafen gehen!" Mit einem derben Stoss wurde Pablo 'Bubamara' vom Wirt der Kneipe "Zum Plankengänger" auf die Strasse befördert. Er fing sich, taumelte zwei Schritte weiter und fiel auf das harte Kopfsteinpflaster, wo er kurz benommen liegen blieb. Als die Welt sich wieder langsamer drehte, rappelte er sich auf und versuchte weiter zu laufen, während hinter ihm der nächste Gast des Schankraumes verwiesen wurde...
Während er, die gesamte Breite der Strasse nutzend, Richtung zuhause torkelte, liess er den Abend noch einmal revue passieren. Es war ein gutes und zünftiges Besäufnis gewesen, mit Seeleuten die ihre Heuer versoffen, Fallenstellern und Jägern aus dem Hinterland, die in der Stadt auf dem Markt ihre Beute feilboten und diversen Abenteurern und Glücksrittern, die auf Durchreise waren. Diese Mischung, zusammen mit unheimlich viel Starkbier und Honigsschnaps ergaben einen unglaublich heiteren Abend und einen unglaublich verkaterten nächsten Morgen... Doch das war Pablo im Moment noch egal. Er kämpfte sich Schritt für Schritt weiter und versuchte angestrengt an einem Gedanken, einer Erinnerung festzuhalten, die ihm in seinem alkoholvernebelten Gehirn immer wieder entfleuchte.
Da war dieser Kapitän. Von einem Schiff. Eine Expedition. Aus dem Süden. Ganz tief im Süden. Und er hat was erzählt, von einer Insel. Oder einem Kontinent? Nein, ganz sicher eine Insel. Die versunken ist. War. Wurde? Und einer Stadt. Doch bei den Göttern er erinnerte sich nicht mehr an den Namen. Aber an den Dämon. Cthulhu, nein, CTHALHA, genau, so hiess der Dämon, Cthalha, ein mächtiges Biest, der in dieser versunkenen Stadt ruhte... Und dann hatte der Kapitän noch was von Schätzen und machtvolle Artefakte geraunt, die es dort geben soll...
Doch mehr gab seine Erinnerung nicht her und er beschloss sich am nächste Tag, wenn sein Kater bekämpft war, noch einmal genauer am Hafen umzuhören...
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Re: Das verlorene Reich

Beitragvon slaughta » Mo 15 Aug, 2011 14:32

Eleonor Fahlblatt geht mit strammen Schritten durch den gewölbeartigen Gang. Die viel zu kleinen Fenster lassen das Tageslicht nur spärlich herein.
Die erfahrene Medica wird von einem kräftigen Pfleger begleitet. Vielleicht ein ehemaliger Zahnreißer, der seinen Kundenkreis aufgebraucht hat, doch in seiner Position zählt die Konstitution eh mehr als medizinisches Fachwissen.

"Wir haben ihn vor 3 Tagen bekommen. Gewaschen haben wir ihn bereits, aber schön ist das nicht. Er hat sich nicht unter Kontrolle, wenn Sie wissen, was ich meine.", erzählt er Eleonor und verzieht sein Gesicht zu einer Mischung aus Grinsen und Ekel.
"Bekommt er regelmäßig Essen?"
Mit einer schwammigen Befürchtung, die zur Gewissheit wird, antwortet der Pfleger: "Jeden Tag bekommt er eine Ration. So wie die anderen Verrückten hier auch. Aber so wie der sich anstellt müsste man den wahrscheinlich auch noch füttern.", dabei lacht der Pfleger laut auf. "Zum Glück gehört das nicht auch noch zu unseren Aufgaben..."
Sie biegen rechts ab. Eine Sicherheitsmaßnahme scheint wohl darin zu bestehen, dass die Patienten sich auf dem Weg nach draußen verlaufen würden. Aber zumindest der Pfleger scheint den Weg zu kennen. Auch Eleonor findet sich zunehmend besser zurecht. Ihre Nächstenliebe lässt sie wöchentlich nach den Patienten hier schauen. Dieser Fall jedoch ist etwas ungewöhlicher als die anderen:
Ein Mann wird im Meer von einem Händler aufgegriffen. Vielleicht ist er nicht von Geburt an verrückt, was die Chance auf eine Heilung erhöht. Allerdings könnte sein hohes Alter hinderlich sein. Immerhin wurde er bei seiner Einweisung auf gut 65 Jahre geschätzt.
Sie bleiben vor einer vergitterten Holztür stehen. Während der Pfleger den passenden Schlüssel sucht, geht Eleonor ein Gedanke durch den Kopf: "Vielleicht besteht diesmal wirklich eine reelle Chance der Seelenheilung..."
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Re: Das verlorene Reich

Beitragvon Pulsar » So 21 Aug, 2011 16:28

Dieses Gerücht. Es lässt ihn nicht los. Natürlich hatte er die verschiedensten Geschichten und Legenden über versunkene und verschollene Schätze, Tempel, Städte, Schiffe und Artefakte, am häufigsten während seiner Zeit auf dem Piratenschiff "Blutrabe", doch diese Funkeln in den Augen des Kapitäns, als er davon erzählte...
Pablo beschliesst sich ein wenig genauer nach ungewöhnlichen Dingen, die mit dem Süden in Verbindung stehen, umzusehen und zu hören. Seine erste Anlaufstelle ist noch einmal der "Plankengänger", doch der Wirt kann ihm weder verraten, wer jener Kapitän war, noch wo er jetzt zu finden sei, noch hat er selbst je von dieser ominösen Stadt gehört. Auch die anwesenden Matrosen wissen von nichts, also zieht Pablo weiter.
Er beginnt nun täglich, wenn er seinen Stand mit Holzschnitzereien auf dem Markt aufbaut, noch gründlicher auf den Tratsch der reisenden Händler und der Fischer zu lauschen, doch nicht mehr, um eine günstige Gelegenheit für ein Zubrot auszuspähen, sondern in der Hoffnung etwas Ungewöhnliches und damit für seine Suche Interessantes zu erfahren... Doch die Tage gehen ins Land, ohne dass er irgendetwas in Erfahrung bringen kann.

Er wird bei der Universität und der Marineakademie vorstellig und versucht Gelehrte zu finden, die ihm vielleicht weiterhelfen oder gar Zugang zu Schriften gewähren, sodass er auf eigene Faust Nachforschungen betreiben könnte, oder erfahrene Seeoffiziere und Kapitäne, die ihm von Reisen und Expeditionen gen Süden berichten könnten, doch überall wird er nur belächelt und fortgeschickt, denn er ist weder von hohem Stand, noch herausragend gebildet, sondern nur ein einfacher Mann aus der Gosse, mit leicht anrüchigem Ruf...
Also versucht er es bei den ortsansässigen Händlern, wie dem Kolonialwarenhändler Brenhilf, durch deren Hände oft Beutestücke von Abenteurern und Glücksrittern wandern, doch trotz der schieren Masse an Reisenden die durch Vellhafen kommen, hat keiner von ihnen irgendetwas gesehen, gehört oder gar gekauft, was Pablo weiterhilft.

Nachdem all das erst einmal nicht gefruchtet hat, beschliesst er eine Rundreise durch die Städte des Bundes zu machen, in der Hoffnung, woanders mit seinen Fragen mehr Glück zu haben.
Seine erste Station soll Ismar sein und schon kurz darauf schifft er auf einer Holk an, die diesen Hafen anfährt.
Nach einer kurzen und ereignislosen Reise geht er im Hafen Ismars an Land. Unterwegs hat ihm ein Mitreisender von verschiedenen niedergelassenen Händlern und Geschäften in der Stadt erzählt, wo er sein Glück probieren könnte.
Also nimmt er sich ein Zimmer im Gasthaus "Zum fliegenden Ismarer", was er sich nur leisten kann, weil er sich an Bord seiner Passage freigiebig im Gepäck seiner Mitreisenden bedient hat, und setzt seine Nachforschungen fort.
Sein erster Halt ist ein Buchhandel, doch schon während er davor steht wird ihm klar, dass er hier keinen Erfolg haben wird: Es handelt sich in erster Linie um ein Schreibwarengeschäft, das auch einige Bücher führt, jedoch kaum alte Werke oder Schriftrollen. Doch der Ladeninhaber empfiehlt ihm ein Buchgeschäft in Hammabourg, das eher antiquarisch ausgestattet ist.
Um möglichst keine Zeit zu verlieren, setzt Pablo seinen Weg fort, ignoriert den kaum belebten Markt in der Innenstadt und sucht in den verwinkelten Gässchen in der Nähe der Stadtmauer nach seinem zweiten Ziel: Einer Alchimistenküche.
Doch der Besitzer, ein gestrenger und würdiger Herr in fortgeschrittenem Alter weist entrüstet alles was mit Artefakten und Magie zu tun hat weit von sich. Er sei Naturwissenschaftler und Forscher und haber mit solcherei Hokuspokus nichts am Hut. Selbstverständlich bekäme er auch Kräuter aus dem Süden, aber eben nur Kräuter und das nur ganz gezielt und auf Bestellung und alles andere solle er in den Scharlatan, dem die Artefaktschmiede zwei Strassen weiter gehöre, fragen.
Dankbar für diesen wertvollen Tipp macht sich Pablo sofort auf den Weg dorthin.
Der magiekundige Handwerker ist dann auch nur mehr als bereit sein Wissen mit dem Interessierten zu teilen und erzählt und erzählt, von magischen Bindungen, von Amuletten, die mit Götterkraft gesegnet sind, magische Ringe, verzauberte Wafffen, Spruchrollen und Essenzen und als Pablo ihm von seiner Suche erzählt, kann er es kaum fassen, als er den hochgewachsenen nachdenklich Nicken sieht.

Ja, so ein Amulett unbekannter Herkunft irgendwo aus dem Süden habe ihm mal jemand hierher gebracht, zur Untersuchung. Leider konnte er nicht viel darüber herausfinden, er konnte nur mit Bestimmtheit sagen, dass es sehr, sehr alt war und die Inschriften in keiner bekannten Sprache gehalten waren, die Schrift aber am ehesten noch (wenn auch immer noch sehr entfernt) der der Echsenvölker des Südens ähnelte. Der Besitzer vermochte selbst nicht zu erklären wo es herkam, gab nur an es als Teil eines Beutezuges mit einem Trupp Söldnern erlangt zu haben und wusste nun nichts damit anzufangen. Da er nun immer noch nicht schlauer war, beschloss er das Amulett wieder mitzunehmen und mit größtmöglichem Gewinn zu verkaufen... Wahrscheinlich in Hammabourg, was er als Reiseziel genannt hatte, dort gibt es einen Händler der mit exotischem Krämerwaren handelte.

Erfreut und voller neuer Hoffnung beschliesst Pablo sich so bald als möglich eine Heuer oder eine Passage nach Hammabourg zu suchen, um dort weiter zu forschen.
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Re: Das verlorene Reich

Beitragvon slaughta » Mo 22 Aug, 2011 20:09

Als die Tür sich öffnet, erblickt Eleonor einen schlafenden ausgezehrten Mann. Er liegt nicht wie vermutet auf dem dafür vorgesehenen Stroh, sondern zusammengekauert in einer Ecke. Während die Schritte des Pflegers leiser werden - er hat wohl etwas anderes zu tun - geht Eleonor auf den Mann zu und beginnt, ihn zu untersuchen.
Doch kaum hat sie sich ihm auf gut 2Schritt genähert, wacht der Mann auf. Mit aufgerissenen Augen und offenem Mund versucht er hektisch in seiner Ecke zu verschwinden. Es sieht so aus als würde er schreien, aber man kann nicht den geringsten Ton vernehmen. Lediglich ein leichtes Zischen. Seine Haut ist sehr fahl und eingefallen, obwohl sein ursprünglicher Teint wohl eher dunkler war. Sein Haar ist recht schütter und vollständig ergraut.
Nach einiger Zeit der Regungslosigkeit, scheint er zu erkennen, dass von Eleonor keine Gefahr ausgeht. Dennoch braucht es eine gefühlte Ewigkeit, bis er zumindest seinen Mund wieder schließt.
Doch was ist mit seinen Augen? Zwar verzerrt kein weit aufgerissener Mund mehr das Gesicht, doch seine Augen ... allein sie verwandeln es in eine Fratze der Furcht.
Vorsichtig nähert sich Eleonor dem Patienten ohne Namen. Seine Atmung ist noch immer hektisch.
"Guten Tag, ich bin Eleonor. Wie heißt Ihr?" - keine Regung.
"Versteht Ihr mich?" Der Mann ist weiterhin wie erstarrt und sieht mit diesen aufgerissenen Augen zu Eleonor.
"Ich - bin - Eleonor. Wie - heißt - Ihr?", hierbei formt Eleonor die Wörter sehr deutlich.
Der Man bewegt seine Lippen, aber wie schon zuvor setzt einfach keine Stimme ein. Er scheint etwas zu flüstern, aber Eleonor kann beim besten Willen kein einziges Wort erkennen. Zu fremd ist seine Sprache, wenn es denn überhaupt eine Sprache ist...
Langsam nähert sie sich ihm und versucht beruhigend auf ihn einzureden. Irgendwie scheint das auch zu klappen und so kann sie ihn vorsichtig etwas genauer untersuchen. Währenddessen zischt er weiterhin, als ob er sich mit Eleonor unterhalten möchte. Sein Puls rast. Sie schaut ihn an. Wieder flüstert er etwas. Es scheint fast, als wiederhole er sich. Zumindest kommt Eleonor eine gewisse Folge von Wörtern bekannt vor. Doch durch die Fremdartigkeit seiner Laute bleibt das reine Spekulation.
Der Mann ist in einer wirklich schlechten Verfassung. Als sie ihm einen Umschlag anlegen will, fällt Eleonor auf, dass er lauter zu sprechen scheint. Zwar immer noch ohne Stimme, aber doch lauter. Sie hält kurz inne. In seinen Augen spiegelt sich wieder (oder immer noch?) grenzenlose Furcht. Wenn sie nicht den Körper zu diesen Augen kennen würde, könnte sie schwören, dass diese nicht mehr als 35 Jahre zählen.
Der Mann wird immer aufgeregter. Eleonor fühlt sich langsam unwohl. Schon des öfteren wurde sie von einem Patienten attackiert. Da wird sie gepackt. Vor Schreck schreit sie auf. Ängstlich sieht sie ihm ins Gesicht. Er zischt und flüstert, so laut... Der eben noch schwächliche Mensch entwickelt eine unglaubliche Kraft in seiner Umklammerung. Und er zischt. Eleonor ist sich nun sicher, dass sie diese Abfolge von Lauten vorhin schon gehört hat. Dieses Zischen ... es kommt nicht von den Lippen, sondern es ist gutturaler, direkt aus seinem Rachen. Sein Mund ist weit geöffnet. Und es ist so laut! Alle Befreiungsversuche scheitern im Ansatz. Da! Schritte! Wieder dieses geflüsterte Schreien. Seine Augen glänzen, er hält Eleonor dich vor seinen Mund. Auf einmal kommt Stimme. Wie ein gequälter Schrei aus Nergas Hallen. Dann wird ihr schwarz vor Augen.
Als sie wieder zu sich kommt ist sie immer noch in der Zelle. Der Pfleger von vorhin hockt neben ihr. Der Mann liegt regungslos in der Mitte des Raumes. "Hab ihn umgehauen, glaub ich.", sagt der Pfleger und lächelt. Tatsächlich liegt der Kopf des Mannes in einer größeren Pfütze aus Blut. In einer Mischung aus Ekel und Dankbarkeit nickt sie dem Wärter zu. Ihr ist übel...
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Re: Das verlorene Reich

Beitragvon Pulsar » So 04 Sep, 2011 16:50

Möwen kreischen über Pablo, als er in Hammabourg das Schiff verlässt. Ein behender Sprung und er steht an der Mole. Er mag diese Stadt, er war hier schon ein, zwei Mal 'geschäftlich' und immer ohne Komplikationen und auch immer gewinnträchtig...
Doch diesmal hat er andere Pläne.
Schnurstracks nimmt er sich ein Zimmer im Gasthaus "Des Seemanns Ruh" und kaum hat er sein Gepäck abgeladen, beginnt er sich zu dem Buchladen durchzufragen, von dem ihm in Ismar erzählt wurde. Und wenig später steht er davor: Bernulfs Buchhandel
Doch das Gespräch mit dem Inhaber bringt ihn nicht weiter. Zwar verkaufen sie ihr auch Folianten, Schriftrollen und Bücher, doch zumeist mit geisteswissenschaftlichen und magischen Inhalten. Dennoch beschliesst Pablo das Angebot genaustens zu durchstöbern.
Und so beginnt er die Regale zu untersuchen und zwischen Magie-Codices, medizinischen Enzyklopädien, Abhandlungen über Philosophie und Religion, Almanachen und Pergamentn voll medizinischen Zeichnungen zu blättern. Die meisten kann er gar nicht erst lesen, da sie in fremden Sprachen verfasst sind und die auf Imperial versteht er zumeist nicht!
Doch Karten und Atlanten sind tatsächlich kaum vorhanden und zeigen ihm allesamt nichts Neues. Ebensowenig findet er geschichtliche oder mythische Werke, oder Expeditionsberichte...
Stunden später steht er wieder auf der Strasse. Es hat zu nieseln begonnen und wütend und frustriert eilt Pablo zurück zur "Seemannsruhe" und legt sich schlafen.
Am nächsten morgen beschliesst er sich erst einmal in der Stadt umzusehen, besucht die ortsansässige Werft Hannemann & Söhne, um sich nach Reedereien zu erkundigen, die Handel mit den südlichen Gefilden treiben und vielleicht von ein, zwei Werftarbeitern Seemannsgarn, dass interessant sein könnte, zu erfahren.
Ganz leise taucht im tiefsten Winkel seines Hinterkopfes dabei die Idee auf, dass es wahrscheinlich am einfachsten wäre, sich selbst ein Schiff zu kaufen und damit auf Forschungsreise zu gehen... Doch alleine? Ohne seemännische Kenntnisse? Ohne Geld?
Seufzend wendet er sich von einer kleinen Gruppe Arbeiter ab, die gerade begannen über ein belangloses Detail einer uninteressanten Geschichte, die sie gehört hatten, zu streiten. Er lenkt seine Schritte durch die weitläufigen Hafenanlagen zurück in den Kern der Stadt. Dort schlendert er über den fast leeren Markt, der Wegbeschreibung, die der Gastwirt ihm am Morgen gegeben hatte, folgend, bis er an einer Strassenecke den Laden findet, zu dem er will: Kevendochs Exotische Krämerwaren
Kaum betritt er das schummrig beleuchtet Geschäft, stürzt der Verkäufer sich sofort auf ihn: "Seid willkommen, edler Herr, Kevendoch mein Name, zu Euren Diensten! Was kann ich für Euch tun? Sucht ihr etwas? Sagt was ist es, ich finde es, ich habe es hier, zu einem Preis, wie er Euch noch nie und nirgends anders untergekommen ist! Oder wollt Ihr etwas verkaufen? Zeigt her, ich biete Euch einen Preis, der Euch die Schamesröte ins Gesicht treiben wird, so viel bekämt Ihr sonst nirgendwo!"
Pablo ist ob des Redetempos und der Eifrigkeit des Krämers etwas überrascht, doch fest entschlossen sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen: "Nun, guter Mann, ich suche tatsächlich etwas..." Und er beginnt ihm die Geschichte von dem Abenteurer aus dem Süden und dem Artefaktschmied in Ismar zu erählen.
Der Krämer lauscht gebannt und als beginnt sofort in einem Regal zu wühlen, sobald Pablo seine Erzählung beendet. Dann dreht er sich mit einer kleinen Holzschatulle, aus der es leise klappert und metallisch klirrte. Er öffnet sie und hält sie Pablo hin: "Hier werter Herr, das ist alles was ich an seltsamen und mystischen Amuletten da habe... Ich befürchte, das meiste ist Tand und Schund, denn viele Abenteurer finden irgendwelche Amulette, die angeblich magisch, göttlich gesegnet oder verflucht sind, doch die meisten sind einfach nur Anhänger an einer Kette, ohne Bedeutung. Ob Eures dabei ist, kann ich nicht sagen, ich erinnere mich nicht an einen Recken, wie Ihr ihn beschrieben habt, dazu kommen hier zu viele vorbei, naja, der Fluch und Segen einer Hafenstadt eben, nicht wahr?"
Während der Händler weiterplappert, besieht sich Pablo die Amulett in dem Kästchen, betrachtet jedes einzelne genau, doch keines gleicht der Beschreibung des Ismarer Artefaktschmiedes... Dann schaut er auf und sein Blick bringt Kevendoch prompt zum Schweigen: "Nun, Krämer, was ich suche habt Ihr nicht. An etwas anderem bin ich nicht interessiert. Doch ich werde euch meinen Namen und eine Adresse, bei der Ihr mich erreichen könnt hier lassen und falls Ihr etwas in die Hände bekommt oder hört, setzt mich bitte davon in Kenntnis. Selbstverständlich werde ich Euch entsprechend entlohnen, falls Ihr meiner Suche einen entscheidenden Hinweis geben könnt! Verlasst euch darauf, es wird Euer Schaden nicht sein..."
Er nennt ihm einen falschen Namen und eine Kontaktadresse in Vellhafen, dann macht er sich auf den Weg zu seinem Gasthaus um sich nach einem Bier oder zwei zur Ruhe zu begeben.
Am nächsten Morgen brütet er über seiner Karte über seinen weiteren Weg. Als nächstes will er Lerbreck besuchen, ein kleines Fischerstädtchen, wo viele Schiffe auf dem Weg nach Vellhafen halten und Frischwasser aufnehmen, damit sie im größeren Hammabourg keine Hafenliegegebühren zahlen müssen. Um sein arg geschrumpftes Budget ein wenig zu entlasten beschliesst er den Landweg zu nehmen, packt seine Bündel zusammen und bezahlt beim Wirt seine Rechnung.
Dann verlässt der die Stadt durch das Nordtor und wandert los.
Die Reise dauert nicht lange, Lerbreck ist nur wenige Tagesmärsche entfernt und die Strasse gut ausgebaut und viel genutzt, so dass es ihn kaum überrascht, auf dem Weg nicht von Räubern oder Wegelagerern überfallen oder von wilden Tieren angegriffen zu werden.
In Lerbreck angekommen stellt Pablo fest, dass der Markt von einigen Fischständen abgesehen gähnend leer ist. Also geht er runter zum Hafen, wo er einige Fischer beim Flicken ihrer Netze vorfindet. Von denen erfährt er, dass er sich lieber über Ismar und Regga nach Novgora begeben solle, dort würden die Schiffe aus dem Süden seit einiger Zeit ihre Zwischenhalte einlegen und nicht mehr hier...
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Re: Das verlorene Reich

Beitragvon slaughta » Di 06 Sep, 2011 21:09

"Es ist nun schon der vierte Tag ...", murmelt sie. Doch auch dieser seltene lichte Augenblick bringt keine Linderung.
Noch nie seit ihrem Studium ist Eleonor so lang ihrer Arbeit ferngeblieben. Auch hätte sie ihre Berufung, Menschen zu heilen, nie als Arbeit betrachtet. Doch seit diesem Ereignis wird alles zu einer Qual.
Zum Einen gibt es die unheilbar Kranken, von Geburt an. Ihnen versuchte sie das Leben angenehm zu machen und auch kleine Fortschritte waren möglich. Zum Anderen gibt es die Traumatisierten. Je nach Schwere des Traumas waren große Fortschritte bis hin zur Heilung machbar. Oder man konnte den Suizid nicht verhindern. Diese Fälle sind tragisch. Und manchmal wirft es einen auch aus der Bahn. Doch stets fassbare Ursachen liefern letztlich eine Erklärung. Eine Erklärung, die die späteren Ereignisse, selbst den Suizid verständlich werden lassen.
Doch was war mit diesem Mann? Offensichtlich gehörte er zu den Traumatisierten. Sogar zu den schwer Traumatisierten. In den meisten Fällen kann man eine gewisse Abgeklärtheit betrachten. Entweder gewinnen die Patienten an Abstand zu den Ereignissen (was den positiven Verlauf darstellt). Oder aber sie stumpfen ab. Manchmal dauert es eine Woche, bis dieser Prozess einsetzt, aber er setzt immer ein. Doch dieser Patient war gänzlich anders.
Nicht zu Anfang, natürlich. Sein Verhalten, sein Zustand - kaum etwas wich vom bekannten Muster ab. Doch dann passte nichts mehr in das Muster. Seine Laute, wie Flüche! Oder Warnungen? Diese ernste, tiefe, offene Furcht. Sie war, nein ist so präsent. So unmittelbar. Ohne dass Eleonor die Ereignisse, die zu seiner Traumatisierung führten, miterlebt hat, durchlebte sie in diesem seltsamen Augenblick doch ihre ganze schreckliche Wirkung.
Es ist bereits der vierte Tag, eingeschlossen im abgedunkelten Haus. So langsam neigen sich die Nahrungsmittel dem Ende entgegen. Aber um das Haus zu verlassen, fehlt die Kraft. Außerdem ist Hunger, ebenso wie Schlaf, eines der Bedürfnisse, die vollkommen an Bedeutung verloren haben. "Welche Schrecken... ?", immer und immer wieder schwirrt Eleonor diese Frage durch den Kopf. Am ersten Tag lautete sie noch: "Was muss dieser Mann erlebt haben? Was wäre fähig, so tiefgreifend zu verstören?" Nach knapp 100 Stunden ohne Schlaf und Essen nur noch: "Welche Schrecken... ?"
Über ihre Unterlagen gebeugt, sucht Eleonor nach einer Antwort. Eine einzelne Kerze spendet ihr dabei ein schummriges Licht. Von draußen weht ein unbehaglicher Wind durch die Ritzen des Hauses. Es regnet. Fixiert auf ihr Buch nimmt Eleonor das tropfende Dach nicht wahr. Draußen muss es schon dunkel sein. Oder wieder hell? Egal! Es muss eine Antwort geben! "Welche Schrecken... ?" Die Schrift verschwimmt. Dann kommt sie wieder. "Diese Passage hatte ich doch schon... ". Erneut verschwimmt die Schrift. Eleonor kneift die Augen zusammen. Ein Bild! Hatte sie weitergeblättert? Ist das überhaupt das Buch, dass sie sich herausgesucht hatte? Das Bild zerfällt, erschrocken weicht Eleonor zurück. Die Kerze flackert und ihr Licht lässt die Schatten an der Wand tanzen. Eleonor starrt gebannt auf dieses Spiel. Die Schatten wachsen und schrumpfen in schneller Folge. Doch waren sie eben nicht kleiner? Jedes Wachsen ist ungleich größer als das anschließende Schrumpfen. Nun ist die ganze Wand schwarz. Wo verliert sich das Licht der Kerze? Unbeschreibliche Kälte folgt dem Schatten, der Eleonor umhüllt. Ihr Herz rast, doch ein Glücksgefühl huscht durch ihre Venen. Sie wacht auf.
Die Kerze ist erloschen. Auf dem Blatt Papier vor ihr sind seltsam abgehackte Linien gezeichnet. Das Buch vor ihr erzählt das Märchen von einem kleinen Mädchen, dass in seiner Fantasie um die Welt reist. Eleonors Mutter hatte ihr oft daraus vorgelesen. Gebannt schaut sie in die Seiten des Buches. Ihre liebste Geschichte war die Reise des Mädchens zu einem Volk, tief im Süden. Das Mädchen wurde Königin des freundlichen Volkes, doch musste fliehen, als die Insel zerfiel. Warum begriff Eleonor damals noch nicht.
Und auch jetzt nicht... Bereits seit zwei Tagen liest Eleonor keines der geschriebenen Worte. Erschrocken dreht sie sich um und blickt in das dunkle Zimmer. Ein kurzes Lächeln, dann weicht es einem panischen Gesichtsausdruck. Wieder starrt sie in ihr Buch... "Welche Schrecken... ?"
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Re: Das verlorene Reich

Beitragvon Pulsar » Di 06 Sep, 2011 22:04

Novgora!
Sein schmales Budget hatte ihm nicht erlaubt den direkten Weg zu nehmen, also hatte er auf verschiedenen Pötten angeheuert, von denen ihn jeder einzelne eine Station näher gebracht hatte. Egal wo er anlegte, bemühte er sich sofort darum, eine neue Heuer zu finden. Mit Erfolg, lange musste er nie verweilen und nun war er da.
Das kleine Fischernest Novgora. Lebt vom Fischfang und einem nahen Salzbergwerk. Direkt nach dem Abmustern, macht sich Pablo auf den Weg zu den Kais, wo die Fischerboote anlegen. Und verbrachte dort den ganzen Nachmittag, rauchte mit den Seemännern, half beim Sortieren, packte mit an beim Verladen, half neu eintreffende Boote zu vertäuen und nach getaner Arbeit zog er mit ihnen durch die Schänken. Und das alles für Geschichten, Gerüchte und Seemannsgarn. Als er am nächsten Morgen durch die Strassen wankt, hatte er ein, zwei Zechen geprellt, war aus einer Handvoll Kneipen rausgeflogen, hatte ein paar Kupferstücke beim Würfeln und noch ein paar mehr beim Stehlen erlangt und wieder versoffen und ist einige blaue Flecken von einer Rauferei und ein Gerücht reicher! Eigentlich ja viele Gerüchte, aber eins das ihm Hoffnung macht:
Ein Handelsschiff aus dem Süden hatte vor wenigen Wochen hier angelegt, um ihren Proviant und ihr Frischwasser aufzufüllen und schnell machten die Gerüchte um einen merkwürdigen Passagier die Runde. Ein Schiffbrüchiger, den sie irgendwo im tiefsten Süden aufgelesen hatten, weitab jeglichen kartographierten Landes, der keine bekannte Sprache, sondern nur noch unverständlichen Kauderwelsch von sich gab. Das Schiff war auf dem Weg nach Vellhafen gewesen.
Und genau dorthin will Pablo nun auch zurück! Diese Geschichte ist nach dem Amulett seine heisseste Spur! Mit etwas Glück und göttlichem Beistand würde er in Vellhafen den Kapitän oder seine Reederei herausfinden und befragen können oder vielleicht sogar diesen seltsamen Fremden.
Er schöpft neue Hoffnung, während er langsam Richtung Hafen taumelt und versucht sein verbliebenes Vermögen zu zählen und sich fragt ob das wohl für eine Passage nach Hause reicht...
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Re: Das verlorene Reich

Beitragvon slaughta » Mi 07 Sep, 2011 23:09

Und wieder gilt es, sich eine Nacht um die Ohren zu schlagen. "Wenigstens sind es neue Gassen...", denkt er sich, als er vom zuständigen Büttel eingewiesen wird. Als Nachtwächter hat Arne Alwerg schon einige Erfahrungen sammeln können. Vor allem die, dass so gut wie nie etwas passiert. Vielleicht liegt es an der abschreckenden Wirkung, die ständige Befürchtung, dass ein Nachtwächter direkt hinter der nächsten Ecke steht und in die Nacht horcht. Doch nach all den Nächten und mittlerweile ausgeprägten Sinnen, scheint etwas anderes der Grund zu sein:
Die meisten Verbrechen passieren am Tage. Hier kann man schnell im Getümmel untertauchen, fremde Taschen leeren oder auf hohem Niveau bestechen.Tagsüber spart man sich auch das langweilige Schleichen.
Wie dem auch sei: keiner Gefahr ausgesetzt zu sein, aber pünktlich bezahlt zu werden ist nicht das schlechteste Los. Und auf die pünktliche Bezahlung kann man sich hier in Vellhafen verlassen.

Seit einiger Zeit streift Arne nun schon durch die Straßen. Beinahe hätte er sich verlaufen, doch nun ist er wieder auf dem Weg zum Hafen. Sein Weg führt ihn an einigen Großseglern vorbei, dann hört er auch schon sein Ziel. Aus einer etwas heruntergekommenen Taverne dröhnt schallendes Gelächter, während hier und da ein anscheinend leicht abgewandeltes Seemannslied in die Dunkelheit des ansonsten ruhigen Hafens dringt.
Der Büttel meinte, dass sich Arne hier ruhig verstärkt umschauen sollte. "Wenn etwas passiert, dann ist es bestimmt einer der Seemäner da unten.", waren seine Worte. "Na wenn das so ist", denkt sich Arne," dann muss ich da ja ein besonderes Auge drauf werfen." Schnurstracks zieht es ihn durch die Tür ins Getümmel.
Nach einer knappen Stunde feuchtfröhlicher Ermittlungsarbeit macht sich Arne dann doch lieber wieder auf den Weg. Es ist immer noch dunkel, allerdings scheint der Himmel am Horizont ein kleines bisschen heller zu werden. "Noch zwei Stunden ..." Etwas lustlos macht sich Arne auf den Rückweg in die Stadt. Vorbei an einer unvollständig gelöschten Ladung, an einer weiteren Pier vorbei. Nocheinmal schweift der Blick zum Horizont. Nun ist es eindeutig: bald geht die Sonne auf. Doch etwas stört den freien Blick zum Meeresrand. Irgendwer hat einen der Poller mit Lumpen behangen. Allerdings ist es etwas hoch für einen Poller. Mit der Motivation, heute Nacht wenigstens eine sinnvolle Tat zu vollbringen, entschließt sich Arne, den Poller wieder betriebsbereit zu machen. Doch je näher er kommt, desto mehr Zweifel kommen ihm ob der Gestalt dieses Pollers. Er scheint ihm recht hoch ... außerdem hat er Arme! "He da!" ruft er, "Was machst du so spät hier draußen?" Zwar ist Arne sich nun sicher, dass dort eine Person unter den Lumpen lungert, doch kann er keine Regung vernehmen. "He! Bist du taub?" - wieder keine Regung. Arne ist nun auf 3 Schritt heran, als er plötzlich stoppt. So ganz geheuer ist ihm die Situation nicht und so öffnet er den Riemen seines Axtgehänges. "Ich rede mit dir, Jüngchen, dreh dich rum, im Namen der Vellhafener Stadtwache!" - keine Reaktion. Vorsichtig nähert er sich dann doch der fremden Person. Mehr aus Neugier, denn aus Pflichtgefühl. In kurzem Abstand umrundet Arne den Fremden. Als er dann vor ihm steht, erkennt er die Gesichtszüge einer Frau. Beziehungsweise, was davon übrig ist. Die Wangen sind stark eingefallen, die Lippen rissig und der Hals dünner als sein Unterarm. Die Kapuze fällt der Fremden ins Gesicht und verdunkelt die Augenpartie.
"Alles klar bei dir?" Mit diesen Worten stupst er die fremde Frau leicht an. Augenblicklich hebt sie den Kopf und starrt ihn entgeistert an. Vielmehr starrt sie durch ihn hindurch. Ihre Augen sind leer und weit aufgerissen als sie jäh in sich zusammensackt. Reflexartig greit er nach ihr, doch sie schlägt dumpf auf die Planken.
Zwei Stunden Lauferei und Warten sind seitdem vergangen, als endlich der Ermittler eintrifft. Mit Blick auf die Tageszeit beantwortet Arne ungeduldig ein paar Fragen, dann wird er endlich entlassen. Müde und etwas verwirrt geht er zu seiner Unterkunft. Zuviel Rauschkraut? Oder doch eher selbst vergiftet?
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Re: Das verlorene Reich

Beitragvon Pulsar » Do 08 Sep, 2011 18:09

Pablo lehnt sich über die Reling und zieht an seiner Pfeife. In der Ferne werden die Lichter Vellhafens immer kleiner, bis sie sich endgültig in dieser klaren Herbstnacht verlieren... Da gehen sie hin, sein Netzwerk aus Zuträgern, Informanten, seine Zulieferer, seine Hehler und Abnehmer, alle seine Geschäftskontakte, ein Grossteil seines verbliebenen Vermögens, seine Vergangenheit, alles, einfach seine Heimatstadt... Wie hatte das alles nur passieren können?
Es hatte schon am Morgen angefangen, als sie in Vellhafen angelegt hatten und er bei dem Lagerhaus vorbeischaute, wo er seine Handelwaren und seine Kunstschnitzereien untergebracht und während der Rundreise gelagert hatte. Dort erfuhr er, dass bei einem Einbruch ein Grossteil gestohlen worden war. Damit blieben ihm nur noch seine Ersparnisse auf einem Konto der Vellhafener Handelsbank, an die er jetzt auch nicht mehr rankam...
Doch der Reihe nach.
Nachdem er die kärglichen Reste der einst umfangreichen Sammlunge Schnitzereien wieder an sich genommen und verstaut hatte, machte er sich auf dem Weg zur Hafenbehörde, um sich nach dem Handelsschiff zu erkundigen. Er erfuhr zwar den Namen, "Azur", und auch den Namen des Kapitäns, "Bosper Windrock", doch ebenfalls, dass beide zusammen vor einer Woche zurück nach Südstern aufgebrochen waren. Keine Chance sie einzuholen...
Der Schiffbrüchige allerdings sei in ein städtisches Sanatorium eingeliefert worden, erzählte ihm der Beamte, nicht ohne vorher ein saftiges Schmiergeld einzustecken, dort wollten sich Heiler und Seelenkundige um ihn kümmern.
Als Pablo jedoch dort ankam, wurde ihm an der Pforte beschieden, dass nur Personal, ausgewiesene Angehörige oder Angestellte der Stadt einfach so zu Patienten vorgelassen würden. Und die Heilerin, die sich um diesen besonderen Fall kümmerte, sei von hohem Stand und noch höherem Ansehen und unabkömmlich. Undenkbar, dass sie sich mit einem derart unwichtigen und gesellschaftlich irrelevanten Kerl wie ihm abgeben oder ihm gar einen Termin einräumen würde!
Zornig und wütend über sein Pech und die Arroganz des Pförtners, beschloss er den Abend mit einer Menge Alkohol zu vergessen. Doch eingedenk seines beträchtlich geschmolzenen Vermögens in Münzen, schlägt er nicht den Weg zum "Plankengänger" ein, sonder geht schnurstracks ins "Goldstück", ein wahrer Palast von einem Wirtshaus. Das lag zwar weit oberhalb seiner tatsächlichen finanziellen Möglichkeiten, doch er dachte gar nicht daran, sein eigenes Geld dort auszugeben, sondern die Zeche mit Glücksspielgewinnen zu bezahlen...

Bei der Erinnerung daran saugt Pablo seufzend noch einmal an seiner Pfeife, das war wohl der Fehler gewesen. Der Tropfen der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte. Eigentlich auch eine dumme Idee, an einem derart pechgeladenen Tag, sich im Falschspiel zu üben. Und die Götter, mögen sie verflucht sein, bestraften soviel Unbedachtheit sofort: Schon beim zweiten Spiel wurde er erwischt. Zwar konnte er in dem folgenden Tumult fliehen, doch schon eine Strassenecke weiter hörte er hinter sich das Klirren von Rüstungen. Die Stadtwache verfolgte ihn. Dem Krähenmann sei Dank, dass er sich in den Gassen und Gässchen Vellhafens so gut auskannte. Doch auch nachdem er die Wachen nach einer halbstündigen Verfolgung abgehängt hatte, so wusste er, dass die Fahndung nach ihm erst noch richtig losging. Mit Falschspielern, die versuchen in einen Laden von Größe und Ansehen des "Goldstücks" zu betrügen, verfuhr man nicht eben zimperlich. Er konnte froh sein, wenn sie ihn nicht direkt aufknüpften.
Also beschloss er sich sofort eine Passage IRGENWOHIN zu nehmen. Seine geschäftlichen Kontakte erwiesen sich noch ein letztes Mal als nützlich und er konnte ein Schiff nach Faelughaven im Fürstentum Thelessa finden.

Dort steht er nun und blickt paffend seinem alten Leben nach. Wenn es stimmte, was ihm ein Kontaktmann verraten hatte und dass er versucht hatte den Leitenden Admiral der Vellhafener Marineakademie auszunehmen, dann war es ganz gut, dass er vorerst aus dem ganzen Städtebund verschwand und nicht nur aus der Stadt!
In Thelessa würde er sich wieder komplett von ganz unten hocharbeiten müssen, er hat kaum noch etwas. Ein paar Statuetten aus Holz, einige Silbermünzen, eine Grundausrüstung für Reisen. Aber auch Geschäftssinn, Ehrgeiz und Skrupellosigkeit. Faelughaven war eine aufstrebende Handelsstadt, die größte im Fürstentum, für jemanden wie ihn wird es schon auch eine Nische und ein Stück vom Kuchen geben, er wird sich schon durchbeissen!
Er strafft seinen Körper und richtet sich auf. Als erstes wird er wieder einen Stand auf dem Markt aufbauen, sich etwas Geld verdienen und versuchen neue Leute und Informanten kennen zu lernen. Dann will er Abenteurer und Forschungsreisende finden, die er für seine Suche begeistern kann und mit ihnen eine Vereinigung, eine Gilde, eine Gesellschaft, irgend so etwas, aufbauen, das sich der Suche nach der Insel im Süden verschreibt. Für einen alleine ist diese Queste zu schwer. Und beginnen wird er damit, einen Boten zu dieser Vellhafener Medica zu senden, vielleicht antwortete sie ihm wenigstens, wenn er sein Anliegen schon nicht persönlich vorbringen konnte.
Er hört das Schlagen der Schiffsglocke und die Pfiffe des Bootsmannes. Wachwechsel. Zeit sich in die Koje zu legen. Er klopft seine Pfeife aus und macht sich auf den Weg unter Deck...
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Re: Das verlorene Reich

Beitragvon slaughta » Fr 09 Sep, 2011 23:45

Am nächsten Tag schwirrt Arne immer noch die entkräftete Frau durch den Kopf. Da ihn in seiner kargen Behausung nicht viel hält, entschließt er sich, seine freie Zeit bis zum nächsten Dienst zur Spurensuche zu verwenden.
Sein erster Anlaufpunkt ist natürlich die Vellhafener Stadtwache. Vielleicht kann er ja den zuständigen Ermittler finden. Als er auf dem Weg zur Kaserne über den Markt kommt, kann er einem der wohlhabenderen Bürgern das heutige Vellhafener Tagesblatt günstig abkaufen. Zu seinem Entsetzen wird hier ein hiesiger Nachtwächter las Täter in Betracht gezogen. Auch sonst ist der Artikel sehr viel reißerischer, als es sich wirklich begeben hat. Von Blut war weit und breit nichts zu sehen ... wütend schmeißt er das Tagesblatt in die Ecke und setzt seinen Weg fort.
In der Kaserne angekommen, gelingt es ihm, sich bis zum zuständigen Ermittler durchzufragen. Zwar kann ihm dieser versichern, dass er nicht verdächtigt wird, doch scheint er mit einem anderen Fall deutlich beschäftigter zu sein. Es geht um ein Mitglied des organisierten Verbrechens und, was wohl auch der Grund für die hohe Priorität zu sein scheint, einen geprellten Admiral!
Doch zum ersten Mal kann er dem ausgezehrtem Gesicht letzter Nacht einen Namen zuordnen: Eleonor Fahlblatt. Eine recht bekannte Medica, zumindest beim Pöbel, denn oft bot sie ihre Dienste auch ohne Bezahlung an. Auch Arne hat sie bereits einen Zahn gezogen. Doch das Bild aus seiner Erinnerung will so gar nicht zu der abgemagerten Gestalt letzte Nacht am Pier passen. Nur schwer vorstellbar wäre eine solch tiefgreifende Wandlung.
Sein nächster Weg führt ihn zur Praxis der verstorbenen Medica. Natürlich geschlossen, eine ältere Dame, davor wartend, wirkt sehr gebrechlich. Vor dieser Nacht wurde sie zuletzt im örtlichen Sanatorium gesehen, so meinte der Ermittler. Mit dem Gefühl, schon fast selbst ein Ermittler zu sein, setzt er seinen Weg fort und geht in Richtung des nicht weit entfernten Sanatoriums. An dessen Toren angekommen wird er vom Pförtner in Empfang genommen: "Arne? Was machst du denn hier? Es ist doch noch taghell ...", begrüßt er ihn. Arne erkennt nun seinen Gegenüber. Es ist Anton Gräber. Vor einigen Monaten noch Torwache in Vellhafen, mittlerweile aber "versetzt". Anscheinend hat sein Trick, an der Stadtmauer angelehnt den Helm etwas tiefer zu ziehen, nicht alle Vorgesetzten täuschen können. "Hallo Anton, hab mich schon gefragt, wo du jetzt untergekommen bist." "Bin hier bei den Verrückten. Zwar etwas weniger Geld, als bei der Stadt, aber wenigstens kann mich keiner von denen hier anscheißen", meint Anton und grinst in sich hinein. "Aber weswegen bist du hier?" "So genau weiß ich das gar nicht. Hat hier eine Eleonor Fahlblatt gearbeitet?" "Ja, aber die kommt nicht mehr. War ihr wohl zuviel mit den Verrückten hier drin. Zuletzt wurde sie angefallen von so nem komischen Kauz. Hab ihr natürlich das Leben gerettet und dem Eine übergezogen." Dabei lächelt Anton zufrieden. "Hab der Stadt Geld gespart ... " Arne beschließt darauf nicht näher einzugehen. "Bist aber nicht der einzige den das interessiert. Vor einigen Tagen war hier schonmal einer, aber kann ja nicht jedem Dahergelaufenen von unseren Patienten erzählen." Etwas verwundert über diese ungewohnte Diskretion, fragt Arne weiter, denn nun ist sein Interesse endgültig geweckt.
Am Ende des Gesprächs sind mehr Fragen entstanden als beantwortet werden konnten. Was war so schockierend an diesem Übergriff, und wer wollte so kurz vor dem Tod der Medica noch mit ihr über eben diesen Patienten sprechen?
Über eine Nachsendeadresse und einen Mittelsmann, kommt Arne an eine weitere Nachsendeadresse. Etwas zwielichtig das Ganze. Auch das Beteuern, nicht an irgendeiner Strafverfolgung interessiert zu sein stimmen Arne etwas nachdenklich, doch seine Neugier siegt erneut. Die zweite Nachsendeadresse befindet sich in Faelughaven. Für den heutigen Tag wäre das dann doch deutlich zu weit. Zumal er für die Nacht erneut verplant ist.
Doch danach könnte die Zeit für ein neues Abenteuer angebrochen sein. Endlich. Nach so langer Zeit. Nach den Kämpfen als Söldner für so manches Reich kribbelt es Arne wieder in den Fingern. Das Leben beschleunigt sich, wird intensiver. Wieder ausbrechen, vieilleicht ohne Wiederkehr, doch das stört Arne nicht. Mit den Gedanken bereits auf in unbekannten Städten fühlt sich Arne wieder wie 20.
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Re: Das verlorene Reich

Beitragvon Pulsar » So 11 Sep, 2011 19:08

Die Götter spielten mit ihm! Eindeutig!
Erst wenige Tage, kaum mehr als eine Woche war es her, dass Pablo sein altes Leben und den Städtebund hinter sich lassen und fliehen musste und schon scheint es wieder aufwärts zu gehen.
Erst konnte er einem tumben Fallensteller einige Schnitzarbeiten erstklassiger Qualität abschwatzen, die nun seinen Marktstand in Faelughaven zieren, dann stellte er fest wie unheimlich einfach es in dieser Stadt war Kontakte zu knüpfen. Aber auch wie schnell sich Informationen verbreiteten. Wenn er Abends, nachdem der Markt schloss, noch in einer Taverne ein Bier trinken gegangen war, hatte er sich immer die Gesellschaft von Reisenden, fahrenden Händlern, Streunern, Söldnern und Seeleuten gesucht, zum einen um weitere Gerüchte zu sammeln und zum anderen um vielleicht risikofreudige, abenteuerlustige Gestalten zu finden, die sich seiner Suche anschliessen wollten. Beziehungsweise seinem vorgeschützten Streben, möglichst viele Kenntnisse und Wissen um und über Antamar zusammen zu tragen...
Doch bislang ohne grossen Erfolg. Die meisten verlachten ihn, verspotteten den Cthalha Mythos als Märchen und sein Ansinnen als grössenwahnsinnig.
Bis vorgestern Abend, als ihn auf dem Heimweg aus einer Gasse heraus eine hochgewachsene, schlanke Gestalt ansprach. Ob er der Pablo sei, der den Kunststand am Markt betreibe und so gern einen grossen Wissensschatz über die Welt anhäufen wolle. Er konnte die Gesichtszüge nicht erkennen, die Gestalt hatte ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen und sich mit einem Tuch vermummt, deshalb zögerte er mit seiner Antwort. Doch dann bejahte er die Frage. Sie habe Gerüchte gehört und ein grosses Interesse daran, dass dieses Projekt einen Anfang findet und Erfolg hat. Dafür sei sie bereit ihn finanziell zu unterstützen. Vorerst auch ohne Gegenleistung, doch wenn es so weit kommt, dass er und seine Gesellschaft einen relevanten Wissensschatz angehäuft hatten, dann wolle sie uneingeschränkten Zugang zu diesem! Pablo starrte die Person an. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. So etwas passierte doch nur in Geschichten... Mit einer schnellen Handbewegung warf die Gestalt zwei klimpernde und klirrende Lederbeutel vor die Füsse und noch ehe er ihr nachhechten konnte, um sie zu demaskieren war sie im Halbschatten der Gasse verschwunden...
Zurück blieben nur die beiden Beutel. Einer prall gefüllt mit Gold, der andere voller Edelsteine feinsten Schliffs.
Zwei Tage ist das nun her, seine Nachforschungen ergaben rein gar nichts. Weder Gold, noch Edelsteine schienen irgendwo gestohlen worden zu sein. Also beschloss er das Angebot anzunehmen und hatte gestern ein Grundstück mit Haus gekauft und einen Orden im Magistrat eintragen lassen.
Nun sitzt er hier, auf dem Markt, hinter seinem Stand, während an dem Ordenshaus gebaut wird, und an seinem Gürtel baumeln die beiden, nicht mehr ganz so vollen, doch immer noch unfassbar wertvollen Lederbeutel und vor ihm liegt eine Ausgabe des Falughavener Anzeigers. Er schlägt sie auf:

"ACHTUNG, ACHTUNG! AUFGEMERKT UND AUFGEPASST!

An alle, Abenteuerlustigen, viel Reisenden, Mutigen, Neugierigen!

Die Freie Expeditions und Forschungsgesellschaft ist gegründet und öffnet ihre Pforten allen, die bereit sind sich ins Unbekannte, ins Neue, in Gefahren und Riskien zu stürzen! Erlangt Reichtümer und unendlichn Ruhm im Namen der Wissenschaft und der Forschung!

Die Freie Expeditions- und Forschungsgesellschaft hat sich dem Ziel verschrieben, Wissen über ganz Antamar zusammen zu tragen und zu hüten. Unbekannte Regionen werden bereist, erforscht und kartographiert, Ruinen untergegangener Reiche wieder ausgegraben und untersucht, Legenden und Mythen wird nachgegangen, um ihren Wahrheitsgehalt zu ermitteln.

Hier vereinen sich wissensdurstige Forscher und Gelehrte, weit gereiste Abenteuerlustige, tapfere Recken und Streiter, ebenso wie gewiefte Kaufleute und Händler unter dem Banner der Forschung und der Wissenschaft, mit dem Ziel, Wissen zu erlangen, zu sammeln, zu bewahren!

Komm auch du zu uns, tritt bei und stell dein Leben, dein Tun, die Kraft deines Geistes und deines Armes in den Dienst der Forschung!"

Eine Gänsehaut überläuft ihn... Endlich sind die Voraussetzungen geschaffen, seiner Suche endlich eine ordentliche Grundlage geschaffen.
Doch da ist noch etwas anderes, was seiner Begeisterung einen kleinen Dämpfer verpasste. Ein Brief, der unter der Zeitung liegt und den er jetzt in die Hand nimmt und zum wiederholten Male liest. Von einem Nachtwächter aus Vellhafen. Die Medica, die den Südländer in dem Sanatorium behandelt hatte ist tot. Gestorben kurz nachdem er nach ihr gefragt hatte. Das war schlecht. Erstens, weil er sie nun nicht mehr befragen kann und zweitens, weil er nun sicher mit ihrem Tod in Verbindung gebracht wurde... Doch der Nachtwächter beteuerte ihm in dem Schreiben, dass er keinerlei Strafverfolgung im Sinn hatte.
Nach langem überlegen, beschliesst er, diesem Arne Alwerg zu antworten und einem Treffen unter gewissen Sicherheitsvorkehrungen zuzustimmen. Hier in Thelessa hat der Städtebund kein Recht ihn festzunehmen, er unterliegt nun der Gerichtsbarkeit anderer. Und sollte dieser Büttel übermütig werden, hatte er immer noch seine kleiner Rückversicherung im Ärmel. Bei diesem Gedanken streicht er über die versteckte Dolchscheide in seinem Hemdsärmel und lächelt. Nein, ihn legt so schnell niemand aufs Kreuz!
Er stopft sich seine Pfeife neu und unbeeindruckt von dem Markttrubel um ihn herum beginnt er den Antwortbrief an Arne Alwerg zu schreiben...
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Re: Das verlorene Reich

Beitragvon slaughta » Mo 19 Sep, 2011 11:48

Die See wird ruhiger, als der alte Walfänger in das Hafenbecken von Faelughaven einläuft. Nichtsdestotrotz ächzen die mittlerweile betagten Planken fortwährend. Havgrimur erkennt langsam: "Jede weitere Seefahrt wird riskanter". Noch immer erhitzt der Kessel an Bord die Überreste des gestrigen Fangs. Ein stechender Trangeruch weht um seine Nase. Irgendwie hat er sich aber daran gewöhnt.
Als der Walfänger anlegt, beginnt die Mannschaft eifrig damit, die Ladung zu löschen. Der ersehnte Landgang nähert sich und beflügelt die Seeleute.
Nach getaner Arbeit steht auch die gewonnene Tranmenge fest: gut 12Last. Der Erfolg dieser Fahrt dürfte sich auch in der Bezahlung bemerkbar machen. Aber trotz der harten gefährlichen Arbeit bedenkt der Kap'tän Havgrimurs Arbeit lediglich mit 20 Gulden. Verdutzt schaut er den Kap'tän an. Doch dieser wendet sich bereits dem nächsten zu.
"Du Hund! Streichst hier Lasten Tran ein und speist uns mit diesem Hungerlohn ab?" Perplex ob dieses Wutausbruches schaut ihn der Kap'tän sprachlos an. "Deinen Seelenverkäufer hab ich satt. Und dich hab ich satt." Während dem letzten Satz überbrückt Havgrimur den Großteil der Distanz zu seinem ehemaligen Kap'tän. Das Satzzeichen bildet ein kräftiger Schlag in das Gesicht des Mannes. Wütend, aber auch erleichtert und ohne große Eile verlässt Havgrimur die Pier. Zwei seiner Kameraden folgen ihm sofort, klopfen ihm auf die Schulter. Ohne sich umzudrehen hört er einige lachen.
Doch was soll er nun machen? Wo soll er nun anheuern? Mit etwas Pech legen ihm die anderen Kap'täne den Vorfall als Meuterei aus und dann ist er hier in Faelughaven das letzte Mal zur See gefahren. In einer Anzeige findet sich neben den üblichen Gesuchen nach Schiffsjungen und Aushilfsmatrosen auch das Gesuch einer neu gegründeten Gesellschaft.
Zwar ist nicht direkt von Bezahlung die Rede, doch von Abenteuer und Verpflegung.
"Eh besser als zuviele Gulden im Beutel..."
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Re: Das verlorene Reich

Beitragvon Pulsar » Sa 29 Okt, 2011 11:15

Zufrieden lächelnd beobachtet er die Bauarbeiter. Eben begannen sie entlang der neuesten Grundstücksgrenze einen Graben auszuheben, erstes Anzeichen für die noch folgenden Defensivbauten, die die Schätze seines Ordens schützen sollen. In seiner Hand hält er die Urkunde, die den Nachkauf von weiterem Land bestätigte, ausserdem einen Brief von einem Neubewerber. Der musste noch geprüft werden, doch das musste erst einmal warten...
Pablo Bubamara wendet sich ab und lenkt seine Schritte wieder in Richtung seines Marktstandes. Dort angekommen schnippt er dem Jungen, der zwischenzeitlich auf seine Waren aufgepasst hat einen Groschen zu und nimmt selbst wieder Platz hinter der Auslage. Der Markt ist, wie immer, gut besucht, doch mangelt es Faelughaven noch immer an einer dekadenteren Oberschicht, die sich den Luxus von Kunstwerken gönnen konnte und wollte, dementsprechend laufen seine Geschäfte eher mässig... Ein Glück, dass er nicht von dem Handel allein lebt! Nur damit hätte er niemals den Orden und das Ordenshaus unterhalten, bzw mittragen können. Auch wenn sein Partner Arne Alwerg durchaus mehr Geld beisteuert, wie er neidlos anerkennen muss. Vielleicht sollte er sich selbst Gedanken über eine... "berufliche Spezialisierung" machen. Naja, vielleicht ein andermal. Jetzt muss er sich erst einmal um naheliegenderes Kümmern. Die ersten Reiseberichte von Arne und Havgrimur sind eingetroffen und warten darauf gesichtet und katalogisiert zu werden, der Zwerg, der sich vor einigen Tagen beworben hat, muss noch auf Herz und Nieren geprüft werden und ausserdem wartet er sehnsüchtig auf seinen verlässlichsten Zulieferer, einen halborkischen, leicht soziopathischen Jäger.
Ersteres Problem liess sich leicht lösen, wenn er jemanden fände, der sich mit derlei auskennt. Vielleicht sollte er am Abend, nachdem der Markt schloss, mal in der königlichen Bibliothek der Stadt Faelughaven vorbeischauen oder in den Schreibstuben der städtischen Verwaltung und versuchen einen Bibliothekar oder einen Archivar anzuwerben.
Den Zwerg beschliesst er, erst vorzuladen, wenn Arne zurück ist, damit der Vorsitz der Gesellschaft ihn gemeinsam befragen und beurteilen kann. Bis dahin hat dieser Gelegenheit seiner kurzen Bewerbung ein ausführliches Schreiben folgen zu lassen.
Und was Aruk, seinen Lieferanten, angeht, da bleibt ihm leider nichts weiter als abwarten...

Er stopft sich seine Pfeife, entzündet sie und greift nach einer Ausgabe des Anzeigenblattes, die neben ihm liegt, um sich ein wenig beschäftigt zu halten, bis potentielle Kundschaft an seinem Stand vorbeikommt...
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Re: Das verlorene Reich

Beitragvon Bockos » Fr 04 Nov, 2011 16:01

Teil I

Vorsichtig schob sich die Gruppe durch das Unterholz des Dschungels, die Augen immer wachsam die Umgebung beobachtend. Seltsame Laute von exotischen Tieren drangen an die Ohren der Expedition, welche aus einem Prospektor, einem Führer und vier Träger bestand, die einen verwundeten Söldner auf einer provisorischen Trage den Weg entlang schleppten.

Als sich die Sonne dem Horizont näherte, änderte sich die Farbe in dieser unendlichen Pflanzenhölle von Hellgrün auf Dunkelgrün, was der Gruppe das Zeichen zur Rast deutete.
Ächzend liessen sich die Männer auf einer kleinen Lichtung nieder, die Trage des Verletzten, der offensichtlich unter starkem Fieber litt, stellten Sie in die Mitte ab. Die Anstrengung und Strapazen der letzten Tage war in ihren Gesichtern deutlich abzulesen.
Schnell wurden die Wacheinheiten eingeteilt und die Gruppe versank sogleich in einen unruhigen und wenig erholsamen Schlaf.

Der Prospektor, eindeutig von zwergischer Abstammung, und der Führer übernahmen die erste Schicht. Als schlussendlich der Rest der Gruppe eingeschlafen ist, trat der Führer mit einer grimmigen Miene an den Prospektor heran und flüsterte ihm leise zu:

"Malbo, wir können nicht weiter. Wir sind nunmehr erst seid zwei Wochen unterwegs und haben schon über die Hälfte der Männer verloren. Ihr seht doch selbst, unser kompletter Geleitschutz wurde von den Einheimischen dahin gerichtet, der Letzte wird den nächsten Morgen wohl auch nicht mehr erblicken. Vier Träger wurden bereits durch Fieber dahin gerafft. Wenn Ihr noch weiter wollt, dann werden entweder die Männer rebellieren, oder wir werden alle sterben. Es kann nicht sein, dass…“

Während der Ortskundige sich immer weiter in Rage redete, wurde er von dem Zwerg grob unterbrochen.

„Seid still. Ihr weckt noch den Rest der Gruppe auf. Als Ihr und Eure Männer euch für diese Expedition bei mir beworben habt, habe ich Euch über alle Risiken aufgeklärt und Ihr habt eingewilligt. Das die Söldner es nicht überlebt haben, kann man getrost Berufsrisiko nennen.
Seht Ihr denn nicht, was uns am Ende unseres Ziels erwartet? Nie wieder werden wir arbeiten müssen, wir werden ausgesorgt haben!“


Während des letzten Satzes erhellten sich die Augen des Zwerges, ja man kann schon fast Gier und Habsucht darin erkennen zu können.

„Ich habe gut 10.000 Gulden für diese Information bezahlt und wenn nur ein Bruchteil dessen wahr ist, werden wir das Geld hundertfach, ja wenn nicht sogar tausendfach zurück erhalten. Wir werden uns nie wieder durch dreckige Dschungel schlagen müssen und können uns das Leben so gestalten, wie wir es möchten.“
„Mein Herr, ich glaube langsam, Ihr seid einem Betrüger über den Weg gelaufen. Eine Quelle aus Gold gibt es nicht und wird es auch nie geben, Hier findet man höchsten die Quelle des Todes.“

Malbo, der zwergische Prospektor, zog eine kleine Phiole aus seiner Reisekleidung, welche mit Wasser gefühlt ist. Als er jedoch die Phiole gegen den Schein des Feuers hielt, kann man erkennen, das das Wasser durch und durch mit einem goldenen Schein durchzogen ist.

„Seht Ihr das? Das ist doch der Beweis, dass es diese Quelle gibt. Dieses Wasser ist mit reinstem Goldstaub durchsetzt. Ich verstehe ja, dass Ihr nicht all das Wissen über die Beschaffenheit unserer Erde besitzt, aber das muss doch in Euer Kopf rein gehen. Wenn eine Quelle so viel Gold enthält, dann muss sie an einer gigantischen Goldader vorbei fliessen! Ist das nicht ein Grund weiter zu gehen?“

Der Zwerg sieht seinem Führer direkt in die Augen und erwartete die alltägliche Zustimmung zu seiner Reise. Dieser wendete sich jedoch wieder mit einem grimmigen Ausdruck der Schwärze der Nacht zu:

„Acht Männer haben bereits für Ihr dämliches Gold Ihr leben gelassen, ich weiss nicht, ob die Restlichen auch dazu bereit sind“.



Langsam verdrängte der wache Geist die Dämonen der Nacht. Moskitos, Hitze und ein kurzer Regenschauer liessen diese zur Qual werden, aber Malbo freute sich insgeheim, weiter zu wandern und die verborgene Quelle aufzuspüren.
An diesem Morgen war jedoch etwas anders. Die Stille. Der allmorgendliche Tumult im Lager fehlte, kein Klappern von Geschirr, kein Zusammenzurren der Ausrüstung.
Schlagartig richtete er sich auf und öffnete die Augen und erblickte ein leeres Lager. Mit verzweifelten Blicken sah er sich um und musste erbittert fest stellen, das sein Trupp anscheinend über Nacht das weite gesucht hatte.

Wütend sprang Malbo auf. All die Bergbauausrüstung lag noch verstreut herum, so wie sie abends abgelegt wurde. Wasser und Nahrungsmittel, bis auf ein kleiner Rest, welche wohl für ihn gedacht war, wurde alles mit genommen. Voller Verbitterung warf er einen Kessel gegen den nächsten Baum und brüllte alles an, was ihm in den Weg kam.
Nachdem er sich wieder einigermassen beruhigt hatte, packte er die Ausrüstung zusammen, welcher er tragen konnte und machte sich abmarschbereit

„…. Dann werde ich die Quelle eben alleine aufspüren“, redetet er erbitterst vor sich hin und tauchte in das Dickicht der grünen Hölle unter.
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