Fortsetzung: "Rachejagdt"

Kaiserreich, Fürstentum Thelessa...

Fortsetzung: "Rachejagdt"

Beitragvon Iskatoksi » Di 25 Feb, 2014 12:05

(Vorgeschichte ->http://forum.antamar-community.de/viewtopic.php?f=144&p=303389#p303389)

*In Vellhaven hatte er also nun seinen Stand aufgebaut. Er hatte auch bald mit einigen Strassenjungen geredet. Wenn jemand vermutlch wußte, wo Leute Zeug billig loswerden wollen, oder eigenarte Ware haben, dann wohl die Strassenjungen. Er selbst kannte sich in Städten nicht so sehr gut aus. Nur, was war hier denn "eigenartige Ware"? Man würde sehen.

Es dauerte nicht so sehr lange, eine knappe Woche, als sich ein Strassenjunge bei Nacal meldete. Nacal selbst hatte gerade Ren, einen Tekko, auch beauftragt, nach den Leuten zu suchen, ohne ihm freilich zu sagen, warum. Was der Junge zu berichten hatte war interessant.

Einer der Vier hatte die Stadt wohl zu Fuß verlassen. Um ihn würde sich Nacal wohl als letztes kümmern müssen. Zwei weitere waren irgendwo, aber wohl noch in Vellhaven. Er hoffte, das würden sie auch bleiben. Der vierte und seine erste geplante Station war aber der Wegelagerer, der sich, laut den Aussagen des Jungen, auf einer Galeere befand, die wohl noch eine Woche im Hafen liegen wird.

Was nun zu tun war, ist offensichtlich. Nacal musste einen Weg finden, auf das Schiff zu kommen, am besten kurz bevor es ablegt. Dann würde der Herr bekommen, was er sich verdient hatte und Nacal müsste anschliessend noch schnell von Bord, ehe es wirklich in See stach.
Also würde er sich das Schiff mal ansehen gehen, unbemerkt, wenn irgend möglich.*
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Re: Fortsetzung: "Rachejagdt"

Beitragvon Iskatoksi » Mi 26 Feb, 2014 11:11

*Er hatte sich das Schiff ja eientlich nur ansehen wollen. Aber nun, wo er im Hafen war, sprachen zwei Argumente dagegen. Erstens: Das Schiff war abfahrbereit und würde binnen 2 Stunden auslaufen. Zweitens: Es war besser bewacht, als Nacal gedacht hatte. Er musste also seine Chance jetzt nutzen!

Es war schwierig und nicht ohne kleine Pannen an Bord zu kommen. Aber er schaffte es. Er konnte sich sogar bei etwas Ladung an Deck verstecken. Und dann brauchte er Glück. Und die Geister sorgten dafür!

Der Wegelagerer war kurz an Deck gekommen, wohl um zu sehen, wie weit die Vorbereitungen waren. Als er sich dann zu seiner Kabine umwandte, schlich Nacal, wie der Schatten der Nacht hinter ihm her.
Da es spät war, legte sich der Wegelagerer offenbar gleich wieder hin und schlief ein ... und wachte nie wieder auf.

Nacal hingegen gelang es, samt einem ballgroßen Bündel aus der Kabine und von dem Schiff zu entkommen, ohne bemerkt zu werden. Erst 3 Tage später kam die Galeere zurück und vermeldete, ein Passagier sei ums Leben gekommen. Jemand hatte seinen Kopf entfernt und an der Stelle ein Steinmesser hinterlassen ... *

*Schon am nächsten Tag ging es weiter. Wie Nacal inzwischen wusste, hatte sich ein weiterer der Bande dumm angestellt. Er hatte betrunken die Stadtwache angegriffen und war dafür einige Tage in den Kerker gewandert. Nun, sich mit den Wachen anlegen konnte Nacal auch. Gesagt, getan, eingekerkert.

Gefängnisse sind gu, wenn du an jemanden ran willst, der auch gefangen ist. Meist alle in der gleichen Zelle, kaum einer achtet wirklich auf dich und es ist dunkel. An Steine ranzukommen war nun auch nicht schwer. Immerhin brauchte Nacal nur ein kleines Stückchen, um ein Messer daraus zu fertigen. So ließ er sich zum Steineklopfen abkommandieren.

Auch dieser Teil klappte erstaunlich glatt. Und dann, nachts, wo wirklich fast jeder schlief, machte Nacal sich ans Werk. Und niemand hörte ihn. Die Kunst war nun allerdings, den Kerker zu verlassen, sein neues Bündel mitzunehmen und die Tat lange genug geheim zu halten.

Das Gehemhalten war noch das kleinste Problem. Es gab ja die Abfallgrube. Und außer ihm selbst, stieg da eigentlich niemand hinab. Ratten sind jetzt keine allgemein akzeptierte Delikatesse. Also konnte er den Leichnahm dort verstecken.

Der Kopf war schon ein anderes Kaliber. Zwar konnte er ihn in die Kleidung des Toten einwickeln. Aber es würde auffallen, wenn er bei seiner Entlassung ihn bei sich hätte. Da gab es leider nur eine Möglichkeit, die in Nacals Macht stand: Bestechung.

Es war ein Glück, dass er vorher seine Waren hatte erkaufen können. So hatte er genug Gold, um einen der Wächter davon zu überzeugen, ihm zu helfen. Bei 10 Gulden fragte jener nicht einmal mehr, was in dem Bündel sei, das er nicht sehen sollte.

Nachdem er den Rest seiner Tage abgesessen hatte, wurde Nacal entlassen. Das viele Gold schien seine Wirkung zu tun, denn man ließ ihn ohne weiteres ziehen. Nur am Ausgang des Kerkers erschien die bestochene Wache und meinte, er würde auch weiter nichts sagen, wenn er erneut 20 goldene Münzen bekommen würde. Nacal solle das Gold morgen hinterlegen. - Grr, Habgier ... dachte sich Nacal und zog sich zunächst zurück, um sich eine Lösung einfallen zu lassen, möglichst eine dauerhaft funktionierende Lösung.*
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Re: Fortsetzung: "Rachejagdt"

Beitragvon Iskatoksi » Di 04 Mär, 2014 12:00

Mit der Wache hatte er sich tatsächlich einigen können. Ja, es hatte wieder 20 Gulden gekostet, aber Nacal hatte klar gemacht, dass eine weitere Forderung anders bezahlt würde. So trennte man sich und jeder ging seiner Wege.

Einige Tage später sorgten die Geister dafür, dass der dritte Wegelagerer an seinen Stand kam, um ihm eine Perle abzukaufen. Der Kerl freute sich, dass die Perle offenbar so billig war und machte daraus auch keinen Hehl.
Als Nacal ihn kurz darauf auf den Schamanen ansprach, ihm Anbot, die Geister anders als mit Gewalt zu besänftigen, denn dieser Räuber war zwar dabei gewesen, hatte aber nicht die Idee gehabt, als Nacal also dieses Angebot machte, begegnete er diesem mit Ablehnung und Hochmut. So waren die Würfel also gefallen.

Zuerst hoffte Nacal den Herren in einer verlassenen Gasse erwischen zu können. Aber das Gedränge auf dem Markt war so dicht, dass er zuerst über einen Strassenjungen stolperte und danach kaum mehr vom Fleck kam.

So blieb ihm nichts, als dem Wegelagerer in die Taverne "Zum Plankengänger" zu folgen. Dort sah er, diesen Kerl sich mit einer Dame vergnügen und fleissig Alkohol bestellen. Gut, das entsprach zwar nicht der ursprünglichen Idee, bot aber Möglichkeiten. Nacal kramte etwas in seiner Tasche und holte einige trockene Blätter hervor. Dann bestellte er eine Brotzeit. Als die Bedienung ihm diese Brachte, überzeugt er sie mit einigen Gulden davon, dem Wegelagerer als Nächstes einen Schnaps auf das Haus zu bringen, ohne jedoch zu erwähnen, dass dieser Schnaps von Nacal käme. Einige Gulden mehr und diverse gute Worte überzeugten auch davon, den Schnaps vorher über die Blätter fliessen zu lassen.
Die Blätter sorgten dafür, dass, wenn sie mit Wasser oder Alkehol in Berührung kamen, eben diese Flüssigkeit einen leicht einschläfernden Effekt bakamen. Nacal hatte ja einen anderen der Gruppe in einer Schiffskabine "belohnt", hier würde es ein Zimmer tun müssen.

Wie erwartet, stürtze der Wegelagerer seinen Schnaps hinunter. Aber, anders als erwartet, schien das Schlafmittel zu schwach zu sein. Also wurde es nötig, die Bedienung erneut zu rufen und zu bitten, weiter Schnapps zu dem Wegelagerer zu bringen. Er, nacal, würde wohl die Rechnung zahlen. Und wieder wechselten einige glitzernde Münzen den Besitzer.

Klar war, lange konnte er das nicht mehr tun. Ihm würde das Geld ausgehen. Aber diesmal hatte er Glück. Etwas später am Abend hatte der Wegelagerer genug, denn er rutschte vom Hocker. Als er dann von der leichten Dame neben ihm in ein Zimmer im Erdgeschoss gebracht worden war, ging er hinterher. Dort blieb er vor der Tür stehen und lauschte.

Kurz danach kam die Dirne aus dem Zimmer. Sie hatte seine Habe bei sich, wohl als Bezahlung und würdigte Nacal keines Blickes. So schlüßpfte nun er in den Raum und fand den Schamanenmörder ausgestreckt und schlafend auf dem Bett. Er erwachte nur kurz, nachdem Nacal das Steinmesser durch seine Kehle geführt hatte, schlug um sich und sackte zusammen.

Die schwerste Aufgabe war es nun, den Toten samt dem blutbefleckten Bettzeug aus dem Fenster zu bekommen. Es dauerte udn war schwer und nicht unbedingt lautlos - aber es gelang. Nacal hinerlies seine letzten Münzen, die er hatte auf dem leeren Bett und klettere auch aus dem Fenster.

Draußen hatte er wieder mehr Glück. Das Havenbecken war nicht weit. Er schleifte die Sachen also dort hin und versteckte sich. Dann tat er sein Werk, ließ den toten Körper vor Ort liegen, versteckte das bettzeug unter Wasser und verlies den hafen selbst mit einem runden Bündel. Und niemand hatte ihn gesehen!

Am nächsten Morgen gab es Aufruhe im Hafen. Es war ein nackter Toter gefunden wurden, dem der Kopf fehlte. Dort, wo jener gewesen wäre, lag ein Steinmesser mit drei Verzierungen.

Nacal aber, war wieder bei seinem Stand und tat ganz überrascht von den Berichten aus dem Hafen. Das waren drei von vier. Wo aber der letzte Wegelagerer war, darüber gab es keine Hinweise mehr. Es würde schwer werden, ihn zu finden. Aber schwere Aufgaben waren ja oft Teil der Bitten der Geister und der "großen Schwester".
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Re: Fortsetzung: "Rachejagdt"

Beitragvon Iskatoksi » Di 18 Mär, 2014 12:00

Lange hatte er sich in Vellhaven aufgehalten, sich umgehört und den letzten aus der Gruppe gesucht. Aber jener war einfach nicht zu finden. Und langsam aber sicher, gingen ihm die Güter zum Handeln aus, mit denen Nacal sein Hiersein erklärte. Es musste etwas passieren. Und es passierte etwas!

Eines Nachts traten die Geister und die Große Schwester im Traum wieder auf ihn zu. Er hatte das gefühl, dass sie zufrieden mit den ersten drei Gefundenen waren, sich aber fragten, warum er dem vierten nicht folge. Als Nacl fragte, wo er suchen solle, denn in Vellhaven war er wohl nicht mehr, erwiderten sie nur, er verstecke sich da, wo alles angefangen habe. Damit war das Ziel klar. Nacal musste zurück in den Dschungel!

Schon am folgenden Tag bestieg er ein Schiff und fuhr den Nova Cataia ab.
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Re: Fortsetzung: "Rachejagdt"

Beitragvon Iskatoksi » Mo 31 Mär, 2014 09:32

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Re: Fortsetzung: "Rachejagdt"

Beitragvon wyvern » Fr 12 Sep, 2014 17:37



"Endlich", dachte er bei sich, als die feine Linie am Horizont dunkler wurde und bestätigte, was der Mann im Auguck durch den lauten Ausruf 'Land in Sicht' ankündigte. Nach unzähligen Tagen auf den schaukelnden Planken der schnittigen Trireme lag endlich das Ziel der Reise vor ihnen. Nach zwei wilden Stürmen, die das Schiff beinahe zum Kentern gebracht hatten, einer aufregenden Flucht vor Piraten und der erfrischenden Begegnung mit einem Händler aus dem fernen Auretanien, hatte er zwar noch immer kein wirklich gutes Verhältnis zur See und war froh, lebend und unbeschadet anzukommen, zumal es keinen anderen und schnelleren Weg von Nova Cataia nach Vellhafen gab. Er hatte überlegt, ob er sein neu erworbenes, kleines Vermögen tatsächlich für die teurere aber schnellere Überfahrt ausgeben oder doch lieber sparen sollte, hatte sich dann aber für die schnellste Variante entschieden, da der Vorsprung auf den flüchtigen schon groß genug war und jede Verzögerung die Wahrscheinlichkeit steigerte, die Spur nicht mehr aufnehmen zu können.

Nach den Strapazen gönnte er sich einen langen und entspannenden Besuch beim Barbier und in der Therme, ging gutgelaunt zu seinem bevorzugten Schneider und liess sich neu einkleiden. Dieses Mal entschied er sich für einen edlen Gehrock, auch wenn er die Funktionalität in Frage stellte. In dieser Verkleidung nahm er sich ein Zimmer im Gasthaus 'zum Goldstück' und liess den Tag vorrüber ziehen. Bei dem tags darauf folgenden, ausgedehnten Frühstück hatte er den 'Vellhafener Kurier', eine viel versprechende, neu erschienene Zeitung entdeckt und es geschafft, dort tatsächlich als Reporter unter Vertrag genommen zu werden. So würde er sogar die Informationsquellen der Zeitung nutzen können, um die Spur wieder aufzunehmen.

In der Verkleidung des unauffälligen, aber schmuddeligen und irgendwann nach Fisch stinkenden Hilfsarbeiters hatte er versucht am Hafen beim Verarbeiten von Fischen Informationen zu sammeln, doch auch nach einer Woche Fischgestank, Raufereien und zudem schlecht bezahlter Arbeit, hatte er ausser dem penetranten, anhaftenden und ihn verfolgenden Gestank nichts erreicht. Sein Arbeitgeber, Chefredaktuer Harmi Wirsch, ein sympathischer, etwa doppelt so alter Mann, hatte ihm ein paar Hinweise und Tipps gegeben, wo er seine Suche anfangen könnte. Ausgestattet mit einer kleinen, aus festem Papier bestehenden, bedruckten Karte, die ihn als Mitarbeiter des 'Vellhafener Kuriers' bezeichnete und nach einem ausgiebigen Bad mit Duftölen, einem neuen Gehrock und der Hoffnung, bald auf eine Spur zu stoßen, betrat er die Strassen Vellhafens.

Der Markt. Eine wirre Ansammlung von Verkaufsständen und Händlern, die allerlei Kuriositäten feilboten. Je nach Tageszeit herrschte hier ein unterschiedlich starkes Gedrängel und immer hatte er das Gefühl, nur von Taschendieben und Betrügern umgeben zu sein. Er schob sich durch das Gedrängel, von Stand zu Stand, auf der Suche nach dem Informanten, von dem er wusste, daß er in der zweiten Reihe einen Stand haben sollte. Es musste wohl ein recht zwielichter Typ sein, denn er verkaufte wohl auch Dinge wie Rauschkraut, Traumpilze und ähnliche Substanzen. Suchenden Blickes und eine Hand am Geldbeutel, schob er sich durch die drängelnde Menschenmasse, während er sich mit dem Spazierstock in der anderen Hand, einen Weg bahnte. Während er sich noch darin übte, möglichst unauffällig zu sein und den interessierten Marksbesucher zu geben, fiel sein Blick auf eine Reihe alter Bücher. Neugierig blätterte er darin herum, während der Besitzer ihn mit einer Mischung aus Argwohn und Freude musterte. Zwischen den Seiten rutschte ein Stück Pergament hervor, das auf den ersten Blick aussah, wie eine alte Karte. Erschrocken blickte er zum Händler auf, der sich allerdings gerade um die andere Seite seines Standes kümmerte und von dem Vorfall nichts mitbekommen hatte. Einen Moment zögerte er, entschied sich dann aber dagegen, das Blatt in seine Tasche zu schmuggeln und den Stand zu verlassen. Ob des Buches oder der Karte begann er stattdessen glaubhaft mit dem Händler zu feilschen und am Ende glaubte jeder, vom anderen überforteilt worden zu sein. Mit dem Buch "...." im Arm setzte er seinen Weg fort. "Vielleicht war das Ganze auch nur ein Trick des Händlers und die Karte eine Fälschung", kam es ihm in den Sinn. Er würde eine Bibliothek aufsuchen und ein paar Leute befragen, die sich mich soetwas besser auskennen. Wenn in dieser Hinsicht alles erfolglos bliebe, würde sicherlich Harmi Wirsch jemanden kennen, der ihm weiter helfen könnte.

Er versuchte erfolglos den Gedanken über das Buch beiseite zu schieben und sich eher auf sein aktuelles Ziel zu konzentrieren. Die zweite Reihe mochte ja nicht so schwer zu finden sein. Schlimmstenfalls hatte er den Markt von der gegenüberliegenden Seite betreten und würde etwas länger suchen müssen. Nach einer Weile hatte er tatsächlich den Stand ausgemacht. Wahrscheinlich war jemand von der Stadtwache an dem Geschäft beteiligt, denn dem Mann, den Auslagen und vor allem seiner Kundschaft war anzusehen, daß der Trödel auf der Auslage nicht Ziel des geschäftigen Treibens und der leise geflüsterten Unterhaltung sein konnte.

Das Geflüster brach ab, als er sich dem Tisch näherte und der schmierige Kunde tauchte geschickt und schnell in der Menge unter. "Und, wie läuft das Geschäft?", nickte er dem Händler hinter dem Tisch zu. "Oh, sehr ganz schlecht", antwortete der Mann mit einem harten Akzent. "Niemand mochte dies feine Dinge kaufen", sagte er mit gespielter Trauer, während er mit ausladender Geste auf den Trödel zeigte. "Vielleicht finde ich ja etwas, das mir gefällt. Ich bin auf der Suche nach etwas besonderem. Aus dem Süden.", antwortete er, wobei der letzte Teil des Satzes beinahe wie eine Frage klang. Er sah sich die Auslage näher an. "Was ist das?", frug er mit einem Teil echter Neugier und zeigte auf einen breiten, verbogenen Haken mit einer Lederschnur daran. Das Ding starrte vor Schmutz und sah aus, als wäre es gerade erst aus dem Müll gezogen worden. "Ah, das nix für. Das besser", schüttelte der Händler den Kopf und hob eine hässliche Zinnstatue hoch und streckte sie ihm fast wie eine Relique entgegen. "Oh, wieviel soll dieses edle Stück denn kosten?", rief er mit fast übertriebenem Eifer laut aus. "Nur 500 Gulden. Ist wertvoll! Kostet sonst 800 Gulden, aber ich dich gut leiden, mache ich dieses toll Angebot", lächelte der Händler und blickte ihn überzeugend an. "Hm", brummte er nur. Ob das der heutige Kurs für Informationen war? Davon hatte Harmi Wirsch nichts gesagt und er konnte sich auch nicht vorstellen, daß er so viel bezahlen würde. "Einen schönen Gruß vom 'Kurier' soll ich bestellen", lächelte er und versuchte damit durchblicken zu lassen, wer ihn geschickt hatte und um so einen Informationsrabatt zu erhandeln. "Ah, du Kurier", nickte der Händler und stellte die Statue zurück. "Was wollen?"

"Ich suche jemanden." Der Händler gluckste: "Du suchst jemanden? Gefunden Du hast jemanden, würde ich sagen...". Dann nickte er ihm mit einem leerem Blick zu. "Einen hellhäutigen Mann. Muss vor einiger Zeit aus dem Süden gekommen sein." Da der Händler keine Reaktion zeigte, ergänzte er: "Aus dem Dschungel? Vielleicht über Nova Cataia? Im Süden?" Der Händler blickte ihn dümmlich an und schüttelte leicht den Kopf: "Jeden Tag kommen Leute aus Süden. Warum du suchen?" Er seufzte innerlich tief und begann zu erklären: "Im Dschungel wurde ein Schamane vom Stamm der..." Er grübelte nach. Wie war das noch gleich gewesen? Es war kein Farn-Schamane gewesen, daran konnte er sich genau erinnern. Hatte er überhaupt nach dem Stamm gefragt? Am Ende war das sowieso ein eher unwichtiges Detail, also schloß er: "...wurde ein Schamane ermordet. Einer der Mörder ist nach Vellhafen geflohen, habe ich gehört." Er verschwieg, daß von den vier hellhäutigen Männern wohl nur noch einer lebte, während die anderen im wahrsten Sinne des Wortes, einen Kopf kürzer gemacht wurden. "Du nicht Stadtwache? Du nicht Büttel! Du Kurier. Warum du also suchen?" Er zuckte mit den Schultern: "Das ist nicht dein Problem." In wirklichkeit hatte er darauf tatsächlich keine Antwort. War es, weil er dem Wilden versprochen hatte, ihn bei seiner Suche zu unterstützen? War es eine Art Gerechtigkeitssinn oder Mitleid oder tief verborgene Rachegefühle? Immerhin wusste er sehr genau, was der Wilde mit dem Mann anstellen würde, wenn er ihn zu fassen bekäme. Wäre ein Mord an einem Mörder gerecht? Er schob den Gedanken zur Seite. Darum würde er sich kümmern, wenn es soweit wäre.
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Re: Fortsetzung: "Rachejagdt"

Beitragvon wyvern » Mo 29 Sep, 2014 15:52

Wie peinlich! Nachdem er zufällig Harmi Wirsch auf dem Marktplatz über den Weg lief und ihm von seiner seltsamen Begegnung mit dem Kräuterhändler berichtete, lachte dieser laut auf und stellte kurzerhand klar, daß er wohl einem Irrtum aufgesessen war. Das war sicherlich keine Glanzleistung vor seinem Arbeitgeber, indem er nicht in der Lage war, den richtigen Informanten, trotz Beschreibung, ausfindig zu machen. Trotzdem machte er sich im Geiste eine Notiz, den schmierigen und dubiosen Händler bald erneut aufzusuchen und auf den Zahn zu fühlen.

Harmi Wirsch grinst schließlich und beantwortet die Frage nach seinem aktuellen Vorhaben: "Mein üblicher Rundgang. Den Norlander habe ich nicht angetroffen, der soll in der Planke zu finden sein. Wollen wir dorthin schnell? Dann kann ich euch vorstellen und ihr könnt den richtigen Mann befragen nach eurer Angelegenheit?"

Sie verlassen gemeinsam die Marktreihe und streben eine der Gasse an, die direkt ins Hafenviertel führt. Dort ist die Gaststube "Zum Plankengänger" zu finden, eines der weniger feinen Häuser Vellhafens, wo sich viele Seeleute aber auch die Unterwelt der Stadt gerne einfindet. Radek von Boktor geht zögerlich hinter Harmi her, als er das Ziel seiner Schritte erkennt. Er hatte 'Planke' für den Namen gehalten. Den vollständigen Namen. Daß es sich dabei um die Spelunke 'Zum Plankengänger' handelte, kam ihm erst jetzt in den Sinn. Noch letzte Woche war er dort gewesen. allerdings in der Verkleidung des Hafenarbeiters und Fischverarbeiters. Auf der anderen Seite würde ihn wahrscheinlich in seinem jetzigen Aufzug niemand erkennen. Er schaut an sich herunter. Samt und Seide. Nicht gerade die übliche Kleidung für den Plankengänger. Er versucht im Gehen zu scherzen und sagt zu Harmi: "Na, ob ich für den Laden passend gekleidet bin, mag ich bezweifeln. Hoffentlich werfen die mich nicht gleich wieder raus." Harmi Wirsch wirft einen Seitenblick auf seinen Begleiter. "Nun ja. Es ist noch früh und im Plankengänger wird noch nicht viel los sein. Aber keine Sorge. Ich kenne den Wirt und zumindest einen Gast. In dessen Gesellschaft wird uns so schnell niemand anpöbeln wegen der zu feinen Kleidung."

Die beiden sind unterdessen an der Hafenkneipe angekommen. Harmi öffnet beherzt die Tür und geht voran. Radek von Boktor lässt den Blick schweifen und erkennt tatsächlich ein paar Gesichter, zu denen er aber keinen Namen hat, wieder. Dem Ausdruck in ihren glasig wirkenden Augen nach zu urteilen, geht von denen keine Gefahr aus.

Harmi Wirsch schaut sich um, als seine Augen sich an der Zwielicht der Spelunke gewöhnt haben. Er grüsst den Wirt und steuert dann den Tresen an, an dem Korbjon, der große Nordahejmer steht, den er seinem Begleiter vorstellen möchte. "Sei gegrüßt Korbjon, deine Männer sagten mir ich würde dich hier finden. Darf ich dir einen meiner Mitarbeiter vorstellen? Das ist Radek von Boktor, einer meiner neuen Redakteure, Herr von Boktor, dies ist Korbjon, ein stets informierter Händler vom Markt."[i] Bei den letzten Worten zwinkert Harmi dem großen Norlander grinsend zu.

Radek von Boktor überlegt, ob er dem stets informierten Händler die Hand reichen soll oder lieber nicht. Er mustert den Nordahejmr: Ja, das war keinesfalls der schmierige Händler mit der Zinnstatue. [i]'Sieht eigentlich ganz nett aus - für einen Nordlander'
, denkt er bei sich und sagt höflich: "Guten Tag, Herr Korbjon" und reicht dem Nordaheijmr die Hand.

Der riesige Nordmann lacht breit: "Bei Ronskrir, mich inner Planke stören darfst auch nur du Harmi! So, so .. ein Herr von ... von Adel der Herr?" Korbjon ergreift die dargebotene Hand und drückt kräftig zu, immer noch grinsend. Radek von Boktor zuckt ein wenig unter dem kräftigen Händedruck zusammen und ringt sich ein Lächeln ab: "Hhhggg. Wenn Sie so fest zudrücken, sage ich mal lieber 'nein'." Nachdem der Nordmann seine Hand losgelassen hat, massiert er sie sich mit der anderen, um den Schmerz zu verreiben.

Harmi Wirsch mustert die Szene und grinst. Er kennt Korbjons Händedruck und weiß, warum er ihm nie die Hand gibt. Leise flüstert er nun: "Korbjon, mein Redakteur hat da ein paar Fragen zu einer .. nun sagen wir kniffligen Angelegenheit. Ich sagte ihm, wenn da einer weiter helfen kann, dann bist du das."

Der Nordmann nickt verstehend und schaut Herrn von Boktor nun aufmunternd an: "Dann mal ran annen Speck. Was willst denn wissen, min Jung?"

Radek zeigt auf einen freien Barhocker: "Darf ich?" und setzt sich dann ohne die Antwort abzuwarten. "Ich war vor geraumer Zeit in Nova Cataia, beginnt er, "als mir ein aufgebrachter Wilder berichtete, daß im Dschungel ein Schamane ermordet worden sei. Es waren wohl vier hellhäutige Männer, von denen wenigstens einer nach Vellhafen geflohen sein soll. Jetzt versuche ich die Spur hier wieder aufzunehmen." Dann ergänzt er: "Also, eigentlich ist er sogar zwei Mal nach Vellhafen geflohen. Zunächst von Nova Cataia nach Vellhafen, dann wieder zurück - wer weiß warum - und dann wieder hier her. Ziemlich irritierend." Er beugt sich flüsternd zu den beiden Männern vor: "Ich habe gehört, daß drei von den vieren inzwischen tot sein sollen."

Korbjon nickt mehrmals während der Redakteur ihm von dem gesuchten Schamanenmörder erzählt. Dann sagt er allerdings: "Das ist nicht viel, was ihr wisst. Ist das alles, was ihr an Informationen habt? Keine Personenbeschreibungen?" In scharfem Tonfall fragt er: "Und wie habt ihr in Erfahrung gebracht, dass drei tot sein sollen?"

Radek kratzt sich verlegen am Kopf. Nova Cataia war weit weg und auch solch wiederliche Berichte brauchten sicher eine Weile, bis sie über das Wasser gelangten. Insbesondere, wenn es so weit weg war, wie Nova Cataia. Auf der anderen Seite hatte er kaum etwas in Erfahrung bringen können, was dafür sprach, daß die Greueltat noch nicht so bekannt war. "Nun, immerhin ist das mehr, als manch anderer auf Vellheim weiß. Vielleicht habe ich den Wilden auch nicht recht verstanden. Sein Imperial war ziemlich holperig. Er sprach davon, daß die Geister die Gesichter der hellhäutigen offenbart hätten und daß mein Gesicht nicht dabei wäre und daß es kein Kopfgeld gäbe, sondern eine Kopfjagd."

Er zückt ein mehrfach gefaltetes Pergamentblatt aus der Weste, hält es ins schummrige Kneipenlicht und liest nach. "Ah, hier: 'Drei von den Vier sind bereits bei den Geistern. Der vierte, verbirgt sich.' Das hat er gesagt." Dann liest er weiter: "'Kein Kopfgeld, Kopfjagd. Der Kopf gehört den Geistern, sein Leben der großen Schwester! Er forderte sie, als er tötete.'" Er blickt von seinem Pergament auf: "Und dann sagte er, daß ER das vierte Gesicht finden wird. Ich habe dann nur meine Hilfe angeboten. Aber aus rein informationspolitischer Sicht, ist das schon eine Erwähnung im 'Kurier' wert, wenn ich die Geschichte dann mal endlich zusammen habe."

Korbjon wirft einen kurzen Seitenblick zu Harmi und verzieht leicht mißbilligend das Gesicht. Dann wendet er sich wieder an Radek: "Pass op, min Jung. Was auf Vellheim passiert, erfährt der gute alte Korbjon. Früher oder später. Meistens früher. Und Onkel Korbjon denkt, dass die nackten Toten ohne Kopf mit deiner Geschichte zusammenpassen. Das passt auch dazu, dass bei den Toten Steinmesser gefunden wurden. Wilde! Die machen sowas. Und ich weiß zufällig, dass ein hellhäutiger Mann, der vor einiger Zeit hier auftauchte, mit Angstzuständen zu einem Seelenheiler gebracht werden musste. Meines Wissens soll jener Mann ins Tollhaus überstellt werden, weil man ihn im Hospital nicht den anderen Patienten zumuten kann. Der faselt immer was von Tod und Dschungel. Vielleicht ist das dein Mann? Und wenn ja ... bist du dem guten alten Korbjon eine Gefälligkeit schuldig, das ist dir klar, mi Jung, oda?"

Er schluckt trocken. Aus mehreren Gründen. Er hatte in dem kurzen Gespräch mit dem seebärischen Nordlander mehr erfahren, als er in einer Woche bei stinkender Arbeit ans Licht gebracht hatte. Und was für Informationen! Nackte, tote Tote ohne Kopf mit Steinmessern. Am meisten breitete ihm aber die Tatsache Sorge, daß er in der Schuld des Hühnen stehen würde. Was der sich wohl als Gegenleistung einfallen lassen würde? Er fühlte sich kurz in seine Kindheit zurück versetzt. Die Art der Gegenleistungen waren damals alles andere als legal, hochriskant und wurden immer mit Kerker bestraft. Wenn man sich denn fassen liess. Um ein wenig Zeit zu schinden wirft einen Blick auf Harmi und den Nordmann und sagt dann gedehnt: "Es klingt zumindest recht plausibel, was Sie da sagen."

Er lässt eine kleine Pause entstehen und fährt dann zögernd fort: "Was für eine... Gefälligkeit wäre das denn?"

Der Norlander schnaubt verächtlich und wendet sich an Harmi: "Hat dein Mitarbeiter gerade plausibel gesagt? Was glaubt der denn, wer ich bin? Klär ihn auf Harmi, ich muss los. Kann meinen Stand nicht gar so lange allein lassen, sonst geht es da drunter und drüber. Meine Herren, Ronskrir .... " Den Rest des Satzes verschluckt der Mann und entschwindet. Krachend fällt die Kneipentür hinter ihm zu.

Radek von Boktor blickt dem Nordlmann fassungslos hinterher und wendet sich erstaunt und irritiert an Harmi: "Was denn? Was hat er denn? Hab ich ihn beleidigt?" Harmi Wirsch zieht seinen Mitarbeiter ohne zu antworten zur Tür. Dort zischt er leise ".. Draußen .." und drängt ihn hinaus.
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