Ein Königreich im Wandel?

Intrigen und Bündnisse im Hochreich Nuovo Imperio und dem teilanhängigen Westendar

Ein Königreich im Wandel?

Beitragvon Ascanio » Fr 29 Jul, 2011 06:48

In Heroida war die Lage angespannt seit dem Attentat auf die Kaiserin. Monate nach dem schicksalhaften Schuss in Medinia war noch immer keine Spur zu den Verdächtigen gefunden und es schien, als würde der Adel sich gegenseitig behindern und versuchen, die Schuld in die Schuhe zu schieben. Zudem brachte ein weiterer Mordanschlag noch mehr Unruhe in dieses Pulverfass, einer, der sogar glückte: Mitten in der Sitzung des Kaiserlichen Hofrates erlosch das Lebenslicht des Patriarchen von Heroida. Er wurde vergiftet, wie sich bald herausstellte...

Doch auch im kleineren Teilkönigreich des Nuovo Imperio Aurecciani brodelte es - zunächst im Verborgenen, doch bald schon waren die Zeichen in der Öffentlichkeit zu erkennen.
Wie stets glänzte König Pierre auch dieser Tage mit vornehmer Zurückhaltung, was politische Äußerungen anging. Wenigstens hatte er der Kaiserin gegenüber schriftlich sein Bedauern über den unglücklichen Vorfall in Medinia ausgedrückt. Doch diese "Laissez-faire"-Haltung fand unter dem Adel Endrouelles immer weniger Anklang, denn man fürchtete, dass Endrouelle so schon bald vom Konkurrenten Heroida in die Zange genommen würde und man den letzten Rest der verbliebenen Unabhängigkeit dadurch verlieren könnte. Eine Vorreiterin dieser Denkschule war die Erste Botschafterin Endrouelles, Vicomtesse Karhima di Carastelli. Es wurden Gerüchte Laut, sie hätte im Kaiserlichen Hofrat zu San Aurecciani bereits Bedenken zu Pierres Herrschaftsstil geäußert, die jedoch aufgrund ihres auch ansonsten wenig diplomatischen Stils dort ungehört verhallten. Zurück in Droux stellte sie den König persönlich vor Angehörigen seines Hofstaates bloß. Die Worte, die zu diesem Zeitpunkt fielen, fanden Gehör bei mehr als einem Dutzend Zeugen; die Berichte darüber müssen daher als glaubwürdig eingestuft werden. Nachdem sie den König als desinteressiert, dekadent und töricht bezeichnet hatte und ihm vorgeworfen hatte, sein Volk verhungern zu lassen, nur, um seinen eigenen Freuden nachgehen zu können, legte sie ihr Amt nieder und verlor auch beinahe ihren Kopf. Doch, siehe da, Wunder geschehen! Völlig verblüfft von diesen energischen Worten befiel König Pierre ein neuer Aktionismus, der seinen Anfang darin fand, dass er der Fast-Hochverräterin eine neue Aufgabe übertrug: Als "Sonderbeauftragte für das Wohl des Endrouelle'schen Volkes" solle sie durch das Königreich reisen und alle Missstände dokumentieren, die zu beseitigen waren, um dem Volk ein besseres Leben zu bieten.
Doch nicht genug: Hierauf rief König Pierre nach seinem Hof- und Gartenarchitekten Jean Broulliere Rarécourt della Vallé du Pimodan-Vârre, dem er auftrug, Pläne für einen neuen Palast auf den Lavendel- und Rosenfeldern vor Launtrevie zu gestalten: den "Palais des Amitié Perpétuel", in dem er nach dessen Fertigstellung die Kaiserin empfangen wolle und mit ihr endgültig das band ewiger Freundschaft und Treue zu knüpfen.
Kurze Zeit später empfing er den Marquis de Morlay, der es bislang als einziger Angehöriger des Endrouelle'schen Adels geschafft hatte, einen Ministerposten im Kaiserlichen Hofrat zu erlangen - und zwar den des Ministro Statuale d'Autorità Feudale. Ihm befahl er, in San Aurecciani ein Bild Endrouelles darzustellen, das keine Zweifel lies an der Tatsache, dass Endrouelle ein wichtiger, aber auch verlässlicher Partner im Bunde des Imperio sein würde.
Ähnlich äußerte er sich gegenüber seiner Minister, allen voran des Kardinals, der sehr überrascht sein dürfte ob des Erwachens des Königs aus dessen Lethargie.
Und ein weiterer Mann wurde neu ins Feld geschickt, die Geschicke Endrouelles in günstige Bahnen zu lenken: der Bouteiller du Roi Comte Louis Rarécourt della Vallé du Pimodan-Vârre wurde beauftragt, als Nachfolger der Vicomtesse nach San Aurecciani zu reisen und dort den Marquis de Morlay als neuer Erster Botschafter Endrouelles bei dessen Aufgabe zu unterstützen. Ob dies eine gute Wahl war, wird sich zeigen, denn in Adelskreisen ist die Fehde des Comtes mit dem Haus della Viscani nur zu bekannt. Und angeheizt wurde diese in genau jenem Moment, als der Adoptivsohn des Comtes, Vicomte Arlequin Tourment Rarécourt della Vallé du Pimodan-Vârre, von den Commissaren des O.I.A.A. aufgrund des Verdachtes auf Hochverrat verhaftet und in das berüchtigte Castello Valeriani verbracht wurde.

Viel Zunder in einem trockenen Schober - und das Gewitter naht bedrohlich und unaufhaltsam. Was wird aus Endrouelle werden? Ist König Pierre rechtzeitig erwacht, um sein Land vor großem Unheil zu bewahren oder werden jene Kräfte siegen, die einen neuerlichen Krieg mit Heroida anstreben? Eines ist klar: die Zeit ist reif für einen Wandel...
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Re: Ein Königreich im Wandel?

Beitragvon llkruegro » So 31 Jul, 2011 09:00

Nachdem Karhima von ihren König eine neue Aufgabe erhielt, fuhr sie nach langer Zeit endlich mal wieder an ihren Hof um sich mit ihrem Vater, Comte Yulio di Carastelli, die Situation zu diskutieren. Dieser war gar nicht erbaut von der Geschichte, zog auch er es vor, sich aus der Politik lieber herauszuhalten.
Politik ist nur etwas für Vortäuscher, Machtgierige, Blender. Meine liebe Karhima, ich fand deine Idee nie gut, dich daran zu beteiligen. Somit bin ich froh, dass bisher alles glimpflich ausging. Doch sieh dich vor, Politikern ist nicht zu trauen!" Nun ja, ganz kann Karhima ihre Finger also immernoch nicht aus der Politik heraushalten, auch wenn sie nun keine repräsentativen Aufgaben in Heroida mehr innehat, was sie absolut befürwortet. Denn zu theatralischem Gehabe hat sie ihr Vater nie erzogen. Sie gehörte wirklich nicht an diesen Ort.

Die neue Aufgabe hingegen ist sehr reizvoll. Und obendrein passt sie auch noch gut zu ihrer neuen Mitgliedschaft in der Vereinigung antamarischer Medici. Es fügt sich sehr gut, denn sie hofft nun auf die Mithilfe der VAM bei der Feststellung des Zustandes über das Wohl des Volkes in Endrouelle.

Doch als erstes benötigt sie Abstand. Für die VAM fährt sie vorerst nach Eiswind um dort weiter zu studieren, bevor sie dann mit freiem Kopf wieder in die Politik zurückkehrt. Ein kleiner Urlaub wird doch sicher genehmigt sein...

Bevor sie aufbricht sendet sie jedoch ihre Glückwünsche an Comte Louis, der ihr Nachfolger als Botschafter ist. "Louis ist dort mit Sicherheit besser aufgehoben als ich."
Kanzler Lúnasadh.
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Re: Ein Königreich im Wandel?

Beitragvon Selfurdo » So 31 Jul, 2011 17:32

Der Vicomte Arlequin Tourment hatte sich alle Mühe gegeben Merites dês Galantes in der Zeit, als sein Vater auf Grund widriger Umstände nicht regierungsfähig war,aufblühen zu lassen.
Zu seinen ersten Handlungen gehörte eine Erneuerung des Jagdrechtes. Er selbst machte sich nicht viel daraus Tiere zu Tode zu hetzen, doch jene Ritter und sosntige Adeligen, die damit ihre Zeit vertrieben, hatten die Auflage bekomme, Fell und Fleisch den Bauern und Bürger zur Verfügung zu stellen. Ein Beschluss der auf wenig Begeisterung gestoßen war undauch nicht gewissenhaft ausgeführt wurde, doch es war ein Anfang. Zudem erlies er eine großzügigere Verteilung der Jagdlizensen. Jeder Brüger hatte fortan das Recht zu einem geringeren Preis eineLizens zu erhalten, als es vorweg üblich war. Zudem reagierte man auf das Vermögen und die Familiengröße der Bittsteller.
Alleine schon um dem Cardinal zu trotzen, bemühte sichder Vicomte auch bei der Aufforstung und in weiteren für das Wohlergehen der Bauern entschiedenden Bereiche um Gnade und Hilfsbereitschaft.
Wurde im letzten Jahrzehnt noch von Revolution gesprochen, so scheint die Krise nun überwunden. Dabei bleibt zu hoffen, dass die Glücksträhne im Handel des Vicomtes nicht eines Tages vom Pech heimgesucht. Dies würde wohl bei der momentanen Situation einen erneuten fast Zusammenbruch der politischen Ordnung verursachen. Wenige Stimmen behaubten hinter vorgehaltener Hand, das Glück im Handel würde auch durch An und Verkauf von Hehlerwaren und ähnlich anrüchtigem Krimskrams zu Stande kommen.
Die Zufriedenheit ist nun allerdings auchdem Vicomte zu Nutze, denn Arlequin konnte so einige Freiwillge für eine eigene,private Miliz gewinnen.Über den Seehandel erworbenes Gold steckte er nicht nur in Ausbildung, sondern auch Ausrüstung. Kürass, Morion und Armeestiefel wurden für jeden bereitgestellt, der sich durch Geschick beweisen konnte. Pikiniere wurden ebenso ausgebildet, wie Infanteristen an Schwertern und Fechtwaffen. Auch einige Schützen an der Kriegsarmbrust wurden ausgebildet. Besondere Talente erhielten sogar eine Repetierarmbrust aus der Börse des Vicomtes.
Insgesamt sind diese Milizionäre, wie der Vicomte selbst sie bezeichnet nicht annährend eine Armee zu nennen. Doch immerhin weiß die Grafschaf sich zu wehren, vor Allem gegen niht-geweihte Anhänger des Cardinals, des religiöse Souveränität der Vicomte freilich nicht anzugreifen wagte. Doch bürgerliche Anhänger die keiner sakralen Gemeinschaft angehörten, waren stehts an ihn selbst zu verweisen. Wer diesem Befehl nicht nachkommt, so sagte der Vicomte wörtlich und wiederholt und lies diese Kunde verbreiten, sei als Feind anzusehen.

In letzter Zeit geht nicht nur das Gerücht um, der Vicomte sei inhaftiert worden, sondern vor Allem auch die überzeugte Aufeiferung, der Cardinal sei dafür zuständig!
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Re: Ein Königreich im Wandel?

Beitragvon CGS » So 31 Jul, 2011 20:23

Comte Louis Raécourt della Valle dû Pimodan-Varré saß im Hôtel "Le Palais" lange in dem Schreibzimmer seiner Suite und blickte mit stierem Blick in das mehrmals gefältelte Billett aus dem "Palais du Roi", aus Endrouelle.

Nach dem Schilderungen des Zeremonienmeisters hatte Vicomtesse di Carastelli auf dem politischen Parkett durchweg wenig Bodenhaftung beweisen können und kam bereits in der ersten Sitzung des Hofrats zum erliegen. ...

Wenn dies nun aber ausgereicht haben mochte, gepaart mit ihrem fulminanten "Auftritt" im "Palais du Roi", dass Pierre wieder zur Besinnung kommen mochte, war dieses Opfer zar sicher schweren Herzens gebracht. Allerdings lies die Neukonstellation auf dem auretianischen Schachbrett nun zu, die Positionen zu überdenken.

Es schien ihm so, als hätten sich die unendlichen Zeilen, die er auf diplomatisches Papier gebracht hatte, als hätten die schier Millionen Gespräche, die er auch mit Menschen ohne Stand (!) geführt hatte, als hätten endlich alle Intrigen den Kreis geschlossen und er, würde nun endlich über seine Widersacher triumphieren.

Nun war er von allerhöchster Stelle dazu ermächtigt, Staatsgelder in die Wiedererstarkung des Königreiches zu investieren und konnte neben dem noch eineige unliebsame Weggefährten von der Bahn werfen. ...

Der Marquis de Morlay war zwar nie sein bester Freund gewesen - um es vorsichtig ausgedrückt zu wissen - allerdings war der Marquis ein Diplomat und so konnte man sich zumindest auf politischer Ebene verständigen. Jean Brouelliere wurde wieder aus der Reserve geholt - was einem doppelten Ritterschlag der Familie Rarécourt della Valle dû Pimodan-Varré gleichkam - aber das konnte letztlich nur nützen. Arlecchino Tourment stimmte sich nach den Jahren der Verwaltung nun auch auf einen "aktiveren" Dienst an der Krone ein und man durfte gespannt sein, wie es weiterginge ... mit dem "Empire Endouelle". Alleine aus dem "Schattenkabinett", namentlich dem Cardinal un dessen Häschern blieb jede Ehrenbukundung zu seiner Neuernennung fern ---- aber vielleicht hatten sie diese freudie Nachricht auch nur noch nicht erreicht ....

Es gilt viel zu tun ... und an diese Viscani Sippe wollte er jetzt noch gar nicht denken ....

Am Ende dieses Abends saß der Comte Louis Rarécourt délla Valle dû Pimodan-Varré wieder an seinem Schreibtisch und depeschierte in alle vier Himmelsrichtungen, dass nun endlich etwas geschehe, im Staate Endourelle.....
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Beitragvon L'étranger » So 31 Jul, 2011 23:48

Le Cardinale‘ saß wie jeden Morgen schweigsam bei Frühstück im Garten und las dabei die all wöchentliche Rathauszeitung, wobei er aufmerksam den farbreichen Berichten vertrauenswürdiger Zubringer lauschte. Als nun auch der letzte von ihnen gegangen war, faltete er akkurat die Zeitung und legte sie auf den Teller. Er seufzte kaum merklich, während er sich mit einer Servierte zuerst die Mundwinkel abtupfte und dann die Hände säuberte. Dann winkte er beiläufig seinem Sekretarius, der sogleich an ihn herantrat und sich wortlos herabbeugte, während er die Servierte auf der Zeitung niederlegte.

Setzt bitte ein dem Anlass angemessens Schreiben an die Vereinigung Antamarischer Medici in Cambrio, zu Händen von Ogo Imalayan, den Anwärter aufs Amt des kaiserlichen Hofarztes in San Aurecciani auf. Teilt ihm mit wir haben uns entschieden,… und wünschen das der Name des neuen Krankenhauses in Droux fort an den Namen des Comte: Louis Rarécourt délla Valle dû Pimodan-Varré; Anlässig seiner Ernennung zum neuen Ministre des Affaires Étrangères de Royaume Endrouelle, tragen soll. Und merkt in dem Schreiben, aber nur dezent am Rande an, dass es wünschenswert wäre, würde die Leitung des Krankenhauses in Droux einer Medici aus Endrouelle zu fallen! Teil unsere Entscheidung in einem entsprechenden Amtsschreiben auch dem Comte délla Valle dû Pimodan-Varré mit.“ erklärte er ruhig und deutet sogleich seinem Sekretarius an, sich wieder dezent zurückziehen und den so eben erhaltenen Befehl schnellstens umzusetzen.

Den eigenen Dingen nachhängend lehnte er sich, sorglos und unbekümmert, im weißen Korbstuhl zurück um das herrliche Wetter an diesem Morgen noch ein wenig weiter zu genießen.
Wahrhaftiger Schmerz adelt das Tier...
... doch Adel verpflichtet, und Hochmut kommt vor dem Fall.
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Ein Königreich im Wandel,...

Beitragvon L'étranger » So 04 Sep, 2011 18:16

Le Cardinale saß schweigsam im Halbschatten eines großen Eichenbaums im Garten, genoss scheinbar das herrliche Wetter, soweit es ihm möglich war und hing dabei den eigenen Angelegenheiten gedanklich nach. Die Pagen des Hauses hatten seinen Tisch bereits abgeräumt und das kleine Marionettenschauspiel auf der Bühne vor sich beachtete er nur am Rande, als sich sein Sekretarius an ihn wandte, um ihm etwas zu zuflüstern.
Nachdenklich legte le Cardinale die Fingerspitzen aneinander.
Als die Nachricht wortgetreu übermittelt war nickte Eure Seligkeit kurz, ohne seinen Sekretarius eines Blickes zu würdigen, worauf hin dieser sich wieder schweigsam in den Hintergrund zurückzog.
Es verging einige Zeit.
Ein Page mit einem Silbertablett auf dem ein gesiegelter Brief lag, trat an den Sekretarius heran trat. Beide wechselten dezent wenige Worte und so wie der Sekretarius sich der Echtheit des Siegels vergewissert hatte, lies er den Pagen vortreten. Der junge Mann reichte das Tablett mit einer angedeuteten Verbeugung und den Worten: „Entschuldigt die Störung Eure Seligkeit,... Doch der Signore in der Eingangshalle bat mich euch dies zu bringen. Er sagte, sie sei wichtig!“ dem Cardinale. Nur aus dem Augenwinkel, kurz und unauffällig, musterte er das Siegel und erkannte an wenigen offensichtlichen Details des Wappens wer der Absender war.
Er nickte.
Der Page stellte das Tablett mit der Depesche auf dem Tisch ab. Erst als der Page sich wortlos wieder zurück gezogen hatte, gab der Cardinale seinem Sekretarius ein unauffälliges Handzeichen, das diesen an seine Seite befahl. Wortlos nahm er die Depesche an sich, öffnete sie und reichte sie seinem Herren. Während er die Nachricht las, zog sich der Sekretarius wieder zurück. Der Blick des Cardinale glitt halb über den Inhalt des Schreibens, als er ihn schnell hob und über die Oberkannte des Blattes hinweg, mit stechenden Blick das Geschehen auf der Bühne fixierte – eine spannende Situation bahnte sich dort an!

Mitten im Spiel hatten sich die Fäden einer Marionette verheddert und was der Künstler über ihr auch versuchte, die Marionette bewegte sich nicht mehr so wie er es wollte. Es schien sogar kurzzeitig so, als hätte die Marionette ein obskures Eigenleben entwickelt. Das Schreiben las er nicht zu Ende, sondern faltete es einmal in der Mitte und legte es zurück auf das Tablett. Dann fiel der Vorhang und er wusste, dass dies nur bedeuten konnte, dass der Künstler hinter der Bühne nun die Schere zur Hand nehm um >das Problem< zu beheben.

Ein kaum spürbarer Windhauch lies das Blätterwerk des Baums schwach rascheln und für einen Moment beschien die Sonne zwischen die Äste hindurch den Tisch. Kurz war im Zwielicht unter der Kapuze der purpurnen Robe des Cardinale so etwas wie ein schwaches, schemenhaftes Lächeln zu erkennen.
Er winkte sein Sekretarius erneut zu sich herüber und bedeutete ihm sich zu setzten.
Dieser zückte zugleich seine Schreibmappe um die nun wohl folgenden Anweisungen wortgetreu zu notieren.
Benachrichtigt bitte Colonello le Rochelle, das er umgehend nach Droux zurückkehren soll, um mich dort in Drei Tagen im Tempel zu treffen. Dann schickt euren besten Eilboten aus, er soll zuerst im Hafen einen Schnellsegler kapern. Das Schiff soll in neun Tagen auslaufen und das Ziel wird dem Kapitän von le Rochelle bei dessen Ankunft mitgeteilt. So wie dies erledigt, soll der Bote zum Palais du Roi weiter reiten und dort dafür sorgen, dass meine Gemächer vorbereitet werden, sowie den Roi informieren, dass ich ihn in Vier Tagen sprechen muss…Schärft dem Boten die Dringlichkeit dieser Angelegenheit ein. Wenn nötig, so soll er Druck bei den entsprechenden Hofbeamten in meinem Namen ausüben!“ kurz hielt er inne um die Reaktion des Sekretarius zu studieren.
Der Sekretarius stockte kurz bei der Niederschrift der Befehle. Den Bote zu ermächtigen Druck im Namen des Cardinale auf die Hofbeamten auszuüben, würde sicher für reichlich Aufsehen am Hof des Roi sorgen. Aufsehen um seine Person, das war eigentlich etwas, dass le Cardinale in der Regel zu unterbinden versuchte. Doch Befehl war Befehl und so schrieb der Sekretarius nach einem Moment des Innenhaltens unbeirrt weiter.
Der Cardinale begann in aller Ruhe die weißen Handschuhe anzuziehen, welche er nur selten ablegte, wobei er mit den Worten fort fuhr: „Außerdem möchte ich, dass Comte Valle dû Pimodan-Varré über meine Anwesenheit bei Hofe unterrichtet wird und ich ihn im Anschluss an die Unterredung zu sprechen wünsche. Die Wahl des Ortes sei ihm überlassen – immerhin sind wir flexibel.“.
Der Sekretarius setzte den Stift ab und hob, mit leicht geöffnetem Mund, den Blick. Das Gesicht des Cardinales konnte er unter der Kapuze nicht erkennen, doch dafür konnte dieser im Gesicht des Sekretarius wie in einem offenen Buch lesen. Man konnte ihm ansehen, dass ihm eine Frage, sprichwörtlich auf der Zunge lag.
Ich weiß,… Druck machen und unnötiges Aufsehen erregen liegen nahe beieinander. Doch in diesem speziellen Fall fordert grade zu spezielle Maßnahmen die ich gewillt bin zu ergreifen.“ entgegnete er gelassen der unausgesprochenen Frage zwischen beiden und schob ihm das kleine Silbertablett herüber. Danach erhob er sich vom edlen Korbstuhl, gefolgt von dem fragenden Blick des Sekretarius, der abwechselnd zwischen der Depesche auf dem Tisch und dem Cardinale schwankte.
Dieser wandte sich einfach von ihm ab und machte einen Schritt in Richtung der Tür, ehe er noch einmal kurz inne hielt. „Setzt ein Amtsschreiben an Eure Heiligkeit den Lichtbringer auf und informiert ihn in meinem Namen über den Inhalt der Depesche, so wie die bereits zuvor schon einmal angedachten Schritte zur Lösung,… dieser Angelegenheit. So wie ich mit dem Roi gesprochen und dem Comte fertig bin, werde ich ihn aufsuchen um das Angedachte umsetzen zu lassen.“ sagte er beiläufig, während vier Männer seiner Leibgarde an ihn herantraten und in dessen Geleit er den Garten verlies.



Der Sekretarius nahm das Schreiben an sich und überflog seinen Inhalt,...
...ihm stockte der Atem.
Wahrhaftiger Schmerz adelt das Tier...
... doch Adel verpflichtet, und Hochmut kommt vor dem Fall.
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