Gerade will der Morgennebel vom Hafenbecken San Aureccianis weichen, als sich unter den ersten Sonnenstrahlen schon hektische Betriebsamkeit im Hafen zeigt. Mehrere Schiffe werden seeklar gemacht, um mit der ersten Flut auszulaufen.
Da tauchen am Horizont zwei Mastspitzen auf, die von Süden her schnell näher kommen. Auf dem Flagschiff stehen einige Offiziere auf dem Heckkastell.
"San Aurecciani backbord voraus", schreit der Ausguck aus dem Krähennest.
Der Kapitän hebt sein Fernrohr ans Auge und blickt in die angewiesene Richtung: "Va bene, am frühen Mittag werden wir im Hafen auf Reede liegen."
Zufrieden schiebt er das Fernrohr zusammen und wendet sich an einen der Offiziere neben sich: "Tenente, ich werde dann bald auf das andere Schiff übersetzen, lasst ein Beiboot klarmachen und gebt Flaggensignal zum Übersetzen. Schmeisst die Freiwachen aus den Kojen und lasst klar Schiff machen. Wenn seine Excellenz der Marquis de Morlay das Flagschiff übernimmt, sind alle Mannschaften in Ausgehuniform an Deck angetreten. Und wehe ein einziges Tau ist nicht ordentlich belegt oder aufgeschossen. Ich will keine Wuling an Deck sehen, capice? Und schickt den Bootsmann zu mir."
Der Tenente salutiert und beeilt sich, die Befehle ausführen zu lassen. Wenig später steht der Bootsmann vor dem Capitan: "Ihr wolltet mich sprechen?"
"Aye", erwidert der Capitan, "sobald wir vor Reede liegen, bemannt ihr ein Boot. Der erste Offizier wird umgehend unsere Ankunft dem Marquise de Morlay melden und seine weiteren Befehle entgegen nehmen. Ihr aber geht zu den Hafentavernen und sucht nach einem Mann. Er heisst Rodrigues Hernandez. Ihr werdet ihn sicherlich in einer der Kaschemmen finden. Richtet ihm aus, sein Capitan braucht ihn, dann wird er Euch folgen." Der Capitan bemerkt den fragenden Blick und schmunzelt: "Er ist der beste Geschützmaat, den mit dem ich je gefahren bin. Mit einem Serpent schiesst er eine Ratte vom Deck. Für das was vor uns liegt, würde ich ungern auf seine Fähigkeiten verzichten. Wenn ihr ihn gefunden habt, tragt Sorge, dass er auf mein Schiff kommt, si? Ihr könnt jetzt gehen."
Der Capitan verschränkt die Hände auf dem Rücken und lässt sich die Brise um die Nase wehen, die die beiden prächtigen Schiffe stetig weiter nach Norden treibt. Munitioniert, verproviantiert und die Mannschaft während der Überfahrt von Salento ordentlich gedrillt. Viel war dazu nicht nötig, die Mannschaften waren in vorzüglichem Zustand. Seine auretianische Taschenuhr zeigte dem Capitän jedes Mal, dass zwischen dem Befehl 'klar zum Gefecht' und seiner Ausführung nur sehr wenige Minuten vergehen.
Wirklich gute Männer, mit Seewasser geweihte Auretianier. Er grinst bei dem Gedanken, dass er sie bedeutend lieber auf seiner Seite wüsste, als gegen sich gestellt.
Wenn Aiagos und Athos nur ein wenig gewogen wären, dann würden sie die See um Auretianien bald wieder frei von Piraten hinterlassen.