... und der Conte hat sich gar nicht mehr gemeldet? Porcho dio, alles umsonst ... ich hätte gleich zu Beginn dieser ganzen Misere nach Westendar gehen sollen. Waffenschmuggel Remy, verstehst du? Aber sei es drum ... ich werde wohl alt und erwerbe ein Hurenhaus und eine Taverne, wenn das hier so weiter geht.
Hmmmm ... keine Nachricht vom Conte. Aber wir haben es versucht. Wer weiß, vielleicht ergibt sich noch etwas.
Egal ... du bleibst irgendwie dran. Höre dich um, treibe von mir aus deine kleine Dichterkarriere voran. Ich habe schon schlimmeres überstanden als diese Geschäftsflaute.
Bis zum nächsten Mal, Bouregard.
Noch was, Remy. Ich habe das komische Gefühl, als würde ich in den letzten zwei Tagen immer mal wieder beobachtet werden. Wer weiß, vielleicht wird mein Kopf von all der Faulheit blöde ... aber ... hmmm ... sei einfach vorsichtig, denn ich bin es auch.
Egal ...
Porcho dio, Remy ... der Comte Louis Rarécourt délla Valle dû Pimodan-Varré will ein Gedicht von dir? Das ist ja herzig. Zuerst Viscani, jetzt Valle dû Pimodan-Varré.
Ich werde einstweilen meine Hände davon lassen. Die Viscanis sind keine Freunde des Hauses Valle dû Pimodan-Varré. Was wäre ich für ein Dichter, wenn ich zuvor den großen Leandro aus dem Haus der Viscanis preise um kurz darauf deren Feinden Lobgedichte zu widmen?
Remy, sei doch nicht immer so sensibel. Ein Gedicht hier, ein Gedicht dort und ... voilà, schon stehen dir Tür und Tor offen. Also sei kein kleines Mädchen sondern ein braver Dichter und dichte.
Einen Dreck werde ich machen und diesem Endrouell´schen Bastard ein Lobgedicht widmen. Du kennst die Geschichte meines Vaters, du weißt, dass der Endrouell´sche Adel an seinem Tod nicht unschuldig war. Liebe lasse ich mir jetzt und hier von dir das Herz durchstehen, als diesen Comte ein Lobgedicht zu widmen ... ja, ein Spottgedicht, das wird er beizeiten bekommen. Aber kein Lob.
Porcho dio, Remy. Du lässt dich lieber abstechen, als für das Haus Valle dû Pimodan-Varré den Lobdeppen zu spielen? Was bist du nur für ein Kindskopf ... aber jetzt genug der Kindereien. Dann widmest du ihm eben kein Gedicht ... und am besten auch kein Spottgedicht. Ich habe Neuigkeiten ... und um der Götter willen, knöpfe dein elendes Hemd zu, deine schwache Brust ist selbst für ein Auge ein zu lächerlicher Anblick.
Wie du weißt, lieber Remy, bin ich nicht nur ein unheimlich hübscher Kerl, sondern verfüge auch über Köpfchen und Kontakte. Deswegen bist du mein Gehilfe und ich derjenige, der sagt wo es langgeht. Aber wie dem auch sei ... während du deine wenig erfolgreichen Versuche gemacht hast, der Liebling des Adels zu werden, habe ich mich natürlich umgehört. Du weißt schon ... ein bisschen getratscht, ein bisschen gedroht, ein bisschen bestochen und ein bisschen geschmeichelt.
Nun, unsere geliebte Kaiserin wurde von einer Kugel aus einer Arbalette getroffen. Das war nicht so schwer rauszufinden. Arbaletten sind außerhalb der kaiserlichen Armee nicht leicht zu erstehen, aber das eine oder andere Mal gelangte auch ich in den Besitz einer solchen Waffe. Gutes Gold kann man dafür verlangen, weil diese Dinger einfach zu selten sind. Doch auch das ist jetzt gar nicht einmal so wichtig. Denn wirklich wichtig ist, was auf der Kugel stand. Remy, glaube mir, das war nicht einfach rauszufinden. Aber nun denn, es drang an mein Ohr, dass eine Gravur enthalten war - die Initialen "GL". Was die Ermittler des O.I.A.A. natürlich sogleich veranlasste, Galvano di Lancia, den Herzog von Medinia zu behelligen ... diese Trottel waren auf der falschen Spur. Denn die Initialen "GL" bedeuten nicht Galvano di Lancia, ganz und gar nicht. Es gibt nur einen Mann, der Waffen derart signiert. Gianfranco Luca, ein exzellenter Schmied aber schwieriger Kerl. Sieht sich als Künstler und wie ein Maler signiert er seine Werke eben. Früher lebte er in Genovia, hatte dort aber so einige Probleme und musste fliehen.
Merda, das heißt, du weißt, wer die Waffe oder besser gesagt die Kugel hergestellt hat?
Gianfranco Luca ist der einzige außerhalb der Fänge der kaiserlichen Armee, den ich die Herstellung von Arbaletten samt geeigneter Munition zutraue. Die Initialen sprechen für ihn und wie gesagt, er sieht sich als Künstler ... er arbeitet nicht für jeden und wenn er arbeitet, dann für teures Geld. Er hat auch mir, damals als er noch in Genovia lebte, viel Gold abgenommen für ein paar speziellere Anfertigungen. Aber der Weg zum Attentäter führt über Luca, da bin ich mir sicher. Und ich wäre nicht Bouregard, wenn ich nicht wüsste, wo sich dieser alte Gierschlund aufhält.
Die Spur zu Luca führt auf die Insel Orichal im Inselreich Chorphys. Noch bin ich mir nicht sicher, muss noch einige Leute sprechen. Aber sobald das erledigt ist, lieber Remy ... werde ich dich auf ein Schiffchen setzen und du wirst einen Schmied suchen, den du zum reden bringen wirst. Du solltest einstweilen ruhig etwas an deinen groberen Fähigkeiten arbeiten. Es könnte sein, dass der Schmied nicht unbedingt mit dir reden will, wenn du ihn aufspührst.
Du findest heraus, wo er ist, ich reise zu ihm und foltere die Wahrheit über den Käufer der Waffe aus ihm heraus?
Ich hoffe nicht, Remy. Vielleicht bringt ihm auch Gold zum sprechen. Außerdem ist er erpressbar. Wenn der O.I.A.A. ihm auf die Spur käme, dann säße er wohl mehr in der Klemme, als wenn du ihn aufsuchst. Mir ist es lieber, du bringst ihn mit Worten zur Vernunft. Aber wenn das nicht gelingt ... was wäre eine Künstler wie Luca, der einzig und allein für die Eitelkeit seiner Kunst lebt, ohne seine Finger?
»Erneut treffen Berichte ein über Piratenüberfälle. Genau genommen sind es dieses Mal nicht nur Berichte. Zwei Holk und eine kleinere Kogge waren auf dem Weg zu den östlichen Inseln um die inodanische Arme ein weiteres Mal zu beliefern. Gemeinsam mit zwei bewaffneten Begleitschiffen begegneten sie aufihrer Route inodanischen Piraten. Auf den Segeln eine riesige, grüne Seeschlange. Gerade als die drei Frachschiffe beidrehen wollten, um ihre Ladung zu sichern, bemerkten sie ein offensichtlich auretianisches Schiff in ihrem Rücken. Das eingeübte Manöver wurde abgebrochen und ein heilloses Durcheinander brach aus, sodass auch die bewaffneten Schiffe nicht ihre volle Feuerkraft nutzen konnte. Rasch waren die Rümpfe mit inodanischen Geschossen gespickt, werden das Schiff aus dem Nuovo Imperio bereits mit dem Enterkampf auf eines der größeren Handelsschiffe begonnen hatte. Die erste Holk war schnell unter die Kontrolle der Angreifer gebracht, als die zweite es geschafft hatte beizudrehen und hart am Wind den Rückweg gen Auretia antrat. Sie wurde nicht verfolgt, obwohl dies wohl kein Problem für die weitaus schnellere, auretianische Schebecke gewesen wäre. Unter dem schweren Beschuss der Piraten barsten die Mäste und Decks der auretianischen Begleitschiffe. Die Kogge sowie die verbliebene Holk wurden rasch durch den Einsatz scharfer Klingen von ihrer Mannschaft befreit und anschließend durch inodanische Piraten neu bemannt. Unter der Führung der Schebecke wurde ein Kurs gen Osten gesetzt. Belagerungs- und Blankwaffen, Rüstungen und weitere Waren sind nun in den Händen der Piraten.
Jene Holk, welche mit exzellenten Waren aus dem Hause della Sassoy begütet war erreichte einige Tage später den heimischen Hafen von Nathania wo neben der schrecklichen Kunde der Kapitän von Bort gebracht wurde. In seinem Hals ein makellosen, grün gefiedeter Pfeil von inodanischer Machart.«
Nimm den Kleinen doch mit, Remy. Wenn es stimmt, was du erzählst, dann hätte ich durchaus Interesse daran, noch mehr von ihm zu erfahren. Der Handel mit Thalhaimer Rauchkraut ist eine feine Angelegenheit. In normalen Zeiten wenig gefährlich, dafür lukrativ. Ja, Remy, nimm den Kleinen auf deine Reise mit um ihn besser kennen zu lernen. Gefährlich wird er dir kaum kommen, vielleicht ist er sogar nützlich.
Gut, Bouregard. Ich nehme ihn mit, aber wenn er mir auf den Geist geht werfe ich ihn über Bord. Was ist nun, willst du ihn sehen, willst du ihm quasi eine Audienz gewähren?
Eine Audienz ... bei mir, den König der Hehler? Nein, wieso auch? Erst soll der Kleine dich begleiten. Wenn er sich bewährt, kann ich ihn treffen. Vorher sehe ich keine Notwendigkeit. Übrigens ... ich weiß jetzt, wo die Reise hingeht. Die Insel Orichal war korrekt. Gianfranco Luca verbirgt sich dort. Ich habe deine Reiseroute bereits herausgefunden ...
Als erstes reist du Medinia. Das sollte keine größeren Probleme bereiten. Mit einem guten Pferd ist die Strecke rasch zu bewältigen. Dort begibst du dich in den Hafen und suchst ein Schiff nach Spharynx auf der Insel Orichal. Auch das sollte nicht allzu schwierig sein, denn der Handel zwischen Spharynx und Medinia mit Orichalcum, Eisen, Kupfer und Zinn floriert. Halt dich dort aber nicht zu lange auf, denn die Reise führt dich über 240 Meilen quer über die Insel - ich weiß nicht, wie gefährlich das ist - nach Charynx. Das ist ein wirkliches Loch, eine abgelegene Einöde. Dort befindet sich Luca und versteckt sich vor den Göttern und der Welt. Ihn rüttelst du auf, du befragst ihn und schon sind wir dem Attentäter einen Spur näher. Einfach, nicht?
Das klingt gut, Bouregard. Ich beginne mit den Vorbereitungen.
Alles Gute, Remy. Quetsch Luca aus. Er muss etwas wissen!
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