Zwei Schiffe bereit zur Jagd

Intrigen und Bündnisse im Hochreich Nuovo Imperio und dem teilanhängigen Westendar

Re: Zwei Schiffe bereit zur Jagd

Beitragvon Ascanio » Di 26 Jun, 2012 07:03

Segel wurden zerfetzt, Taue zerrissen, der Hauptmast splitterte, doch noch fiel er nicht. Als die erste Salve abgeschossen war und wieder Ruhe an Deck des Piratenseglers eingekehrt war, eröffnete sich den Kaiserlichen ein ungewöhnlicher Anblick. Nun, da die beiden Schiffe parallele Kurse eingeschlagen hatten und die Sicht auf das Deck der Karacke nicht mehr durch das riesige Rahsegel verdeckt war, nun erst erkannten die Seesoldaten, dass sich dort niemand befand. Nicht ein einziger Pirat zeigte sich an Bord der Karacke, und auch die erwarteten schwerverletzten Opfer der todbringenden Salve waren ausgeblieben... "Ein Geisterschiff! Aiagos steh' uns bei!" rief ein Matrose.

Im Unterdeck der Karacke vernahm man solche Rufe mit gespannter Freude. Alles kauerte sich auf engstem Raum, bereit, im richtigen Moment loszuschlagen und den Enterkampf einzuleiten. Der Überraschungsmoment würde ihnen weitere Vorteile im Kampf bringen. Doch noch hieß es sich gedulden. Gespannt prüfte der Kapitän durch eine schmale Ritze in der Bordwand die Geschehnisse draußen. Würden die Kaiserlichen erst all ihre Munition verschleudern, oder würden sie neugierig werden und sich herüber wagen? Nun waren die beiden Schiffe fast auf gleicher Höhe, doch für ein Übersetzen waren sie noch zu weit voneinander entfernt. Es konnte nicht mehr lange dauern...
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Re: Zwei Schiffe bereit zur Jagd

Beitragvon powl » Di 26 Jun, 2012 18:07

Andrea schnauzte vom Achterdeck den Matrosen an: "Der Nächste, der das Wort 'Geister' in den Mund nimmt, findet sich am Ende eines Tampens wieder, der quer unter dem Kiel durchhängt, ist das klar soweit! Wenn es hagelt, stellt man sich eben unter."
Dann gibt er weitere Befehle: "Ruder zwei Strich Backbord, haltet sie auf Schußweite, aber nicht dichter. Senor Hernandez, die Backbordbatterie gehört Ihnen. Und ich wäre sehr erfreut, wenn Sie einen der Masten umlegen könnten. Wenn ein Mast fällt, abwechselnd Hagel oder Feuerkugel nachladen! Armbruster Brandpfeile bereitmachen."
Rodrigues Hernandez steckt die abgekaute Pfeife in die Tasche und richtet eines der Geschütze sorgfälig selbst aus, während der Rudergänger die Karavelle leicht vom Piratenschiff abdrehen lässt.
"Was habt Ihr vor, Capitan", wünscht Levasseur zu wissen.
"Solange niemand ihr Ruder bedient, segeln sie auf diesem Kurs weiter. Und so lange niemand an Deck ist, richten wir auch wenig aus. Also lassen wir sie entscheiden, ob sie verbrennen oder löschen wollen. Und wenn sie löschen wollen, dann lassen wir es hageln. Schade um die Prise, aber ich werde deswegen keine Männer opfern. Solange sie nicht zurückschiessen, halten wir sie auf Distanz und schicken unsere Aufwartung."

In diesem Moment ist Hernandez mit dem Ausrichten fertig. "Los", brüllt er und die Geschütze schleudern die Kettenkugeln gleichzeitig gegen die Piraten, dass ein spürbarer Ruck durch die Karavelle zittert.
Eine weitere stählerne Aufwartung der Auretianier zischt durch die Luft auf die Karacke der Piraten zu.
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Re: Zwei Schiffe bereit zur Jagd

Beitragvon Ascanio » Mi 27 Jun, 2012 07:27

Der Kapitän grinste. Er hatte die Kaiserlichen jetzt genau da, wo er sie haben wollte. Fast schon triumphierend wog er das Tauende in seiner Hand. Wenn er jetzt kräftig daran zog, so würde dessen anderem Ende, das an jenem Balken befestigt war, der das Steuerrad in Position hielt, eben jene Arretierung gelöst werden. Durch den Wind würde sich die Karacke genau in Richtung der Karavelle drehen und auf diese zuhalten. Ein Manöver, mit dem dort drüben sicher niemand rechnen konnte. Ein Manöver, das seinen Männern den Vorteil eines Überraschungsangriffs geben würde. Wenn nur der Mast hielt...

Die zweite Salve erreichte das Schiff und richtete erheblichen Schaden an. Um den Hauptmast stand es nicht gut, doch noch wollte er sich nicht senken.
Jetzt oder nie! Der Kapitän riss das Tau herunter, doch es passierte nichts. Nochmal! Wieder nichts! Dieses verdammte Ding musste sich irgendwo verhakt haben, womöglich war er durch den Beschuss irgendwo eingeklemmt worden. 'Aiagos, so kann es nicht enden, so darf es nicht enden!' dachte der Kapitän in einem kurzen Augenblick der Verzweiflung. "Tomaso, hör gut zu," rief er dem Schiffsjungen zu, der neben ihm kauerte. "Du musst nach oben und den Balken vom Steuerrad abschlagen. Schnell, sie laden nach und werden erst in einer Minute wieder schussbereit sein. An dir hängt der Erfolg dieses Manövers. Wenn es dir gelingt, dann werde ich dich noch heute zu meinem Stellvertreter ernennen. Und du wirst mehr Gold erhalten, als du tragen kannst. Los jetzt, bei Aiagos! Bleib in Deckung, hörst du?"

Tomaso nickte. Das Manöver kannte er. Nicht, dass die Piraten es jemals im Ernstfall angewandt hatten, aber der Kapitän hatte es oft genug üben lassen. Jeder wusste, wie er sich zu verhalten hatten, wenn die Karacke plötzlich in den Wind drehte und dabei für einen Augenblick fast waagerecht über den Wellen lag. Der Kapitän klopfte ihm noch einmal auf die Schulter, dann zwängte Tomaso sich hinüber zum Aufstieg. Behende erklomm er die Stufen und lugte nach draußen. Nichts! Es war, wie der Kapitän gesagt hatte, sie waren mit Nachladen beschäftigt. An Deck der Karacke herrschte ein völliges Durcheinander. Gerissene Taue, zerfetzte Segel, überall Holzsplitter. er sprang nach draußen und suchte sogleich hinter den Überresten einer Kiste Schutz. Mit wenigen schnellen Sätzen erreichte er die Treppe, die zur Brücke hinauf führte. Das Geländer bot ihm genug Schutz, um nicht entdeckt zu werden. Er schaute hinüber zum Steuerrad und sah den Arretierbalken. Nur ein paar Schritt musste er noch überwinden, dann würde er mit einem kräftigen Tritt den Balken lostreten. Also gut, nun musste es sein, es blieb nicht mehr viel Zeit. In diesem Augenblick machte er sich keine Gedanken darüber, wo er sich nach getaner Arbeit am besten festhalten würde. Er sprang auf. Im gleichen Moment erklang drüben auf der Karavelle ein Warnruf: "Dort oben ist einer, auf der Brücke! Schießt ihn ab!"
Der Bolzen traf Tomaso an der linken Schulter. Er fiel einige Fuß weit nach hinten. Der Schmerz übermannte ihn fast. 'An dir hängt der erfolg dieses Manövers,' hörte er die Stimme des Kapitäns in seinem Kopf. Gold, ein riesiger Berg Gold, alles für ihn, ihn allein. Er rappelte sich auf, während weitere Bolzen um ihn herum flogen. Mit letzter Kraft setzte er zum Sprung an und hechtete nach vorne. Ein weiterer Bolzen traf ihn mitten ins Herz, doch sein lebloser Körper flog weiter durch die Luft, genau auf den Balken zu und riss ihn zur Seite.

Durch die Karacke, die sich bisher mühsam gegen den fast von vorne einfallenden Wind gestemmt hatte, ging ein Ruck. Das Steuerrad drehte komplett durch. Mühsam begann das Schiff sich in den Wind zu drehen und kam dabei in eine gefährliche Schräglage. Unter Deck wurde es unruhig, wie immer in diesem Moment. Dann erfasste der Wind die Segel und blähte sie mit einem Mal auf. Zwar hatten diese einigen Schaden abbekommen, aber noch reichte ihr Volumen aus, um das Schiff voranzutreiben. Wie ein wilder Hengst, der von Zaum gelassen wird, stieg die Karacke mit dem Bug in die Höhe. Er drehte sich genau in Richtung der Karavelle. Dann schnellte sie los, unaufhaltsam auf Kollisionskurs. Die Piraten stürmten an Deck, gleich würde der Enterkampf beginnen!
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Re: Zwei Schiffe bereit zur Jagd

Beitragvon powl » Mi 27 Jun, 2012 18:16

Andrea beobachtet das Geschehen an Deck des Piraten. Dass sie den Jungen durch den Pfeilhagel zum Steuer schicken, das konnte nur eines bedeuten...
"Beidrehen", rief er dem Rudergänger zu, "hart Backbord!"
Tatächlich vermochte es der Junge das Ruder der Karacke zu erreichen bevor er erschossen wurde und das Schiff reagierte prompt. Ein Wunder, dass der Mast die Halse in den Wind noch überstand, aber auch die eigene Karavelle reagierte auf das Ruder und kam herum.
"Hernandez, feuert was ihr habt", schrie er zum Geschützmaat. Der hatte die Mannschaften zwar während der Fahrt gut gedrillt, dennoch war die Backbordbatterie noch nicht nachgeladen. Doch das eine oder andere Geschütz könnte durchaus soweit sein, einen Hagelschauer oder eine Feuerkugel unter die Piraten zu schicken, die nun an Deck der Karacke stürmten. Jeden dieser Halunken, den sie vom Deck fegen könnten, wäre einer weniger, der ihnen zusetzen würde.
Jedenfalls würden sie ihnen nicht die Reeling zuwenden. Schlimmstenfalls würden sie über das Heck entern können. Aber das Heckkastell war deutlich höher und nicht so leicht zu überrennen, wie die niedrigere Bordwand. Zudem schmaler und so deutlich leichter zu verteidigen.
"Armbrustschützen und Piken aufs Heckkastell, pronto. Abwehrtrupps fertigmachen. Geschützmannschaften auf Deck! Löschwasser bereit!"
Einem der jungen Leutnants gab er noch einen weiteren Befehl. "Tenente, nehmt zwei Mann und Feuerkugeln und entert den Besanmast ins Krähennest auf. Seht zu, dass ihr die Kugeln auf die Karracke bringt, wenn sie nahe genug ist. Eine Kugel hebt auf! Sollte es ihnen gelingen, uns vom Achterdeck hinunterzuwerfen, dann wisst ihr, was Ihr zu tun habt!" Der Tenente nickte stumm und salutierte, dann war er auch schon unterwegs.

Mit dem Mal war auf dem auretianischen Schiff die Hölle los. Die Soldaten beeilten sich, auf das Heckkastell zu gelangen, um von dort die Piraten zu bekämpfen. Der Tenente musste über das Geländer springen, um an den Soldaten vorbei hinunter aufs Deck zu gelangen.
Andrea sah noch etwas von den Geschützen auf die Karacke zufliegen. Ob es zwei oder drei Geschosse waren, entging ihm in der Hektik, aber etwas Rauch wurde nachgezogen. Es schien ihm, als wäre ein Brandgeschoss dabei.
Dann waren sie auch schon zu weit herumgedreht, so dass die Piraten achteraus im toten Winkel der Geschütze lagen.
"Merde", fluchte Andrea und überprüfte sein Rapier. Vermutlich würde er es bald schon benutzen müssen.
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Re: Zwei Schiffe bereit zur Jagd

Beitragvon Ascanio » Do 28 Jun, 2012 07:46

"Klar zum Entern! Zeigt es diesen Rotröcken, Männer! Am Ende dieses Tages werden ihnen die Neun Höllen wie göttliche Paradiese erscheinen!" erklang die Stimme des Kapitäns, gefolgt von dem wilden Jubelschrei der Piraten. Es flogen viele dutzende Enterhaken hinüber zur Karavelle und gleich darauf begannen die ersten Männer sich hinüberzuschwingen oder an den Seilen hinüberzuklettern.
Viele von ihnen erreichten das kaiserliche Schiff nicht, denn ihnen schlug sogleich ein Pfeilhagel entgegen und brachte sie zum Absturz. Einige der Kletterseile wurden gekappt und die an ihnen hängenden Piraten stürzten in die rauhe See zwischen den beiden Schiffen, schlugen gegen die Schiffswände und wurden bewusstlos unter die See gespült.
Dennoch schafften es genügend Piraten an Deck der Karavelle und es entbrannte ein blutiger Kampf, den beide Seiten mit einer Unnachgiebigkeit ausfochten, die keinen Zweifel daran ließ, dass es hier nur einen Sieger geben und der Verlierer nicht lebend aus der Sache herauskommen würde.
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Re: Zwei Schiffe bereit zur Jagd

Beitragvon powl » Do 28 Jun, 2012 18:28

Die Bolzen der Armbruster hielten ihre tötliche Ernte unter den anstürmenden Piraten und auch die Piken und Spiesse taten ihr übriges. Die Gischt zwischen den beiden Schiffsrümpfen färbte sich schnell blutrot, doch wogten immer neue Angriffswellen der Piraten heran.
Die Armbruster hatten sich zum Nachladen auf das Deck zurückgezogen und wurden durch die Geschützmannschaften und die Seesoldaten ersetzt, die keine Piken trugen. Wer es an den Piken vorbei auf das Achterdeck schaffte, wurde dort von den Männern, die sich mit Äxten, Degen, Belegnägeln und allem anderen, womit man kämpfen konnte, bewaffnet hatten, in Empfang genommen. Auch Levasseur und Andrea stellten sich den Anstürmenden entgegen. Schliesslich brüllte Andrea Richtung Besanmast: "Tenente, die Kugeln."
Bild
Dieser Befehl liess den Matrosen im Krähennest weit ausholen und eine Feuerkugel Richtung Karacke werden. Doch ließ eine Woge das Piratenschiff rollen und er verfehlte das Ziel. Die zweite Kugel warf er unmittelbar im Anschluss und diesmal hatte er mehr Glück. Inmitten der Piraten auf dem Vorschiff der Karacke zerschellte die Feuerkugel und verteilte spritzend ihre brennende Fracht.
Die Piraten, die am nächsten standen, loderten im Nu auf wie Fackeln und stürzten sich in Panik an ihren Kameraden vorbei in die Fluten, wo bei sie in dem Gedränge einige mit in Brand streckten und wieder andere mit sich über Bord rissen.

Das riss eine Furche in die Halunken, was ihren weiteren spürbar Ansturm bremste. Die Piraten, die an Deck der Karavelle gelangt waren, wehrten sich nach Kräften, doch ohne das Nachdrängen frischer Kräfte blieb ihnen nur der Kampf auf's Äusserste oder die Flucht.
"Schmeisst sie von Bord", feuerten die Offiziere die Mannschaft an, doch hätte es dieses Zurufes nicht bedurft.
Die Pikeniere hatten Spiesse und Piken auf die Piraten geschleudert und weiteres an Unheil gebracht. Dann rissen sie ihre Dolche und Kurzschwerter heraus und hieben auf die Piraten ein, fuhren unter sie wie rotberockte Dämonen. Das Achterdeck war glitschg geworden vom vergossenen Blut und überall lagen entseelte Leiber, wie sie gefallen waren. Unglücklicher Weise nicht nur Piraten, auch manch braver Seemann war unter ihnen. Aber der Angriff war abgewehrt und das Achterdeck zunächst verteidigt worden.

"Die letzte auch noch", rief Andrea dem Tenente zu. Sogleich konnte man eine leichte Rauchfahne sehen, die vom Besanmast zunächst horizontal, dann immer steiler nach unten führte. Erneut schlug eine Feuerkugel auf dem Piratenschiff auf und verdoppelte das Unheil, das unter die Angreifer gefahren war. Brennende Leiber stürzten sich schreiend ins Meer.
Das war der Zeitpunkt, um von den nachgeladenen Armbrüsten Gebrauch zu machen. Andrea befahl die Schützen auf das Achterdeck und sie zögerten nicht lange, bevor sie ihre Bolzen unter den Piraten verteilten. Auf diese kurze Distanz wüteten sie fürchterlich und hielten blutige Ernte.

Das Feuer auf dem Vorschiff, das Panik unter die Piraten gebracht hatte und nun der erneute Beschuss. Die Zuversicht der Piraten hatte spürbar gelitten und die Verluste die ihnen beigebracht worden waren, schwächten ihre Kampfkraft merklich.
Es sah eindeutig so aus, als wendete sich das Blatt zu Gunsten der Auretianier. So deutete jedenfalls Andrea die Zeichen dessen, was er durch den Rauch auf dem Vorschiff des Piraten erkennen konnte.
"Denkt Ihr nicht auch, es wäre nun an der Zeit, den Spieß umzudrehen, Levasseur?"
Der erste Offizier nickte: "Aye Capitan, wenn nicht jetzt, wann dann?"
Andrea hob das Rapier empor: "Klarmachen zum Entern, wir geben ihnen den Rest."

Erneut warf man Enterhaken über die Reeling, doch dieses Mal flogen sie von der Karavelle auf die Karacke. Und sie wurden gefolgt von dem wütenden Ansturm der Auretianier, die sich hinab auf das Vorschiff der Piraten warfen und begannen sich den Weg durch die Seeräuber freizuschlagen und zu stechen, wo immer sich eine verwundbare Stelle zeigte.
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Re: Zwei Schiffe bereit zur Jagd

Beitragvon Ascanio » Fr 29 Jun, 2012 08:16

Die Angriffe der Piraten erfolgten in mehreren Wellen. Was ihnen an Ausrüstung fehlte, das machten sie wett durch ihre Tollkühnheit und zunächst schien es, als könnten sie die Oberhand über die Auretianier gewinnen. Als dann jedoch die erste Feuerkugel an Deck der Karacke explodierte und dieses in Brand setzte, schlug die Stimmung in Verzweiflung um. Mit Brandöl hatte niemand gerechnet. Löschversuche waren vergebens, denn jeder Eimer Wasser würde das brennende Öl nur weiter über das Schiff verteilen. Es gab nur einen Ausweg, und der lag auf der kaiserlichen Karavelle. Ein letztes Aufgebot formierte sich zum Sturm auf die Karavelle, angeführt vom Kapitän, doch die Übermacht der Verteidiger war nicht mehr zu brechen. Fast schien es, als hätte sich die halbe kaiserliche Marine auf dieser einen Karavelle versammelt.
Der Kampf endete, als der Piratenkapitän im Kampf gegen drei Seesoldaten fiel und schier in Stücke gehackt wurde von ihren Säbeln und Schwertern. Der klägliche Rest der Mannschaft streckte darauf hin die Waffen, erkennend, dass alles verloren war. Statt Ruhm und Gold hatte dieser Segler ihnen den Tod gebracht. Die meisten Kameraden lagen bereits in ihrem Blut oder waren von der See verschlungen worden. Wer jetzt noch stand, der konnte vielleicht auf ein mildes Urteil hoffen, doch wahrscheinlicher war ein Rendezvous mit dem Strick...
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Re: Zwei Schiffe bereit zur Jagd

Beitragvon powl » Fr 29 Jun, 2012 15:35

Andrea wischte sich die Klinge am Hemd eines gefallenen Piraten ab und steckte es wieder ein. Die Schlacht war geschlagen und entschieden. Zu ihren Gunsten. Auch wenn aus der Prise nichts wurde, so gab es immer hin eine Karacke weniger unter dem roten Banner. Aber es wurde dringend Zeit, aufzuräumen und das Piratenschiff zu verlassen, bevor das Feuer ihnen den Weg versperren würde.
Die Befehle waren schnell gegeben und eilig wurden jene, die von den Piraten noch am Leben waren, auf die auretianische Karavelle gebracht. Dann kappte man die Enterleinen und setzte sich von dem brennenden Schiff ab, das mit den an Bord gebliebenen nun in Nergas Hallen segeln würde.
Bis in die Nacht hinein schimmerte der Feuerglanz am südlichen Horizont, bis er schließlich mit einem kurzen Auflodern erlosch.

Die Bilge war bevölkert von Piraten in Ketten. Wenigstens würden sie nicht mit völlig leeren Händen nach Hause kommen und so den San Aureccianiern immerhin das Vergnügen einiger Hinrichtungen geben.
Es konnte wohl keinen Zweifel geben, dass seine Fracht unter das Richtschwert gelangen würde. Dererlei Hinrichtungen waren immer eine willkommene Abwechslung für das Volk und jung und alt fand sich bei Zeiten am Richtplatz ein. Und wie immer, wenn es schwere Jungs auf das Schafott schafften, mischten sich auch leichte Mädchen unter die Schaulustigen. Diese Tage hatten einiges von einem Volksfest und man würde auch die Namen derer nennen, die zu diesem Spektakel beigetragen hatten, indem sie in heroischem Einsatz das Banner des Imperios über die Wellen trugen. Und das war durchaus in Andreas Sinn.
Es hätte wahrlich schlechter laufen können, selbst wenn das Prisengeld für eine Karacke nicht unwillkommen gewesen wäre.

"Kurs Nord-Nord-Ost", befahl Andrea dem Rudergänger, "wir segeln nach Hause!"
Diese Worte wurden von den Seeleuten mit drei Hurrahs beantwortet und Andrea nickte zufrieden. Brave Männer, die auf diesem Schiff dienten.
"Nun Levasseur, ich denke wir werden der Admiralität etwas zu berichten haben, si?"
"Si Capitan, diese Taktik der Piraten sollte schnellstens publik gemacht werden, damit wir in Zukunft besser dagegen gerüstet sind."
Andrea nickt: "Ohne Frage. Der Beschuss mit Hagel ist unter diesen Voraussetzungen wirkungslos. Ich werde dafür plädieren, Feuerkugeln einzusetzen. Sollen die brennenden Schiffe diesen Schurken zum Grab werden."

Dann lehnte er sich über die Ballustrade des Heckkastells und rief über das Deck: "Gut gekämpft Männer. Doppelte Rumration für alle, bis auf die Deckwachen."
Erneutes Hurrahgebrüll beantwortete diese Anweisung. Die Überlebenden dieser Schlacht hatten heute in der Tat allen Grund zu feiern.
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Re: Zwei Schiffe bereit zur Jagd

Beitragvon powl » Sa 11 Aug, 2012 11:27

Andrea stand auf dem Achterdeck und genoss die frische Brise, die das Schiff stetig nach Norden trieb. Die Port Midi vorgelagerten Inseln lagen backbord querab und es würde nicht mehr lange dauern, bis auch das Kap auf dem Port Midi lag, in Sicht käme. Von da wäre es bei gutem Wind noch eine gute Woche bis San Aurecciani.
"Sergante de la Croix", wandte er sich an einen jungen Offizier, der Deckwache hatte, "Kurs auf Port Midi. Lasst ein Beiboot klarmachen und schickt Hernandez in meine Kajüte."
Das "Aye, Aye" des jungen Mannes wartete er nicht erst ab, sondern zog sich direkt in seine Kajüte zurück. Dort angekommen setzte er sich an seinen Schreibtisch und begann ein Schriftstück zu verfassen.

An die Admiralität ihrer kaiserlichen Hoheit Alena II. D'Amante

Verehrte Excellenzen,

sind vor Port Midi. Eintreffen in San Aurecciani voraussichtlich in 8 Tagen. Karacke von Piraten versenkt, 17 Gefangene. Bringen neue Erkenntnisse über Kampftaktik der Piraten. Erbitte Audienz vor der Admiralität alsbald nach Eintreffen in San Aurecciani.
Eigene Verluste:
11 Seesoldaten
Mario Larino
Guiseppe Saltino
Frederick Betoix
Pierre Counessé
Jaques Fierez
Joao Ortega
Stephano Luigi Verceze
Anselmo Frequolo
Antonio Forza
Zacharia Vontaro
Maria Succa
3 Matrosen
Gilles Richard
Vincente Golorez
Hernandez Rodrigues
2 Sergente
Francesco di Scorcese
Chevallier Guiseppe Sylvestre della Deforno
1 Tenente
Grandsigneur Richard Sebastian Gismo d'Arquette

Möge Nergas sich ihrer tapferen Seelen annehmen.

Vor Port Midi
11. Erdmonat anno 2076
Capitano Andrea Powlo di Caprone Aureo auf seiner Excellenz Marquis de Morlay Schiff "Rétorsion"


Kaum hatte er die Tinte mit etwas Sand getrocknet und das Schreiben versiegelt, als es auch an die Kajütentür klopfte. Sein "Herein" ließ den Geschützmaat Hernandez eintreten, nach dem Andrea geschickt hatte.
"Buon giorno", grüsste ihn Andrea vertraut, "vor Port Midi werden wir ein Boot absetzen. Du wirst mit anlanden und dafür sorgen, dass dieses Schreiben auf dem schnellsten Wege zur Admiralität in San Aurecciani gelangt. Also keine Saufereien, keine Huren, keine Kneipenschlägerei, bevor das Schreiben nicht aufgegeben wurde, capice?"
Hernandez grinste breit und nickte: "Aye capitano. Betrachtet das als erledigt."
Andrea schmunzelte zurück. "Sonst würde ich Dich nicht schicken. In San Aurecciani treffen wir uns und dann werde ich Dich schadlos halten, wie immer. Pack nun Deinen Seesack zusammen und mache Dich fertig."
Hernandez verstaute das Anschreiben in seiner Uniformjacke und knallte grinsend die Hacken zusammen: "Aye, Aye capitano!" Dann drehte er sich um seine Achse zur Tür und verließ die Kajüte.

Andrea öffnete eine Schublade seines Schreibtisches und zog eine Flasche Cargnac hervor. Der Pegel hatte während der langen Reise nach und nach einen bedenklichen Tiefstand erreicht, aber die Gelegenheit sich neu zu versorgen, war nun nicht mehr sehr weit. Ein Schlückchen fand seinen Weg in ein bauchiges Glas und Andrea lehnte sich in seinen Stuhl zurück und ließ die Hacken seiner Stiefel auf die Schreibtischplatte knallen.
Unbestritten war das Ergebniss nicht vollkommen. Die Karacke auf dem Grund von Aiagos' Reich zu wissen schmerzte ein wenig. Doch was war unter Iatans Licht schon vollkommen? Und tatsächlich hätte es auch deutlich schlimmer ausgehen können.
Im Grunde konnte man mit dem Erreichten ganz zufrieden sein. Er nahm sich vor in San Aurecciani seine Privatschatulle zu öffnen und den Hinterbliebenen der unter seinen Kommando Gefallenen 100 Gulden zukommen zu lassen. Glücklicher Weise hatte sein Vater der Conte della Cavallo Alto ihm recht ansehnliche Barschaft hinterlassen.
Und eine solche Geste würde sich bestimmt herumtragen und seinem Ansehen in der Gesellschaft des Imperio zuträglich sein. Es war sicher nicht verkehrt, Verantwortung für die ihm Anvertrauten zu übernehmen, auch über das übliche Maß hinaus.

Andrea nippte am Cargnac, der sein Inneres wärmte und lauschte dem Knarren der Takelage, das gedämpft durch Eichenplanken zu ihm hereindrang. Mit Licias Segen würde er sich seinen Platz schon zu erstreiten wissen. Zumindest mangelte es ihm im Augenblick nicht an der nötigen Zuversicht.
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Re: Zwei Schiffe bereit zur Jagd

Beitragvon powl » Di 14 Aug, 2012 16:57

Andrea packte seine Sachen. Es wurde Zeit, die Rétorsion zu verlassen. Levasseur hatte er das Kommando übertragen, was sich im Wesentlichen auf die Hafeneinfahrt von San Aurecciani und das Anlegemanöver beschränkte. So war er nun eher Gast an Bord dieses Schiffes. Jedenfalls begann er sich so zu fühlen.

Er knöpfte die zweireihige Uniformjacke zu, den Blick prüfend in den Spiegel gerichtet. Goldene Knöpfe, sogfältig poliert. Die über knielangen Schaftstifel gewienert, dass sie fast selbst als Spiegel dienen könnte. Seine Erscheinung schien Andrea zuzusagen, wie sein Lächeln vermutete. Sorgfältig ordnete er die Epauletten. Schliesslich schien er zufrieden.

Ein leiser Ruck ging durch das Schiff und das Knirschen der Fender an den Schiffsplanken war auch in der Kapitänskajüte deutlich zu hören. Ebenso wie das Dichtholen der Taue, die sich in die Klüsen rieben und das Schiff sicher am Kai vertäuten. Andra klemmte den Dreispitz unter den Arm und verließ die Kajüte. Dem Adjudanten vor der Tür trug er auf, sich um seine Seekiste zu kümmern. Dann stieg er den Niedergang empor und gesellte sich zu Levasseur auf das Achterdeck. Von dort konnte er beobachten, wie das Fallreep niedergelassen wurde. Das Ende der Reise war erreicht. Zeit zum Abschied nehmen.

Er wandte sich an Levasseur. Viele Abende hatten sie Gelegenheit gehabt, sich beim gemeinsamen Abendmahl auszutauschen und eine Partie Kamele zu spielen. Dabei hatte sich zwischen den beiden Männern eine gewisse Form von Kameradschaft ausgebildet, ja vielleicht soga so etwas wie Freundschaft. Jedenfalls war sich Andrea sicher, dass er diesen gebildeten und durchaus eloquenten Menschen vermissen würde. Entsprechend freundschaftlich fiel seine Verabschiedung aus. Schon bald würde Levaseur das Schiff wieder dorthin bringen, wohin der Marquis sein Schiff beordern würde. Diese Reise dann aber ohne Andrea.

Er stieg vom Achterdeck hinab, wo zwischen zwei Reihen von Seesoldaten zur Bewachung die gefangenen Piraten aneinander gefesselt auf ihren Abtranport in den Kerker warteten. Von ihrer Siegesgewissheit war nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil - das Schicksal, dem sie entgegen sahen, ließ sie entmutigt und mit hängenden Schultern ihres Tranportes harren. Doch zunächst näherte sich Andrea als erster dem Fallreep und ging unter dem Seite pfeiffen eines Bootsmanns von Bord.

Der Boden San Aureccianis schien zu schwanken. Nach so langer Zeit auf See, an das Rollen und Schwanken des Schiffes gewohnt, spielte der Gleichgewichtssinn Streiche. Andrea musste sich konzentrieren, um geradeaus zu gehen und die ersten Schritte nicht zu torkeln. Aber der nöten Aufmerksamkeit, ließ sich auch diese Aufgabe meistern. So lenkte er seine Schritte in Richtung der Kapitänsvilla nahe des Hafens, die nergasbedingt zum Verkauf gestanden hatte und die er noch vor seiner Abreise erworben hatte. Dort würde er nun seine Zelte aufschlagen, so lange seine Aufgaben ihn in San Aurecciani gefangen nehmen würden. Er hoffte, dass er nicht zu lange darauf würde warten müssen, bis man ihn in der Admiralität vorlassen würde. Schliesslich wäre es von großer Bedeutung, dass der Trick der Piraten möglichst schnell zu Gegenmaßnahmen führen würde, um es diesen Halunken zukünftig nicht mehr so einfach zu machen, auretianische Schiffe zu kapern.

Ausserdem würde er in der Hauptstadt bleiben müssen, bis er offiziell in seinem Erbe bestätigt wäre. Was sicherlich auch nicht bis morgen geschehen wäre. Die Mühlen der Bürokratie sind nicht bekannt dafür, dass sie besonders schnell mahlen. Dafür eher über gründlich. Aber was man nicht ändern kann, das hat man hinzunehmen. Und der strahlende Sonnenschein, mit dem das Imperio ihn willkommen hieß, war nicht geeignet Trübsal aufkommen zu lassen.

So schritt er dann zuversichtlich und guter Laune den Weg zur Villa entlang. Er war neugierig, wie sie sich ihm nun zeigen würde. Andrea hatte für seine Abwesenheit einen Major Domus eingestellt, der das antiquarische Interieur durch etwas angemesseneres ersetzen sollte. Nur gut, dass seine finanzielle Ausstattung dererlei Extravaganzen zu verkraften wusste. Die Geschäfte des Conte di Don Cervolo Hornylio della Cavallo Alto - Nergas habe ihn seelig - waren offensichtlich recht einträglich gewesen und so war Andreas Börse recht gut gefüllt. Sicher gut genug, die ein oder andere Unwägbarkeit umschiffen zu helfen.

Schliesslich kam die Villa in Sicht. Noch einige Schritte geradeaus, dann hart backbord durch ein eisernes Torgatter, ein paar Schritte durch den Vorgarten, um den man sich bald wie um die Fassade würde intensiver kümmern müssen. Dan die Treppe empor - und wäre er zu Hause. Oder zumindest an einem Ort, der ihm ein zu Hause für die nächste Zeit würde werden sollen.

Bild

Ein schwerer bronzener Türklopfer ließ die Tür donnern und verkündete ins Innere der Villa, dass jemand Einlaß begehrte. Der Hausherr war zurückgekehrt.
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Re: Zwei Schiffe bereit zur Jagd

Beitragvon powl » So 11 Nov, 2012 09:43

Andrea saß beim Frühstück. Der Lärm nervte ihn. Seit Tagen ging das schon so. Hämmern, Kratzen, Rufen. Er knüllte die Servierte zusammen und warf sie auf den Tisch. Dann erhob er sich mit einem Ruck, dass der Stuhl umzustürzen drohte und gab kund: "Ich gehe aus."
Er wandte sich zur Tür und ging in die Halle der Villa, wo sein Ausruf dafür sorgte, dass man ihm seinen Dreispitz und den auretianischen, kurzen Uniformmantel bereithielt, den er sich geschwind überwarf. Dann machte sich Andrea auf das Haus zu verlassen.

Auf der Treppe gelang es ihm nur mit Mühe, nicht über den großen Putzkübel zu stolpern, der dort im Weg stand und das Material für die Arbeiter bereithielt, die auf einem Gerüst über ihm turnten und die Fassade der Villa neu verputzten. Das Kratzen ihrer Putzbretter wurde begleitet vom Hämmern der Steinmetze, die beschädigte Steine auswechselten und auch die Treppe überarbeiteten, von der einige Stufen merklich verwittert waren.
Etwas leiser ging es dagegen bei den Gärtnern zu, deren Unkrauthacken dumpf in das Erdreich fuhren und unerwünschtes Gestrüpp mit Stumpf und Stiel ausrodeten.
Andrea verdrehte die Augen. Wie lange würde er noch auf dieser Baustelle hausen müssen? Er nahm sich vor, Pares eine Taube zu opfern, damit die Arbeiten bald einen Abschluß fänden. An das Knattern der Segel und das Knarren des Tauwerks konnte man sich leicht gewöhnen, aber dieses Gelärme war ihm zuwider.
So erwiderte er den Gruß der Steinmetzmeisters nur kurz angebunden und eilte die Treppe hinunter auf die Strasse.
Entkommen.
Doch nur für den Moment. Als er den Weg zur Villa hinter sich gebracht hatte und auf die Hauptstrasse zum Hafen einbog, empfing ihn geschäftiges Gedränge. San Aurecciani war schon längst lebendig. Mägde besorgten das Notwendige für die Küchen ihrer Herrschaften, Soldaten nutzten ihre freie Zeit, um mit ihnen zu possieren. Seeleute suchten nach Heuer und fluchende Droschkenkutscher bemühten sich, durch diese wogende Menge, in der sich Wasserträger um den Inhalt ihrer Eimer ernsthaft sorgen mussten, eine Passage freizubrüllen.
Hier und da stach eine überschminkte Bordsteinschwalbe aus der Menge, wie ein Papagei durchs Grün des dichten Blätterdaches. Ihr Adlerblick spähte nach sichelbeinigen Seebären mit schwankendem Gang. Ein sicheres Zeichen, dass sie seit Wochen auf Planken gestanden hätten und ein Geschäft versprachen.
"Was für eine Wulling", dachte sich Andrea und grinste. Dieses bunte Meer aus Menschen war ihm dann doch deutlich angenehmer als seine heimische Baustelle.

Er zückte seine Taschenuhr und vergewisserte sich, dass er noch reichlich Zeit hatte. So blieb er auf Schusters Rappen und beschloß den Weg zu spazieren. Er wandte sich vom Hafen ab und hielt sich Richtung Ewige Stadt. Das Lärmen wurde ruhiger, die Strassenzeilen zeugten mehr und mehr von den schwerer werdenden Geldbeuteln ihrer Besitzer, je näher er dem Punkviertel kam. Die Mäntel wurden edler, die Dreispitze aufwendiger mit Pfauenfedern umbrämt und selbst die Droschkenkutscher fluchten weniger lästerlich.

Schließlich erreichte er die sonnenüberflutete Piazza, deren nördliches Ende von der kaiserlichen Admiralität beherrscht wurde. Das zweiflüglelige Gebäude warf das Sonnenlicht von seiner Marmorfassade in gleissendem Weiß zurück und blendete Andrea für einen Moment, ehe seine Iriden die Pupillen zu Nadelköpfen schrumpfen liessen.
Andrea überquerte die Piazza und ging auf das rot-weisse Wachhäuschen zu, das am Fuß der Freitreppe eine schattige Zuflucht für den Wachsoldaten bereithielt. Die Kapitänsuniform unter dem Uniformantel ließ den Soldaten salutieren, ein Gruß, den Andrea zackig erwiderte, ehe er die Teppe empor und durch das breite Portal schritt, deren zwei bronzenen Torflügel offen angeschlagen waren.
Die steinernde Kühle der Halle empfing ihn. Sein Blick wandte sich dem Boden zu, der in kostbaren Marmorintarsien die bekannte Welt darstellte. In den Wellen der Ozeane trieben sich die schaurigsten Seeschlangen herum und an der Stelle, an der San Aurecciani lag, war der doppelköpfige Adler in schierem Gold eingelassen.
Diese Halle war ein beeindruckendes, architektonisches Meisterwerk; Ausdruck der Macht, die das Imperio immernoch über die Wogen der Welt trug. Wenn auch nicht mehr so unangefochten, wie einst.

Ein Blick nach oben führte zu der ausladenden Kuppel, die bunt verglast für ein angenehmes, warmes Licht in der Halle sorgte. Links und rechts standen Büsten der Admiräle vergangener ruhmreicher Zeiten Spalier und führten Andrea zu einem Pult, hinter dem ein Tenente Dienst tat.
Der junge Mann wirkte hinter dem monströsen Möbel fast unscheinbar und verloren, doch würde kein Weg an ihm vorbei führen. Also begab sich Andrea vor das mahagonihölzerne Monstrum und salutierte.

"Bon giorno", grüsste Andrea und stellte sich vor. "Capitano di Caprone Aureo. Zum Rapport bestellt zur kaiserlichen Admiralität."
"Buon giorno capitano", wurde sein Gruß erwidert. Dann blätterte der Tenente in einem fetten Folianten und sein Zeigefinger fuhr suchend über die Zeilen. "Si, Ihr werdet erwartet. Im zweiten Stock den Gang nach links, dann vom Hauptgang die dritte Abzweigung nach rechts und dann findet ihr rechter Hand den kleinen Sitzungssaal."
Andrea nickte: "Grazie Tenente."
Sogleich machte Andrea sich daran, die geschwungene Treppe zu erklimmen, die sich von der Halle gegen die Kuppel emporwandte.

Der Beschreibung des jungen Offiziers folgend, erreichte er schliesslich den besagten Saal und klopfte an die schwere Eichentür. Ein Commodore in Galauniform öffnete und gab den Raum frei in den Saal, der von einer riesigen, schweren Tafel eingenommen wurde, an der sich bereits einige der Admiräle eingefunden hatten. Die Wände waren mit Vitrinen zugestellt, in denen Karten zusammengerollt waren und die mit bronzenen Schildern bestückt die Namen aller bekannten Meere und Küsten trugen. Jede dieser Vitrinen war von einem Schiffsmodel gekrönt, deren Namen auf ebensolchen bronzenen Schildern graviert waren. Ein flüchtiger Blick ließ Namen erkennen wie: "Libertad", "Aquila di Mare", "Difesa" - alles Schiffe, die sich durch die Jahrhunderte im Dienst für das Imperio bewährt hatten.
Andrea knallte die Hacken zusammen und salutierte. "Capitano di Caprone Aureo zum Rapport", schepperte es durch die Halle und ließ die Admiräle, die über eine Karte gebäugt um die Tafel standen, sich ihm zuwenden.
"Benenuti capitano", hieß man ihn willkommen und lud ihn an die Tafel. Dort eingetroffen forderte man ihn auf, von seiner Fahrt gegen die Piraten zu berichten. Ein kurzer Blick auf die ausgebreitete Karte, die das Gebiet um Auretianien und die Kolonie Evangelista zeigte und er begann - die Unternehmung auf das Wesentliche beschränkt - zusammenzufassen.
Nicht ohne die Verdienste seiner Mannschaft, vor allem auch die des ersten Offiziers Levasseur, ins rechte Licht zu rücken, während er sich seiner eigenen Taten nur mit äusserster Bescheidenheit rühmte. Nur die Schlacht mit den Piraten schilderte er detailliert und beschrieb die Taktik der Piraten aufs Ausführlichste. Auch seine bescheidene Idee für Gegenmaßnahmen, die er mit Lavasseur entwickelt hatte, gab er zum Besten: Feuerkugeln.
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Re: Zwei Schiffe bereit zur Jagd

Beitragvon Ascanio » Di 13 Nov, 2012 01:59

Mit interessierten Mienen lauschten die vier anwesenden Damen und Herren den Ausführungen des Capitanos. Der Reihe nach, wie sie vor Andrea saßen, waren dies: Stefano Imaculto d'Este, Admiral der Patriaflotte; Jesidora della Farvilla, Admiralin der Thalassaflotte, Rodrigo Ernesto Secundo di Navarra, Admiral der Nordmeerflotte und Orsinio ya Montramo, Admiral der Expeditionsflotte. Lediglich der Stuhl des Admirals der Sartogassoflotte, Baliano di Vespucci de Sfazzo, blieb leer, da dieser sich zum gegebenen Zeitpunkt auf Evangelista aufhielt. Und natürlich der Stuhl des Grande Ammiraglio, denn dieser Posten war noch immer vakant.

Gelegentlich wurden von den Admirälen einige Zwischenfragen eingestreut, wenn sie an einer etwas detaillierteren Ausführung des Berichtes interessiert waren. Als Andrea seine Schilderungen beendet hatte, ergriff Stefano d'Este das Wort:
"Ihr habt Euch gut geschlagen, Capitano, meine Hochachtung. Wieder ein räudiger Piratensegler weniger, um den man sich Sorgen machen muss."
"Allerdings," so fiel ihm sogleich di Navarra ins Wort, "wäre es doch wesentlich hilfreicher gewesen, den Piraten zu verfolgen und herauszubekommen, was seine Absichten waren. Was nützt uns ein Pirat weniger, wenn wir noch immer nicht ihre geheimen Stützpunkte kennen?"
"Aber Rodrigo, ich bitte Euch." Admiralin della Farvilla ergriff das Wort. "Ihr habt doch gehört, dass der Pirat die Konfrontation gesucht hat. Was hätte man denn anderes unternehmen sollen als ihn aufzubringen? Mit Capitano di Caprone Aureo im Rücken hätte er nie und nimmer seinen Zielhafen angepeilt."
"Zumindest hätte man den Piraten wirklich AUFBRINGEN können anstelle ihn zu VERSENKEN," gab Admiral ya Montramo sogleich zu bedenken.
Sofort entbrannte unter den Flottenadmirälen eine heftige Debatte über das Für und Wider der Aktion. Jeder von ihnen hatte seine eigenen Ansichten zu diesem Thema und jeder von ihnen suchte sich zu profilieren. Andrea war schnell klar, wie der Hase hier lief. Die vier Admiräle waren die am heißesten gehandelten Kandidation für die Position des Grande Ammiraglio. Und ein jeder versuchte nun seit geraumer Zeit in jeder Streitfrage die Oberhand zu behalten. Kein Wunder, dass die Piraten die Gunst der Stunde nutzten und nun schon seit Monaten den Golf von Medinia beherrschten und blockierten, ohne dass ihnen die kaiserliche Marine irgendetwas anhaben konnte. Feuerkugeln konnten einen Piraten versenken, aber was konnte man tun, um die brennende Flottenführung zu löschen?
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Re: Zwei Schiffe bereit zur Jagd

Beitragvon powl » Di 13 Nov, 2012 19:22

"Na großartig", dachte sich Andrea, das Schauspiel betrachtend, ein teilnahmsloses, freundlich-eingeforenes Lächeln aufgesetzt. Das Amt des Grande Ammiraglio verwaist, gerade jetzt. Und der Rest der Admiräle sich darum zankend, wie die Katzen am Hafen um einen Fisch.

Geduldig wartete er ab, bis sich der Tumult gelegt hatte, bevor er sich räusperte. Das Nicken des Admiral der Patriaflotte nahm er zum Anlaß, das Wort zu ergreifen: "Nun, Gefangene wurden gemacht und abgeurteilt. Sollte es den Excellenzen entgangen sein, dass sie heute ihrem Henker entgegentreten?
Was die Piraten indes angeht, die Medina belagern, so hätte ich einen Vorschlag zu machen, wenn ihr gestattet."


Erneutes Nicken lässt Andrea fortfahren. Auf der Karte zeigt er die Gebiete, von denen er redet. "Wohl an - es steht mit Sicherheit zu vermuten, dass sie ihren Stützpunkt nicht weit von Medina haben. Es müsste eine Insel sein, die genügend Frischwasser bereithält und einen Hafen oder eine Bucht besitzt, wo man einige Schiffe verbergen kann. Sie muss nahe genug an Medina liegen und doch weit genug entfernt von den Seerouten, um unentdeckt zu bleiben.
Eben das dürfte die Möglichkeiten deutlich einschränken. Ich denke, die Suche wäre in den corphysischen Inseln am naheliegensten.

Zudem glaube ich, es wäre eine gute Idee, eine Amnestie für Piraten zu gewähren, die sich binnen dreier Monate ergeben wollen. Gibt man ihnen die Möglichkeit, ehrbar zu werden, eine Laufbahn in der kaiserlichen Marine zu beschreiten, oder sich auf einer kleinen Parzelle zur Ruhe zu setzen, so würde es mich verwundern, wenn niemand davon Gebrauch machten würde.
Das käme unter dem Strich vermutlich günstiger, als weitere Schiffe zu verlieren und man könnte erfahrene Seemänner für die Marine rekrutieren.
Als zweiten Schritt wäre es vielleicht hilfreich, auf die corphysischen Fischer einzuwirken. Der Gestalt, dass sie die in Frage kommenden Inseln sicher am Besten kennen und so besteht die Hoffnung, den wahrscheinlichen Standort der Piraten enger einzukreisen. Kommt man ihnen etwas entgegen und appelliert an ihren Patriotismus, wird man damit sicher Erfolg haben.

Zugleich mit dem angesprochenen Vorgehen wären Schiffe auszurüsten, um nach Ablauf der gesetzten Frist für die Amnestie bereit zu sein, das Gebiet der Inseln zu erkunden, das Piratenversteck zu lokalisieren und dann einen vernichtenden Schlag zu führen.

Bis dahin sollten die Handelsschiffe in Gruppen zusammengefasst und von Kriegsschiffen an ihren Bestimmungsort eskortiert werden. So sollten sich weitere Verluste minimieren lassen."


Andrea beendete die Vorstellung seines Planes und beobachtete gespannt die Reaktionen der Admiräle. Er war sich sicher, es würde eine interessante Debatte unter ihnen auslösen, der er nicht zwingend beiwohnen müsste. Wahrscheinlich würden sie ich ohnehin nicht einigen, bevor die Woche um war.
Wenn überhaupt.
Im Grunde wäre er auch nicht unzufrieden, wenn man ihn bald entliesse, rückte die Stunde doch näher, an der die Piraten gerichtet würden und eigentlich wollte er das Spektakel nutzen, um sich ein wenig in Position zu bringen.
Man würde den capitano, der die Piraten gefangen genommen hatte, sicher hochleben lassen wollen und seinen weiteren Plänen wäre es kaum abträglich, sich beim Volk ein wenig ins Gespräch zu bringen.
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Re: Zwei Schiffe bereit zur Jagd

Beitragvon Ascanio » Mi 14 Nov, 2012 09:22

Die Herrschaften Admiräle lauschten aufmerksam Andreas Worten und bedachten sie mit gelegentlichem Nicken oder Kopfschütteln. Als der Capitano seine Ausführungen abgeschlossen hatte war es wieder einmal der Admiral der Patriaflotte, der das Wort ergriff, kaum verwunderlich, da bei ihm in der Sache einer Pirateninvasion in heimatlichen Gewässern die Hauptverantwortung zu suchen war.
"Die Chorphydischen Inseln erscheinen in der Tat geeignet für den Hauptstützpunkt der Piraten. Doch da, werter Capitano, liegt auch das größte Problem bei der Sache. Geht man nämlich davon aus, so muss man auch damit rechnen, dass die Piraten möglicherweise mit einem dieser zwielichtigen Zauberer verbandelt sind, was die Sache nicht gerade einfacher machen wird. Und dennoch gebe ich Euch Recht, dass so schnell wie möglich gehandelt werden muss."
In diesem Punkt schienen die vier sich ausnahmsweise einmal einig zu sein. Die Einigkeit endete jedoch auch schon wieder bei der Frage nach der geeigneten Taktik, um den Stützpunkt der Piraten ausfindig zu machen.
"Eine Amnestie für JEDEN Piraten, der sich freiwillig ergibt? Und dann auch noch eine Belohnung in Form von Land? So etwas kann ich nicht gut heißen," kommentierte Admiral di Navarra. "Wenn sich das herum spräche und Schule machte, so befürchte ich, dass sich das Imperio bald nicht mehr vor geläuterten Piraten wird retten können."
Der Admiral der Expeditionsflotte pflichtete seinem Kollegen von der Nordmeerflotte bei: "In der Tat, di Navarra! Bald hätte man mehr landbesitzende Piraten als Signores im Reichskonvent. Zudem entspräche eine solche Politik in keinster Weise den Gesetzen Iatans. Verbrecher für ihre Verbrechen zu entlohnen ist keineswegs der richtige Schritt. Verschonen meinetwegen, aber belohnen? Ich bitte Euch!"
"Nun, wie dem auch sei. Ein Ultimatum von drei Monden ließe sich gewisslich einrichten. Wer innerhalb dieser Zeit seine Waffen niederlegt soll verschont werden und möglicherweise einen Platz auf einem kaiserlichen Schiff bekommen. Allerdings bräuchte man für ein wirkungsvolles Ultimatum schon etwas auf der Hand, um dem Pack nach der Beendigung des Ultimatums einen empfindlichen Schlag versetzen zu können."
Admiralin della Farvilla hatte die ganze Zeit über Schweigend über der Karte gebrütet. Nun ergriff sie das Wort. "Wenn wir also davon ausgehen, dass die Piraten ihre Schiffe im Golf vom chorphydischen Archipel aus versorgen, dann wäre es wohl das geschickteste, wenn man ihnen diesen Versorgungsweg abschneiden würde. Eine Flottille zwischen Stychos und der Landzunge von Soustrierè würde die Piraten empfindlich stören. Und wenn man die Garnisonen der Hafenstädte Bigornes aufrüstet und die Straßen verstärkt überwacht, so sollte auch eine Versorgung über Land zunehmend schwerer für sie werden."
"Nichtsdestotrotz hat man nichts auf der Hand solange man den Hauptstützpunkt der Piraten nicht kennt. Nichts führt daran vorbei, dass wir diesen entdecken müssen. Konnte denn irgendetwas sinnvolles aus den Gefangenen herausgequetscht werden, Capitano?"
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Re: Zwei Schiffe bereit zur Jagd

Beitragvon powl » Mi 14 Nov, 2012 19:28

"Das entzieht sich meiner Kenntnis, Admiral di Navarra. Ich habe die Gefangenen sogleich nach der Ankunft in San Aurecciano der Gerichtsbarkeit übergeben. Sicherlich werden sie verhört worden sein, doch hatte ich bisher keine Gelegenheit, die Vernehmungsprotokolle einzusehen", gibt Andrea verwundert Auskunft.
Waren die Admiräle wirklich so miteinander beschäftigt, dass sie das Nächstliegende um sich herum vergaßen?

Doch beschloß er, dass nicht seine Sorge sein zu lassen. Lieber kehrte er noch einmal zu seinen Gedanken zurück: "Ob es nach Iatans Gesetzen recht ist, darüber habe ich mir tatsächlich keine Gedanken gemacht. Auch würde ich es mir nicht anmaßen, darüber zu urteilen. Ich habe nur pragmatisch versucht, Bilanz zu ziehen, was dem Imperio am preiswertesten käme. Eine Parzelle, um seinen Lebendunterhalt zu bestreiten erscheint mir kein zu hoher Preis, um aus einem Feind einen Freund zu machen. Aber das ist nur meine Meinung und sicher nicht mit Iatans Gesetzen in Einklang gebracht.
Ich bin eben kein Theologe, scusi.
Dennoch, will man Piraten dazu bewegen, einen anderen Weg zu beschreiten und gar die Kameraden von gestern zu verraten, wird man mehr anbieten müssen, als einen freundlichen Händedruck. Es würde mich wundern, wenn es anders wäre.

Eine Flotille zwischen Medina und den corphysischen Inseln kreuzen zu lassen ist brilliant, Admiral* della Farvilla. Würde man dann noch Verbände aus Kaufleuten und Kriegsschiffen zusammenfassen, würde ein einzelner Pirat kaum etwas ausrichten können. Damit könnten wir ihnen eine andere Taktik aufzwingen oder sie gar vertreiben, wenn es sich in diesen Gewässern nicht mehr lohnt."


Andrea schwurbelt eine Verneigung auf das glatte Parkett, an della Farvilla gerichtet. Insgeheim hoffte er, das würde es nun gewesen sein. Sollten sie sich ihre Köpfe zerbrechen, wenn sie seinem Plan nicht zustimmen wollten. Dafür hatten sie ja die Admiralslitzen an den Hüten, bei Athos. Ausserdem befürchtete er, nicht mehr rechtzeitig bei der Vorstellung eintreffen zu können.

*
Spoiler:
Ich gender nicht mit.
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