ATTENTAT AUF DIE KAISERIN!

Intrigen und Bündnisse im Hochreich Nuovo Imperio und dem teilanhängigen Westendar

Re: ATTENTAT AUF DIE KAISERIN!

Beitragvon Leandro » Mo 25 Apr, 2011 00:21

WIEDERGEBURT
Leandro della Viscani


Nur der Anfang

Der Raum ist kalt. Kalt und dunkel. Der Stuhl, auf dem er sitzt, ist hart. Hart und unbequem. Er hatte noch keinen einzigen Augenblick geschlafen, seitdem er das Schiff verlassen hatte, das ihn aus Westendar zurück in die Heimat nach San Aurecciani gebracht hatte, nachdem er von dem Attentat gehört hatte. Doch im Hafen hatten ihn schon Männer erwartet. Gerüstete Männer mit dem Wappen ihrer Majestät. Sie hatten keine Fragen gestellt, sie hatten ihn nicht gebeten, man hatte ihn mitgenommen. Er hatte sich nicht geweigert. Wie hätte er sich auch weigern können? Man hatte ihn zu einer Kutsche gebracht, doch diese fuhr nicht zum Kaiserpalast. Man hatte ihn direkt in das Castello Valeriani gebracht, die Trutzburg auf dem Panaro, dort wo man die Hochverräter hin brachte. Hatte man ihn verhaftet? Ihn? Nein. Nein, das konnte nicht sein. Sie konnte unmöglich annehmen, dass er in diese ekelhafte und widerwärtige Verschwörung verstrickt war. Einige Stunden sitzt er nun schon hier. Die Tür öffnet sich und das Licht blendet ihn. Eine Frau tritt herein. Sie setzt sich nicht. Das Licht verschwindet. Die Tür wieder geschlossen. Die Frau spricht, doch es ist ihre Stimme, ihre Zunge, mit der sie spricht, doch ist sie es nicht. Geht es ihr gut? Es muss so sein, sonst hätte sie sie nicht schicken können. Er blickt die Frau an und nickt. Sie hatte ihn einst die Gnade gewährt, ihn aus seinen Pflichtne zu entlassen. Und nun rief sie ihn zurück. Es war ihr Recht. Er folgt ihrem Willen.

"Ja." Seine Stimme ist klar und fest. "Ich habe verstanden. Ich werde meinen Platz wieder einnehmen."

Er nickt. Eine Urkunde wird überreicht, reich verziert, persönliche Vollmacht Ihrer Majestät. Sie gab ihm die Schlüssel, die Schlüssel der Macht. Befugnisse, die selbst die eines Herzogs überschritten, in gewisser Hinsicht. Die Frau sieht ihn einen Augenblick an, dann dreht sie sich um, verlässt wieder den Raum. Auch nur eine Dienerin. Doch er hatte wieder eine Aufgabe. Und blieb alleine zurück. Die Tür öffnet und schließt sich wieder. Stille umfängt ihn, ebenso wie die Dunkelheit. Der Stuhl war noch immer hart und ungemütlich.

Ich werde sie richten. Ich werde die Schuldigen finden und richten. Der Gedanke formte sich in seinem Geist, wie Gewissheit des Unvermeidlichem.

"Ich werde ihr Richter sein. Und sterben werden sie auf mein Geheiß."

Hart klang die Stimme. Er stand langsam auf.

"Ich werde sie vernichten. Sie und ihre Erinnerungen. Nichts soll von ihnen übrig bleiben."

Sie würden sterben. Manche auf Plätzen. Manche hinter dunklen Mauern. Aber sie würden sterben. Es ist nur der Anfang.

"Das ist nur der Anfang."

Er geht zur Tür, sie öffnet sich für ihn. Schwere Schritte hallen durch dunkle Flure. Zwei Soldaten folgen ihm. Die Festung hat viele Wege, doch er kennt den seinen. Er war zurück in der Heimat. Und er war wieder... Leandro della Viscani, Staatsprocurator des O.I.A.A.
"Wenn alle Adligen des Nuovo Imperio ähnlich gut gekleidet sind wie ich, dann ist unser Vaterland perfekt, glorreich und stark. Wenn man jedoch Kaufleute sieht, die genauso gut gekleidet sind wie ich, dann scheint es Zeit für höhere Steuern."
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Re: ATTENTAT AUF DIE KAISERIN!

Beitragvon Nicolas Remy Dantes » Di 26 Apr, 2011 16:33

Nicolas Remy Dantes liegt faul auf seinem Bett. Seit die Büttel der Kaiserin im Zuge des Attentats ihre Kontrollen verschärft hatten, gab es kaum noch Arbeit für den "Assistenten" des Hehlers Bouregard. Das ganze Hafenviertel schien wie gelähmt zu sein. Die Geschäfte - zumindest jene, bei denen die Gulden durch halbseidene Transaktionen flossen - waren verebbt. Zu groß waren die Risiken. Dantes hatte von Bouregard ein Schreiben erhalten, dass er ihn heute noch besuchen würde. So wundert sich Dantes auch nicht, als es an die Tür klopft. Gemächlich öffnet er sie und bittet Bouregard hinein. Dieser scheint aufgeregt zu sein und als Dantes die Türe schließt beginnt er sofort zu sprechen:

Remy, ich habe etwas mit dir zu besprechen. Die ehrenwerten Männer unseres Geschäfts haben sich heute getroffen. Es kann so nicht weitergehen. Tag um Tag verlieren wir Gulden um Gulden. Solange der Schuldige am Attentat auf unsere geliebte Kaiserin, dieses elende Schwein, nicht gefunden ist, haben wir hier keine Ruhe. Es muss etwas getan werden ...


Dantes - im Hafenviertel als "Remy der Dichter" bekannt - wirkt wenig interessiert. Mit den Schultern zuckend meint er zum einäugigen Bouregard:

Si, das mag schon sein. Aber was geht mich das an? Irgendwann erwischen die Hunde den Hasen schon und wenn nicht, dann wird sich das Getöse auch legen. Was mich angeht ... ich gebe einfach weniger aus und lege die Füße hoch.


Der Einäugige verzieht zornig das Gesicht und meint in gebieterischen Ton:

Porcho dio, Remy. Einen Dreck wirst du die Füße hochlegen. Wir haben beratschlagt und jetzt ist es Zeit zu handeln. Wir können die Situation nicht aussitzen. Weißt du überhaupt, was mich diese ganze Unglück schon gekostet hat? Und nicht nur mich ... Svaggio, del Carrera, Dangles ... sie alle haben die selben Probleme. Nur mehr die Huren machen Geld. Porcho dio, wir müssen den Attentäter finden damit dieser Alptraum eine Ende hat. Und du, Remy, wirst dabei helfen.


Sehr unwillig und erstaunt blickt Dantes Bouregard an. Hatte er richtig gehört? Die Schurken des Hafenviertels wollten sich nun also gesammelt auf die Jagd nach dem Attentäter machen damit sie wieder zu ihrem Geschäft zurückkehren konnten? Und er sollte dabei helfen? Doch der Ton von Bouregard hatte nun in Dantes den Zorn geweckt. Er war zwar sein Helfer, aber er war nicht sein Eigentum. Verdammt, Dantes leistete gute Arbeit. Er hatte es satt, ständig herumkomandiert zu werden.

Bouregard ... ich bin kein Spitzel. Da gibt es bessere hier. Und das weißt du. Was behelligst du mich? Setze ein paar Informanten an und lass den Rest die Viscani-Bastarde erledigen. Was soll ich schon tun ... verdammt, ich habe mit der Kaiserin nichts zu schaffen. Mir ist es egal, wenn wer sie beseitigen will. Hörst du, Bouregard, mir ist es egal. Und wenn der ganze Adel dieser Kloake eines Landes ermordet werden soll, dann sage ich besser heute als morgen. Das ganze Land ist verrückt.


Bouregard geht nun - wenig überraschend - auf Dantes los. Er packt ihn, wie er es gerne zu tun pflegt, am Kragen und blickt ihm tief in die Augen. Drohend und in unangenehm zischenden Tonfall flüstert er:

Remy der Dichter. Paaaaah ... da lachen ja die Hühner. Remy Morot ... so hast du dich genannt, als du bei mir angeheuert hast. Aber das ist nicht dein Name, stimmts? Nicolas Remy Dantes. So heißt du. Meintest du, ich würde nicht wissen, wessen Brut ich an meiner Brust säuge? Was meinst du, wie lange du hier ohne mich durchgehalten hättest? Der Sohn eines einst reichen Kaufmanns. Antoine Marie Dantes, nicht? Von dieser Schule der Diamantenen geworfen, nachdem sich dein Vater im Gefängnis das Leben nahm. Junge, ich weiß alles über dich.


Bouregard lässt Dantes los. Dieser ist erstaunt. Er hatte nicht einmal Bouregard seinen wahren Namen genannt. Seit dem Tod seines Vaters, seit seiner Flucht hatte er niemals mehr seinen Namen gehört. Nicht einmal selbst hatte er ihn ausgesprochen. Und Bouregard wusste die ganze Zeit Bescheid. Müde meint Dantes:

Was willst du von mir?


Bouregard lächelt nun und klopft Dantes auf die Schulter. Er ist lange genug im Geschäft um zu wissen, wie er "Verhandlungen" zu führen hat. Dantes war nun in seinen Fängen und würde machen, was er ihm auftrug.

Wir brauchen dich nicht als Informant hier im Hafen. Davon gibt es genug. Was wir aber brauchen is jemand mit guten Manieren. Jemand, der sich ausdrücken kann. Der mit gutem Benehmen vertraut ist und vor allem ein schlaues Köpfchen hat. Fühle dich geehrt, du bist unser Mann.


Dantes blickt nachdenklich, Bouregard fährt fort:

Hier am Hafen sind unsere Bluthunde schon im Einsatz. Nicht nur hier, in allen Häfen bis nach Westendar und die Kolonien. Das Kartell der Hehler und Schmuggler lässt sich das Geschäft nicht zerstören ... was wir aber nicht haben, ist jemand, der sich bei Hofe umhören kann. Und das, du gefallener Engel, wirst du sein. Du hattest eine gute Erziehung. Du hast eine Akademie der Eliten besucht. Finde einen Weg und überbringe uns Informationen der offiziellen Untersuchung. Je mehr Informationen wir haben - von der Gosse bis zur Nobilität - umso rascher kann dieser Alptraum beendet werden und die Gulden können wieder fließen. Verstehst du?


Dantes nickt matt:

Ich soll also ... ich soll versuchen, mich irgendwo einzuschmeicheln damit ich euch Informationen überbringen kann. Mich einschmeicheln ... beim Adel und dabei helfen, den Attentäter, der dieser verflixten Kaiserin ans Hemd wollte, zu fangen. Porcho dio ... ich sollte mich gleich ins Hafenbecken werfen und mich selbst ertränken.


Bouregard grinst nun übers ganze Gesicht. Was ihm, in Verbindung mit dem fehlenden Auge, ein sehr unheimliches Aussehen verleiht.

Si, mein Freund. Jetzt verstehen wir uns. Finde einen Weg, das Vertrauen eines Adeligen zu finden der in die Ermittlungen einbezogen ist. Bringe Leute charmant zum sprechen. Wenn du auf etwas stößt, dann berichte mir. Wenn wir Glück haben, kassieren wir sogar noch ein Kopfgeld, wenn wir den Attentäter gefangen haben. Aber Hauptsache, die Geschäfte laufen wieder. Klar?


Mit diesen Worten steht Bouregard auf. Die Unterredung ist, fürs Erste, beendet. Gerade als er den Raum verlässt, dreht er sich um:

Junge, das mit deinem Vater tut mir Leid. War ein anständiger Kerl ... wollte nie Geschäfte mit mir machen. Ein Jammer, dass sie ihn fertig gemacht haben. Aber wenn du die Obrigkeit dafür hasst, dann hasse sie wenigstens mit deinem Verstand. Mit Flüchen kommst du nämlich nicht weit.


Lange nachdem Bouregard gegangen ist starrt Nicolas Remy Dantes noch immer an die Wand. Gedanken schießen durch seinen Kopf. "Wenn du hasst, dann hasse wenigstens mit deinem Verstand" ... diese Worte hallen noch immer in ihm nach. Woher wusste Bouregard über sein und seines Vaters Schicksal bescheid? Und wie sollte er seine Aufgabe, die er schon jetzt verabscheute, erledigen?
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Re: ATTENTAT AUF DIE KAISERIN!

Beitragvon Torkil » Do 28 Apr, 2011 21:47

Auszug aus einem Gespräch zwischen
Alricio Tassio della Tondése, Sonderermittler der kaiserlichen Garde
und
Magistro Nicolaus Arandanio D'Alveriani, Procurator des O.I.A.A. :


"Was die Zeugen angeht: Es waren zum Zeitpunkt des Attentats sicherlich 500 Menschen anwesend. 250 von ihnen waren Stadtbewohner. Diese werden wir antürlich auffordern ihre Zeugenaussagen zu tätigen. Wir werden außerdem diejenigen 100 Adligen von Stand bitten ebenfalls ihre Beobachtungen zu schildern. Außerdem waren 50 Wachen der Garde dort die ich noch befragen muss. Das werde ich wie ich bereits erwähnte bald nachholen. Die Befragung des Volkes war wie zu erwarten wenig ergiebig, aber von den Stadtgardisten konnte ich zumindest erfahren von wo aus das Attentat verübt wurde."
"Gewiss, die Informationsbeschaffung stellt sich oftmals schwieriger dar als erwartet. Dies musste ich leider auch schon das ein oder andere Mal während dieser Ermittlungen feststellen. Nun, von wo aus wurde denn der Schuss abgefeuert?"
"Nach meinen Informationen wurde der Schuß vom Dach des herzöglichen Landgerichts abgefeuert. Stimmt das mit Euren Informationen überein?
"Das wäre durchaus möglich und würde sich auch mit einigen Aussagen decken, welche ich bereits protokollieren konnte. Gut, demnach sollten wir beizeiten dem herzöglichen Landgericht einen Besuch abstatten. Zudem werden wir wohl noch einen weiteren delikaten Besuch abzustatten haben. Laut vielfach bestätigter Aussagen aus der Bevölkerung war das Verhalten des Herzogs von Medinia, Galvano di Lancia, kurz vor dem Attentat recht auffällig und merkwürdig. Er soll sehr nervös gewirkt haben, blickte sich immer wieder um und inspizierte die Hausdächer und die Seitengassen, die der Zug passierte. Daher werden wir wohl auch ihm unsere Aufwartung machen müssen."
"Gestatten es Euch Eure Vollmachten Adlige etwas härter anzupacken?"
"Nun, zwar bin ich der leitende Ermittler und mit allen nötigen Vollmachten ausgestattet, doch gerade beim Herzog von Medinia, dem Cancellario Imperatore des Reiches sollten wir lieber mit Samthandschuhen vorgehen. Er ist nach unserer geliebten Kaiserin die wohl zweimächtigste Person im Imperio, daher wäre es nicht ratsam mit ihm in irgendeiner Weise einen Konflikt einzugehen, falls ihr versteht?"
"Damit stimme ich überein. Wie ihr wisst ist meine Familie ebenfalls einflußreich, aber mit einem Herzog immerhin von Iatans Gnaden möchte ich mich nicht anlegen. Ich bin mir sicher, dass er nichts damit zu tun hat, aber vielleicht weiß er etwas. Vielleicht gab es Warnungen, die er nicht ernst genug genommen hat oder etwas derartiges... Da bringt ihr mich auf etwas. Wir sollten in Erfahrung bringen wer vom Tod der Kaiserin profitiert. Wer hätte die Regentschaft übernommen?"
"Als Kanzler und Stellvertreter der Kaiserin hätte der verehrte Herzog zweifellos einen Anreiz das Ableben Ihrer Majestät zu begrüßen. Zudem gibt es einen weiteren Indiz der diese Annahme unterstreichen würde."
"Tatsächlich?"
"Ich bekam ein Schreiben von Medicus Iridias Relenza, welcher die Bleikugel operativ aus der Schulter der Kaiserin entfernen konnte. Und, nunja... in die Kugel war etwas eingeritzt. Die Initialen G und L. Was uns natürlich wieder auf Herzog Galvano di Lancia bringen könnte."
"Nunja... Das scheint mir fast zu einfach. Warum sollte er... Dennoch. Ein Grund mehr die Depots sehr gründlich zu überprüfen. Hmm.... Wisst ihr was? Wie viele Männer habt ihr hier?"
"8 Inspectoren sowie 2 Commissare, wieso fragt ihr?"
"Ich gehe weiterhin davon aus, dass der Herzog nichts damit zu tun hat. Aber dennoch könnten gewisse Teile seiner Garde mit den Attentätern zusammen arbeiten. Vielleicht sollten wir nicht einfach die Zeugmeister befragen sondern die Depots einfach von unseren Leuten untersuchen lassen. Meine Intuition sagt mir, dass die Waffe von dort stammt..."
"Hmmm... das wäre natürlich möglich."
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Re: ATTENTAT AUF DIE KAISERIN!

Beitragvon Ascanio » Fr 29 Apr, 2011 08:39

Während die Ermittler in Medinia nach Spuren der Attentäter suchen, kommt es in der hiesigen Filiale der Privatbank Moratin zu einem nächtlichen Brand. Scheinbar hat jemand einen brennenden Kerzenstumpf außer Acht gelassen und dieser hat einen Teil des Archivs in Brand gesetzt. Glücklicherweise kam dabei niemand zu Schaden. Nichts besonderes, doch:

Am darauf folgenden Abend gibt es eine neuerliche Entwicklung in Medinia, die zunächst (abgesehen von den direkt involvierten Personen) in den Kreisen der Ermittler, also dem Ordo Imperials bekannt wird, deren Kenntnis sich aber in Windeseile und ohne dass man etwas dagegen tun kann in der ganzen Stadt verbreitet.

Die greise Vicomtesse Geshla Moratin, die seit einiger Zeit als Beraterin des von ihrer Familie geführten Bankhauses in Medinia tätig war, wird ermordet in ihrem Privathaushalt aufgefunden. Sie starb durch einen gezielten Kopfschuss (mit einer Arbalette). Die Leiche wurde im verwüsteten Arbeitszimmer entdeckt, zusammen mit einem weiteren Toten, der aus den Reihen des O.I.A.A. stammt.
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Re: ATTENTAT AUF DIE KAISERIN!

Beitragvon Leandro » So 01 Mai, 2011 17:45

WIE FLIEGEN...
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Aus einem der Fenster betrachtet der Edelmann das rege Treiben der Stadt, doch scheint es ihn nicht weiter zu interessieren, zumindest nicht jetzt und in diesem Moment. Er war mit seinen Gedanken bei anderen, wichigeren, Angelegenheiten, die seiner Aufmerksamkeit bedurften. Man hatte ihm vom Tod eines Mitglieds des O.I.A.A. in Medinia berichtet und der Conte wirkte besorgt, zumindest soweit man dies in seinem Gesicht erkennen konnte.

"Das sind bedauerliche Neuigkeiten. Aber es zeigt auch, dass die Ermittler vor Ort langsam der Lösung dieser Ereignisse näher kommen. Ich werde mich beizeiten selbst nach Medinia begeben, um mir ein Bild von dem Fortschreiten der Ermittlungen zu machen."

Der Blick des Contes wandert über die Dächer der Häuser. Eine Fliege schwirrt durch das offene Fenster herein und landet auf dem Fensterbrett. Der Blick des Contes senkt sich und folgt dem Insekt, während er weiterspricht.

"Ich will, dass ein Ermittler des O.I.A.A. nach Droux geschickt wird. Sucht einen fähigen Mann aus, jemanden, der weiß, wie man die Meute aufschreckt. Sucht mir einen Mann aus, der nicht dorthin passt, jemanden, der nicht geschult ist in der Kunst der Diplomatie. Ich will, dass man in Endrouelle merkt, dass wir genau beobachten, was dort vor sich geht. Dort brauchen wir keinen Edelmann, keinen Mann der Manieren und schönen Worte. Ihr wisst was ich meine... schickt Ihnen... schickt Ihnen einen unserer Raufbolde. Einen Mann aus dem Bürgertum, einen Mann der Tat, der sein Herz auf der Zunge trägt. Er soll nicht höflich sein, er soll sie spüren lassen, dass wir etwas unternehmen. Sie sollen ruhig ihre Nasen rümpfen, diese 'feinen Herrschaften', aber ihnen werden auch die Knie schlottern. Stattet den Mann mit umfangreichen Befugnissen aus... als ofiziellen Gesandten Ihrer Majestät. Ich denke, es ist genau die richtige Zeit, für eine kleine... 'Revision' am königlichen Hof in Droux..."

Plötzlich zuckt die Hand des Contes vor und noch während die Fliege versucht zu Entkommen, trifft sie das Leder des Handschuhs und zerquetscht das Insekt.

"Ihr habt Eure Befehle. Ihr könnt Euch jetzt entfernen..."
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Re: ATTENTAT AUF DIE KAISERIN!

Beitragvon Ascanio » Di 03 Mai, 2011 17:53

Im Dienstbotenflügel des Kaiserlichen Palastes zu San Aurecciani:

"Pass auf, was ich zu berichten weiß, Federica. Ich selbst war Zeuge, bei Iatan!" Der Kammerdiener hatte sich mit seiner Liebsten in ein stilles Eckchen zurück gezogen.

Sie, Federica geheißen, war eine Küchenmagd - und bekannt für ihre Geschwätzigkeit. "Nun sag schon, Raul, was hast du gesehen?"

"Vor allem gehört, Honigschnäuzchen. Gestern Abend haben ganz schön die Wände gewackelt, als die hohen Herren aufeinander trafen."

"Welche hohen Herren denn? Davon gibt es hier so viele wie Sandkörner am Strand von Salento."

"Die della Viscani Brüder. Seine Durchlaucht, der Conte, ist ja wieder von seiner Reise zurück und hat scheinbar seinen Bruder im Amte des Staatsprocurators beerbt."

"Hin und her... war der Conte nicht früher schon einmal Staatsprocurator?"

"Ja, aber die neuerliche Berufung in dieses Amt scheint seinem Bruder, dem Minister, nicht sehr zu gefallen. Jedenfalls hat der Conte ihn beschuldigt, er würde an dessen Loyalität zweifeln. Ich habs genau gehört, da ich zu der Zeit gerade Kerzen auf dem Gang vor den Räumlichkeiten des Contes gewechselt habe."

"Und weiter?"

"Dann fuhr seine Excellenz, der Minister, seinen Bruder an: Er hätte den Ordo im Stich gelassen und wäre daher an der ganzen Misere schuld. Und dass er sich beweisen müsse, wenn er die Gunst der Kaiserin zurückgewinnen wolle. Was der Conte natürlich nicht auf sich sitzen ließ: Einen Narr nannte er seinen Bruder, und überheblich, und dass er nicht mehr geleistet hätte in all den Jahren als einen stinkenden Piraten aufzuknüpfen."

"Böse Worte, die da gewechselt wurden. Was geschah dann?"

"Die Tür flog auf und seine Excellenz, der Minister, stapfte mit hochrotem Kopf und zornbebender Stimme aus dem Zimmer. Fast wäre er in mich hinein gerannt, doch ich konnte gerade noch zur Seite hin ausweichen. Noch im Gehen rief er zurück und seine Stimme bebte dabei: 'Ich HABE Verantwortung gezeigt; und die Kaiserin steht MIR auch jetzt noch bei. Du, mein lieber Bruder, kommst zu spät mit deinem allheilsverkündenden Auftreten, das verlogener nicht sein könnte! Geh doch zurück und versuche, dein Königreich zu erobern!' Nicht einmal die Tür hat er hinter sich geschlossen. Ich habe einen flüchtigen Blick hinein geworfen und habe den Conte gesehen wie er mit geballten Fäusten am Tisch saß, so dass schon die Knöchel weiß hervortraten. Er starrte Richtung der geöffneten Tür und einen kurzen Moment blickte ich ihm in seine Augen, als ich in das Zimmer schaute. Wenn Blicke töten können, ich wäre glatt zu Staub zerfallen! Solch kalte Augen habe ich noch nie gesehen! Dann stand der Conte plötzlich ruckartig auf und verschwand ohne ein weiteres Wort."

"Holla, das sieht mir ja sehr nach einem Bruderkrieg aus, meinst du nicht, Püschelchen?"

"Ja, in der Tat. Das könnte noch Einiges nach sich ziehen. Aber pssst! Du verstehst schon..."

"Natürlich, Püschelchen." Und damit widmete sich das Pärchen wieder wichtigeren Dingen.

Gerüchte allerdings verbreiten sich am Hofe zu San Aurecciani bekanntlich schneller als der Wind...
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Re: ATTENTAT AUF DIE KAISERIN!

Beitragvon Shrimp » Mi 04 Mai, 2011 23:31

»Alricio Tassio della Tondése strich sich einmal mehr über seine ebenfalls wie immer perfekt sitzende Frisur, während er sich den Zigarrello in den Mundwinkel klemmte.
Seine Verärgerung hatte vielfältige Gründe. Der geringste davon war sicherlich noch, dass es eine sehr frühe Morgenstunde war in der der kühle Frühlingsnebel mit seinen nassen Fingern nach den Lebenden tastete, sie frösteln ließ und die Kleidung klamm zurück ließ.
Alricio haste diese Morgenstunden, er lag lieber in einem warmen Federbett am besten mit einer nackten Schönheit die sich an ihn schmiegte.
Das frühe Aufstehen war jedoch für Soldaten ein notwendiges Übel, an das man sich gewöhnte.
Viel schlimmer für den jungen Elite Gardisten war jedoch das es ihm vorkam als würden die Ermittlungen völlig stillstehen. Vom Volk hatte er von vorneherein nichts erwartet und so waren die Ergebnisse nicht unerwartet gewesen. Plumpe Mutmaßungen und ungenaue Beobachtungen, nichts Verwertbares.
Doch schlimmer war, dass auch die Befragung der anderen Gardisten kaum etwas ans Licht gebracht hatte.
Nur geringe Hinweise hatten sich finden lassen jedoch kaum etwas, dass sie weiterbrachte.


Die Aufklärung des Attentats war neben der Notwendigkeit die ihm sein brennende Patriotismus lieferte umso dringlicher, da er sich etliche Feinde gemacht hatte... Würde er Erfolg bei der Aufklärung haben wäre er ein Held der trotz oder gerade wegen seiner Methoden zu großem Ansehen gelangen würde. Gelang es ihm nicht würden nur jene Leute bleiben, die er während seiner Arbeit verärgert hatte.

"Wir sind soweit, wenn ihr es seid Signore!" Insepctore de Saridia war einer jener Leute, die ihm der O.I.A.A. für seine Arbeit zur Verfügung gestellt hatte. Einer von 9 jungen Männern und Frauen. Handverlesen und uneingeschränkt Diskret, so dass er zumindest nicht fürchten musste, dass etwas nach außen gedrungen war bevor sie zuschlugen.

"Zwei Männer am Hintereingang Si?" Alricio's Stimme klang gereizt und arrogant, was jedoch für jene die ihn kannten nichts neues war
"Si Signore, wie ihr es angeordnet habt..." meinte der junge Inspectore.
Alricio blies noch einmal den Rauch aus ehe er den gerollten Tabak Stängel zu Boden Fallen ließ und austrat.
"Nun denn. Fangen wir an!"

Auf ein Zeichen hin setzen er und die anderen Neun sich in Bewegung genau auf die beiden Bewaffneten zu, die das herzogliche Waffendepots Medinas bewachten.
"Iatan zum Gruße Signores, wie sie hier sehen werden habe ich hier einen von oberster Stelle legitimierten Durchsuchungsbefehl für das Depot. Bitte halten sie sich in dieser Angelegenheit zurück und lassen sie uns die Arbeit tun. Wir werden abgleichen, ob die Depotlisten mit dem Zustand des Lagers übereinstimmen, wenn alles stimmt gehen wir wieder..."

Die beiden Wachen staunten nicht schlecht über diese unverholene Dreistigkeit. Eine unangekündigte Durchsuchung des Waffendepots per Sondergenehmigung legitimiert...
Diese Handlung konnte wenig anders verstanden werden, als als Mißtrauenserklärung an den Herzog von Medina oder zumindest einige Ranghohe Militärs.

Wieder einmal musste Alricio Tassio della Tondése hoffen dass er richtig lag, ansonsten konnte er einen weiteren Feind auf seine Liste schreiben...«

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Re: ATTENTAT AUF DIE KAISERIN!

Beitragvon Ascanio » Do 05 Mai, 2011 07:53

Die beiden Wachen gaben, nachdem der Durchsuchungsbefehl studiert und das Siegel geprüft war, den Weg für die Inspektoren und den Corporal frei. Einer der Männer begleitete die Ermittler nach drinnen, um ihnen bei ihrer Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen behilflich zu sein. Der andere machte sich schleunigst auf den Weg in den Wohntrakt des herzoglichen Palazzos; auch zu so später Stunde sollten die Herrschaften über den ungewöhnlichen Besuch informiert werden.

Drinnen begann eine langwierige Prüfung des Arsenals. Zuerst natürlich die Arbaletten, denn diese waren der Fokus der Ermittlungen. Nach reiflicher Prüfung stand fest, dass keine der kostbaren Waffen zu fehlen schien. Weder gab es auffällige freie Plätze in den Waffenregalen, noch gab es Unterschiede in der Anzahl der Waffen auf den Listen und den Bestandszahlen. Niederschmetternd...
Auch bei den anderen Schusswaffen - konnte es sein, dass die Kugel doch von einer anderen Waffe abgefeuert worden war? - gab es keine Beanstandungen.

Gerade berieten die Ermittler mit ihrem Anführer, als der Herzog höchstpersönlich samt einigen Männern seiner Leibgarde, allesamt ehrenhafte Ritter von Stand und Adel, im Arsenal erschien, die Schwerter blankgezogen und vor Wut schäumend.
"Bei Athos, was soll das?!" herrschte er Alricio an. "Wer schickt Euch und was gedenkt Ihr hier zu finden?"
Ohne eine Antwort seines Gegenübers abzuwarten fuhr er nicht minder leise fort: "Hat der Ordo Imperialis denn nichts besseres zu tun, als hier herum zu schnüffeln? Unglaublich, wie dreist der werte Staatsprocurator geworden ist; aber wir werden ihm seine Flügel schon stutzen. Wer glaubt, mit glühenden Kohlen spielen zu müssen, wird schnell feststellen, dass er sich daran die Finger verbrennt. Nun, Signore, erklärt Euch!"
Da dem Herzog weder Alricios Gesicht bekannt war, noch sich dieser vorher namentlich vorgestellt hatte, musste eben auf korrekte Titel und Würden verzichtet werden.

Die übrigen Ermittler hatten in der Zwischenzeit ihre Suche eingestellt und sich still zusammengerottet, um der Dinge zu harren, die nun folgen würden.
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Re: ATTENTAT AUF DIE KAISERIN!

Beitragvon Nicolas Remy Dantes » Do 05 Mai, 2011 14:59

In einem schäbigen Haus im Hafenviertel von San Aurecciani ...

Remy, erkläre es mir noch einmal. Weshalb habe ich ein halbes Vermögen ausgeben müssen, um diesen Stapel an Kopien dieses gräßlichen Gedichts anzufertigen?


Nicolas Remy Dantes, Remy der Dichter, lächelt, als er dem einäugigen Hehler Bouregard Antwort gibt:

Wieso wohl? Weil ich das Gedicht vortragen werde. Heute findet in den Lieblichen Gärten eine öffentliche Dichterveranstaltung statt. Und hier wird Remy der Dichter dieses kleine Meisterwerk vortragen.


Bouregard ist sichtlich noch immer verwirrt:

Ein Gedicht, porcho dio! Weshalb willst du Gedichte vortragen? Du sollst helfen den Attentäter unserer geliebten Kaiserin zu finden und nicht Gedichte vortragen und mein Geld verprassen. Was geht nur in deinem Kopf vor Remy?


Dantes lacht nun. Gelassen meint er:

Ich soll Kontakte in Adelskreise herstellen? Wunderbar, ich habe mich nicht darum gerissen. Aber wie sollte ich das machen? Einfach in den nächsten Palazzo stürmen? Hallo, hier bin ich! Erzähl mir doch etwas, was meine Hehlerfreunde dabei hilft, den Attentäter zu kassieren. Bouregard, ich frage mich wirklich, wie du zu deinem Vermögen kamst ... nein, wenn ich nur den Hauch einer Chance haben will, Kontakte zum Adel zu knüpfen, so muss der Adel auf mich aufmerksam werden. Deshalb werde ich heute dieses patriotische Gedicht - du kannst mir Glauben, es zu schreiben war kein Vergnügen für mich - vortragen. Und dann ... vielleicht, aber wirklich nur vielleicht wird jemand aus den noblen Kreisen auf diesen Dichter aus dem Hafenviertel und seiner Liebe zum Imperio aufmerksam. Und dann fangen die Schwierigkeiten erst an, verehrter Freund.


Bouregard nickt und macht ein pfiffiges Gesicht:

Du brauchst einen guten Namen. Alle Dichter haben einen guten Namen. Wie wäre es mit ... Vintaccio del Nero. Das ist doch ein toller Name für einen Künstler. Vintaccio del Nero, das arme Hafenkind, das zu einem beachteten Dichter wurde. Mir kommen dabei beinahe die Tränen.


Dantes schüttelt mitleidig den Kopf:

Vintaccio? Das ich nicht lache. Mein Name wird einfach Remy sein. Remy Morot aus dem Hafenviertel. Glaubst du die noblen Leute sind Idioten? Sollte jemand auf mich aufmerksam werden, dann werden sie genau prüfen, mit wem sie sich einlassen. Da erzeugt ein Vintaccio mehr Skepsis als ein Remy. Hier im Hafen nennen mich die Leute Remy der Dichter. Das kann man bei allen erfahren, die mich hier kennen. Und wieder andere wissen, dass ich einer deiner Handlanger bin. Auch solche Informationen erhalten die Granden wenn sie wollen. Schweigen und Ganovenehre hin oder her. Das ist nicht allzu schwer heraus zu bekommen. Mein Leben, zumindest jenes seit meiner Ankunft hier, wird nicht zu verheimlichen sein. Aber ... was soll schon passieren? Im schlimmsten Fall wandere ich ins Gefängnis und du gleich mit. Nach einiger Zeit kaufen wir uns von deinem Geld und dem der anderen Hehler wieder frei. Aber das wird wohl nicht passieren, wenn du in der Vergangenheit nicht zu geizig mit Bestechungsgeldern warst. Der Adel nascht überall mit und denen ist es im Grunde doch egal, welches Gewerbe wir betreiben, solange sie selbst davon profitieren und unser Handwerk nicht zu offensichtlich ausführen. Aber mache dich gefasst, dass du vielleicht einmal vernommen wirst und uns auf die Finger geklopft wird.


Bouregard gefällt das gar nicht.

Remy, ich habe dabei kein gutes Gefühl. Nimm doch einen anderen Namen und halte mich aus der Geschichte raus. Wenn du geschickt bist, dann wird deine Geschichte schon geglaubt.


Dantes steht auf und winkt ab, während er den Stapel Papiere einpackt:

Nein, es hilft nichts. Ich bin Remy der Dichter, Handlanger des Bouregard. Das lässt sich nicht verheimlichen, wenn die noblen Herren es herausfinden wollen. Du und die anderen Hehler wollen wieder freie Geschäfte, gut. Du hast mich hier reingezogen, gut. Wenn du Pech hast, dann steckst du eben auch mit drin. Weshalb sollte immer nur ich meinen Kopf hinhalten? Und jetzt genug geredet, ich habe ein Gedicht vorzutragen. Ich freue mich auf deinen Applaus.


Die beiden verlassen das Haus und spazieren gen Liebliche Gärten. Unterwegs übergibt Dantes die Kopien des Gedichts an zwei junge Mitarbeiter von Bouregard. Kurz bevor die nunmehr vier Gestalten das öffentliche Dichtertreffen erreichen, trennen sie sich. Während bereits die ersten Vorträge beklatscht werden, geht Dantes zum Veranstalter und lässt sich eintragen. Bouregard und seine zwei Lakaien mischen sich unter die Leute. Feine Herren, Bedienstete in schillernder Livree, Gelehrte und Schaulustige. Eine große Menge hat sich bereits gesammelt und die Sonne brennt vom Himmel. Etliche Zeit vergeht ...

Der Ansager ruft nun lauthals ins Publikum, während er auf seine Notizen starrt:

Verehrte Damen und Herren, noble Gäste, Freunde der Dichtkunst. Nun betritt die Bühne ... Remy der Dichter. Ein junger Freund der Dichtkunst aus ... dem ... Hafenviertel? Na sei es darum. Remy ... der Dichter!


Dantes betritt die Bühne. Er ist konzentriert. Dieser Auftritt würde ihm alles an Rethorik abverlangen das er einst in der Akademie gelernt hatte. Und nicht nur das ... er musste seinen Abscheu gegen die herrschenden Klassen unterdrücken, sich als glühender Verfechter der Ordnung geben. Er musste Nicolas unterdrücken und nur noch Remy der Dichter sein, ein Remy, der die imperiale Einheit über alles gibt. Er räuspert sich.

Werte Freunde der Dichtkunst, mein Name ist Remy. Viele liebliche Gedichte haben wir gehört. Über Liebe, über Verlangen, über die Schönheit. Ich wollte, ich könnte Euch auch ein solches Gedicht präsentieren. Doch mein Herz ist betrübt. Seit dem Tag, an dem ein hinterlistiger, gemeiner, räudiger Verbrecher einen Anschlag auf unsere geliebte Kaiserin, auf unser geliebtes Imperium verübt hat. Ich danke den Göttern, dass es nicht gelang und doch ist mein Herz betrübt. Denn zuviele unter uns sind ignorant. Nehmen unser schönes Imperium als zu selbstverständlich hin. Wissen es nicht zu schätzen, dass es die Kaiserin ist, der wir den Frieden verdanken. Und wieder andere hintertreiben diesen Frieden indem sie die Einheit des Reiches untergraben. Deshalb werde ich kein Gedicht über die Liebe zu einer Frau zum Besten geben. Ich werde auch nicht über die Schönheit der Weingärten sprechen. Vielmehr handelt mein Gedicht von einer dunklen Zeit. Einer Zeit, als das Land geteilt wurde als vor über tausend Jahren Valerianus, der Blutkaiser, in seinem Wirken gescheitert war und das Land in Flammen aufging. Dieses Gedicht soll Euch zeigen, was wir an unserer geliebten Kaiserin haben, die dieses Land in so großer Weisheit regiert. Lassen wir das Imperium nicht Scheitern wie einst der Blutkaiser, sondern glauben wir an den goldenen Adler. Glauben wir an unsere geliebte Kaiserin und die Einheit des Imperiums.


Das Publikum ist ruhig. Dantes hatte eindringlich gesprochen und seine Worte mit passenden Gesten untermalt. Sie hatten eine solche Rede an diesem, bisher seicht verlaufenen Nachmittag, nicht erwartet. Die Erwähnung des Blutkaisers tat ihr übriges. Man könnte nun eine Stecknadel fallen hören. Laut räuspert sich Dantes, Remy der Dichter. Sein Gedicht beginnt und hallt über den Platz:

Mein Gedicht lautet: Der goldene Adler

Valerianus, Valerianus,
wo ist deine Macht.
Valerianus, Valerianus,
wurdest um sie gebracht.
Der Blutkaiser im Sterben,
das Reich ist am Boden.
Valerianus, Valerianus,
deine Träume zerstoben!

Jahre der Knechtschaft,
Jahre der Not.
Valerianus, Valerianus,
tausend Jahre bist du tot.
Der Blutfürst im Staube,
das Land ward geteilt.
Valerianus, Valerianus,
in deinem Tode, das Land geteilt.

Erstochen Castillus,
Maximus vor dem Tor.
Valerianus, Valerianus,
dein Tod steht bevor.
Die Brüder im Kriege,
das Land ward geteilt.
Valerianus, Valerianus,
du warst nicht vor dem Tode gefeit.

Über tausend Jahre,
das Land lebte fort.
Valerianus, Valerianus,
nun ein blühender Ort.
Die Weisheit am Throne,
die Stärke im Stand.
Verlerianus, Valerianus,
Auretianien ein Verband.

Der goldene Adler,
stolz auf grünem Grund prangt.
Valerianus, Valerianus,
ein Volk einig sich fand.
Deine Sage voll Schrecken,
um alte Zeiten sich rankt.
Vaerlianus, Valerianus,
vor dir niemand mehr bangt.

Ein Reich der Vernunft,
ein Land das Stärke erlangt.
Valerianus, Valerianus,
die Schönheit ist weithin bekannt.
Ein Land der Paläste,
aus Stein am Meeresstrand,
Valerianus, Valerianus,
ein Reich mit Bestand.

Zwietracht und Hass,
nach tausend Jahren verbannt.
Valerianus, Valerianus,
Gregorio hat es erkannt.
Größe und Ruhm,
seinem Schaffen verdankt.
Valerianus, Valerianus,
bewundere nun das auretianische Land.

Der goldene Adler,
mächtig auf grünem Grund prangt.
Das Geschlecht D´Amante,
für alle Ruhm fand.
Vorbei sind die Zeiten,
nach Valerianus benannt.
Der Blutkaiser ist fort,
es lebe das auretianische Land.


Als Dantes endet bleibt es kurz ruhig. Doch sobald braust tosender Applaus auf. Die Worte, wenngleich es sicherlich hinsichtlich der Technik raffiniertere Gedichte gab, hatten ihren Sinn nicht verfehlt. Immer wieder branden Jubelrufe auf: "Es lebe das auretianische Imperium! Es lebe die Kaiserin!" Dantes verlässt lächelnd die Bühne derweil die beiden Lakaien von Bouregard die Kopien des Gedichtes unters Volk bringen. Dantes verlässt so schnell wie möglich den Platz und macht sich auf gen Hafenviertel. Seine Aufgabe, ein öffentliches Bekenntnis seiner "Liebe" zum Imperium und das mitreißen der Zuseher, war geglückt. Auch wenn er beim Gedanken daran beinahe Magenschmerzen bekommt. Kurz bevor er das Hafenviertel erreicht, wird er von einem grinsenden Bouregard eingeholt.

Kleiner, da hast du ja ein ordentliches Drama aufgeführt. Bei Iatan, sogar mir kam fast eine Träne und ich habe unsere Kaiserin hochleben lassen. Ich wusste ja gar nicht, dass du ein solches Gedicht so rüberbringen kannst. Du bist ja wirklich ein Dichter. Ein Künstler unter meinen Fittichen


Dantes blickt Bouregard lang und ernst an. Dann entgegnet er knapp:

Ach, sei doch einfach ruhig!
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Re: ATTENTAT AUF DIE KAISERIN!

Beitragvon Leandro » Di 10 Mai, 2011 23:35

Der Zettel lag auf dem massiven Schreibtisch aus teuren Edelhölzern, verziert mit unzähligen, feinsten Schnitzereien eines wahren Meisters, dem Tisch des Staatsprocurators. Es war nur ein einfacher Zettel. Ein Zettel, auf dem ein Gedicht geschrieben stand. Der Conte war schon weit herum gekommen und sicherlich hatte er Dichter gelesen, die filigraner mit dem Worte umgingen, sicherlich auch künstlerisch wesentlich anspruchsvollere Werke studiert. Andererseits war es die Schlichtheit, mit der die Worte aneinander gehangen worden waren und die sie in Ihrem Sinn verbanden, die das Gedicht so eingänglich und eindringlich machten. Genau das richtige für das einfache Volk.

"Wer ist dieser Dichter? Remy? Das sagt mir nichts. Ich habe von diesem Mann noch nie etwas gehört. Es ist eigentlich auch egal. Er hat mich beeindruckt, mit seinem Werk. Richtet ihm das aus und bringt ihm klingende Münze, auf dass er sein Schaffen fortsetzen möge. Es erfreut mich und damit erfreut es auch Ihre Kaiserliche Majestät. Richtet ihm dies so aus."

Der Conte lächelte. Solche Männer konnte er gebrauchen, die Worte waren formbar und man konnte sie gut für die eigene Propaganda nutzen. Ein solcher Mann könnte später noch von großen Nutzen werden. Er würde sich beizeiten darum kümmern. Auf einen Handwink zog sich der Diener zurück, um die Anweisungen seines Herrn durchzuführen. Kurze Zeit später verließ ein Bote die Staatsprocuator, um sich in Richtung Hafen aufzumachen.
"Wenn alle Adligen des Nuovo Imperio ähnlich gut gekleidet sind wie ich, dann ist unser Vaterland perfekt, glorreich und stark. Wenn man jedoch Kaufleute sieht, die genauso gut gekleidet sind wie ich, dann scheint es Zeit für höhere Steuern."
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Re: ATTENTAT AUF DIE KAISERIN!

Beitragvon Nicolas Remy Dantes » Mo 16 Mai, 2011 14:47

Nicolas Remy Dantes starrt noch immer etwas ungläubig auf die Münzen und die Nachricht, die ihm ein Bote überbrachte. Kaum hatte Dantes seinen Dank ausdrücken können, war der Bote wieder verschwunden gewesen.

Ein Präsent des Conte Leandro della Viscani, nicht irgendjemand, sondern einer der mächtigsten Herren des Imperio. Dantes konnte sich noch gut an die Geschichten über den Conte erinnern, die zu seiner Zeit - vor dem Rauswurf in Folge der Vorkomnisse um seinen Vater - an der Akademie der Gesellschaft der Diamentenen kursierten. Der Conte, so erzählte man sich, war ein ungestümer Schüler gewesen, doch nach und nach machte er der Akademie immer mehr Ehre.

Der Conte war, bevor sich Dantes Leben und seine Sicht auf die Welt so veränderten, auch sein Held gewesen. Hier hatte er sich von den anderen Schülern nicht unterschieden. Wie lange war dies her? Es erschien Dantes wie eine Ewigkeit, wenn er an den naiven Jungen zurückdachte, der er einst war.

Dantes setzt sich und schreibt eine Nachricht an Bouregard, den einäugigen Hehler. Dieser würde durchaus erfreut sein über den Erfolg des Gedichts. Doch noch war es zu früh um zu frohlocken. Die Münzen des Conte und Staatsprocurators waren ein Beweis, dass dieser auf ihn aufmerksam wurde. Nicht mehr, nicht weniger.

Dantes murmelt vor sich hin, während er die Nachricht schreibt:

Einen Fisch muss man einholen, bevor man sich an ihm erfreuen kann ... und dieser Fisch ist keine harmlose Forelle, sondern ein Hai.


Lange denkt Dantes nach. Er wusste, er musste den Conte noch weiter beeindrucken. Ein weiterer Gedichtvortrag zur Ehre des Imperio würde folgen. Wieder würde das Gedicht vervielfältigt werden müssen und Dantes würde Bouregards Geld benötigen. Die Münzen des Conte? Sie würden ihren Weg wieder zum Conte finden. Ein einzigartiges Geschenk, niveauvoll müsste es sein. Kurz lächelt er, der Conte würde das Gedicht nicht auf einem schlichten Bogen Papier zu lesen bekommen. Auch hier würde er Bouregard und seine Kontakte benötigen.
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Re: ATTENTAT AUF DIE KAISERIN!

Beitragvon Nicolas Remy Dantes » Fr 20 Mai, 2011 18:57

Remy, ich beginne dich zu hassen. Während du dich mit diesem rolligen Weib vergnügt hast, habe ich nur Ausgaben. 80 Gulden, hörst du, 80 Gulden hat es mich gekostet. Und dazu noch alle Überzeugungskraft. Verdammte Urkundenfälscher und ihr stolz.


Nicolas Remy Dantes blickt kurz zum Hehler Bouregard, während er vor dem Spiegel steht um sich zurecht zu machen. Ein Lächeln erscheint auf seinen Lippen, während er mit einem Blatt aus feinstem Papier wedelt.

Ein Schreiben des Conte Leandro della Viscani, hast du das vergessen? Das sollte es dir schon wert sein. Und überhaupt habe ich ja auch die 20 Gulden des Conte beigesteuert. Bouregard, Bouregard, dein ewiger Geiz macht dich nicht schöner. Das sagen übrigens auch schon die Leute im Hafen.


Während Dantes lacht, verzieht Bouregard ärgerlich das Gesicht - ein schöner Anblick ist er mit seinem feisten Gesicht und der Augenklappe über seinem fehlenden Auge ja wirklich nicht. Mit einem langen Seufzer bläht er die Backen auf um die Luft herauszupressen.

Alla mia mierda, Remy. Aber wenigstens hat der Fälscher gute Arbeit geleistet. Er hätte eigentlich Künstler werden sollen. Dein Gedicht auf feinsten Stoff, verziehrt mit goldenen Lettern und dem Wappen der Viscanis. Das wird dem Conte wohl gefallen.


Dantes lächelt, er ist mit seiner Kleidung zufrieden und klopft Bouregard auf die Schulter.

Ja, er hat ganze Arbeit geleistet. Deshalb sagte ich ja, das es ein Fälscher tun sollte. Die haben das richtige Auge für feines Handwerk. Aber das alleine wird den Conte noch nicht zu Jubelstürmen reißen. Bedruckte Seide und goldene Lettern kann der Staatsprocurator immer haben. Mir gefällt das Buch als Geschenk dann doch mehr.


Bouregard kratzt sich am Kinn.

Das ist ein Wälzer über die Akademien des Landes. Ein Wälzer, der Dank dir, übrigens nur mehr weiße Seiten beinhaltet.


Dantes schüttelt den Kopf.

Nur mehr weiße Seiten? Ich bitte dich, mein Lieber. Du solltest deine Augen ... pardon ... dein Auge weiter aufsperren. Die Passagen über die Gesellschaft der Diamentenen habe ich doch im Buch belassen. Eine wahnsinnig gute Akademie, die einst auch der Conte besuchte. Ich sage es dir, ich ware Jahre später dort, doch vom Conte sprachen die Professores in den höchsten Tönen. Und ich denke, der gute Conte ist dieser Akademie auch heute noch verbunden. Ein persönliches Geschenk, Bouregard, Geschenke halten die Freundschaft am Leben. Besonders jene, die noch gar nicht geschlossen wurden.


Bouregard zuckt mit den Schultern und packt einen Stoß Zettel in seine Tasche. Heute würde er zumindest versuchen, die Zettel nach des Dichters Auftritt nicht nur zu verteilen, sondern gleich zu verkaufen - 1 Silberling das Stück. Vielleicht würde das seine Bauchschmerzen durch den Verlust all des schönen Geldes mindern. Die beiden machen sich, wiederum verstärkt durch zwei Gehilfen Bouregards, auf in die Lieblichen Gärten. Ein heißer Tag, endlos lange schleppen sich die einzelnen Vorträge, bis Dantes an der Reihe ist.

Und nun, Freunde der Dichtkunst, Gelehrte und Mitbürger, Edelleute. Unser junger Freund Remy - der Dichter aus dem Hafenviertel. Wollen wir sehen, ob er auch dieses Mal wieder zu überzeugen vermag mit seiner eigenwilligen Dichtkunst.


Nachdem der Ansager geendet hat, betritt Dantes die Bühne. Heute ist er weniger nervös als beim ersten Auftritt. Er hatte seine Worte, seine Gesten wohl studiert. Lange, lange wartet er, bis auch der letzte Krakeeler verstummt ist.

Freunde des Imperio, Freunde der Kunst. Bei meinem letzten Auftritt pries ich die Weisheit und die Stärke unseres geliebten Kaisergeschlechts der D´Amante. Und auch heute will ich nicht von seichten Themen sprechen. Denn so wie die Kaiserin dem Reich dient, so hat sie auch ihre Helfer, die ihr und dem Reich dienen. Dem Größten und Edelsten aus diesem erlesenen Kreis widme ich mein Gedicht. Ich nenne es ... "Der Diamantene".


Mit einem kaum merkbaren Lächeln wartet Dantes wieder ab. Die Spannung und die Hitze lasten schwer über den Platz. Endlich beginnt Dantes, die Stimme laut, dramatisch, kraftvoll und doch einfühlsam. Die Gesten passend, nicht zu stark betont und doch eindringlich.

Der Diamantene

Ein Held von Verstand und Schärfe,
gereift im Wissen, geschult in nobler Härte,
ein Held um zu dienen dem Imperio,
gediegen, Licht brechend, ein Diamant.

Gesendet dank der Gunst der Götter,
bezwingt Eleganz Neider und Spötter,
ein Verstand zu weisen dem Imperio,
scharf, voller Glanz, ein Diamant.

Erkoren durch der Kaiserin Gnade,
führt das Imperio in eine stolze Dekade,
Kräfte um zu beschützen das Imperio,
makellos, unbesiegt, ein Diamant.

Zu Ruhm gelangt durch seine Gabe,
stets im Blick die große Aufgabe,
die Einheit zu erhalten im Imperio,
ausgleichend, verbindend, ein Diamant.


Stets ein Mäzen der feinen Kunst,
wache Geister, Virtuosen in seiner Gunst,
den Ruhm zu mehren des Imperio,
großzügig, gebend, ein Diamant.

Der Kaiserin ein treuer Held,
Gelehrter des Rechts, Herr im Schlachtfeld,
den Frieden zu sichern im Imperio,
berühmt, gerecht, ein Diamant - Leandro.


Dantes endet und wiederum herrscht Stille am Platz. Erfürchtig blicken die Einen, die Dümmeren blicken etwas ratlos. Dantes liest in ihren Gesichtern und ruft dann - damit auch der letzte Depp kapiert wem dieses Gedicht gewidment wurde - in die Menge:

Es lebe die Kaiserin, es lebe unser Staatsprocurator Conte Leandro della Viscani, es lebe das Imperio! Es lebe die Kaiserin, es lebe unser Staatsprocurator Conte Leandro della Viscani, es lebe das Imperio!


Wieder und wieder ruft er diese Worte und mehr und mehr Leute stimmen ein. Nach kurzer Zeit brodelt der ganze Platz, die Rufe werden immer lauter. All die Unsicherheit dieser gefährlichen Zeit, all die Anspannung scheint sich zu lösen. Den Gehilfen von Bouregard werden die Abschriften beinahe aus den Händen gerissen, während Dantes sich rasch aus dem Staub macht. Beim vereinbarten Treffpunkt wartet er auf Bouregard, während er sich dorthin begibt hört er noch immer vereinzelte Rufe.

Nach einiger Zeit kommt Bouregard, freudig mit einem Beutel schwenkend.

Porcho dio, Remy. Den Schafen hast du eine Freude gemacht. Aber glaube ja nicht, dass ich dir von den Einnahmen was abgebe. Mein Gold hat die Abschriften bezahlt, mein sei der Verkauf.


Dantes zuckt mit der Schulter, das Geld war ihm einerlei.

Behalte, was du behalten willst. Hast du übrigens schon nachgedacht, wie wir den Conte mein Geschenk bringen können?


Listig grinst Dantes, während sich Bouregards Miene verfinstert. Ratlos schüttelt er den Kopf, während Dantes gleich zur Antwort ausholt.

Du musst wieder deine Kontakte spielen lassen. Wir benötigen jemanden, der irgendwie Zugang zu den Bediensteten des Conte hat. Oder jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt. Hauptsache du kannst ihm vertrauen. Wie du es genau anstellst soll dir überlassen sein. Es ist nur wichtig, dass der Conte seine Geschenke vollständig erhält. Ich gebe dir sein Schreiben, es kann sicherlich helfen. Aber auch eine kleine Bestechung wird nötig sein ... und was mich betrifft? Ich ziehe mich zurück ins Hafenviertel und werde mich mit dem rolligen Weib vergnügen, das du mir nicht gönnst.


Dantes drückt Bouregard die Geschenke, das Buch mit den weißen Seiten und den Eintrag über die Gesellschaft der Diamentenen und das auf Seidenstoff bedruckte Gedicht in die Hand. Danach übergibt er Bouregard auch noch die Nachricht des Conte. Zufrieden mit sich spaziert er gen Hafenviertel. Mit diebischer Freude denkt er daran, dass es mittlerweile so schien, als sei Bouregard sein Assistent und nicht umgekehrt.

Ob sich der einäugige Hehler das noch lange bieten lassen würde? Doch welche Möglichkeiten hatte er schon? Um die Kontrollen los zu werden, hätte er wohl sogar Dantes Latrine gereinigt. Wenn nur endlich die Schnüffler und Soldaten das Hafenviertel in Ruhe ließen.
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Re: ATTENTAT AUF DIE KAISERIN!

Beitragvon leftblank » Di 05 Jul, 2011 14:22

Es ist nicht unbedingt eine aufbauende Erfahrung, wenn sich das vermeintlich vor wilden Festen, edlen Damen und galanten Herren wimmelnde Land, in das man schon von Kindesbeinen an seine Füße setzen wollte, bei einem Besuch dann doch nicht von der Seite zeigt, die man sich erhofft hatte. Statt einem Leben in Saus und Braus zu Hofe gab es für die junge Westenderin und ihre immerhin adlige Begleitung noch nicht einmal eine schnell abgehandelte Untersuchung des Falls, von dem das ganze Reich spricht (wen wundert's?), sondern letzten Endes schlicht die ermüdende und eintönige Arbeit in einem Kontor, damit man sich überhaupt das Leben in dieser Ecke der Welt leisten konnte.

Nein, ganz und gar nicht das, wovon man vielleicht mal geträumt hatte. Was lag also näher, als den Rückzug anzutreten? Wie es schien, konnte man hier als Außenstehender ohnehin nur wenig beitragen, um das Rätsel aufzuklären. Vermutlich spielte sich das alles hinter den Kulissen ab, und der Öffentlichkeit würde irgendwann ein Schuldiger präsentiert. Enttäuschend, so eine Möglichkeit, groß heraus zu kommen, nicht nutzen zu können, aber man konnte es kaum ändern.

So kehrte das ungleiche Paar wieder zurück nach San Aurecciani, wo sich der Edle als Unterrichtender der Kampfeskünste, womöglich sogar in Adelskreisen, die Überfahrt aufs Festland verdienen wollte. Die junge Dame derweil suchte noch nach einem Beruf, genauso nach einer Berufung, als eine unverhoffte Begegnung in einem Café ihr scheinbar gänzlich neue Wege offen zu legen schien.

War es möglich, dass sie gleichzeitig der richtigen Sache dienen, und einen Fuß in die Tür des Adels bekommen konnte? Ein weiteres Treffen an einem ungestörten Ort sollte darüber Auskunft geben. Vielleicht musste sie doch noch nicht aufgeben.
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Re: ATTENTAT AUF DIE KAISERIN!

Beitragvon leftblank » Do 07 Jul, 2011 13:48

Wie schnell es gehen kann, dass die Dinge nicht mehr ganz so schwarz aussehen! Gut, zugegeben, andersherum geht’s meistens sogar noch etwas schneller. Aber das kann einem ja egal sein, wenn man gerade einmal wieder einen Hoffnungsschimmer sieht.

Frohen Mutes ist die junge Westenderin schon wieder auf dem Weg nach Medinia. Ja, die Begegnung hatte Glück gebracht. Schon hat sie einen wertvollen Verbündeten, der ihr vielleicht nicht unbedingt Tür und Tor öffnen kann, aber ihr immerhin eine Anlaufstelle bietet. Und der ihr, nicht zuletzt, den Weg in die richtige Richtung weisen kann und ihr neuen Mut gibt.

Es erleichtert die Sache doch ungemein, wenn man nicht mehr im Trüben fischen zu braucht, sondern sogar einen Namen hat, auf den man sich konzentrieren kann.

Sobald sie in Medinia angekommen ist, wird sie am Anwesen der Familie di Lancia vorstellig werden. Auch, wenn es natürlich nicht ihrem Stand entspricht, wird sie sich dort um eine Stelle als Magd oder gar Kammerzofe bewerben, um einen Einblick in deren Machenschaften, und speziell in die einer angeheirateten Signora, zu erhalten. Im Haus einer renommierten Familie wird sicherlich eine helfende Hand mehr immer gebraucht.

Selbst diese Spur ist noch lange nicht heiß zu nennen, doch irgendwo muss man schließlich anfangen...
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Re: ATTENTAT AUF DIE KAISERIN!

Beitragvon Ascanio » Sa 09 Jul, 2011 20:07

Die offiziellen Ermittlungen in Medinia hatten den zuständigen Agenten des O.I.A.A. und dem Beauftragten der Kaiserlichen Garde wenig Glück gebracht. Man hatte sich mit dem Herzog höchstpersönlich angelegt und letztendlich feststellen müssen, dass man einer falschen Fährte gefolgt war.
Der Herzog hatte darauf hin erwirkt, dass den leitenden Ermittlern jegliche Kompetenz in diesem Fall aberkannt wurde, auch das mehr als nur zögerliche Intervenieren des Staatsprocurators Leandro della Viscani konnte dagegen nichts mehr ausrichten.

Was nun der Auslöser dieser Kette an unglücklichen Umständen war, darüber sind die Gerüchte sich uneinig. Klar war, dass die Ermittler eine Durchsuchung des herzoglichen Arsenals angeordnet hatten, um dem Verdacht nachzugehen, die Tatwaffe stamme aus dem Fundus dieses Arsenals. Doch die Tatwaffe war ja mit den Attentätern verschwunden. Manche sprachen davon, dass der Herzog sich auffällig nervös gegeben hatte im Umfeld des Attentats. Andere sahen in ihm schon einen möglichen Thronräuber. Dritte wollten gehört haben, dass auf der Bleikugel, die aus der Schulter der Kaiserin herausopertiert worden war, eindeutig ein Hinweis auf den Herzog eingraviert war.
Letztendlich schienen sich aber alle Gerüchte nicht zu bewahrheiten, und es war auch nicht mehr zu erwarten, dass man nun noch von den Attentätern, Monate nach dem Attentat, eine Spur würde ausfindig machen können. Längst würden sie die Stadt verlassen haben und vielleicht sogar das Imperio und sich in alle Winde zerstreut haben oder neue finstere Pläne schmieden.

Den wenigen, die die Hoffnung auf Ruhm und Ehre nicht aufgeben wollten, blieb nicht mehr viel übrig. Die Spur in Medinia war erloschen und die einzige Möglichkeit, nun herauszufinden, wo die Quelle des Übels war, lag in San Aureccianis Unterwelt, in der man jede Information bekommen konnte und vielleicht auch jeden Gegenstand...
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