Adlerblatt
Verfasst: So 17 Jun, 2012 10:42
Auf den Straßen hört man die Zeitungsburschen rufen: "EXTRABLATT! Exklusiv im Adlerblatt!"
Die Ritter der Goldküste
So feierte das Nuevo Imperio die Hochzeit des Jahres!
Giulia Lucarelli, Giornalista di Vippamente berichtet exklusiv vom Geschehen in der Ewigen Stadt:
Was ein herrlicher Tag! Die Hochzeit zwischen dem Marchese d'Emeralde und seiner Braut scheint von den Göttern gewollt: Schönster Sonnenschein begleitete das nicht minder strahlende Brautpaar an diesem Turnierfeste, an welchem es galt den Ritter der Braut zu küren. Vier edle Recken fanden sich ein, um sich im Kampf an der Lanze zu beweisen: Zunächst natürlich der Marchese d'Emeralde höchst persönlich. Würde er, der das Herz der Braut unlängst für sich gewonnen hatte, auch der Ritter an ihrer Seite sein? Seine Konkurrenz machte es ihm jedenfalls nicht leicht: Signore Rhallond Daminovicz der Jüngere, Vetter des Marchese, sowie Princeps Arcanum Damasos von Echelon, ebenso Vertreter der chorphydischen Inseln, gaben sich die Ehre. Zudem trat zur Überraschung vieler Zuschauer auch der bereits durch die vorangegangenen Feierlichkeiten bekannt gewordene Signore Mitsune an. Eine spannende Konstellation, die schon zu Beginn des Turniers für wilde Spekulationen sorgte. Doch zunächst sorgten, neben dem atemberaubenden Brautkleid der Signora della Viscani-Calaelen, zwei weitere Ereignisse für eine willkommene Ablenkung: Zum einen das Geschenk des Bräutigams an seine Braut - ein überaus exquisiter Kristall, schillernd in allen Farben des Regenbogens – sowie die Ankunft unserer glorreichen Kaiserin, Alena II.
Das Los wollte es, dass der Marchese und Signore Daminovicz der Jüngere bereits in der ersten Runde aufeinander treffen sollten. Vetter gegen Vetter in einem Kampf auf Leben und Tod – zumindest in anderen Zeiten. Doch fühlte man sich rasch an selbige erinnert, als Lanzen schließlich auf Brustpanzer stießen: Im hohen Bogen wurde Daminovicz aus dem Sattel befördert, nur um umso rascher wieder am Boden anzukommen. Die Medici mussten gleich zu Beginn der Veranstaltung ihr Können unter Beweis stellen. Ja, geneigte Leser – der Marchese d'Emeralde machte keine halben Sachen, wenn es um die Verteidigung seiner ihm Angetrauten ging.
Die zweite Runde schien von vornherein entschieden: Der edle Fremde in seiner so seltsam anmutenden Rüstung gegen den erfahrenen Recken, der die Magie auf seiner Seite wusste. Doch weit gefehlt! Signore Mitsune bewies, dass er sein Ross wie seinen Körper perfekt beherrschte. Da mochte dem Princeps Arcanum auch nicht seine exquisite Garderobe helfen – er bis sich im wahrsten Sinne des Wortes die Zähne an seinem Gegner aus. Ganze zwei Lanzen zerbarsten am Harnisch des Inodaners, der auf diese Weise schließlich als Sieger aus der zweiten Gruppierung trat.
Damit standen die Gegner des Finales fest: Der Marchese d'Emeralde höchst persönlich, gegen den inodanischen Überraschungssieger, Signore Mitsune. Doch zuvor sollte der Ritt um den Dritt- und Viertplatzierten entschieden werden. Das Glück schien hierbei nicht auf Seiten Daminovicz dem Jüngeren: Abermals wurde er aus dem Sattel gerissen – diesmal jedoch mit fataleren Folgen: Ein gebrochener Arm dürfte den zukünftigen Conte noch eine ganze Weile an seine Niederlage erinnern.
Umso erwartungsvoller blickte das Publikum nun also dem Grande Finale entgegen: Osten gegen Westen, ein letzter erbitterter Kampf sollte beginnen. - Umso ereignisloser verlief der letzte Ritt jedoch. Ob müde oder milde, das vermögen nur die Kontrahenten zu sagen, doch Fakt blieb: Es hielt sie im Sattel, die Lanzen blieben ganz. Drei Runden wurden ausgetragen, ehe das Raunen unter den Zuschauern immer größer wurde: Würde nun das Los entscheiden müssen, welcher der Recken zum neuen Ritter der Braut gekürt werden würde? Doch ehe es soweit kommen konnte, erwartete das Publikum, und Sie, geneigte Leser, an dieser Stelle, die Überraschung des Abends:
Unsere glorreiche Kaiserin, welche den Ereignissen bisher schweigend beigewohnt hatte, ergriff das Wort. Lobend erwähnte sie die Stärke der einen, den Mut der anderen Gegner und lies es sich nicht nehmen, an eben dieser Stelle ihr Hochzeitsgeschenk zu 'überreichen'. Unter großem Gejubel wurde die frisch angetraute Signora della Viscani-Calaelen zur einzigen und rechtmäßigen Contesse de la Proda d'Oro ernannt – und mit ihr die vier tapferen Recken zu eben ihren Rittern, die Ritter der Silber-, nein Goldküste. (GL)