Vox Populi

Intrigen und Bündnisse im Hochreich Nuovo Imperio und dem teilanhängigen Westendar

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Beitragvon Grande77 » Fr 25 Jan, 2013 19:17

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Der Himmel über Alt-Heroida war von dichten, dunklen Regenwolken bedeckt und das andauernde Prasseln der schweren Regentropfen auf die Dachschindeln des Wirtshauses überdeckte die ansonsten üblichen Geräusche des Hafenviertels. Guy hatte sich eine Flasche Rosso di Vinodulcina geöffnet welche er dem Gastwirt hatte abschwätzen können. Während der entkorkte Wein atmete setzte sich Guy an den alten hölzernen Sekretär. Der Stuhl ächzte unter seinem Gewicht, hielt aber. Vor einigen Wochen hatte er diese kleine Dachkammer gemietet - nichts besonderes, aber für seine Zwecke reichte sie vollkommen. Ein kleines Bett, eine Kommode und der von ihm als Arbeitsplatz genutzte Sekretär komplettierten die spartanische Einrichtung des Zimmers. Hier und da war das Dach undicht und Guy hatte sich beim ersten Regen mit einigen Eimern aushelfen müssen, aber auch mit dieser Situation kam er zurecht.

Vor seinem geistigen Auge passierten noch einmal die Ereignisse der letzten Tage Revue. Das Gespräch mit dem Marchese d'Emeralde und seine neue Aufgabe, dem einfachen Volke des Nuovo Imperio am Hofe Gehör zu verschaffen. Guy goss sich einen Schluck des Rotweins ein, trank und ließ den herben Tropfen auf der Zunge zergehen. Wie er schon befürchtet hatte schmeckte der Wein nach Kork, aber das machte ihm jetzt auch nichts aus. Spätestens nach dem dritten Glas würde dieser Makel nicht mehr auffallen. Seine Gedanken drehten sich um das Gemeinwohl des Staates, konnte dieser in sich doch nur ein gesundes Ganzes bilden wenn sich die verschiedenen Teile im Einklang miteinander befanden. Aber gerade diese Einheit des politischen Körpers war momentan in der angepannten politischen Lage Auretianiens schwer zu erreichen. Guy blätterte in dem kleinen Quarto-Bändchen welches im der Marchese geschenkt hatte, Niccolone Masciavellios Werk über den Staat. Bei einem Absatz blieb er hängen und las:

"Hierbei sind zwei Dinge zu bemerken: erstens, dass das Volk oft, von einem Trugbild des allgemeinen Nutzens geblendet, sein Verderben begehrt. Und wird ihm nicht von einem Mann, in den es Vertrauen setzt, begreiflich gemacht, was verderblich und was nützlich ist, so entspringen daraus in einem Freistaat unendliche Gefahren und Nachteile. Will es aber das Schicksal, dass das Volk zu niemandem Vertrauen hat, wie es manchmal der Fall ist, wenn es schon früher einmal durch die Umstände oder durch die Menschen getäuscht worden ist, so stürzt es unaufhaltsam in sein Verderben."*

Nachdenklich nahm er einen weiteren Schluck Wein, verzog kurz seine Miene und stellte das Glas wieder auf den Sekretär. Wie sagte doch die alte Spruchweisheit? Tum pietate gravem ac meritis si forte virum quem conspexere, silent arrectisque auribus adstant. Wenn sie dann einen Mann, ehrwürdig durch Verdienst und Tugend, erblicken, schweigen sie und stehen mit lauschenden Ohren. Nun war er aber alles andere als ehrwürdig durch Verdienst und Tugend. Zu sehr hatte das Laster sein bisheriges Leben geprägt. Der Comte de Porneaux, ein Possenreisser und Maulheld, war noch zu vielen nur allzu gut bekannt. Wer sollte ihm zuhören? Wer würde ihm seine Sorgen anvertrauen? Die Aufgabe die vor ihm lag trug in sich die Saat des Scheiterns. Auch hatten sich zu viele Philosophen und Rechtsgelehrte in der Vergangenheit gegen eine Beteiligung des Volkes an der Staatsführung ausgesprochen. Ea natura multitudinis est, aut servit humiliter, aut superbe dominatur. Dies ist die Natur der Menge; entweder dient sie unterwürfig, oder sie herrscht übermütig. Seine Ideen würde er nur schwerlich gegen allzu viele Widersacher durchsetzen können. Aber auch hier fand Guy eine Passage in dem kleinen Büchlein das er so gut kannte.

"Dieser Fehler, den die Schriftsteller dem Volk zur Last legen, kann allen Menschen und besonders allen Machthabern zur Last gelegt werden. Jeder, der nicht durch Gesetze im Zaum gehalten wird, wird dieselben Fehler begehen wie eine entfesselte Volksmasse. Dies ist leicht einzusehen; denn es gibt und gab viele Staatsoberhäupter, aber nur wenige gute und weise: Dabei meine ich die Staatsoberhäupter, die die Macht hatten, den hemmenden Zügel des Gesetzes zu zereissen."**

Gerade in dieser Zeit galt es, diese Warnung ernstzunehmen. So war das Gleichgewicht im Staat durch das missglückte Attentat auf die Kaiserin schon genug ins Wanken geraten, die Ereignisse in und um Droux waren ebenfalls äußerst besorgniserregend, und das Erstarken der Piratenverbände vor Medina stellte nur eine logische Folge dieser Zerrüttungen dar. All dies waren Vorzeichen eines Umbruchs. Mochte sich dieser in naher Zukunft vollziehen oder noch in weiter Ferne liegen, er warf bereits seine Schatten vorraus. Iustitia est fundamentum regni. Die Gerechtigkeit, ein starkes Gesetz, war das Fundament des Staates. Wollte er am Bau eines stabilen Hauses welches die Zeit überstehen würde mitwirken, so musste er dieses bedenken: Ohne ein starkes Fundament würde ein jedes Haus nach kurzer Zeit einstürzen. Guy nahm ein Blatt Papier hervor und begann, einen Brief an einen Freund in San Aurecciani aufzusetzen. Wenn er die Stimme des Volkes wahrheitsgemäß vernehmen und weiterleiten sollte, so musste er sich zunächst um seinen Ruf kümmern.

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Spoiler:

*Machiavelli, Niccolo. Discorsi: Gedanken über Politik und Staatsführung. Übs. Rudolf Zorn. 2. Aufl. Stuttgart: Alfred Kröner, 1977. 148
**Machiavelli 148-9

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Re: Vox Populi

Beitragvon Grande77 » Sa 26 Jan, 2013 00:19

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Der Regen hatte die Nacht über angehalten, sodass, als Guy am nächsten Morgen die kleine Treppe hinunter auf die Gasse lief, das vom regen Verkehr der Fuhrleute und Fußgänger über die Jahre abgeschliffene Kopfsteinpflaster noch immer vor Nässe schimmerte. Guy hatte fast die halbe Nacht mit dem Verfassen des Briefes an Rhallond Daminovicz jun. verbracht. Schließlich hatte er das Schriftstück soweit abgefasst, dass es alle wichtigen Punkte enthielt. Da er sich das Porto sparen wollte entschloss sich Guy, gleich am frühen Morgen in die Ewige Stadt zur Residenz seines Freundes aufzubrechen. Noch waren wenige Passanten auf den Straßen und Gassen unterwegs, aber bereits hatte das rege Treiben der Fuhrleute und Hafenarbeiter eingesetzt. Mehr als einmal mußte er einem Karren ausweichen, einige unfreundliche Worte ignorieren oder um eine größere Pfütze herumlaufen. Guy durchschritt ein Tor, schaute hinauf und sah die abgetrennten Köpfe einiger erst neulich durch den Strang hingerichteter Piraten welche zur Abschreckung und als stete Erinnerung an die Strafe für Piraterie hier, auf eisernen Spießen aufgereiht, zur Schau gestellt wurden.

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Die verrottenden Köpfe schienen aus glasigen, eingesunkenen Augen auf die Passanten herabzusehen. Manchen waren bereits durch Raben die Augen aus den Augenhöhlen gepickt worden, ein makabrer Anblick. Für gewöhnlich sorgten die Vertreter des Staates dafür, dass die Bevölkerung stets mit den Konsequenzen möglicher Handlungen gegen den Staat konfrontiert wurde. Die Köpfe würden dort oben aufgespießt bleiben bis sie entweder völlig verrottet waren oder durch neue ersetzt worden wären. Bei weiteren Erfolgen gegen die Piraten die seit Monaten den Golf von Medinia unsicher machten, konnte man wohl bald schon das letztere erwarten. Guy folgte weiterhin der Straße welche vom Hafen wegführte. Letztendlich war eine strenge Bestrafung von Missetätern unerlässlich, war doch der Mensch von Natur aus nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Sollte man den aufrührerischen Elementen im Volk das Gefühl geben, dass sie mit solchen Taten ungestraft davonkommen könnten, so würde man der Rebellion Tür und Tor öffnen. Das durfte nicht passieren. Ein Bruderkrieg musste um jeden Preis verhindert werden, der Staat mußte als solches gestärkt und erhalten bleiben. Das Wohl des Volkes war hierbei gleichbedeutend mit dem Wohl des Staates, der res publica.

Während er in seine Gedanken vertieft war, hatte Guy die Ausläufer des Hafenviertels erreicht. Die ärmlichen und baufälligen Häuser Alt-Heroidas wichen allmählich den eleganteren Bauten und zunehmend verschwenderisch angelegten Parkanlagen der Ewigen Stadt. Hier hatte Daminovicz sein Domizil eingerichtet, inmitten der verschwenderischen Residenzen der Adeligen und Reichen des Nuovo Imperio Aurecciani. Hierhin führte ihn sein Weg. Ein einfacher Botengang, der allerdings weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen könnte, dessen war sich Guy sehr wohl bewusst. Tief sog er die morgendliche Luft in seine Lunge und beschleunigte seine Schritte. Es war keine Zeit zu verlieren.
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Re: Vox Populi

Beitragvon Grande77 » Sa 26 Jan, 2013 19:20

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Nachdem Guy den Brief abgegeben hatte, wandte er sich zunächst der Hauptredaktion des Panorama dell'Aurecciani zu. Zwar war diese Zeitung bei weitem keine seriöse Quelle was die Berichterstattung anging, aber er konnte sich im hiesigen Archiv einen guten Überblick über das politische Geschehen im Nuovo Imperio verschaffen. Nach einigem Warten und der Bezahlung einer kleinen Summe Geldes wurde er in das Archiv geführt in dem er nun die nächsten Tage verbringen sollte. Viele Artikel waren unbrauchbar, handelten vom üblichen Hofklatsch und der neuesten Mode bei staatlichen Empfängen, andere trieften nur so vor Patriotismus. Hier und da wurde Guy allerdings fündig. So langsam formte sich in endlosen Stunden der Recherche ein zusammenhängendes Bild. Immer und immer wieder durchforstete er tagsüber das Archiv nach verwertbaren Fakten und notierte sich diese eifrig. Abends kehrte er ausgelaugt und müde in seine kleine Kammer zurück, hatte manchmal kaum noch die Energie, sich seine Stiefel auszuziehen bevor er in sein Bett fiel. Nachdem er das Archiv durchforstet hatte, wandte er sich der Universitas Imperio zu. In den Fachbereichsbibliotheken der Rechtswissenschaften, der Historiographie und der Politologie wurde er fündig und verbrachte tagelang bis weit in die Abendstunden über großen Folianten und Sammlungen verschiedener Traktate und Pamphlete. Die Grundlage eines jeden Hausbaus war ein solides Fundament: Guy hatte nicht vor, bei dem Fundament seiner Arbeit nachlässig zu sein.

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Die letzten Tage und Wochen hatten sich dahingezogen und erschienen Guy wie eine kleine Ewigkeit. Aber die intensive Recherche hatte sich gelohnt. Auch war er mehr und mehr von der Notwendigkeit seiner Aufgabe überzeugt. Die politische Situation sowohl im Königreich Heroida, dem Königreich Endrouelle und dem Inselreich Chorphys war angespannt. Der plötzliche Tod des Patriarchen Arliano Iatani il Sublime di Aprocchino, das Attentat auf die Kaiserin Alena II D'Amante, die verworrenen Geschehnisse in und um Droux, das Erstarken der Piraten im Golf von Medinia und die gefährliche Inkompetenz des Königs Pierre du Chevalois, der mehr und mehr durch sein Versagen zum Tyrannen ex parte exercitii verkam, waren nur einige wenige Beispiele, die die Situation im Kaiserreich nur allzu treffend charakterisierten. Während er durch die Straßen Alt-Heroidas in Richtung seiner Unterkunft ging, kamen im zwei Büttel entgegen die einen Landstreicher seiner gerechten Strafe zuführten. Unter den höhnischen Rufen der Schaulustigen sollten ihn zwanzig Peitschenhiebe daran erinnern, dass Landstreicherei nach wie vor ein strafbares Vergehen war.

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Guy hatte kein Mitleid mit dem Landstreicher. Er hätte sich seiner Verfehlung im Vorfeld bewusst sein müssen. Unwissenheit schützte nicht vor Bestrafung. Auch musste ein Herrscher stets darauf bedacht sein, seinen Untertanen gegenüber streng aufzutreten. Im Zweifelsfall war es besser gefürchtet als geliebt zu werden. Die Liebe der Menge war wie die naive Begeisterung einer jugendlichen Geliebten: Unstet und wankelmütig. Die Furcht allerdings war ein wirkungsvolles Instrument der Herrschaft, wenn man geschickt genug war sich ihrer richtig zu bedienen. Allerdings war der Landstreicher nur ein Symptom für eine viel größere Plage die den politischen Körper des Staates befallen hatte. Immer mehr einfache Bauern und Tagelöhner waren durch die sich verschärfenden Lebensbedingungen und die Zuspitzung politischer Verhältnisse gezwungen, ihr weniges Hab und Gut aufzugeben um ihr Glück in den wachsenden Städten zu suchen. Hier allerdings fanden viele weder Unterkunft noch Arbeit und waren gezwungen, sich auf der Straße durchzuschlagen. Letztendlich zahlten die Ärmsten der Armen für die Fehler der Staatenlenker. Und dies war ein Zustand, dem man durch viel Arbeit entgegenwirken konnte. Das faulige Fleisch musste aus dem kranken Körper herausgeschnitten und den reinigenden Flammen übergeben werden, nur dann hatte das Imperio eine Überlebenschance. Wenn die Götter ihn für diese Aufgabe ausgewählt hatten, so war er bereit, sich diesem Schicksal zu stellen, wohin es ihn auch führen mochte.

Zunächst musste sich Guy um eine Verbesserung der Lebenssituation des einfachen Volkes in San Aurecciani kümmern. Viele konnten sich keinen rechtlichen Beistand im Falle eines Rechtstreites leisten und waren daher hilflos etwaigen Anschuldigungen und Forderungen ihrer Gläubiger ausgeliefert. Diesen Missstand galt es zu beheben. In den nächsten Tagen würde sich Guy daran machen, einen kleinen Laden zu suchen, in dem er eine Rechtskanzlei für Hilfsbedürftige eröffnen wollte. Dies mochte nur ein kleiner Schritt sein, aber es war ein Schritt in die richtige Richtung. Zudem musste er sich einen Ruf als ernstznehmender Denker und Rechtsgelehrter erarbeiten. Dies bedeutete, dass er sich unverzüglich an das Verfassen eines Textes über den Staat und die Pflichten des Einzelnen gegenüber dem Staat und den Göttern machen musste. Hatte er in der Vergangenheit sein Talent lediglich für den Spott und die Belustigung der gröhlenden Menge genutzt, so ging es nun um ein weitaus ernsteres Thema. Er musste sich einen Ruf als ernstzunehmender Bürger und Untertan erarbeiten. In seiner Kammer angekommen, zog er zunächst seine Stiefel aus und hängte die verschwitzten Socken aus dem Fenster - ein wenig frische Luft und sie wären fast wie neu. Dann setzte er sich an seinen Sekretär, nahm Papier und Schreibzeug zur Hand und begann mit der Arbeit.
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Re: Vox Populi

Beitragvon Micha1972 » Sa 26 Jan, 2013 21:35

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Nachdem Rhallond seine Morgentoilette erledigt und sich angezogen hatte, ging er in den Salon. Das Frühstück stand bereits auf dem Tisch und die Tagespostille nebst der amtlichen Depeschen und der üblichen Bettelbriefe lagen daneben. In Gedanken brach er ein Siegel nach dem anderen und sortierte grob die Schreiben, als ihm unerwartet ein Schrieb eines alten Freundes in die Hände fiel. Mit hochgezogenen Augenbrauen las er die wenigen Zeilen, ging dann hinüber an seinen Schreibtisch und nahm sein Schreibset zur Hand. Mit flinker Feder wurden einige Zeilen auf das Pergament geschrieben und sodann dieses gefaltet und gesiegelt. Anschliessend kehrte er zum Tisch zurück, zog an einer Kordel woraufhin in der Ferne ein Glöckchen erklang. Kurze Zeit später trat Gaston in den Raum und fragte nach dem Begehr. "Bringe er diese Depesche zum Guy de Lusignac, er erwartet eine Antwort!" sprach der Hausherr und der Diener machte sich auf den Weg. Rhallond hingegen widmete sich nun seinem Frühstück.

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Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner begrenzten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen!

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Re: Vox Populi

Beitragvon Grande77 » So 27 Jan, 2013 17:33

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Guy hatte bis tief in die Nacht an seinem Traktat über den Staat gesessen. Schließlich hatte er das Schreibzeug vollends übermüdet zur Seite gelegt. Seine fünf kurzen Kapitel über das Staatswesen waren zwar in keiner Weise mit den Schriften Niccolone Masciavellios zu vergleichen, nichtsdestowenig waren sie doch ein Stück solider Arbeit. Einen letzten Schluck Rotwein und dann ließ er sich schwer ins Bett fallen und fing schon nach kurzer Zeit lauthals an vor sich hin zu schnarchen. Es war schon fast Mittag als er aufwachte, die Sonne schien durch das kleine Dachfenster in das Zimmer hinein und ließ unzählige kleine Staubpartikel erkennen die durch die Luft wirbelten. Guy setzte sich auf und musste erst einmal husten, dann gurgelte er mit einem Schluck Rotwein und steckte sich eine Pfeife an. Noch einmal nahm er das in der Nacht Geschriebene zur Hand und flog über die Zeilen.

Der Staat

I. Kapitel
Wie man einen Staat führen sollte
II. Kapitel
Welche Rechte und Pflichten der Einzelne im Staat hat
III. Kapitel
Wie man sich Mitarbeiter bedient, um ein Staatswesen zu stärken
IV. Kapitel
Welche Gefahren einem Staat drohen
V. Kapitel
Von der Notwendigkeit einer gestrengen Rechtsprechung

I. Kapitel
Wie man einen Staat führen soll


Eine grundlegene Gefahr die jeden Staat bedroht entsteht aus der wechselhaften Natur der Sterblichen, „dass nämlich die Menschen gerne ihren Herren wechseln in dem Glauben, ihre Lage dadurch zu verbessern. Doch sie täuschen sich; denn die Erfahrung zeigt, dass sie nachher ihre Lage nur verschlimmert haben.“ (1) Vor allem in durch Waffengewalt enstandenen Herrschaften stellt diese Geisteshaltung eine andauernde Gefahr dar – haben doch genügend Männer in Waffen Erfahrungen damit gesammelt, eine Herrschaft entweder durch Gewalt zu stürzen oder aber sie durch Gewalt zu errichten. So konnte zwar Gregorio D'Amante, der spätere Kaiser Auretian IV durch seinen militärischen Erfolg im Siebentagekrieg das Nuovo Imperio Aurecciani begründen, pflanzte aber zugleich mit der Entstehung dieses Staates auch die Saat für seinen möglichen Niedergang. Denn sowohl in Chorphys als auch in Endrouelle beließ er die herrschenden Familien an der Macht: zur Sicherung einer durch Waffengewalt erlangten Herrschaft ist es aber unumgänglich, „das Geschlecht des ehemaligen Herrschers unschädlich zu machen. Die Bevölkerung wird sich ruhig verhalten, wenn man ihr in allen anderen Dingen die alte Ordnung lässt und ihre Lebensgewohnheiten nicht ändert.“ (2)

All dies geschah im Jahre 1976 AZ – es ist also müßig, über längst begangene Fehler zu klagen. Vielmehr ist es jedoch notwendig in der jetzigen Situation nach Möglichkeiten zu suchen, um die schädlichen Folgen dieser Fehler beheben zu können. Wie also soll ein weiser Staatsmann mit seinen politischen Gegnern umgehen? Wie bei allen Handlungen mit weitreichenden politischen Folgen ist hier Umsicht erforderlich. „Man muss sich daher merken, dass man die Menschen entweder mit Freundlichkeit behandeln oder unschädlich machen muss; denn wegen geringfügiger Kränkungen nehmen sie Rache, wegen schwerer Schädigungen können sie es nicht. Wenn man also jemand schlecht behandelt, dann muss dies in einer Weise geschehen, dass man nicht seine Rache zu fürchten braucht.“ (3)

Wann sollte ein Herrscher aber zum Mittel der Gewalt greifen, und wie sollte er dieses Mittel einsetzen? „Gut angewandt kann man grausame Mittel nur nennen – wenn es überhaupt erlaubt ist, etwas Schlechtes gut zu heissen -, wenn man sie auf einmal anwendet und nur aus der Notwendigkeit heraus, um sich zu sichern, dann aber nicht damit fortfährt und sie jedenfalls zum größtmöglichen Nutzen der Untertanen wendet. Schlecht angewandt sind grausame Mittel, die, mögen sie anfangs auch gering an Zahl sein, mit der Zeit eher zunehmen als aufhören.“ (4) Auch ist darauf zu achten, dass, falls man auf Gewalttaten zurückgreifen muss, diese auf einen Schlag ausgeführt werden sollen, da sich die Ausübung der Gewalt niemals über einen längeren Zeitraum erstrecken darf. Nichts ist schlimmer für einen Herrscher als von seinem Volk für seine Grausamkeit gehasst oder gar als Tyrann angesehen zu werden.

II. Kapitel
Welche Rechte und Pflichten der Einzelne im Staat hat


Ein jeder Herrscher sollte sich der folgenden grundlegenen Regel bewusst sein. Eine weise Herrschaft ist wie ein Haus. Niemand wird den Hausbau mit dem Dach anfangen. Auch würde kein Zimmermann das Dach als wichtiger erachten als das Fundament oder die Mauern die es tragen. Erst wenn das Fundament und die Mauern solide und fest sind können sie das Dach tragen. Auch ist der politische Körper des Staates mit dem sterblichen Körper eines Individuums zu vergleichen. Mag auch der Verstand uns leiten, so ist er doch nichts ohne die Organe, die Knochen, die Muskeln und Sehnen. Erst im harmonischen Zusammenspiel all dieser Elemente kann der Körper funktionieren. Ist dies nicht der Fall, sind die Säfte des Körpers also im Ungleichgewicht, führt dies zu Krankheit, Siechtum und Tod. Wie andere Sterbliche auch, so müssen die Herrscher auf ihren Körper achten. Sie haben allerdings nicht nur einen Körper, ihren natürlichen Körper, sondern vielmehr auch ihren politischen Körper. Dies verlangt von ihnen eine doppelte Weitsicht, denn „sie haben nicht nur auf die augenblicklichen Gefahren achtzugeben, sondern müssen auch den zukünftigen vorbeugen und diesen mit aller Energie begegnen; denn man kann leicht heilen, was man lange vorhersieht; wartest du aber, bis dich das Übel bedrängt, dann gibt es kein Mittel mehr dagegen, weil die Krankeit unheilbar geworden ist.“ (5) Aber vor allem sollte ein Herrscher folgendes beachten: der Niedergang eines Monarchen ist wie ein alles verzehrender Mahlstrom. Fällt der Kopf des politischen Körpers, so fällt auch der gesamte restliche Leib. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit einer weisen Regierung für einen Herrscher: sollte er dies nicht gewährleisten können wird er alle seine Untertanen mit sich in den Untergang reissen.

Es ist somit die Pflicht eines jeden Teils des politischen Körpers, sei er nun ein einfacher Arbeiter oder ein Vertreter des Adels, ein Bettler oder ein König, das Wohl des Ganzen im Auge zu behalten. Wenn der Körper befallen wird von Krankheit oder Siechtum, muss er sich mit aller Kraft regenerieren. Ist der Körper von Fäulnis befallen, so muss die faule Stelle aus dem Fleische herausgeschnitten und verbrannt werden, sodass sie nicht mehr nachwachsen kann. Der politische Körper verhält sich hier wie ein Garten. Manchmal muss der Gärtner allzu schnell sprießende Pflanzen kürzen oder Unkraut entfernen um die ungestörte Harmonie des Ganzen zu bewahren. Hier sind es aber nicht nur die niederen Pflanzen, die im Zaum gehalten werden müssen. Selbst eine edle Rose, sollte sie ihren Platz überschätzen und zu schnell und zu hoch wachsen, muss von Zeit zu Zeit gekürzt werden um die Schönheit des Gartens auf Dauer zu erhalten.

Nun hat uns aber Iatan Ordnung, Gesetz und Gerechtigkeit geschenkt, auf dass wir göttergefällig leben und gedeihen können. Ordnung, Gesetz und Gerechtigkeit gilt aber entweder für jedermann, oder aber für keinen. Niemand darf sich über das Gesetz und den Richtspruch der Götter stellen. Nicht nur der Dienende dient, sondern auch der Herrschende. Sowie der Vasall durch den Lehnseid an seinen Herren gebunden ist, so ist der Herr durch denselben Eid an seinen Vasallen gebunden. Herrschen heißt Dienen. Nicht das Amt ehrt den Menschen, sondern der Mensch das Amt. In dieser Erkenntnis zeigt sich die Weisheit eines jeden Staatsmannes.

III. Kapitel
Wie man sich Mitarbeiter bedient, um ein Staatswesen zu stärken


Nichts schadet einem Staate mehr als offener Fraktionalismus und die Feindschaft der Adeligen untereinander. Wie kann sich nun aber ein weiser Herrscher dieser Gefahren annehmen? Indem er die Anhänger der gegnerischen Parteien in seine Dienste nimmt, ihnen beträchtliche Apanagen aussetzt und sie mit Ehrenämtern und je nach ihrer Befähigung mit Kommando- und Regierungsstellen betraut. So wird sich innerhalb weniger Monate die Anhänglichkeit an ihre alte Partei verlieren und sie werden sich dem Herrscher zuwenden. (6) Tun sie dies nicht, so hat er sie doch nun in greifbarer Nähe und kann sich ihrer annehmen. Auch kann sich der weise Herrscher ihrer Widersacher bedienen, da diese sehr wohl ein Auge auf ihre einstigen Gegner werfen werden. So kann er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, zum einen kann er sich eines politischen Gegners entledigen, zum anderen kann er dessen Gegner durch die Beseitigung des gemeinsamen Feindes näher an sich selbst binden.

Auch gibt es Herrscher die sich aus niederen Beweggründen nur mit schönen Dingen umgeben wollen. Das ist ein natürliches Empfinden, lieben wir doch alle die schönen Dinge des Lebens und versuchen dessen hässliche Seite weitestgehend zu ignorieren. Dies liegt in der Natur des Menschen: was angenehm ist wird er suchen, das Unangenehme aber wird er meiden. Wie verhält sich das aber mit den Menschen? Viele körperlich Missgebildete kompensieren dies bereits früh durch andere Interessen. Auch findet man unter ihnen oftmals sehr ambitionierte Zeitgenossen. Aber Ambitionen findet man auch unter den Gesunden. Wie kann man nun diese Ambitionen lenken und zu seinen Gunsten nutzen? Indem man ihnen die Möglichkeit bietet, sich zu enfalten. Wenn man sie ihnen verwehrt, kehrt sich der Ehrgeiz nach innen und wird zur giftigen Galle. Lässt man ihm den Platz zum Wachsen, wird daraus ein starker Ast auf den man seine Herrschaft stützen kann. So sollte der weise Herrscher darauf bedacht sein, seine Mitarbeiter stets nach ihren Fähigkeiten auszuwählen und sich nicht durch Beweggründe wie Stand, Rasse oder Aussehen beeinflussen zu lassen.

IV. Kapitel
Welche Gefahren einem Staat drohen


„Wenn man die Verhältnisse einer Herrschaft untersucht, muss man noch eine andere Betrachtung anstellen, nämlich, ob ein Herrscher so viel Macht hat, dass er sich im Notfall aus eigener Kraft behaupten kann, oder ob er stets fremde Hilfe braucht. Um diesen Punkt besser zu beleuchten, bemerke ich, dass ich diejenigen für fähig halte, auf eigenen Beinen zu stehen, die über genügend Menschen und Geld verfügen, um ein brauchbares Heer aufzustellen und gegen jeden Angreifer eine Schlacht schlagen zu können. Diejenigen dagegen haben nach meiner Meinung immer fremde Hilfe nötig, die sich mit dem Feind nicht in offener Schlacht messen können, sondern gezwungen sind, ihre Zuflucht in Festungen zu suchen und diese zu verteidigen.“ (7) Die Kriegsführung und die Fähigkeit zur Landesverteidigung sei somit eines der obersten Ziele eines Herrschers.

Nun drohen einem Staate aber nicht nur Gefahren von aussen, denen man durch eine starke Armee, den Rückhalt durch das Volk und genügend Geld begegnen kann, sondern auch Gefahren von innen. Diese Gefahren sind wie Krankheiten. Sie sind umso gefährlicher je später man sie zu erkennen vermag. Wenn man sie aber erkannt hat, muss man sie vollends ausmerzen. Hierzu ist es stets nötig, auf die Gesundheit des politischen Körpers zu achten. Ist dieser bereits geschwächt, sei es von innen oder von aussen, so muss man umso mehr auf die kleinsten Symptome reagieren und diesen vorbeugen. Lässt man diese außer Acht und gewährt ihnen Zeit zum Wuchern, dann wird es zunehmend schwerer, sich dieses Geschwürs zu bemächtigen. Allen diesen Erkrankungen des politischen Körpers ist jedoch eines gemein: sie alle sind mit einem schmerzhaften und langwierigen Prozess der Selbstreinigung verbunden. Dieser Prozess muss jedoch ohne Rücksicht und falsche Zurückhaltung oder gar Schwäche angegangen werden. Oberstes Ziel ist immer die Gesundung des Staates, koste es was es wolle.

V. Kapitel
Von der Notwendigkeit einer gestrengen Rechtsprechung


Zumeist ist die bitterste Medizin auch die beste Medizin. Ich habe schon auf die Entsprechung des Staates und des menschlichen Körpers hingewiesen. Wenn ein Patient jetzt mit einer Krankheit beschlagen ist, so befindet sich sein Körper in Rebellion gegen sich selbst. Diese Rebellion ist aber nichts anderes als ein Akt gegen das Gemeinwohl und das Gesetz des eigenen Körpers. Der Medicus wird nun ein Medikament und Bettruhe verschreiben. Will der Patient gesunden, so wird er sich an die Vorgaben des Medicus halten bis er vollkommen gesundet ist. Tut er dies nicht, so wird er zugrunde gehen. Die Diagnose und die Weisung des Medicus ist also oberstes Gesetz für den Patienten und deren Befolgung absolut notwendig für dessen Gesundung.

Wenn sich nun ein Individuum oder eine Gruppe von Individuen gegen den Staat verschwören oder einen böswilligen Akt gegen die Gesetze des Staates vollziehen, so muss auch hier mit aller Härte durchgegriffen werden. Die Medizin des Staates ist die Rechtsprechung und ihr Ziel ist stets die Ausmerzung der Krankheit und die Erhaltung des Gemeinwohls. Warum sollte man die Genesung des erkrankten Körpers aus falschverstandener Mildtätigkeit oder Gnade aufhalten oder gänzlich zum Stillstand bringen? Ein erkrankter Körper, der die Krankheit nicht vollständig ausgeschwitzt und überwunden hat, wird nie wieder so stark sein wie vor seinem Siechtum. Somit führt eine milde Rechtsprechung stets zur Schwächung des Gemeinwohls. Aus diesem Grunde muss ein Herrscher darauf bedacht sein, stets mit aller Härte auf die Gesetze zu verweisen. Mag Milde von gutwilligen Untertanen auch begrüßt und als Zeichen der Größe verstanden werden, wird sie doch stets als Schwäche von den Feinden des Staates gesehen.


Spoiler:

1) Machiavelli, Niccolo. Der Fürst. Übs. Rudolf Zorn. Stuttgart: Kröner, 1978. 4-5
2) Machiavelli 6
3) Machiavelli 8
4) Machiavelli 38
5) Machiavelli 10
6) Machiavelli 27-8
7) Machiavelli 43





Er war mit dem kurzen Traktat zufrieden. Dies dürfte ein erster Schritt sein, sich als ernstzunehmender Staatstheoretiker zu etablieren. Aber noch war er weit von seinem Ziel entfernt, ein Sprachrohr für das einfache Volk zu werden. Hierfür bedurfte es sehr viel mehr Arbeit. Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Wer könnte das sein? Mit einem löchrigen Morgenmantel bekleidet, die Pfeife im Mundwinkel steckend, schlurfte Guy auf die Tür zu und öffnete diese. Es war Gaston, der Bedienstete seines Freundes Rhallond Daminovicz jun. - wie immer wirkte er etwas steif und zurückhaltend. "Einen guten Tag wünsche ich. Ich soll dem Herren diese zwei Briefe übergeben." Mit diesen Worten übergab ihm Gaston zwei Briefe, verabschiedete sich und schritt vorsichtig wieder die Stufen in Richtung Straße hinab. Einer der Umschläge trug den Namen und das Siegel von Rhallond, der andere den Namen seiner Tochter Ulrike Aphrosiana Daminovicz. Gemütlich schlurfte Guy wieder zu seinem Sekretär, setzte sich behutsam in den alten Stuhl, schenkte sich noch ein Gals Rotwein ein und begann pfeifeschmauchend die beiden Briefe zu lesen. Es wurde wohl Zeit, dass er der Familie seines alten Freundes einen Besuch abstattete.
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Re: Vox Populi

Beitragvon Grande77 » Mo 28 Jan, 2013 03:19

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In der engen Gasse herrschte reger Verkehr. Mehr als einmal musste Guy einem Fuhrwagen Platz machen um nicht unter dessen Räder zu geraten. Außerdem musste man immer ein waches Auge nach oben gerichtet halten, auf dass man nicht einen Eimer Unrat abbekam. Die Tasche mit dem Traktat fest unter den Arm geklemmt, hielt er sich in Richtung des Handwerkerviertels. Die Sonne hatte ihren Zenit bereits überschritten, doch die Luft schien sich nicht zu bewegen und ein schwerer, bedrückender Schleier hing über der Stadt. Während er voranschritt, spürte Guy, wie ihm der Schweiss förmlich aus allen Poren quoll. Schließlich hatte er sein Ziel erreicht: die Werkstatt eines alten Studienkollegen, der sich nun mit dem Druck von Pamphleten und Traktaten seinen Lebensunterhalt verdiente.

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Guy trat durch eine kleine Tür in ein enges, mit allerlei Regalen, Papieren und Gerätschaften vollgestelltes Arbeitszimmer. Ein kleines Glöckchen kündigte seine Ankunft an. Aus dem hinteren Zimmer ertönte eine Stimme: "Ich bin gleich da, nur noch einen kleinen Moment, bitte. Ach, warum klemmt diese vermaledeite Presse auch immer? Ich kann so nicht arbeiten." Guy konnte sich ein süffisantes Grinsen nicht verkneifen: Antonio hatte sich nicht verändert - immer noch keinen blassen Schimmer von Technik, aber liebenswert. Kurz darauf stand Antonio vor ihm: "Na, wenn das mal nicht der alte Guy ist. Wie geht es dir, alter Knabe? Was habe ich da gehört? Du hast das Stückeschreiben aufgegeben? Na, wenn mir da mal nicht der Blitz mitten in meinen alten, faltigen Arsch einschlägt - das schlägt dem Fass doch den Boden aus. Aber was erzähl' ich denn da eigentlich? Was führt dich zu mir, du endrouellscher Bastard?" Guy musste über das ganze Gesicht grinsen: "Deine alte, fette Ehefrau sicher bestimmt nicht, Antonio. Passt sie noch durch den Türrahmen oder musst du sie schon mit der Seilwinde aus dem ersten Stock herablassen? Nein, im Ernst, ich habe einen Auftrag für dich. Ich bräuchte fünfzig Kopien dieses Schriftstücks." Mit diesen Worten übergab Guy Antonio sein Traktat über den Staat. Dieser schaute sich kurz die Seiten an. "Mmh, das wird zwei Tage dauern. Weil wir uns schon so lange kennen mache ich dir einen Freundschaftspreis: fünfzehn Gulden." Guy hätte den Preis gerne noch ein wenig gedrückt, bei der allgegenwärtigen Schwüle jedoch war ihm nach allem anderen zumute. "Geht in Ordnung, Antonio. Ich würde gerne noch auf ein Schwätzchen bleiben, aber ich bin in Eile. Ich komme dann übermorgen wieder vorbei und hole die Kopien ab. Grüß deine Frau von mir und sag ihr, dass sie noch immer eine Schönheit ist, hehe." Antonio rümpfte die Nase. Er hätte sich eigentlich im Laufe der Jahre an den Spott und die Häme gewöhnen müssen die ihm seine Frau eintrug, aber irgendwie regte er sich noch immer darüber auf. Was hätte er auch vor zwanzig Jahren ahnen können, dass das faule Miststück ihm einmal wortwörtlich die Haare vom Kopf fressen würde?

Nun war auch dies erledigt, blieb nur noch die Suche nach einem passenden Büro für Guys Kanzlei. Er hatte da auch schon eine leerstehende Erdgeschosswohnung in einem passenden Haus ins Auge gefasst, etwas baufällig, dafür aber preiswert anzumieten. Vorerst würde sie seinen Anforderungen gerecht werden. Später konnte er sich immer noch nach etwas Besserem umsehen. Er hatte den Besitzer bereits vor einigen Tagen kontaktiert und um ein Treffen gebeten. Nun musste er sich beeilen um dieses Treffen nicht zu verpassen. Verdammt, seitdem diese neumodischen Chronographen unerbittlich die Uhrzeit angaben hatte man auch keine Ruhe mehr. Früher war alles besser gewesen, irgendwie gemütlicher. Raschen Schrittes eilte Guy durch Alt-Heroida bis er endlich vor seinem Ziel stand. Das Haus war keine Schönheit, aber es würde zu ihm passen.

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Ein Chevalier in Nöten oder: Wie alles begann

Beitragvon Ascanio » Mo 28 Jan, 2013 03:26

Ein Verhängnisvoller Brief (Prolog)


Der Eiserne Ritter von Klötenburg

Eine erotisches Melodram in drei Akten
niedergeschrieben und illustriert von Guy de Testicule, Comte de Porneaux, Artiste d'Erotique Extraordinaire et Chevalier d'Amour
im Jahre 2076 AZ

Gewidmet seiner Gnaden, dem hochwohlgeborenen Ascanio Landor Auretian della Viscani, Principe del Consiglio et Marchese d'Emeralde

Dehmütigst bitte ich Euer Gnaden darum, Euch dieses einfache literarische Werk widmen zu dürfen. Ich habe es mit der Absicht verfasst, dem arg gebeutelten Volke von Eisentrutz in diesen schweren Tagen eine kurzweilige Ablenkung von all dem Elend und Leid welches noch über dem Landstrich liegt bieten zu können.

Hochachtungsvoll,
Euer Ergebener Diener,
Guy de Testicule, Comte de Porneaux, Artiste d'Erotique Extraordinaire et Chevalier d'Amour


Mit zittrigen Fingern öffnete Guy das Siegel des Marchese d'Emeralde, welches den Brief zierte den er soeben erhalten hatte. Was er dort las ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.

Werter Signore!

Offen gestanden weiß ich nicht, ob Ihr mich beleidigen wollt! Wollt Ihr etwa behaupten, dass meine Person Euch als Vorlage diente für Euren zweifelhaften Helden, den Ritter Götz? Ich bin schockiert!

Doch will ich Euch Gelegenheit geben Euch zu rechtfertigen, bevor ich mir ein Urteil bilde. So Ihr den Mumm besitzt, findet Euch in meinem Hause ein und sprecht bei mir persönlich vor.

Gezeichnet:
Ascanio Landor Auretian della Viscani, Marchese d'Emeralde & Principe del Consiglio.


Sein extraordinär kühner Plan war anscheinend nach hinten losgegangen. Anstatt sich den Marchese zum Patron zu machen, hatte er sich gewaltig in die Nesseln gesetzt. Aufgeregt lief er durch die kleine Kammer die er sich in einem Gasthaus in Alt-Heroida gemietet hatte. "Bei Aphrosia, was 'abe ich nur getan? Merde. Ich werde in die Kerker enden, gefoltert, vielleicht sogar ge'ängt. Je suis perdu." Wie ein aufgeschrecktes Huhn fing Guy an, seine Kleider zu durchwühlen. "Non, das kann ich nicht anziehen. Und das? Oh, es 'at einen Rotweinfleck. Merde! Was ist mit dem? Oui, das sieht gut aus." Der alte Gehrock hatte zwar schon bessere Zeiten gesehen, aber war wohl im Moment sein bestes Kleidungsstück. "Mais oui, wenn ich schon aufgeknüpft werde für die literature, dann wenigstens gut gekleidet," murmelte er vor sich hin als er seine Stulpenstiefel über die löchrigen Strümpfe zog. Noch ein bisschen Parfum hinter die Ohren, die Alongeperücke übergestülpt, dann war Guy fertig für diesen Gang.

Der Weg zur Ewigen Stadt zog sich hin. Die Straßen waren belebt und mehr als einmal musste Guy einer Kutsche ausweichen die ihre illustren Passagiere zu Örtlichkeiten brachte die er sich nimmer leisten konnte. Schließlich stand er vor dem Palazzo Emeralde. Das Pochen seines Herzens hallte durch seinen Kopf wider als er sich entschloss, die Stufen der mächtigen Prunktreppe emporzusteigen. Nun würde es sich wohl entscheiden, ob er sein nächstes Stück beenden oder ob man ihn beenden würde...

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Ein Chevalier in Nöten (Erster Akt)


Guy de Testicule stand in einem prunkvoll eingerichteten Arbeitszimmer. So also sah die Höhle des Löwen aus. An den Wänden reihte sich ein Bücherregal and das nächste. Ein Vermögen stand in dieser Privatbibliothek - mehr Bücher als Guy je gesehen hatte. Aber er war nicht hergekommen um die erlesene Büchersammlung des Marchese d'Emeralde zu bestaunen. Ein Diener hatte ihn hierher geführt. Danach ließ man ihn eine gefühlte Ewigkeit mit zitternden Knien warten. Dann endlich öffnete sich die Tür hinter ihm und der Marchese betrat das Zimmer. Einige wenige eisige Worte, dann war es an Guy, seinen Fall darzulegen. Er räusperte sich und fing an.

"Eure Gnaden. Ich wollte Euch mitnichten kränken. Auch lag es mir fern, eine Ähnlichkeit zwischen Eurer erhabenen Größe und der satirisch überzeichneten Gestalt des Ritters Götz von Klötenburg auch nur anzudeuten. Es mag viele Ritter geben, die ihrem Stand nicht zur Ehre gereichen, aber Ihr, Eure Gnaden, seid sicherlich keiner dieser Halunken. Überall erzählt man sich von Euren Heldentaten und denen Eurer Vorfahren. Einen Helden wie Cordovan della Viscani kennt wohl jedes Kind, und Eure Fähigkeiten als Schwertgeselle suchen sicherlich ihresgleichen, ebenso die Schönheit Eurer Gemahlin."

{erfolgreich im Talent Rhetorik +2: FeP* 9}

"Ich hatte lediglich, in aller Dehmut, versucht, in Euch einen Mäzen und Förderer der Künste zu finden. Gerade in diesen Zeiten, in denen die Menschen durch Ränkespiele, politische Intrigen und den steten Druck der Piraten verunsichert und verängstigt sind, brauchen sie Abwechslung, eine Ablenkung von der grauen Tristesse dieser brutalen Welt. Ein ängstliches Volk ist ein gefährliches Volk, Euer Gnaden. Ein Volk, das aber über einen derben Witz lacht, ist nicht mehr ängstlich. Ich wollte nur dem Volk ein wenig frivole Unterhaltung bieten um sein hartes Los zu lindern. Euch widmete ich das Stück weil ich in Euch einen Freund des Volkes und Held des Imperio sehe. Wenn mein Handeln zu vermessen war, so bitte ich Euch innbrünstig, mir meine Unverfrorenheit zu verzeihen. Sollte ich Euch allerdings zu sehr mit meiner unüberlegten Tat gekränkt haben, so könnt Ihr jederzeit über mein Leben verfügen."

{erfolgreich im Talent Verführen +4: FeP* 5}

{solala in der Eigenschaft Mut +3: FeP* 0}

Da stand er nun und blickte in diese kalten, graugrünen Augen, die ihn zu durchdringen schienen. In Gedanken spielte er bereits die verschiedensten Szenarien durch: Inhaftierung, Folter, im besten Fall vielleicht die Verbannung. Nun lag sein Schicksal in den Händen des Marchese.

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Der Marchese nahm seinen Platz hinter dem großen Schreibtisch aus poliertem Ebenholz ein. Mit versteinerter Miene starrte er auf den Bittsteller, der da in recht heruntergekommenen Kleidern vor ihm stand, während dieser mit blumigen Worten versuchte, seinen Hals aus der ihm drohenden Schlinge zu winden. Auch wenn es so schien, als würden die worte ungehört an dem Marchese abprallen, so nutzte er die Zeit, um sein Gegenüber zu studieren, seine Mimik und Gestik zu verfolgen und aus seiner Körperhaltung und den von ungeübten Beobachtern kaum vernehmbaren Schwingungen in der Stimme den Wahrheitsgehalt und die Ehrlichkeit hinter dessen Worten zu erschließen. Dabei ließ es sich nicht von den Schmeicheleien des Mannes einlullen.

{erfolgreich im Talent Menschenkenntnis +14: FeP* 16}

{erfolgreich im Talent Selbstbeherrschung +5: FeP* 10}

Nachdem der Mann seinen Monolog beendet hatte trat eine unangenehme Stille in dem Raum ein, die nur von dem Ticken einer goldenen Taschenuhr unterbrochen wurde, welche auf dem Schreibtisch lag. Tick-tack, tick-tack, tick-tack drang das Geräusch in Guys Ohren und schien dort schließlich zu einem Dröhnen anzuwachsen, welches dem Trommelschlag der Gardisten während einer Hinrichtung zu ähneln schien. Der Blick des Marchese lag unverändert auf Guy.

{erfolgreich im Talent Einschüchtern +7: FeP* 19}

Schließlich wurde die Stille von der Stimme des Marchese d'Emeralde gebrochen. Ihr Klang war ruhig und kühl, leise und doch fest.

"Es heißt 'Euer Excellenz', mein Herr. Ich bin zwar frömmig wie es von einem jeden guten Menschen verlangt wird, doch bin ich kein Mann der Kirche. Was Euch angeht: Ihr nennt Euch selbst Comte, doch ist Euer Haus nicht im Calendarium des Nuovo Imperio Aurecciani aufgeführt. Vor Iatans Gesetz ist dies Hochverrat und wenn Ihr ein wenig Bildung besitzt, wovon ich ausgehe, da Ihr es versteht, mit solch wohlfeilen Worten um Euch zu werfen und diese auch auf Papier zu bringen, dann wisst Ihr, wie ein solches Vergehen vor der Krone geahndet wird."

Der Marchese gab seinem Gegenüber einen Moment Gelegenheit darüber zu sinnieren, doch gerade, als dieser zu einer Rechtfertigung ansetzen wollte wurde ihm das Wort abgeschnitten.

"Schweigt! Ihr braucht Euch nicht zu rechtfertigen und schon gar nicht um Gnade zu winseln. In dieser Sache bin ich weder Euer Richter noch Euer Henker, doch seid Gewiss, dass ich die Mittel besitze, Euch vor diese zu führen, so Ihr darauf besteht. Ihr seid wegen einer anderen Sache hier. Wenn ich also Euren Worten Glauben schenken darf, so war dies alles ein Missverständnis meinerseits und Ihr seid lediglich auf der Suche nach einem Mäzen. Dies ist freilich das Recht eines jeden Künstlers und wie Ihr sicher wisst bin ich ein Freund der belle artes und fördere diese seit geraumer Zeit."

Der Marchese erhob sich aus seinem Sessel und trat zu der gläsernen Tür hinter ihm, die auf einen Balkon hinaus führte, und sah durch sie hinab in den Vorhof des Palazzo Emeraldes.

"Dennoch frage ich mich, wie wohl ein Zuschauer oder Leser denken wird, wenn er erfährt, dass ein Stück, welches von einem obszönen Taugenichts handelt, meiner Wenigkeit gewidmet ist. Glaubt Ihr nicht, dass man einschlägige Rückschlüsse ziehen würde? Welch großer Schaden würde auf mich und meine Familie fallen? Ich denke Ihr versteht, Signore."

Der Marchese wandte sich wieder seinem Zuhörer zu und trat einige Schritte näher an ihn heran.

"Und noch etwas anderes: In Eurem Schreiben war die Rede davon, dass Ihr mit Eurer Kunst das Volk von Eisentrutz erfreuen wolltet, mitnichten ein Ort innerhalb unseres Imperios. Was also kann ich von Euren wohlfeilen Worten halten? Ihr nennt mich einen Freund des Volkes, doch von welchem Volk und von welchem Reich sprechen wir nun? Heraus mit der Sprache - oder habt Ihr vor lauter Schreck Eure Zunge verschluckt?"

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Ein Chevalier in Nöten (Zweiter Akt)


Die Worte des Marchese hatten ihre Wirkung auf Guy nicht verfehlt. Die ganze Situation wurde zunehmend bedrohlicher. In was für eine Situation hatte er sich mit seiner selbstverliebten Geltungssucht nur wieder gebracht? Natürlich, ein Künstler war stets auf den Beifall und den Ruhm erpicht, aber hier hatte es der Chevalier d'Amour eindeutig übertrieben. Innerlich ohrfeigte er sich selbst für seine Dummheit. Wie hatte er nur annehmen können, dass ein frivoles Stück wie Der Eiserne Ritter von Klötenburg von seiner Exzellenz in irgendeiner Art und Weise positiv aufgenommen würde? Und wie sollte er dem Marchese erklären, dass Götz von Klötenburg eher eine Parodie auf Guy selbst war? Wahrscheinlich würde dieser jedweden weiteren Rechtfertigungsversuch nur mehr als lahme Ausrede verstehen. Guy kam sich als noch größerer Narr als sonst vor - nur wenn er sich nicht vorsah, könnte er bald ein toter Narr sein. Obwohl seine Knie merklich zitterten, entschied sich Guy zur Flucht nacht vorne. Letztendlich hatte er jetzt auch nichts mehr zu verlieren.

{erfolglos in der Eigenschaft Mut +4: FeP* -3}

{erfolgreich im Talent Rechtskunde +7: FeP* 3}

"Eure Exzellenz. Ich bin ein einfacher Mann aus einfachen Verhältnissen. Der Beinamen Comte de Porneaux ist lediglich ein frivoles Wortspiel auf Pornograf das auf meinen Großvater, Ron Jérémie de Porneaux, zurückgeht. Es ist nicht als Anmaßung zu verstehen, auch hat sich meine Familie niemals als von adeliger Abstammung ausgegeben. Allerdings muss ich eingestehen, dass wir auch nie unter Adel verkehrten, sodass es hier niemals ernstzunehmende Berührungspunkte gab. Ich halte lediglich eine alte, wenn auch anrüchige, Familientradition am Leben: Die Hingabe an die Art d'Erotique Extraordinaire. Natürlich kann mir ein jeder Rechtsgelehrte einen Strick daraus knüpfen denn vor Gericht kommt es selten auf Wahrheit und Aufrichtigkeit an sondern lediglich wer sich den besseren Advokaten leisten kann - und hier werde ich, wie Eure Exzellenz wohl an meinen ärmlichen Kleidern, immerhin den besten die ich besitze, sehen kann, den Kürzeren ziehen."

{erfolglos im Talent Selbstbeherrschung +3: FeP* -6}

{erfolglos im Talent Menschenkenntnis +4: FeP* -12}

{erfolgreich im Talent Wettervorhersage +7: FeP* 7}

"Wenn es somit Eurer Exzellenz beliebt, mich entweder durch den Strick oder den Scheiterhaufen vom Leben zum Tode zu befördern, so bitte ich lediglich um eines: Tut dies im Verlauf der nächsten beiden Tage, denn danach dürfte das Wetter schlechter werden und ich würde es vorziehen, an einem sonnigen und heiteren Tag zu sterben."

{erfolgreich im Talent Selbstbeherrschung +3: FeP* 7}

{erfolgreich im Talent Rhetorik +4: FeP* 6}

{erfolgreich im Talent Theologie +4: FeP* 4}

{erfolgreich im Talent Bürokratie +10: FeP* 11}

{erfolgreich im Talent Politik +10: FeP* 4}

"Lasst es mich frei heraus sagen, Euer Exzellenz. Ich hätte zu jedem anderen Adeligen gehen können und hätte ihm dasselbe gesagt was ich Euch sagte. Es sind nicht mehr als schöne Worte um den Höhergestellten zu gefallen. Ich weiss kaum etwas über Euch, nur das was man so hört und lesen kann, und das reicht bei weitem nicht aus, dass ich mir ein Bild von Euch machen könnte. In meiner Vermessenheit dachte ich mir lediglich, dass ich als Stückeschreiber gut genug sei um mich gleich an einen der mächtigsten Männer dieses Landes zu wenden. Was ich dabei vergaß war, dass man bei dem Versuche hoch aufzusteigen auch tief fallen kann, Euer Exzellenz. Was Eure Frage angeht, so muss ich meinen Standpunkt diesbezüglich erklären. Wenn die Götter den Menschen nach ihrem Ebenbilde geschaffen haben, so haben sie alle Menschen gleich geschaffen. Es ist das Streben der Menschen, Macht über andere zu erringen, nicht der Wille der Götter. So ist denn auch der Adel und das Königtum wohl eine Erfindung der Menschen, nicht der Götter. Der Mensch kann lediglich auf sein Glück zählen und hoffen, dass es ihn nicht verläßt. Denn das Glück kann so launisch wie eine Frau sein. So mag die Kirche des Iathan oder des Athos dies als Häresie sehen, wenn uns aber die Götter die Gabe des Denkens gegeben haben, wie kann es dann Sünde sein wenn wir genau das tun was die Götter von uns erwarten, nämlich frei denken und diese Gedanken auch auszudrücken? Ich bin viel gereist in meinem Leben. Dies tat ich zwar meistens aus niederen Beweggründen, aber ich lernte trotzdem viel über die einfachen Menschen. Es macht für den gemeinen Mann keinen Unterschied ob er Auretianer, Westendarer oder Lothrinier ist. Mann muss arbeiten um die eigene Familie zu ernähren und gegen Hunger, Armut, Krankheit und den nächsten Winter zu beschützen. An manchen Tagen kann man sogar froh sein, wenn man sich etwas Brot erbetteln kann. Das ist nicht die Welt des feinen Adels oder der Könige. Ein König mag sich mit einem anderen König wegen einer Kleinigkeit zerwerfen, denn letztendlich sind es nicht selten dieselben nichtigen Gründe wie bei einem einfachen Streit zwischen Nachbarn die die verschiedenen Königreiche in den Krieg treiben. Aber es sind nicht die Adeligen, die für diese Kriege bezahlen müssen, sondern das einfache Volk. Und was unterscheidet das gemeine Volk eines Landes vom gemeinen Volk eines anderen Landes? Nichts. Sie haben die gleichen Wünsche, Sorgen und Nöte , nur eine andere Sprache. Ich habe auf meinen Reisen in Westendar mehr als einen zerstörten Hof gesehen. Im Ostrakerreich ist die Zerstörung durch die Orkhorden noch immer allgegenwärtig. Und auch wenn ich den verhungernden Waisen immer etwas gegeben habe, so hatte ich doch selbst kaum genug. Wie kann man da das Leid lindern? Bestimmt nicht indem man selbst von silbernen Tellern an reichhaltigen Tafeln speist. Ich mag von der Welt des Adels nichts wissen, und ehrlich gesagt empfinde ich den meisten Angehörigen dieses Standes gegenüber eine tiefe Verachtung, aber dies dürfte auf Gegenseitigkeit beruhen. Es ist so leicht vom Rücken eines edlen Pferdes auf das Fußvolk herabzusehen, aber ohne das Fußvolk kann man keinen Krieg führen, geschweige denn gewinnen. Der Adel braucht das gemeine Volk, ob es anderes herum genauso ist wage ich zu bezweifeln. Für den Adel stellt das gemeine Volk lediglich Diener dar, aber sollte nicht auch der Adel dem gemeinen Volke dienen? Der Adel mag das einfache Volk für seine Vergehen bestrafen, aber was ist wenn sich das einfache Volk einmal erhebt um den Adel für seine Vergehen zu bestrafen. Denn auch das einfache Volk wurde nach dem Ebenbild der Götter erschaffen, nicht nur der Adel. Diese Worte mögen vermessen klingen, aber sie kommen von Herzen. Ich versuche, in dieser Welt zu überleben, Euer Exzellenz. Vielleicht kann ich für mich einen Weg aus der Armut heraus finden, das ist mein Ziel. Meine Taten mögen nicht immer die bedachtesten oder schlauesten sein, das gebe ich zu, aber ich habe nie zur Absicht gehabt, einem anderen Menschen zu schaden."

Guy hatte sich mit diesen Worten geradewegs in die Hände des Marchese begeben. Er wusste nicht, wie dieser auf eine solch offene Rede reagieren würde. Immerhin könnte er einfach die Wachen rufen und ihn wegen Häresie, Volksverhetzung und Hochverrates anklagen lassen. Das würde dann entweder den Strick oder den Scheiterhaufen bedeuten, und besonders in letzterem Falle wäre schlechtes Wetter eine äußerst unangenehme Begleiterscheinung. Aber er hoffte einfach darauf, dass sein Gegenüber Aufrichtigkeit und Mut mehr schätzen würde als die auswendiggelernten und oftmals geheuchelten Lippenbekenntnisse der Vertreter der Staatskirche.

{erfolgreich im Talent Rhetorik +4: FeP* 10}

{erfolgreich im Talent Politik +6: FeP* 12}

"Ich muss allerdings eingestehn, dass es eine Dummheit von mir war, mein frivoles Theaterstück Euch zu widmen. Ich hatte törichter Weise nicht bedacht, dass Euer Ruf darunter leiden könne. Dafür entschuldige ich mich bei Euch. Ihr müsst verstehen, meine Familie ist seit nunmehr drei Generationen im Erotikgewerbe beschäftigt. Unser Ruf, falls wir je einen guten hatten, ist schon längst ruiniert. Aber auch ein ruinierter Ruf ist ein Ruf. Und es ist schwer mit einer alten Familientradition zu brechen. Die Art d'Erotique Extraordinaire ist zugegeben eine sehr seichte Form der Unterhaltung, aber sie ist eine kurzweilige Unterhaltung, und das gemeine Volk mag sie da es dadurch wenigstens für eine kurze Zeit von seinem Elend abgelenkt werden kann. Selbstverständlich ist es keine Kunst für die höhergestellten Kreise der Gesellschaft. Es ist eine einfache, ehrliche Kunst. Es war nicht meine Absicht, Euch mit dieser Kunst zu beleidigen. So Ihr denn wünscht kann ich Euch ein Historienspiel schreiben und es Euch widmen. Sicher könnte ich hier mit den besten Schreibern des Reiches mit Leichtigkeit mithalten, auch wenn ich mit einer liebgewonnen Familientradition brechen müsste. So würdet Ihr ein Stück erhalten das Eurem Ruf nicht schadete, ja diesen sogar noch für die Nachwelt vermehren würde und ich könnte noch eine Weile länger am Leben bleiben, denn glaubt mir, ich hänge doch sehr an meinem Leben denn wenn ich mich nicht täusche habe ich nur dieses eine, und es wäre recht schön wenn ich es im hohen Alter in den zärtlichen Armen einer blutjungen Jungfrau beendete und nicht auf dem Schafott unter den rauhen Händen eines unrasierten und nach Knoblauch stinkenden Scharfrichters."

Mit diesen Worten beendete Guy seine Verteidigung. Der Marchese hatte während der gesamten Rede nicht die Augen von ihm abgewandt. Guy war sich sicher, dass er ein jedes der von ihm geäußerten Worte wohl bedachte, aber er konnte aus dem kontrollierten Auftreten seines Gegenübers nichts über dessen mögliche Reaktion herauslesen. Der Raum war in eine eisige Stille getaucht. Nur das laute Pochen seines Herzens und das stetige Tick-Tack der Taschenuhr durchrissen diese allgegenwärtige Stille. Wie würde wohl dieser Akt ausgehen? Sollte es eine Tragödie werden, oder wendete sich das Blatt doch noch zur Tragikomödie?

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Der Marchese lauschte den Worten des Schriftstellers mit immer noch unbewegter Miene. Nachdem dieser seine Ausführungen beendet hatte kehrte wieder für einen langen Augenblick Schweigen im Arbeitszimmer ein. Schließlich schüttelte Ascanio sachte seinen Kopf.

{erfolgreich im Talent Rhetorik +10: FeP* 15}

{erfolgreich im Talent Philosophie +10: FeP* 11}

{erfolgreich im Talent Rechtskunde +10: FeP* 23}

{erfolgreich im Talent Theologie +10: FeP* 1}

"Ihr treibt ein gefährliches Spiel, Signore, und wäret besser daran Eure Zunge zu hüten. Zwar bin ich kein Mann der Kirche, doch bin ich, wie es jeder Untertan Ihrer Kaiserlichen Majestät sein sollte, ein getreuer Anhänger der Staatskirche. Und als solcher sage ich Euch, dass Ihr irrt. Mitnichten sind die Gesetze unseres Reiches allein die Schöpfung jener, die Ihr als die Herrscher bezeichnet, nein. Die Gesetze, welche als Lex Imperii und in den heiligen Schriften der Kirche festgehalten sind, wurden unseren Vorfahren durch Iatan selbst eingegeben. Sie bilden die Grundlage seiner göttlichen Ordnung und dienen einzig dem Wohl der Menschen und dem Gedeih unseres Imperios. Wo glaubt Ihr denn, so frage ich Euch, wären wir heute, wenn es diese Gesetze nicht gäbe? Ein Volk ohne Herrscher ist dem Untergang geweiht. Es ist die Pflicht der Herrschenden für das Wohl des Volkes Sorge zu tragen, das Volk zu lenken und so die göttliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Ohne diese Gesetze, die ein Geschenk Iatans an die Menschen sind, würde Chaos herrschen, das Werk des Krähenmannes und seiner Jünger. Ihr nanntet die Piraten und Orks. Sie alle rauben, sie morden das Volk und schänden die Frauen wo immer sie auftauchen. Sie brechen die Gesetze und verneinen Iatans göttliche Ordnung. Und Iatan selbst berief den Heiligen Auretian zum ersten Kaiser des Alten Reiches, auf dem unsere heutige Ordnung fußt. Er tat dies, damit ein Mensch dafür Sorge trage, dass seine göttliche Ordnung in der Welt der Menschen aufrecht erhalten bleibe. In diesem Sinne sollen Adel und Kirche handeln bis zu Ende aller Zeiten.

Ich gebe Euch Recht, viele Mächtige nutzen ihre Position aus, um ihren Reichtum zu mehren auf Kosten der Armen, um ihren Einfluss zu stärken auf Kosten der Schwachen. Oft vergessen wir die Not des Volkes im Winter, da wir in unseren Palästen am prasselnden Kaminfeuer sitzen und uns die Bäuche vollschlagen mit den Speisen in unseren Vorratskammern, die wir mit dem Zehnt der Bauern auffüllen. Oft vergessen wir unsere oberste Pflicht: für das Wohl des Volkes Sorge zu tragen. Doch handelt ein solcher Adliger ebenfalls nicht im Sinne der göttlichen Ordnung und daher wird er seine Strafe empfangen, wenn er dereinst vor Nergas tritt. Die göttliche Ordnung für sich mündet im Heil der Welt, doch wird sie durch die Verführungen des Krähenmannes beschädigt. Diese Verführungen gilt es zu bekämpfen und nur wenn die Saat des Krähenmannes vernichtet ist kann sich das Heil vollends entfalten.

Ihr seht, die Dinge sind nicht so simpel wie Ihr Euch dies vorstellen mögt. Ihr sagt, dass Ihr niemals einem Anderen schaden wolltet und das nehme ich Euch in diesem Falle ab. Denn wenn Ihr mir hättet schaden wollen, dann hättet Ihr mich nicht zuvor gefragt, ob ich Euch und Eure Kunst unterstützen möchte. In dieser Sache soll keine Anklage stattfinden.

Eure Anmaßung eines Grafentitels soll, wenn es nach mir geht, ebenfalls ungeahndet bleiben. Als Comte de Porneaux mögt Ihr allenfalls einen einfältigen Grauländer täuschen und beeindrucken können, doch hier hat es Euch bisher augenscheinlich keine unrechtmäßigen Vorteile gebracht. Eure Worte über Recht und Gesetz, die göttliche Ordnung und den Adel jedoch bringen Euch gefährlich nahe an den Bestand der Häresie und des Hochverrats. Es stellt sich die Frage, ob Ihr lediglich ein fehlgeleitetes Schaf oder bereits den Verführungen des Krähenmannes anheim gefallen seid. Ich würde gerne glauben, dass Ersteres der Fall wäre, und wenn dem so ist, wäre ich bereit, Eure Worte zu vergessen. Allerdings nur zu einem bestimmten Preis..."


Ascanio trat nun wieder ans Fenster, um hinaus auf die weite Stadtzu blicken, während er Guy Zeit ließ über die eben gefallenen Worte nachzudenken.

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Ein Chevalier in Nöten (Dritter Akt)


Guy betrachtete den Marchese. Immerhin hatte dieser ihn noch nicht den Krähen zum Fraß vorgeworfen. Er wusste, dass er sich nahe am Rand der Häresie bewegte, doch sah er sich auf keinen Fall durch den Krähenmann verderbt. Hatte Licia den Menschen doch die Gabe der Vernunft und des Wissensdrangs geschenkt. Er hatte nun gesehen wie weit er mit seinem Gegenüber gehen konnte, diesbezüglich hatte er mit seiner Einschätzung des Marchese nicht ganz so verkehrt gelegen wie er anfangs befürchtet hatte. Er hatte zwar noch längst nicht den Kopf aus der Schlinge gezogen, aber er fühlte sich bereits etwas sicherer. Aber trotzdem musste er aufpassen. Der Marchese hatte sich bereits als äußerst gebildet und belesen herausgestellt. Mochten Guys Ansichten doch durchaus gerechtfertigt sein, so war der Marchese doch durchaus in der Lage, diese Äußerungen mit Leichtigkeit beiseite zu wischen. Und außerdem war da noch der Sachverhalt, dass er hier nicht mit einem Ebenbürtigen diskutierte, sondern mit jemandem der in seinen Machtbefugnissen nur noch von der Kaiserin selbst übertroffen wurde.

{erfolgreich im Talent Rhetorik +6: FeP* 8}

{erfolgreich im Talent Theologie +6: FeP* 4}

"Eure Exzellenz. Mit Verlaub gesagt würde ich meine Äußerungen nicht als häretisch ansehen. Sie mögen extrem sein, aber sie sind mitnichten durch die Machenschaften des Krähenmanns verderbt. Licia gab uns in ihrer vollkommenen Weisheit die Gabe der Vernunft und den Drang der Wissensvermehrung. Ein Gedanke entspringt somit immer diesem göttlichen Urgrund. Aber nur die Götter sind in ihrer Beschaffenheit perfekt. Die Auffassung des Menschen endet im Menschen selbst: Der Mensch ist das Maß aller Dinge. Wie könnten wir uns anmaßen, die Wege der Götter zu verstehen? Wir können nur versuchen in all unserer sterblichen Begrenztheit, die Götter und ihre Absichten zu interpretieren. Aber eben diese Begrenztheit unseres Verstandes trennt uns von den Göttern. Wie könnte ein einfacher Bettler die Gedanken und Taten eines Königs verstehen? Oder ein Hund die Gedanken und Taten seines Herrn? Es wäre reine Anmaßung wenn der Bettler oder Hund denken würden, dass sie dies vermächten. Ein Mensch, auch wenn er noch so perfekt erscheinen sollte, kann nur eine fehlerhafte Replik der reinen Natur der Götter sein. Denn der Mensch ist durch sein Fleisch verdorben - denn das Fleisch ist des Krähenmanns Untertan. War der Herr der Lügen doch selbst im Stande, die Göttin Aphrosia zu täuschen, ihr Worte der Lust ins Ohr zu hauchen und sie dazu zu bringen dies später zu verleugnen. Die Verderbtheit des sterblichen Fleisches ist umso größer, da wir nicht die Weisheit der Götter besitzen. Das ist was ich anspreche, sei es mit meinen offenen Worten Euch gegenüber oder in meinen Werken. Wie leicht fällt es doch den Sterblichen, ihre minderen Absichten unter einer Maske der Rechtschaffenheit zu verbergen. Ich bin mehr sehr wohl bewusst, dass ich auf einem schmalen Grad wandle, aber meine Gedanken stellen keinen Frevel dar, Eure Exzellenz."

Guy beendete seinen Satz und überlegte kurz, wie er am besten fortfahren sollte. Noch hatte er dem Marchese nicht für alles Gesagte Rede und Antwort gestanden. Immerhin hatte er die gottgegebene Ordnung in Frage gestellt und die Autorität der Vertreter der Staatskirche in Frage gestellt.

{erfolglos im Talent Rhetorik +8: FeP* -1}

{erfolglos im Talent Politik +10: FeP* -1}

{erfolgreich im Talent Bürokratie +10: FeP* 9}

"Wie Ihr bereits gesagt habt, ist nicht jeder Vertreter des Staates ein würdiger Vertreter. Nicht das Amt ehrt den Menschen, sondern der Mensch das Amt. So können unredliche Absichten zur Schwächung des ganzen Staatsapparates beitragen. Dasselbe trifft leider auf die Kirche zu. Davon auszugehen, dass die göttliche Hierarchie direkt in der weltlichen Hierarchie gespiegelt wird, der Makrokosmos also dem Mikrokosmos entspräche, entspringt wohl dem begrenzten Verstand des Sterblichen. Das was uns in perfekter Harmonie vorkommen mag, wird den Göttern chaotisch erscheinen - ansonsten würden wir uns anmaßen, es den Göttern gleich tun zu können. Und was gäbe uns das Recht uns auf die gleiche Stufe wie die der Götter zu stellen? In diesem Moment hat der Krähenmann schon über uns gesiegt. Führen muss auch dienen bedeuten. Es besteht nicht nur aus Befehlen, Macht und dem Gewaltmonopol des Staates. Wie leicht wäre es für Euch, mich der heiligen Inquisition zu übergeben, und wie leicht wäre es für sie, mich abzuurteilen. Hier ist das Schwert mächtig. Aber würde das meine Gedanken auslöschen können? Nein, denn Licia in all ihrer Weisheit hat dem Gedanken das beschieden was die Götter uns Sterblichen verwehrt haben. Die Unsterblichkeit. Man könnte alle meine Bücher verbrennen und die Erinnerung an mich in die Winde verstreuen, trotzdem würde es nichts an der Tatsache ändern, dass dieser eine Gedanke gedacht worden ist. Andere würden ihn wieder denken denn als solchem wohnt im ein Stück der Göttlichkeit Licias inne. Wir Sterbliche können also nur versuchen, dem Chaos durch eine Struktur entgegenzuwirken. Diese Struktur kann allerdings mannigfaltig sein. Wie Ihr bereits gesagt habt, kann man schnell die Nöte des einfachen Volkes dem man dient vergessen wenn man sie selbst nie gekannt hat. Warum ermöglichen wir also dem einfachen Volk nicht, sich selbst zu dienen. Wenn ich ein Haus baue, so achte ich darauf, dass ich es von jemandem bauen lasse, der ein solides Verständnis für den Hausbau hat. Wenn das Fundament nicht stimmt, wird das Haus letztendlich in sich zusammenbrechen, sei es auch noch so schön. Warum lässt man also nicht das einfache Volk mitentscheiden. Weiss der Vertreter des einfachen Volkes nicht am Besten über die Nöte seiner Mitmenschen Bescheid? Warum lässt man einen Adeligen über etwas entscheiden was er nie kennen gelernt hat? Ist das die Ordnung die wir dem Krähenmann entgegenstellen? Wenn ja, dann ist sie fehlerhaft. Und als solches kann sie nicht das Werk der Götter sein, auch wenn der göttliche Funke ihr innewohnt. So wie der Meister der Schatten stets im Wandel bleibt muss auch der Staat stets im Wandel sein. Starres Beharren auf bereits Bestehendem heißt seine eigene Position lediglich zu verteidigen, aber man kann einen Krieg nicht dadurch gewinnen indem man nur verteidigt, Euer Exzellenz."

Und wieder hatte Guy zu viel geredet. Das war ihm klar. Aber er hatte sich über lange Zeit Gedanken über den Staat und die Misstände in demselbigen gemacht. Hier nun stand ihm einer der höchsten Vertreter dieses Staates gegenüber und hörte ihn an. Vielleicht würde er den Tod finden, vielleicht aber würde er die Saat eines Gedankens in dem Marchese pflanzen können und endlich etwas verändern können, weit mehr als er durch seine satirisch überzeichneten erotischen Stücke im Stande war.

"Euer Gnaden. Ich weiss, dass ich für meine Vermessenheit einen Preis zu zahlen habe. Ich bitte Euch nur, weise und bedacht zu handeln. Ihr könntet von meinen Fähigkeiten profitieren, auch wenn wir nicht einer Meinung sind. Ich mag in vielen Belangen kein redlicher Mensch sein, aber ich mache mir auf meine einfache Art Sorgen um die Menschen und versuche, ihr Leid zu lindern. Auch könnte ich, wenn auch widerwillig, mit der Tradition meiner Familie brechen. Wenn Ihr meinen kühnen Namen als zu vermessen anseht, so kann ich all diese leeren Worte streichen und den Mädchennamen meiner Mutter annehmen: de Lusignac. Dies wäre ein Zeichen meinerseits, dass ich bereit bin, meinen Weg zu ändern. Verlangt aber nicht von mir, meine Gedanken zu ändern. Mag ein Name doch lediglich Schall und Rauch sein, so ist der Gedanke doch das Reinste in einem Sterblichen."

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Mit einiger Überraschung vernahm der Marchese die Worte seines Gegenübers, dem er so tiefgründige philosophische Gedanken kaum zugetraut hätte. Dies äußerte sich im Gesicht des Marchese durch hochgezogene Augenbrauen, während er interessiert lauschte. Schließlich war es wieder an ihm, die Rede zu erwidern:

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"Signore, ich verstehe Eure Befürchtungen und Zweifel und dennoch muss ich noch einmal betonen, dass Ihr in einem entscheidenden Punkt irrt. Mitnichten ist der Staat an sich die Wurzel allen Übels und auch nicht die hierarchischen Strukturen, auf denen er basiert - im Gegenteil. Sie dienen dazu in der Gesellschaft des Menschen Recht und Ordnung nach dem Willen der Götter zu schaffen. Eine Gesellschaft ohne Strukturen ist dazu verdammt dem Chaos anheim zu fallen. Seht Euch jene Völker und Rassen einmal an, die nur schwache Strukturen ausgebildet haben, die Orken, die Goblins, die wilden Völker der Aivarunen und anderer Barbaren. Sie schwächen sich selbst durch Raub und Mord an ihren eigenen Brüdern und Schwestern, da es niemanden gibt, der solches Tun unterbindet. Auch unter den zivilisierten Völkern lässt sich dieses beobachten. Westendar, einst ein blühendes Reich, droht im Bürgerkrieg unterzugehen, da der Staat in der Form des Königs zu schwach ist, um Recht und Ordnung unter seinen Untertanen aufrecht zu erhalten. Der Südstern löste sich aus dem Schoß der alten Kaiser mit dem Ziel der Freiheit für seine Bewohner. Doch wohin hat es geführt? Jene Freiheitskämpfer haben sich selbst zu neuen Herrschern erhoben und unterdrücken das Volk durch Sklaverei und Ausbeutung. Als das Imperium Magnum zerfiel folgte ein Jahrtausend des Krieges und Streits zwischen den auretianischen Brüdern und Schwestern. Erst mit dem Aufstieg eines neuen, starken Kaisers gelang die Rückkehr zu Wohlstand und Frieden. Und selbst im Tierreich findet Ihr hierarchische Strukturen, die dafür Sorge tragen, dass Ruhe und Ordnung in einem Rudel oder einer Herde herrschen. Ein Rudel Wölfe wird stets von einem Leitwolf angeführt und ohne einen solchen würden die Wölfe sich gegenseitig zerfleischen im Streit um den saftigsten Brocken Fleisch oder die beste Wölfin. Und selbst bei den friedfertigsten Tieren lässt sich dies beobachten. Eine Schafsherde ohne Leitbock würde sich verlieren und die einzelnen Tiere schutzlos den Wölfen ausgeliefert sein. Homo homini lupus, heißt es schon bei Masciavellio. Ich bin überzeugt, dass auch die einfachen Bauern, die Ihr als Opfer des Staates seht, sich ohne diesen zu gewalttätigen Individuen entwickeln würden, die nicht davor zurück schreckten, das Weib und Hab und Gut ihres Nachbarn mit Gewalt zu nehmen, so sie es begehrten.

Der ideale Staat ist auch mitnichten ein Despot, der nach Gutdünken seine Untertanen bevormundet oder terrorisiert. Es mag zwar nicht offensichtlich erscheinen, da die Handwerker und Händler und Bauern nicht selbst im Reichscronkonvent auftreten, doch wird ihre Stimme gehört. Die Kaiserin hat ihre Herzöge und Minister, von denen sie beraten wird. Die Herzöge die Grafen, die Grafen die Barone, die Barone die Signores. Und wenn ein Bauer befürchtet, dass ihm Unrecht getan wird oder er in eine Notlage gerät, so wendet er sich an seinen Grundherren. Und der Signore wendet sich an seinen Baron und der Baron an seinen Grafen. So geht es weiter bis eine Instanz erreicht ist, die in der Lage ist, dem Unrecht oder der Notlage Abhilfe zu leisten.

Auch solltet Ihr bedenken, dass es unzählige Entscheidungen zu fällen gibt, die weit über das hinausgehen, was einem Bauern begreiflich erscheint. Was für ein Chaos gäbe es, wenn jeder einfache Bürger dazu angehalten wäre, über Dinge abzustimmen, die er nicht einmal versteht? Dies würde genauso den Untergang des Reiches beschleunigen, wie wenn man von einem Gelehrten verlangen würde, dass er fortan selbst für Korn und Fleisch in seiner Speisekammer zu sorgen habe.

Wenn etwas im Staate nicht nach dem idealen Bild läuft, so ist dies nicht die Schuld des Staates, sondern einzelner Individuen, die dem idealen Staat entgegen wirken. Wenn der ideale Staat die göttergewollte Ordnung wiederspiegelt, dann sind diese Individuen verblendet durch den Einfluss des Krähenmannes. Nicht indem wir den Staat abschaffen, sondern indem wir die Saat des Krähenmannes vernichten nähern wir uns dem an, was die Götter und aufgetragen haben. Dies hat auch nichts damit zu tun, dass der Mensch sich auf eine Stufe mit den Göttern zu stellen versucht. Als Iatan dem Heiligen Auretian erschien trug er ihm auf, ein Reich in Iatans Sinne zu schaffen und selbst nach mehr als zweitausend Jahren hat die Menschheit in ihrer Fehlbarkeit diesen Auftrag noch nicht erfüllt.

Signore, ich hoffe Ihr versteht, was ich Euch sagen will. Doch erlaubt mir eine Frage: Ihr scheint mir weit mehr als ein schlichter Possenreißer zu sein. Wo habt Ihr Euch so tiefgründiges philosophisches Wissen angeeignet oder besser: bei wem; und wo habt Ihr solch eine ausgezeichnete Fähigkeit in der Disputatio erworben?"


Ascanio wandte sich, während er der Antwort Guys lauschte, dem Bücherregal an der Seite des Zimmers zu, um daraus nach einem kurzen Moment der Suche einen schmalen Quartband herauszuziehen, den er schließlich Guy überreichte.

"Glaubt nicht, meine Worte wären alleine meinem begrenzten Verstand entsprungen. 'De institutio ideale' - 'Über den idealen Staat', von Niccolone Masciavellio. Bitte, nehmt dies als Zeichen meiner Anerkennung. Möge der große Staatskundler Euch die Augen öffnen."

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Ein Chevalier in Nöten (Vierter Akt)


Guy hielt das kleine Büchlein mit fast schon an Ehrfurcht grenzender Vorsicht in seinen Händen und fing an, darin zu blättern. Der Liebhaber seiner Mutter, Wilhelm von Krombach, hatte ihm als kleiner Junge oftmals aus diesem Buch vorgelesen. Er hatte seit Jahren kein Exemplar davon gefunden, auch wenn er sporadisch danach suchte. Dankbar schaute er den Marchese an. Die Worte seines Gegenübers hatten ihn sehr beeindruckt. Ihm war aber auch bewusst geworden, dass sein eigener Vortrag wohl nicht ganz so perfekt geraten war wie er es beabsichtigt hatte. Zu viele Fehler hatten sich eingeschlichen. Mitnichten wollte er schließlich ausdrücken, dass der Staat ohne Führung funktionierte, aber auch er musste einsehen, dass aus seiner fehlerhaften Rede nichts anderes zu schließen war. Aber zunächst ging es darum, die Frage des Marchese zu beanworten.

"Euer Exzellenz, ich habe meine bescheidene Bildung zum größten Teil einem ehemaligen Liebhaber meiner verstorbenen Mutter zu verdanken. Er war ein Mann von großer Bildung und eines messerscharfen Verstandes, aber auch ein großer Freund der Frauen. Wilhelm von Krombach war sein Name. Er sorge wie ein Vater für mich. Leider verschwand er spurlos auf einer Expedition in den Dschungel Xetokas als ich noch keine vierzehn Sommer zählte. Den Rest lernte ich auf verschiedenen Schulen und Universitäten, immer dann wenn ich mir die betreffenden Kurse leisten konnte."

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"Desweiteren muss ich Euch bitten, mir meine fehlerhafte Rede zu verzeihen. Mitnichten wollte ich andeuten, dass ein akephaler Staat die Idealform darstelle. Ich wollte lediglich ausdrücken, dass ein Adeliger in größerem Maße versucht ist, seine Befugnisse auszunutzen als ein einfacher Mann. Hat doch der erstere das Bestreben, seinen Besitz nicht nur zu verteidigen, sondern diesen auch zu vermehren. Ebenfalls hat er die größere Macht, seine Ziele auch durchzusetzen, und hier ist vor allem die Herrschsucht zu nennen. Ein Mann aus dem Volk dagegen ist zunächst nur an seiner Freiheit gelegen. Sollte er zum Hüter der Freiheit bestellt werden, wird er nicht so sehr in Versuchung geführt werden diese Position zu missbrachen. Auch wird er andere eher davon abhalten dies zu tun. Wenn man also ein stabiles Staatsgefüge haben will, so sollte man das Volk daran beteiligen.

Nehmt den Körper des Menschen als Beispiel. Zwar mag der Verstand diesen Körper regieren, aber ohne die anderen Organe ist er nichts. Jedes von ihnen erfüllt gewissentlich seinen Zweck, ohne sich in den Vordergrund zu spielen oder sich der Herrschsucht hinzugeben. Tut es das, so befindet sich der Körper in Rebellion gegen sich selbst und der Organismus wird unweigerlich zugrunde gehen. Erst das harmonische, selbstlose Zusammenspiel der einzelnen Komponenten ergibt das perfekte Spiel des Ganzen.

Im Staat funtioniert es ähnlich. Wir sind weit von einem perfekten Staatsgebilde entfernt, hier kann ich Euch nur vollends zustimmen. Auch kann ich Euch nur dabei zustimmen, dass viele Adelige ihre Position missbrauchen. Tun sie das nur aus Bosheit oder auch aus Unwissen? Haben sie denn überhaupt die Fähigkeiten welche für ihre Position erforderlich sind? Viele haben diese, daran besteht kein Zweifel. Es gibt aber genügend Beispiele von Adeligen, welche ihre Position lediglich ihrem blauen Blut verdanken. Ihr wisst aber genauso gut wie ich, dass ihr Blut genauso rot wie das eines Mannes aus dem Volke ist.

Ich will damit nicht sagen, dass ein jeder Vertreter aus dem Volke seinem adeligen Gegenstück überlegen ist. Nichtsdestowenig wäre es angebracht, einen Minister für Landwirtschaft auch aus den Reihen der Landwirte zu wählen, einen Minister für das Bauwesen aus den Reihen der Baumeister, oder einen Minister für den Handel aus den Reihen der Händler. Denn diese wissen besser über ihre eigene Arbeit bescheid als ihre adeligen Gegenstücke. Keiner von ihnen kennt sich mit dem Leben und den Aufgaben des Adels aus, das müssen sie aber auch nicht für ihre Position. Hält man diese Männer aus dem Volke trotz ihrer Fähigkeiten zurück, so werden sie, da auch sie ehrgeizig sind, oftmals von diesem Ehrgeiz zerfressen. Ein jeder Mensch braucht ein Ziel und einen Antrieb, werden diese aber verhindert und blockiert, so verkehren sie sich ins Übel. Hieraus entsteht der Neid auf das was man selbst trotz der eigenen Fähigkeiten nicht haben kann, was aber andere haben. Für den Staat ist dies in höchstem Maße gefährlich,

Euer Exzellenz. Erst wenn alle Teile des Staates gleichberechtigt interagieren, kann das Staatsgebilde in sich gesund sein. Was macht man mit einem Körper, in dem ein Geschwulst wuchert? Man schneidet es heraus und verbrennt es. Hindert dies aber das Geschwulst daran, wieder erneut zu wachsen? Nein. In vielen Fällen wird das Geschwulst nur größer als vorher, und der Körper des Erkrankten wird zusehends schwächer. Sollte es nicht unser Ziel sein, den Körper des Nuovo Imperio so stark wie nur irgend möglich zu machen? Warum beschneiden wir selbst dieses Potential für wahre Größe? Warum lassen wir zu, dass ein Geschwulst in seinem Körper heranwächst dem man schon bald nicht mehr Herr sein kann?

Ich bitte Euch nur zu bedenken, wie der Staat durch einen Senat gewählter Vertreter aus dem Volke, die den Ministern unterstehen und der Kaiserin dienen, profitieren würde. Es wären fähige Männer an der Regierung mitbeteiligt und das Volk wäre an der Regierung selbst mitbeteiligt. Ihr nanntet das Beispiel des Imperium Magnum. Hier wurde auf die Macht des Adels alleine gesetzt. So lange der Staat durch Eroberungen expandierte, war der Adel zufrieden, bedeutete dies doch immense Gewinne für ihn. Was passierte aber dann? Irgendwann wurde der Staat zu groß um ihn weiter am Leben zu erhalten. Er begann zu zerfallen. Die Adeligen und einzelnen Königreiche, nun ihres Profits beraubt, fielen ab und zerfleischten sich gegenseitig aus Gier um noch mehr Macht. Wenn man expandieren will, so braucht man den Adel, will man aber einen Staat in sich sichern, so braucht man Männer aus dem Volk als Hüter der Freiheit."


{erfolgreich im Talent Überzeugen +6: FeP* 1}

"Ich hoffe, dass diese Worte nicht zu vermessen sind, Euer Exzellenz. Es sind die Worte eines einfachen Mannes der sich in seinem bescheidenen Maße um die Freiheit sorgt. Ich weiß sehr wohl, dass ich mit Eurem Wissen und Euren Fähigkeiten nicht mithalten kann, aber kann nicht auch der Löwe von einer Hauskatze lernen, kann sich nicht etwa der Wolf ein Beispiel an seinem Vetter, dem Hund nehmen? Es muss nicht immer auf die Größe des Menschen ankommen wenn es um die Größe einer Idee geht. Einfache Menschen können diese Idee haben - sicher, es fehlt ihnen an der Fähigkeit sie auszudrücken, und es fehlt ihnen ein Forum hierzu, aber die Idee ist entstanden. Gewährt man ihr einen Platz zum wachsen kann daraus ein starker Baum entstehen. Verwehrt man ihr diesen Platz, so wird sie zu einem Unkraut, das man weder ausrotten noch dessen man Herr werden kann."

Guy beendete seinen Vortrag der ihn hart an die Grenzen seiner rhetorischen Fähigkeiten getrieben hatte. Fast war ihm so, als wüsste er nicht mehr, was er die letzten Minuten gesagt hatte. Er fühlte sich erschöpft, auch wenn dieses Gespräch sich in eine sehr postive Richtung entwickelt hatte, so hatte es ihn doch an den Rand der geistigen Erschöpfung getrieben.

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Die Gesichtszüge des Marchese hatten sich im Laufe des Gespräches zusehens entspannt, der anfangs starre Blick war einem munteren Augenspiel gewichen und die zu Beginn ernst zusammengepressten Lippen zeigten nun fast ein kleines Lächeln in den Mundwinkeln. Ascanio setzte sich wieder in seinen bequem gepolsterten Sessel, während er Guys Ausführungen interessiert lauschte. Schließlich lag es wieder an ihm, die vorgebrachten Argumente zu kommentieren.

{erfolgreich im Talent Bürokratie +20: FeP* 13}

{erfolgreich im Talent Politik +20: FeP* 13}

"Signore, Ihr beeindruckt mich mit Eurer Rede. In der Tat wäre ein Herrscher gut beraten so er auf die Stimme seiner Untertanen hörte, sei er nun ein kleiner Gutsbesitzer oder das Oberhaupt eines großen Staates. In vielen Bereichen sehe ich dieses Postulat bereits in der Anwendung. Handwerk und Handel in den großen Städten organisieren sich in Gilden, die ihre Interna weitestgehend autark regeln und die großen Einfluss auf die Stadtverwaltungen ausüben oder in einigen Fällen sogar vollständig übernommen haben, wie das Beispiel Genovia zeigt. Auch in San Aurecciani gibt es einen Magistrat aus Bürgerlichen, der den Stadtvogt bei der Verwaltung unterstützt.

Auf dieser Ebene sehe ich in der Tat große Vorteile in der Mitwirkung der Bürgerlichen. Auf dem Lande ist dies natürlich ebenso wünschenswert, doch oftmals mag es allein aus Mangel an ausreichend kompetenten Menschen scheitern. In einem Dorf mit nur einem einzigen Zimmermann wird sich verständlicherweise keine Gilde der Zimmerleute etablieren. Dennoch wäre jeder Conte gut beraten, wenn er bei der Führung seines Lehens auf die Stimmen seiner Untertanen hören würde. Wie jeder einzelne Graf dies jedoch handhabt bleibt ihm überlassen. Die kaiserliche Krone kann hierzu zwar Richtlinien aufstellen, doch eine dauerhafte Kontrolle der Einhaltung ist allein aufgrund der Größe des Reiches kaum möglich."


{erfolgreich im Talent Theologie +20: FeP* 1}

{erfolgreich im Talent Philosophie +20: FeP* 1}

"Bei einer Sache muss ich Euch aber dennoch widersprechen, Signore. Ihr sagt, dass ein Mann aus dem einfachen Volk ihm in die Hand gegebene Macht weniger missbrauchen würde als ein Adliger, da dem einfachen Mann lediglich seine Freiheit am Herzen liegt. Dieses Argument sehe ich kritisch. Es ist die Macht, die die Herzen der Menschen verändert. Gebt sie einem einfachen Mann und er wird sich ebenso schnell an sie gewöhnen wie ein Adliger. Anfangs wird er sie schätzen und bald schon wird er merken, was er durch sie erreichen kann. Schließlich wird er sie genauso ausnutzen um sich an ihr zu bereichern wie Ihr es dem Adel unterstellt. Denn wie Ihr schon richtig sagt, unterscheiden sich das Blut des Adligen und des einfachen Mannes nicht voneinander. Nobilitas, der Adel, mag uns per iurem in die Wiege gelegt sein, begründet in der Historie unseres Reiches und den Verdiensten unserer Vorfahren. Doch Adel ist weit mehr als pure Abstammung und ein jeder Angehörige dieses Standes ist selbst angehalten zu beweisen, dass er ein würdiger Vertreter ist. Treue gegenüber der Krone gehört dazu genau so wie Fürsorge für seine Untergebenen. Bildung, Ritterlichkeit und Götterfürchtigkeit. Letzterer gilt ganz besondere Augenmerk, will ich meinen. Denn nur wer die Gebote der Götter befolgt kann den Krähenmann und dessen Versuchungen aus seinem Herzen bannen und nur ihm gelingt es sich der Verführungen durch die Macht zu erwehren. Auch dies gilt für einen jeden Menschen und vor den Göttern ist ein jeder Bauer mit reinem Herzen ein noblerer Mensch als ein korrumpierter Blaublütiger."

{erfolgreich im Talent Überzeugen +20: FeP* 5}

Ascanio beendete seinen Vortrag mit einem leichten Seufzer. Auch ihn strengte die Diskussion an, die ihn an die unzähligen Dispute mit den Studiosi der Universitá erinnerte, wo er gelegentlich als Gastdozent für Staatskunde tätig war, so ihm die Zeit dafür blieb.

"Wie wäre es mit einer kleinen Erfrischung, Signore? Ich hätte einen ausgezeichneten Le Sangre de la Terra Benedetta aus eigener Kelterei anzubieten."

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Ein Chevalier in Nöten (Fünfter Akt)


Guy hatte den Ausführungen des Marchese gespannt gelauscht. Der Aspekt der Verherrlichung des Freiheitswillens des Mannes des Volkes war natürlich einer der Schwachstellen bei Masciavellio, er hätte dies bei seiner Ausführung bedenken sollen. Aber dies war kein Grund sich zu schämen, hatte er doch in seinem Gesprächspartner einen umfassend gebildeten Kenner der Materie gefunden. War er zwar aus reiner Dummheit hierher gelangt, so hatte sich die Situation doch zum bestmöglichen Ausgang entwickelt. Seine ausgetrocknete Kehle freute sich über das Angebot des Marchese. Mit einem Lächeln nahm er das Angebot an.

"Gerne nehme ich Eure Einladung an, Euer Exzellenz. Ihr ehrt mich mit Eurem Angebot. Ich habe noch nie einen Sangre de la Terra Benedetta getrunken. Aus eigener Kelterei, sagt Ihr?"

Der Rotwein war vorzüglich. Seine kräftige, rubinrote Farbe spiegelte sich im edlen Kristall des Glases wider. Weich und samtig lag er mit einer sanften Blume auf der Zunge. Im Abgang hatte er etwas von Beeren, aber Guy konnte den Geschmack nicht ganz einordnen. Ein vorzüglicher Wein der weit über der Preisklasse lag die sich Guy sonst leisten konnte. Nachdem Guy einen Schluck genommen hatte und merklich entspannter wirkte, wandte er sich wieder an den Marchese.

"Ihr spracht vorhin von einer Aufgabe. Ich will mein Glück nicht überstrapazieren, aber könntet Ihr mir mehr hierüber erzählen? Inwiefern kann ich Euch von Nutzen sein, Euer Exzellenz?"

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Nachdem Ascanio zwei Pokale aus Kristallglas gefüllt hatte, die sich auf einer kleinen Anrichte befunden hatten nebst einer gläsernen Karaffe, in der der angesprochene Wein vor sich hin geatmet hatte, überreichte er Guy einen der Pokale und setzte sich wieder.

"In der Tat. Unsere Familie besitzt einige Weingüter nördlich von Scalva, welche die Schwester meines Vaters führt. Der Le Sangre de la Terra Benedetta ist unser edelster Tropfen und kann, wie ich mit Stolz behaupten darf, selbst mit dem Vino Nobile di Vinodulcina konkurrieren. Zum Wohl, Signore."

Ascanio trank einen Schluck, den er einen Augenblick auf seiner Zunge ruhen ließ, und studierte dabei noch einmal das Gesicht seines Gegenübers. Schließlich antwiortete er auf dessen Frage:

"Ich muss zugeben, Signore, dass ich Euch anfangs unterschätzt habe. Ihr seid sehr belesen, wie mir scheint. Zudem besitzt Ihr eine Nähe zum Volk, die ich im Laufe der Jahre aufgrund meiner ministerialen Tätigkeiten allzu sehr vernachlässigt habe. Eure Rede macht den Eindruck, als läge Euch viel an dem Wohl des Imperios und seines Volkes. So Ihr also gewillt seid, Euch einer solchen Aufgabe anzunehmen, so möchte ich Euch gerne in meine Dienste nehmen als beratende Hand und als meine Augen und Ohren unter dem Volke. Zwar liegen meine Befugnisse bei Hofe weder in der Entscheidungsgewalt, welche Ihrer Kaiserlichen Majestät obliegt, noch in der Ausführung kaiserlicher Beschlüsse, was den Herzögen und deren untergebenen Ministern obliegt, doch leite ich die Sitzungen des geheimen Kaiserlichen Hofrates und stehe in dieser Funktion beratend an der Seite Ihrer Kaiserlichen Majestät und kann auch selbst nach eigenem Gutdünken Dinge zur Diskussion im Rat stellen.

Einen krassen Umbruch des politischen Systems lehne ich zwar nach wie vor ab, jedoch denke ich, dass es nicht schaden würde, wenn man als regelmäßigen Punkt in der Sitzungsordnung die Frage erörtern würde 'Was denkt das Volk?' Doch was denkt also das Volk? Die Unterstützung durch einen Mittelsmann käme mir hierbei sehr gelegen. Was sagt Ihr?"


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Für Volk und Vaterland (Epilog)


Guy hatte mit einigem gerechnet als er sich an diesem Tag zum Palazzo d'Emeralde aufgemacht hatte, nur nicht, dass ihm der Marchese eine Stelle als Berater anbieten würde. Er starrte sein Gegenüber fast ungläubig an, riss sich dann aber zusammen bevor er diesem antwortete.

"Eure Exzellenz ehren mich mit diesem Angebot. Auch stellen sich mir aufgrund des fehlenden Standesunterschiedes nicht die Probleme in den Weg mit denen Ihr sicherlich zu kämpfen habt wenn Ihr Euch unter das einfache Volk zu mischen versuchen würdet. Ich werde Euer Ohr und Eure Hand sein und notfalls das Volk und das Imperio mit meinem Leben verteidigen. Auch freut es mich zu hören, dass Ihr die Belange des Volkes bis in den geheimen Kaiserlichen Hofrat tragen wollt."

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Ascanio nickte zufrieden, als der die Antwort Guys vernahm. Da der Spatz sich dazu entschlossen hatte, sein Nest unter den Fittichen des Adlers zu bauen sollte es für diesen fortan ein Leichtes sein, den trällernden Genossen im Auge zu behalten. Ob und wie lange diese Liaison friedfertig bleiben sollte lag nun letztenendes an dem Spatzenö so lange zumindest, wie dem Adler das Lied des Spatzen gefallen würde.

"Wir werden unser Möglichstes tun, um zum Wohle des Reiches und zur ruhmvollen Regentschaft Ihrer Kaiserlichen Majestät beizutragen. Lang lebe die Kaiserin!"

Nachdem die Pokale geleert und letzte Höflichkeiten ausgetauscht worden waren entließ Ascanio seinen Gast. Während die Sonne langsam hinter dem westlichen Horizont versank und das Arbeitszimmer nach und nach in Dunkelheit gehüllt wurde saß Ascanio noch lange grübelnd in seinem Sessel.

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Re: Vox Populi

Beitragvon Grande77 » Di 29 Jan, 2013 16:46

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Die letzten Tage waren wie im Flug vergangen. Guy hatte einen leerstehenden Laden angemietet, diesen renovieren lassen und mit dem notwendigen Mobiliar versehen. Zwar hatte dies ein gewaltiges Loch in seine Finanzen gerissen, aber langfristig sollten sich diese Ausgaben wieder durch seine anderen Einnahmen akklimatisieren. Die Eröffnung seiner kleinen Kanzlei verlief zunächst nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte. Am Anfang blieben mögliche Klienten vollends aus, aber nach einer Woche hatte er bereits einen ersten kleinen Erfolg erzielt als er eine alleinerziehenden Mutter von zwei Kindern gegenüber ihrem raffgierigen Vermieter beistehen konnte. Nach zäher Verhandlung hatten sich beide Parteien darauf geeinigt, die monatliche Miete vorerst bei der bisherigen Summe zu belassen und nicht weiter zu erhöhen. Zwar war dies sicher keine endgültige Lösung des Problems, aber vorerst hatten die Witwe und ihre zwei Kinder auch weiterhin ein Dach über dem Kopf. Als es sich langsam herumsprach, dass Guy pro bono Klienten vertrat, kamen langsam aber stetig mehr Anwohner um um Hilfe zu bitten. Schließlich musste Guy sogar eine Hilfskraft einstellen um mit der Menge an Papierkram zurecht zu kommen. Immer häufiger sah man ihn nun spät am Abend seine Kanzlei verlassen und müden Schrittes nach hause schlurfen.

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Vox Populi

Beitragvon Grande77 » Mi 30 Jan, 2013 01:57

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Was hatte er sich dabei gedacht als er sich dieses billige Buch aufschwätzen ließ? Nun ja, es hatte kaum etwas gekostet, einige Seiten waren auch bereits arg in Mitleidenschaft gezogen, und wenn es ihm nicht gefiel konnte er es noch immer verschenken. Der Tag in der Kanzlei war anstrengend gewesen - vielleicht war diese Art der Kurzweil ja nun das richtige für seinen müden Geist. Guy setzte sich auf sein Bett, zog die Stiefel aus und hängte die Socken über das Fußende der Bettstatt. Eine Flasche Rotwein, ein würziges Pfeifenkraut zwergischer Herkunft und ein Buch, eigentlich eine angenehme Mischung. Guy schlug das kleine Büchlein auf und begann zu lesen.


Ritter der Silberküste


Band 1
Welcher von der Berufung des jungen Knappen Ardon zum Ritter handelt

Da ich nun am Ende meines Lebens angelangt bin will ich Zeugnis ablegen von den wundersamen und abenteuerlichen Geschehnissen derer ich in meiner Jugend teilhaftig werden durfte. An einem kleinen Ort im Königreiche Silberküste, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnern kann, lebte einst ein junger Knappe. Er war der jüngste von drei Brüdern, und als solcher hatte er nichts zu erben als ein treues, altes Schlachtross, eine Rüstung, welche schon in die Jahre gekommen war, und ein Schwert das ihm wahrlich dienen sollte in dieser Zeit der kühnen Aventiuren.

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Nun war aber die Nacht vor seiner feierlichen Schwertleite angebrochen, und er verbrachte diese wachend und betend in der kleinen Kapelle der Burg. Kein Lufthauch ließ die Flammen der Kerzen erzittern, kein unnützes Wort störte die erhabene Ruhe dieses heiligen Ortes. Ardon, so ward der junge Knappe geheißen, kniete vor dem Altar der sieben Götter und war gar tief versunken in seinem Gebet. Plötzlich schien es ihm, als sei die Luft erfüllt vom Schlagen großer Schwingen, vom Brausen des Windes, gefolgt von einer ohrenbetäubenden Stille. Ein tiefer Frieden überkam ihn, wie er ihn noch nie zuvor gespürt hatte. Die Dunkelheit der Kapelle ward gar plötzlich erfüllt von einem gleißenden Licht, als ob die Sonne selbst in ihr schiene.

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Eine Stimme, so rein wie frischgefallener Schnee, erklang, und der junge Knappe verspürte die sanfte Berührung einer Hand auf seiner Schulter. „Fürchte Dich nicht, mein junger Recke. Ich bin die Schöpferin und Hüterin des Lebens. Ich habe Dich erwählt als meinen rechtmäßigen Streiter in dieser düsteren Zeit. Du, der Du bist der reinste und edelmütigste unter allen Helden dieses Reiches, sollst von nun an mein Kämpe sein und fortan für die Gerechtigkeit eintreten in meinem Namen.“ Ardon wagte nicht, seinen Blick zu erheben und der Göttin in ihr erhabenes Antlitz zu schauen. „Oh, ehrwürdige Göttin Rhea, ich bin Eurer unwürdig. Ich bin nur ein einfacher Knappe. Wie kann ich Euch da dienen?“ Kein Tadel war in der lieblichen Stimme der Göttin zu hören als sie ihm antwortete: „Du Kleingläubiger, denkst Du wirklich, ich könnte nicht in Dein Herz schauen? Der Sterbliche mag vom äußeren Schein geblendet werden, nicht aber wir Götter. Ich sehe in Dich hinein und erblicke die Schönheit Deiner Seele. Mit dem Anbruch des Tages wirst Du hinausgehen und in meinem Namen streiten wider Ungerechtigkeit, Gier und Bosheit. Viele Schrecken wirst Du auf Deiner Aventiur bestehen, aber stets wirst Du die Liebe einer Göttin in Deiner Brust tragen.“ Der junge Kämpe wagte noch immer nicht, seinen Blick zu heben, so sehr war er von Ehrfurcht ergriffen. Da ward der Raum der kleinen Kapelle wieder erfüllt von einem Brausen, als wenn sich die Tore des Himmels geöffnet hätten um alles zu verschlingen. Dann ward es plötzlich still wie in einem Grabe.

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Als der Vater am nächsten Morgen die Tore der Kapelle öffnete, fand er seinen Sohn ausgeruht und von einer inneren Kraft erfüllt vor dem Altar der Götter kniend vor. Kaum erkannte er ihn wieder, so sehr hatte er sich in der Nacht verändert. Aus dem Jungen war ein Mann geworden. Ohne ein Widerwort nahm er den Schlag hin und empfing das Schwert aus der Hand seines Vaters. Alsdann führte dieser ihn aus der Kapelle hinaus und sprach: „Mein Sohn, Du weißt, dass ich Dir nicht viel vermachen kann. Diese Welt ist hart, und so kann ich Dir nur den Rat geben, genauso hart wie sie zu sein. Gehe mit der Liebe Deines Vaters und suche Abenteuer auf Deinen Fahrten. Halte stets Dein Wort, auch wenn dies Deinen Tod bedeutet. Schütze die Schwachen. Sei mildtätig wenn Milde erforderlich ist, aber auch fürchterlich wenn Du dem Feinde gegenüber stehst. Nimm meinen treuen Waffenkecht Horatio mit auf Deine Aventiur, auf dass er Dir genauso dienen möge wie er mir in all den Jahren gedient hat.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich sein Vater von ihm, wohlwissend, dass er seinen Sohn wohl nicht mehr sehen würde.

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Der edle Ritter Ardon aber gab seinem Pferd frohen Mutes die Sporen und ritt hinaus in die Welt, stets gefolgt von seinem treuen Knecht Horatio. Viel Ehr errang er in so manchem Kampfe, holde Jungfrauen errettete er aus schrecklicher Not. Seine Feinde achteten und fürchteten ihn gleichermaßen. Stets war er der Worte der Göttin eingedenk, und nie ward sein Herze bange. Doch all dies werde ich Euch das nächste mal erzählen, denn die Glocke hat bereits zur Nachtruhe geläutet und ich muss meine alten Knochen zur Ruhe betten.

Finis



Selbst mit dem Rotwein intus konnte Guy der einfach gestrickten Erzählung vom reinen, fahrenden Ritter nichts abgewinnen. Der Stil war plump, ganz in der Art der unzähligen Ritterromane, und voller Klischees. Und dann auch noch ein Fortsetzungsroman - nein, damit konnte er nun wirklich nichts anfangen. Aber er wusste bereits, wem er das Buch schenken konnte: die Schankmaid in der Wirtsstube seines Vermieters hatte einen Narren an diesen wilden Geschichten gefressen und würde sich bestimmt über dieses Machwerk freuen. Müde legte er das Buch auf den Nachttisch, zog langsam an der Pfeife und genoß den Rotwein bevor er schließlich einschlief.
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Grande77
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Heldenname: Guy L.|Wil. K.|Sor C.|Etain|Klint|Sanchez


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