Rechtschreibung

Zur inhaltlichen Absprache von Questschreibern

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Rechtschreibung

Beitragvon Gaddezwerch » So 19 Feb, 2012 13:59

Wie schreibt man eigentlich...? Mit ss oder ß?

Extrem häufig benutzt ihr ss anstatt ß. Das hat nix mit neuer Rechtschreibung zu tun, sondern ist häufig einfach falsch.

Ich habe eben 163 xml-Dateien mit gefühlten 1000 Fehlern geändert, die alle auf die Nicht-Verwendung des ß zurückzuführen waren. Zwei Mal dürft ihr raten, wie viel Spaß es mir macht, sowas zu korrigieren!

Kurze Regel: Nach lang gesprochenem Vokal (meistens au, u oder ie) kommt kein ss, sondern ein ß!

Hier typische Beispiele:

beschliessen -> beschließen
schliesslich -> schließlich
er weiss -> er weiß
reissen -> reißen
ausser -> außer
draussen -> draußen
äusserst -> äußerst
Gruss -> Gruß
Strasse -> Straße
Spass -> Spaß
Fuss -> Fuß
(Bei Fluss wird das u kurz gesprochen, deswegen kommt danach ein ss).



Anrede des Helden - Klein-/Großschreibung

Um es an der Stelle nochmal zu erwähnen:

Wir haben uns darauf geeinigt, dass der Held im Erzählertext mit "du" angesprochen wird - "du" wird dabei klein geschrieben.
In wörtlicher Rede wird er von höflichen Personen normalerweise gesiezt, d.h. da heißt es dann "Ihr Wohlergehen", "Euer Gehabe" usw. (Großschreibung der Anrede Ihr/Euer/Euch).

Gruppen (mehrere Helden) werden im Erzählertext logischerweise in der Mehrzahl angesprochen, z.B. "ihr sucht nach dem Weg nach Eisentrutz" (ihr/euch wird normalerweise klein geschrieben, wenn nicht grade am Satzanfang).
In der wörtlichen Rede kommt es darauf an, ob nur ein Held der Gruppe (Großschreibung) oder alle Helden der Gruppe (Kleinschreibung) angesprochen werden.


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:meidetdasorkland: <-- Das meine ich ernst! Wirklich!
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Re: Rechtschreibung

Beitragvon Theoran » So 19 Feb, 2012 14:10

Einen häufigen Fehler möchte ich noch hinzufügen, da vielleicht nicht alle Muttersprachler sind und Vokallänge häufig vom eigenen Empfinden abhängt:

Alle Kombinationen mit groß- erfordern ß (auch bei Umlaut zu ö):

  • groß
  • größtenteils
  • Größe
  • der Größte
  • Größenwahn
  • ...
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Re: Rechtschreibung

Beitragvon cvk » Sa 06 Okt, 2012 22:37

Ich selbst nutze zu Hause ja den Duden Korrektor und habe jetzt festgestellt, dass er auch online verfügbar ist:

http://www.duden.de/rechtschreibpruefung-online

Er ist (ziemlich) gut darin, wirklich eine Vielzahl an Fehlern zu erkennen, inklusive Grammatik und Zeichensetzungsfehlern, wobei es bei letzteren noch immer etwas hapert, bzw. inkonsequent korrigiert wird. (Vor allen bei Konstruktionen mit "zu")

Dinge, die mir persönlich sehr oft aufgefallen sind:

Kasusfehler: Alles Mögliche, nur ja bloß keinen Genitiv benutzen! Der Genitiv ist dabei gar nicht so schwer, zumindest in den Grundfunktionen:
- Er kennzeichnet Besitzverhältnisse: Peters Auto, des Kaisers neue Kleider. (Kurz: wessen? Nicht: wem seine?)
- Er kennzeichnet die Zugehörigkeit einer kleinen Menge zu einer großen, übergeordneten: ein Teller der Suppe, nicht: ein Teller von der Suppe. Kann man im Wesentlichen mit der ersten Funktion verbinden.
- Er folgt zwingend nach einer ganzen Reihe von Präpositionen: Siehe diese Liste. Die häufigste: wegen des Hundes, nicht wegen dem Hund! Ich bin mir darüber im Klaren, dass nicht einmal mehr studierte Übersetzer das hinbekommen, so oft, wie man den Dativ fälschlicherweise in Fernsehserien hört, aber man kann es ja mal versuchen. :lovl:

Konjunktiv II: Hier in Texten oftmals gebräuchlich in der Funktion als Irrealis. Also um etwas darzustellen, das nicht ist, aber hätte sein können. Dabei wird ungeheuer gerne die Umschreibung mit "würde" gebraucht. In wörtlicher Rede ist das gar nicht mal so falsch, wie überhaupt in wörtlicher Rede nur sehr wenig falsch ist, wenn man "Fehler" konsequent als Stil erkennen kann, aber in beschreibenden oder erzählenden Texten ... Meine alte Deutschlehrerin hat einmal gesagt: "Würdeloses Deutsch ist würdevolles Deutsch." Und auch wenn das vollumfänglich nicht ganz richtig ist, da man "würde" für einige Konstruktionen benötigt, trifft es doch im Kern das Problem:
Oftmals wird eine Umschreibung mit "würde" für einen Konjunktiv II herangezogen, obwohl das entsprechende Verb eine eindeutige Form im Konjunktiv II besitzt. Beispiel: "Ach! Würde sie mich doch nur wahrnehmen!" Formal korrekt wäre: "Ach! Nähme sie mich doch nur wahr!" Wie gesagt, in wörtlicher Rede zöge (!) in einem entsprechenden Fall (der aktuell nicht existiert, daher Irrealis) selbst ich die Konstruktion mit "würde" vor, da sie authentischer klingt. Aber wenn man ab und an mal den richtigen Konjunktiv reinschmisse, könnte das nicht schaden.

Zeichensetzung bei wörtlicher Rede: Dazu sage ich mal nichts, sondern lasse einfach eine Internetseite sprechen.

Interjektionen: Ja, Begriffsposing, zugegeben. Es handelt sich dabei vor allem um Ausrufe: Ach!; oh!; hey!; ... Auch diese kleinen Wörter haben ein bis zwei korrekte und viele falsche Schreibweisen. Es ist einfach "Ah!" und nicht "Ahhhhhhh!" Schön und gut, dass der geneigte Autor dem Leser eine bestimmte Lesart des Wortes aufzwingen möchte, aber es ist schlichtweg nicht notwendig. Der Leser entscheidet, wie er einen Text rezipiert, nicht der Autor. (Ja, zu kleinkariert, ich weiß.)

Willkommen bei der deutschen Sprache. Hier ist jeder kleine Blödsinn geregelt und wenn noch nicht, dann bald:

Auslassungspunkte: Schon wieder so ein Wort, aber ein selbsterklärendes ... Oder nicht? Es sind diese drei kleinen Punkte in direkter Folge, die man gerne benutzt, um Pausen oder eben Auslassungen zu kennzeichnen. Betonung auf drei Punkte. Nicht vier, nicht sieben, nicht zwanzig. Und damit nicht genug. Vor und nach Auslassungspunkten gehört ein Leerzeichen. Echt jetzt. Hab' ich mir wirklich nicht ausgedacht! Fragt den Dudenverlag, war deren Idee. Keine fixe Regel, aber ... Duden halt. Wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit durchsetzen. Hauptpunkt ist einfach: Der Text wirkt professioneller, wenn man es auf diese Weise umsetzt. Nicht mehr und nicht weniger.

"Peter's Haus", "Geht's noch?" und "auf's": Nie, nie, nimmer nie ein Apostroph beim Genitiv, außer, das Wort selbst endet auf ein "s", weswegen die Auslassung (des zweiten "s") gekennzeichnet werden muss! Andererseits, wenn ihr das Wörtchen "es" abkürzen wollt, dann dürft ihr das gerne per Apostroph und einem folgenden "s" tun, das ist erlaubt, aber auch da bevorzugt nur in wörtlicher Rede, da es nicht der Hochsprache entspricht. Andererseits kürzen einige gerne das Wörtchen "das" auf gesehene Weise ab: Bitte lassen! Und wer es noch etwas genauer haben mag, der kann gerne hier nachlesen.
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Re: Rechtschreibung

Beitragvon Goldauge » Sa 06 Okt, 2012 23:59

:Jepp:
Spoiler:
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Re: Rechtschreibung

Beitragvon zardoz » So 07 Okt, 2012 06:42

Wurde mal Zeit für dieses Thema - Danke an alle weiter oben!

Nur mit einem Abschnitt bin nicht einverstanden:

cvk hat geschrieben:Es handelt sich dabei vor allem um Ausrufe: Ach!; oh!; hey!; ... Auch diese kleinen Wörter haben ein bis zwei korrekte und viele falsche Schreibweisen. Es ist einfach "Ah!" und nicht "Ahhhhhhh!" Schön und gut, dass der geneigte Autor dem Leser eine bestimmte Lesart des Wortes aufzwingen möchte, aber es ist schlichtweg nicht notwendig. Der Leser entscheidet, wie er einen Text rezipiert, nicht der Autor.
Manchmal muss und sollte es der Autor entscheiden! Ganz besonders innerhalb wörtlicher Reden. Es ist ein nicht zu unterschätzender Unterschied, ob jemand ein fröhliches kleines "Ah!" der Erkenntnis bzw. des Verstehens hören lässt oder schreit ("Aaaaaah!") oder stöhnt ("Ahhhhh...") - und hier komme man mir bitte nicht mit dem fehlenden Leerzeichen vor den 3 Punkten: Das sind keine Auslassungspunkte (die mir im Übrigen kaum jemals in Antamartexten untergekommen sind), sondern deuten ein Abklingen/Ausblenden der Stimme an. Das trifft auch dann zu, wenn der Sprecher einen Satz unvollendet lässt - auch dann sind es streng genommen keine Auslassungspunkte!

So sehr ich auch für korrekte Rechtschreibung bin: Die eben beschriebenen Ausdrucksmöglichkeiten möchte ich mir von der Korrektheit der Rechtschreibung nicht nehmen lassen. Sollte hier eine Unvereinbarkeit vorliegen, dann würde ich leichten Herzens auf die Korrektheit pfeifen und der Ausdrucksstärke den Vorzug geben. Was ja wieder zu
cvk hat geschrieben:... wie überhaupt in wörtlicher Rede nur sehr wenig falsch ist ...
(hier mit (echten) Auslassungspunkten) passt. :D
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Re: Rechtschreibung

Beitragvon Theoran » So 07 Okt, 2012 08:35

zardoz hat geschrieben:oder schreit ("Aaaaaah!") oder stöhnt ("Ahhhhh...")


Das ist übrigens nicht zu verwechseln! Gerade für die Generation Chat übliches schriftliches Mittel und üblicherweise werden auch einfach irgendwelche Buchstaben dupliziert ("viiieeeellllllll"). Im Zweifelsfall sollte man das eben produzierte also auch mal laut sprechen. Oh, und irgendwann sind es auch genug Zeichen. Also nicht
Man hört nur noch seinen langgezogenen Schrei: "Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh... "
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Re: Rechtschreibung

Beitragvon cvk » So 07 Okt, 2012 13:56

Die Frage, die sich mir dabei stellt, ist: Muss man bewusst fehlerhafte Sprache nutzen, obgleich es andere Möglichkeiten gibt, das Gleiche zu erreichen?

»„Ahhhhhhhhhhhh!“, schallt es aus der Ferne an dein Ohr.«,

wäre quasi bedeutungsgleich mit:

„Du hörst einen lauten, lang gezogenen Schrei aus der Ferne.“

Die Version:

»„Ahhhhhhhhhh!“, ein lauter, lang gezogener Schrei dringt an dein Ohr.«,

wäre zweimal der gleiche Inhalt, aber … (juhu, eine von mir erzwungene Pause! ^^) man sollte dabei beachten: Der erste Satz könnte auch ein kleiner Junge sein, der beim Arzt mal seinen Hals herzeigen soll. Natürlich wird der genauere Kontext durch den umgebenden Text schnell klar, aber um zu verdeutlichen, worum es geht, muss dann doch wieder eine Beschreibung her. Also Fall drei und da reichte der zweite Fall vollkommen aus.

Aber zurück zur ersten Formulierung. Das Langziehen von Buchstaben zu Betonungszwecken stammt vor allem aus Comics und Chattexten und erfüllt dort eine bestimmte, betonende Funktion, die dadurch bedingt ist, dass es in Comics (fast) und im Chat de facto nur wörtliche Rede gibt, da es sich in beiden Fällen um simulierte, direkte Gespräche handelt.

Diese Funktion kann in einem längeren Fließtext mit eingebundener wörtlicher Rede anders dargestellt werden. Man muss ihn (den Schrei) nicht wörtlich darstellen, sondern kann ihn beschreiben. Der Vorteil im Falle eines Schreis ist beispielsweise, dass der Leser sich den Schrei so vorstellen kann, wie er meint, dass ein Schrei zu klingen hat. Wenn ich ein „ahhhhhhhh“ lese, denke ich meist: „Ich kaufe einen Vokal, mit ganz vielen Konsonanten hintendran!“ Und damit ist die Sache durch. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, Text kursiv oder fett zu setzen, wenn man eine bestimmte Betonung erreichen will.

Das ist im Wesentlichen eine ähnliche Debatte, wie bei Horrorfilmen. Will ich den Horror sehen (Schlangen, Haie, Monster jedweder Couleur) oder bekomme ich viel mehr Angst, wenn er nur implizit dargestellt wird und ich dadurch die Möglichkeit habe, meinen eigene Horrorvorstellung zu schaffen? Sprich: Lasse ich mehr oder weniger Raum für Fantasie?

Ich denke, es ist ausreichend klar, welche Variante ich bevorzuge. ;) Damit soll niemand gezwungen werden, es genauso zu machen, ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass es gewisse Regeln gibt und Möglichkeiten, sich an sie zu halten und trotzdem seine Ziele zu erreichen.

Wobei ich mich oben eigentlich gar nicht auf einen Schrei beziehen wollte, sondern eher so eine Konstruktion im Kopf hatte:

"Ääähhhmmm, jaaaaahaaa, jetzt, da Ihr es sagt!". Da weiß ich wirklich nicht, was gegen: "Ähm ... ja ... jetzt, da Ihr es sagt!" spricht.

Und noch einmal kurz zu den Auslassungspunkten:

Auch wenn sie als Pause fungieren, sollte man die Leerzeichen davor und dahinter packen. Ein Beispiel wäre Stottern oder Gedankenpausen beim Sprechen:
„Ich … ich … ähm … ja … genau! Mir läge nichts ferner, als …“
Der Vollständigkeit halber sei noch gesagt, dass es von der Leerzeichenregel eine Ausnahme gibt:
„Du verfluchtes A…loch!“ Bei Auslassungen von Wortteilen werden die Punkte direkt eingesetzt. Oder ähnlich: „Du Ar…!“ Auch hier wird vor dem Satzschlusszeichen kein Leerzeichen gesetzt.

Und für Pausen in sonstigen Texten gibt es immer noch den Gedankenstrich. :) Allerdings bevorzuge ich da meistens auch die Punkte. Ich schätze, es ist Gewohnheit.

Sollte sich jemand etwas breiter dafür interessieren, sei hier auch noch auf einen Link hingewiesen, nämlich der aktuelle Regelsatz der deutschen Sprache, herausgegeben vom Rat für deutsche Rechtschreibung. Und ja, die sind de facto dafür verantwortlich und ich mag den Unsinn, den sie oft verzapfen, auch nicht!
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Re: Rechtschreibung

Beitragvon zardoz » So 07 Okt, 2012 18:42

Damit wäre dann weitgehend geklärt, dass wir in gewissen Details verschiedener Meinung sind ...(*) ;)

cvk hat geschrieben:Die Frage, die sich mir dabei stellt, ist: Muss man bewusst fehlerhafte Sprache nutzen, obgleich es andere Möglichkeiten gibt, das Gleiche zu erreichen?
MMn muss die Frage eher lauten: "Muss man bewusst fehlerhafte Sprache nutzen, wenn die korrekte Sprache nicht ermöglicht, genau das Gleiche zu erreichen?" Und meine Anwort ist da ganz eindeutig: Jawohl, man muss! Im Zweifelsfall muss die Korrektheit der Sprache hinter der (sonst sonst durch die Korrektheit mangelhaft werdenden) Ausdrucksmöglichkeit zurückstehen!

cvk hat geschrieben:Aber zurück zur ersten Formulierung. Das Langziehen von Buchstaben zu Betonungszwecken stammt vor allem aus Comics und Chattexten und erfüllt dort eine bestimmte, betonende Funktion, die dadurch bedingt ist, dass es in Comics (fast) und im Chat de facto nur wörtliche Rede gibt, da es sich in beiden Fällen um simulierte, direkte Gespräche handelt.

Es ist zwar richtig, dass in Comics der Text fast nur in Form von wörtlicher Rede vorkommt ... (*) fast ... (*) (man hat immer noch die Möglichkeit, kleine Erklärungen zusätzlich unterzubringen) - denn der größte Teil dessem, was sonst zwangsweise beschrieben werden müsste, wird in Comics ja durch die Bilder erklärt. Der "Mangel an Platz" für beschreibende Erklärungen ist also nicht der Grund - sondern die Tatsache, dass in einem Comic eine Szene als Momentaufnahme dargestellt werden muss und man sich deshalb in der wörtlichen Rede so nahe wie möglich an eine "wirklichkeitsgetreue" Szenerie herantasten muss. Mit anderen Worten, die wörtliche Rede in einem Comic entspricht eher einer wirklich vorkommenden wörtlichen Rede denn einer literarischen wörtlichen Rede.
Und jetzt fragt sich, welche Richtung für Antamar-ZB oder -Questen besser ist.
(Ach ja ... (*) Wenn in wörtlicher Rede ein "Langziehen von Buchstaben" vorkommt, so dient das (üblicherweise - Ausnahmen sind mir allerdings (zumindest in Literatur und Comics) nicht bekannt) nicht zur Betonung (dazu dienen - auch in Comics - Fettdruck, Kursivdruck oder einfach (besonders im Fall der lauten Sprache) eine größere Schrift) sondern - zum Langziehen des Lautes. Und wie anders sollte man ein solches Langziehen erreichen können? Etwa in dem man an Stellen, wo "Aaaaaah!" hingehört, "Ah!" schreibt, und dann zusätzlich erklärt, dass der Leser sich das "Ah!" bitte wie ein "Aaaaah!" vorstellen möge?) :o_O:

(Ein Chat ist nichts anderes als eine virtuelle Unterhaltung, da gibt es eigentlich in der Tat nur wörtliche Reden.)

cvk hat geschrieben:Diese Funktion kann in einem längeren Fließtext mit eingebundener wörtlicher Rede anders dargestellt werden. Man muss ihn (den Schrei) nicht wörtlich darstellen, sondern kann ihn beschreiben. Der Vorteil im Falle eines Schreis ist beispielsweise, dass der Leser sich den Schrei so vorstellen kann, wie er meint, dass ein Schrei zu klingen hat.

Das ist kein Vorteil, sondern ein Nachteil: Wenn ich (als Autor) mir einen Schrei vorstelle, dann möchte ich, dass mögliest viel dieser Vorstellung beim Leser ankommt, und nicht, dass der Leser sich irgend einen Schrei vorstellt. Natürlich könnte ich den Schrei des Langen und Breiten beschreiben - nur leidet dann der zeitliche Fluss dessen, was in der Szene abläuft.

cvk hat geschrieben:Wenn ich ein „ahhhhhhhh“ lese, denke ich meist: „Ich kaufe einen Vokal, mit ganz vielen Konsonanten hintendran!“ Und damit ist die Sache durch. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, Text kursiv oder fett zu setzen, wenn man eine bestimmte Betonung erreichen will.
Man kann es wohl nicht jedem recht machen ... (*)

cvk hat geschrieben:Das ist im Wesentlichen eine ähnliche Debatte, wie bei Horrorfilmen. Will ich den Horror sehen (Schlangen, Haie, Monster jedweder Couleur) oder bekomme ich viel mehr Angst, wenn er nur implizit dargestellt wird und ich dadurch die Möglichkeit habe, meinen eigene Horrorvorstellung zu schaffen? Sprich: Lasse ich mehr oder weniger Raum für Fantasie?
Ganz richtig - das ist ein Aspekt. Ein anderer Aspekt ist, in wieweit die Vorstellung des Lesers mit der Vorstellung des Autors übereinstimmt. Wenn es nur darum geht, Horror zu erzeugen, und die Szenerie an einem "ruhigen" Punkt ist, so dass der Leser Zeit hat, seine Vorstellung zu entwickeln und zu "genießen", dann mag Ersteres besser sein. Wenn aber eine Geschichte erzählt werden soll, halte ich eine möglichst bildhafte und möglichst kurze Darstellung für geeigneter.

cvk hat geschrieben:Ich denke, es ist ausreichend klar, welche Variante ich bevorzuge. ;)
In der Tat, ist klar ;)
cvk hat geschrieben:Damit soll niemand gezwungen werden, es genauso zu machen, ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass es gewisse Regeln gibt und Möglichkeiten, sich an sie zu halten und trotzdem seine Ziele zu erreichen.

Wobei ich mich oben eigentlich gar nicht auf einen Schrei beziehen wollte, sondern eher so eine Konstruktion im Kopf hatte:

"Ääähhhmmm, jaaaaahaaa, jetzt, da Ihr es sagt!". Da weiß ich wirklich nicht, was gegen: "Ähm ... ja ... jetzt, da Ihr es sagt!" spricht.
Hah! Ist das denn dasselbe? Ich bemerke da einen deutlichen Unterschied ... (*)

cvk hat geschrieben:Und noch einmal kurz zu den Auslassungspunkten:

Auch wenn sie als Pause fungieren, sollte man die Leerzeichen davor und dahinter packen. Ein Beispiel wäre Stottern oder Gedankenpausen beim Sprechen:
„Ich … ich … ähm … ja … genau! Mir läge nichts ferner, als …“
Genau in einem solchen Fall und deswegen würde ich das erste Leerzeichen weglassen, um zu kennzeichnen, dass es sich nicht um Auslassungspunkte handelt.

cvk hat geschrieben:Der Vollständigkeit halber sei noch gesagt, dass es von der Leerzeichenregel eine Ausnahme gibt:
„Du verfluchtes A…loch!“ Bei Auslassungen von Wortteilen werden die Punkte direkt eingesetzt. Oder ähnlich: „Du Ar…!“ Auch hier wird vor dem Satzschlusszeichen kein Leerzeichen gesetzt.
Ist klar. Einverstanden :)

cvk hat geschrieben:Und für Pausen in sonstigen Texten gibt es immer noch den Gedankenstrich. :) Allerdings bevorzuge ich da meistens auch die Punkte. Ich schätze, es ist Gewohnheit.
Der Gedankenstrich recht mir zuweilen nicht ... (*)

cvk hat geschrieben:Sollte sich jemand etwas breiter dafür interessieren, sei hier auch noch auf einen Link hingewiesen, nämlich der aktuelle Regelsatz der deutschen Sprache, herausgegeben vom Rat für deutsche Rechtschreibung. Und ja, die sind de facto dafür verantwortlich und ich mag den Unsinn, den sie oft verzapfen, auch nicht!
Als die neue deutsche Rechtschreibung vorgestellt wurde, und sich herausstellte, dass sie das Potenzial hatte, eine Verarmung der deutschen Sprache mit sich zu bringen - sie wurde ja von bestimmten Zeitungen erst eingeführt, dann wieder fallengelassen - habe ich beschlossen, die Teile, die mir sinnvoll erschienen(z.B. Fluß -> Fluss), zu übernehmen, und die Teile, die eine Verarmung der Sprache bedeuten (z.B. vielversprechend -> viel versprechend - es gibt noch Schlimmeres, es fällt mir nur gerade kein Beispiel ein), ganz bewusst zu ignorieren. Aber das ist meine Privatsache.


(*): Da fehlt eigentlich kein Wort... :wink:
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Re: Rechtschreibung

Beitragvon Theoran » So 07 Okt, 2012 19:31

zardoz hat geschrieben:MMn muss die Frage eher lauten: "Muss man bewusst fehlerhafte Sprache nutzen, wenn die korrekte Sprache nicht ermöglicht, genau das Gleiche zu erreichen?" Und meine Anwort ist da ganz eindeutig: Jawohl, man muss! Im Zweifelsfall muss die Korrektheit der Sprache hinter der (sonst sonst durch die Korrektheit mangelhaft werdenden) Ausdrucksmöglichkeit zurückstehen!


Neat! Linguist versus Dichter. Ich denke in wörtlicher Rede sollte man dem Dichter alle Freiheiten lassen. Vor allem wenn NPCs sprechen - solange dies mit dem Charakter kongruent ist. Dadurch lassen sich auch sprachlich nicht so begabte Antamarbewohner abbilden. Es ist wichtig für eine lebendige Welt, dass nicht alle Figuren in Wortwahl, Ausdruck, Rechtschreibung und Interpunktion standardisiert sind.

Auch denke ich, dass es durchaus ausreicht, wenn Rechtschreibfehler und allzu grobe syntaktische oder gar semantische Fehler korrigiert werden (zum Beispiel sollen Sätze zumeist vollständig sein - also mit Verb). Auch sollten logische Brüche vermieden werden. Das ist schon Arbeit genug. Mir persönlich ist es da Wurscht ob jemand "..." oder " ... " schreibt, das stört meinen Lesefluss nicht und es ist kein Artikel, der irgendwo veröffentlicht werden soll.

Was mich aber stört, ist, wenn ganze Sätze oder gar Absätze in Großbuchstaben geschrieben werden. Für sehr starke Betonung gibt es den Fettdruck! Mir ist der Zusammenhang zwischen schreien und Großbuchstaben noch nie klar gewesen, wenn ich Leute anschreie, denke ich nicht in Großbuchstaben.

Spoiler:
Ich stehe übrigens hinter der Rechtschreibreform. Es mag für viele noch immer ungewohnt sein, aber letztlich hat sie mit vielen sprachhistorischen Relikten aufgeräumt, die eigentlich nur noch für Linguisten interessant waren. Vor allem kommt sie denen, die Deutsch lernen entgegen, weil vieles jetzt logisch und regelmäßig fassbar ist und nicht "Ist halt so."

Und bei allem Gemeckere sollte man die Arbeit der Kommision nicht unterschätzen, da gehört schon ganz schön was dazu um einen Kompromiss für alle auszuhandeln und sich mit dem Ziel einer Strukturierung durch Geschichte und Korpus der deutschen Sprache zu wälzen. Dass das Ergebnis einigen so nicht passt, war schon klar, bevor man begann. Auch dass auf einmal Tausende Linguisten Spalier stehen, die es alle "besser" gemacht hätten. Ich persönlich zweifle aber daran ... :-D
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Re: Rechtschreibung

Beitragvon cvk » So 07 Okt, 2012 20:15

Es ist halt ne Standpunktdebatte, die von meiner Seite hier auch beendet ist, weil sinnlos und man das tagelang machen könnte. Und sein wir ehrlich, das will doch keiner lesen. :lovl: Wir sind uns ja einig, dass wir uns uneinig sind, passt schon.

Und ja, die konsequente Großschreibung ist schlimm. Ich könnte mir denken, dass viele nicht wissen, dass es als Befehle < strong >, bzw. < em > gibt, die speziell dazu da sind, Betonungen zu kennzeichnen. Ich kenne irgendwie niemanden, der das als Stil wirklich gut findet. Obgleich ich die Einführung eines Großbuchstaben zu "ß" sehr begrüßt habe. Damit die MASSEN halt nicht mit den MASSEN verwechselt werden können. Man darf hier gerne amüsiert grinsend mit dem Kopf schütteln! A propos, ich brauche die erweiterten Treiber noch für das Notebook.

In diesem Sinne,
ich geh mal ne Runde Quest weiterschreiben.
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