Damit wäre dann weitgehend geklärt, dass wir
in gewissen Details verschiedener Meinung sind ...(*)
cvk hat geschrieben:Die Frage, die sich mir dabei stellt, ist: Muss man bewusst fehlerhafte Sprache nutzen, obgleich es andere Möglichkeiten gibt, das Gleiche zu erreichen?
MMn muss die Frage eher lauten: "Muss man bewusst fehlerhafte Sprache nutzen, wenn die korrekte Sprache nicht ermöglicht,
genau das Gleiche zu erreichen?" Und meine Anwort ist da ganz eindeutig: Jawohl, man muss! Im Zweifelsfall
muss die Korrektheit der Sprache hinter der (sonst sonst durch die Korrektheit mangelhaft werdenden) Ausdrucksmöglichkeit zurückstehen!
cvk hat geschrieben:Aber zurück zur ersten Formulierung. Das Langziehen von Buchstaben zu Betonungszwecken stammt vor allem aus Comics und Chattexten und erfüllt dort eine bestimmte, betonende Funktion, die dadurch bedingt ist, dass es in Comics (fast) und im Chat de facto nur wörtliche Rede gibt, da es sich in beiden Fällen um simulierte, direkte Gespräche handelt.
Es ist zwar richtig, dass in Comics der Text fast nur in Form von wörtlicher Rede vorkommt ... (*) fast ... (*) (man hat immer noch die Möglichkeit, kleine Erklärungen zusätzlich unterzubringen) - denn der größte Teil dessem, was sonst zwangsweise beschrieben werden müsste, wird in Comics ja durch die Bilder erklärt. Der "Mangel an Platz" für beschreibende Erklärungen ist also nicht der Grund - sondern die Tatsache, dass in einem Comic eine Szene als Momentaufnahme dargestellt werden muss und man sich deshalb in der wörtlichen Rede so nahe wie möglich an eine "wirklichkeitsgetreue" Szenerie herantasten muss. Mit anderen Worten, die wörtliche Rede in einem Comic entspricht eher einer wirklich vorkommenden wörtlichen Rede denn einer literarischen wörtlichen Rede.
Und
jetzt fragt sich, welche Richtung für Antamar-ZB oder -Questen besser ist.
(Ach ja ... (*) Wenn in wörtlicher Rede ein "Langziehen von Buchstaben" vorkommt, so dient das (üblicherweise - Ausnahmen sind mir allerdings (zumindest in Literatur und Comics) nicht bekannt) nicht zur Betonung (dazu dienen - auch in Comics - Fettdruck, Kursivdruck oder einfach (besonders im Fall der lauten Sprache) eine größere Schrift) sondern - zum Langziehen des Lautes. Und wie anders sollte man ein solches Langziehen erreichen können? Etwa in dem man an Stellen, wo "Aaaaaah!" hingehört, "Ah!" schreibt, und dann zusätzlich erklärt, dass der Leser sich das "Ah!" bitte wie ein "Aaaaah!" vorstellen möge?) (Ein Chat ist nichts anderes als eine virtuelle Unterhaltung, da gibt es eigentlich in der Tat nur wörtliche Reden.)
cvk hat geschrieben:Diese Funktion kann in einem längeren Fließtext mit eingebundener wörtlicher Rede anders dargestellt werden. Man muss ihn (den Schrei) nicht wörtlich darstellen, sondern kann ihn beschreiben. Der Vorteil im Falle eines Schreis ist beispielsweise, dass der Leser sich den Schrei so vorstellen kann, wie er meint, dass ein Schrei zu klingen hat.
Das ist kein Vorteil, sondern ein Nachteil: Wenn ich (als Autor) mir einen Schrei vorstelle, dann möchte ich, dass mögliest viel dieser Vorstellung beim Leser ankommt, und nicht, dass der Leser sich irgend einen Schrei vorstellt. Natürlich könnte ich den Schrei des Langen und Breiten beschreiben - nur leidet dann der zeitliche Fluss dessen, was in der Szene abläuft.
cvk hat geschrieben:Wenn ich ein „ahhhhhhhh“ lese, denke ich meist: „Ich kaufe einen Vokal, mit ganz vielen Konsonanten hintendran!“ Und damit ist die Sache durch. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, Text kursiv oder fett zu setzen, wenn man eine bestimmte Betonung erreichen will.
Man kann es wohl nicht jedem recht machen ... (*)
cvk hat geschrieben:Das ist im Wesentlichen eine ähnliche Debatte, wie bei Horrorfilmen. Will ich den Horror sehen (Schlangen, Haie, Monster jedweder Couleur) oder bekomme ich viel mehr Angst, wenn er nur implizit dargestellt wird und ich dadurch die Möglichkeit habe, meinen eigene Horrorvorstellung zu schaffen? Sprich: Lasse ich mehr oder weniger Raum für Fantasie?
Ganz richtig - das ist ein Aspekt. Ein anderer Aspekt ist, in wieweit die Vorstellung des Lesers mit der Vorstellung des Autors übereinstimmt. Wenn es nur darum geht, Horror zu erzeugen, und die Szenerie an einem "ruhigen" Punkt ist, so dass der Leser Zeit hat, seine Vorstellung zu entwickeln und zu "genießen", dann mag Ersteres besser sein. Wenn aber eine Geschichte erzählt werden soll, halte ich eine möglichst bildhafte
und möglichst kurze Darstellung für geeigneter.
cvk hat geschrieben:Ich denke, es ist ausreichend klar, welche Variante ich bevorzuge.
In der Tat, ist klar
cvk hat geschrieben:Damit soll niemand gezwungen werden, es genauso zu machen, ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass es gewisse Regeln gibt und Möglichkeiten, sich an sie zu halten und trotzdem seine Ziele zu erreichen.
Wobei ich mich oben eigentlich gar nicht auf einen Schrei beziehen wollte, sondern eher so eine Konstruktion im Kopf hatte:
"Ääähhhmmm, jaaaaahaaa, jetzt, da Ihr es sagt!". Da weiß ich wirklich nicht, was gegen: "Ähm ... ja ... jetzt, da Ihr es sagt!" spricht.
Hah!
Ist das denn dasselbe?
Ich bemerke da einen
deutlichen Unterschied ... (*)
cvk hat geschrieben:Und noch einmal kurz zu den Auslassungspunkten:
Auch wenn sie als Pause fungieren, sollte man die Leerzeichen davor und dahinter packen. Ein Beispiel wäre Stottern oder Gedankenpausen beim Sprechen:
„Ich … ich … ähm … ja … genau! Mir läge nichts ferner, als …“
Genau in einem solchen Fall und deswegen würde ich das erste Leerzeichen weglassen, um zu kennzeichnen, dass es sich nicht um Auslassungspunkte handelt.
cvk hat geschrieben:Der Vollständigkeit halber sei noch gesagt, dass es von der Leerzeichenregel eine Ausnahme gibt:
„Du verfluchtes A…loch!“ Bei Auslassungen von Wortteilen werden die Punkte direkt eingesetzt. Oder ähnlich: „Du Ar…!“ Auch hier wird vor dem Satzschlusszeichen kein Leerzeichen gesetzt.
Ist klar. Einverstanden
cvk hat geschrieben:Und für Pausen in sonstigen Texten gibt es immer noch den Gedankenstrich.
Allerdings bevorzuge ich da meistens auch die Punkte. Ich schätze, es ist Gewohnheit.
Der Gedankenstrich recht mir zuweilen nicht ... (*)
cvk hat geschrieben:Sollte sich jemand etwas breiter dafür interessieren, sei hier auch noch auf einen Link hingewiesen, nämlich
der aktuelle Regelsatz der deutschen Sprache, herausgegeben vom Rat für deutsche Rechtschreibung. Und ja, die sind de facto dafür verantwortlich und ich mag den Unsinn, den sie oft verzapfen, auch nicht!
Als die neue deutsche Rechtschreibung vorgestellt wurde, und sich herausstellte, dass sie das Potenzial hatte, eine Verarmung der deutschen Sprache mit sich zu bringen - sie wurde ja von bestimmten Zeitungen erst eingeführt, dann wieder fallengelassen - habe ich beschlossen, die Teile, die mir sinnvoll erschienen(z.B. Fluß -> Fluss), zu übernehmen, und die Teile, die eine Verarmung der Sprache bedeuten (z.B. vielversprechend -> viel versprechend - es gibt noch Schlimmeres, es fällt mir nur gerade kein Beispiel ein), ganz bewusst zu ignorieren. Aber das ist meine Privatsache.
(*): Da fehlt eigentlich kein Wort...