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Die Tekkaio Reiche der östlichen Inseln.
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Des Baumeisters Tochter

Sa 05 Mai, 2012 09:48

Ein noch schwacher, fein rosiger Schimmer deutet weit im Osten davon, dass die Nacht bald dem Tag weichen würde. Doch entzieht sich die erste schwache Morgenröte der Aufmerksamkeit des Mannes, der mit akribischer Sorgfalt im flackernden Schein einer Papierlaterne seine Ausrüstung und die Gurte am Sattelzeug seines Pferdes kontrolliert. Das flackernde Licht der Laterne lässt den Schatten des Mannes im Gegensatz zu seiner wirklichen Gestalt riesenhaft über den Boden tanzen und verleiht dem weitausladenden Helm, der seinen Kopf schützen soll, groteske Dimensionen. Endlich scheint er zufrieden und führt das Pferd am Zügel aus dem Stall hinaus.

Vor dem Stall angekommen, findet er bereits einen Reiter vor, der ihn ungeduldig erwartet. In kerzengerader Haltung thront dieser auf seinem Heroida-Vollblut, die Beine in hohen Stulpenstiefeln und von weiten Pluderhosen umhüllt. Ein glänzender Kürass schützt seinen Torso und sein Gesicht verbirgt sich im Schatten eines glitzernden Morion, an dessen Seite ein roter Federbausch für Aufsehen sorgt. "Konnichi wa Yoshimura-San", begrüsst der Reiter den Mann, der sein Pferd nun anhalten lässt, da er den Hof erreicht hat. Dieser neigt sein Haupt leicht und erwidert den frühen Gruß: "Konnicha wa, di-Vincenzo-San." Dann steigt er in den Sattel, was gibt ihm auch Gelegenheit gibt, sein Grinsen abzuwenden. Der Akkzent dieses Gai-Jin erscheint dem Mann ebenso belustigend, wie seine prunkbeladene Erscheinung und die lange Nase, die wie ein Zeiger leicht abwärts geneigt, auf ein gepflegtes Spitzbärtchen verweist. Doch als er im Sattel sitzt und sein Gesicht wieder dem Fremdländer zuwendet, ist jeder Anflug eines unhöflichen Grinsens aus seinem Gesicht verflogen.

Ohne weitere Worte zu verlieren bringt ein Schenkeldruck und ein Ziehen am Zügel das Pferd in den Schritt, um die Ställe herum und hinaus aus der Garnison, die hoch oben über der Stadt die nahe Grenze im Norden im Auge behält. Während die beiden Reiter den Weg hinunterreiten, der sich schlangengleich an den Berg schmiegt, hat die Sonne ihren Weg fortgesetzt und lässt nun einen grösseren Abschnitt ihres Kreisbogens in lichtem Rot über dem östlichen Horizont erscheinen, wo der Himmel in der Ferne das Meer küsst. Langsam scheucht sie das Schwarz der Nacht aus dem Tal zu ihren Füssen, in dem die Stadt im Schatten der Berge liegt. Jene noch verschlafene Stadt, die sich eng an das Meer rekelt und gerade erst beginnt zu erwachen.
Das Getrappel der Pferdehufe scheucht einen verschlafenen Hasen auf, der mit weit ausgreifenden Läufen über den Weg hetzt, als wäre der Fuchs hinter ihm her.

Allmählich wird der Weg ebener. Unter den sanft geschwungenen Dächern starren die ersten Häuser aus dunklen Fensterhöhlen auf die beiden Reiter, die wortlos passieren. Eines der Häuser öffnet seine Türe und eine in einen blauen Kimono gekleidete Frau tritt hinaus auf ihre Veranda. Sie gießt einen Zuber Wasser in den Rinnstein aus, der mit leichtem Gefälle zum Hafen hinunter führt. Zu dem Hafen, in dem schon bald geschäftiges Treiben losbrechen wird. Von wo sich der Lärm von den Meisseln der Steinmetze mit den Axtschlägen und dem Sägen der Zimmerleute und dem Stöhnen und Fluchen der Kulis vermischen wird, sich zu einem leichten, arkustischen Schleier verwebt, der sich schon bald leise aber dennoch unüberhörbar über die Stadt legen wird.
Doch noch bleibt das mandelförmige Augenpaar der Frau mit dem Zuber in den Armen das einzige, das sich auf die zwei Reiter legt. Eine Verneigung zollt den Kriegern den geschuldeten Respekt, ehe sie auf ihren schneeweissen Seidenstrümpfen über die achtsam rein gehaltenen, polierten Bretter ihrer Veranda wieder hinter der leichten Schiebetür ihres Hauses verschwindet, die sich mit leisem Schaben hinter ihr schließt. Ungehindert lässt man sie durch das östliche Stadttor in die Stadt hineinreiten.

An der nächsten Kreuzung biegen die Reiter ab und wenden sich der Hauptstraße zu, die von Süden kommt. Je näher sie dem südlichen Stadttor kommen, umso interessierter scheint die Sonne zu werden, die sich nun immer höher erhebt und die malerische Kulisse des nördlichen Inoda zunehmend ausleuchtet. Fast so, als wäre sie neugierig geworden, was dieses ungleiche Paar zu so früher Stunde in die Sättel treibt. Diese Neugier scheint von der jungen Torwache geteilt zu werden, die sich den Reitern in den Weg stellt. Yoshimura greift in seine Tasche und reicht der Wache wortlos ein Dokument. Beim Anblick der Schriftzeichen verneigt sich der Wächter und reicht Yosimura das Dokument ehrfürchtig zurück. Dieser faltet das Papier sorgfältig wieder zusammen und steckt es zurück in die Dokumententasche, die an seinem Sattel befestigt ist. Ein knapper, heiserer Befehl der Wache veranlasst seine Kameraden das Tor zu öffnen, und kaum schwingen die schweren, mit dicken Stahlbändern verstärkten Torflügel bei Seite, geben die Reiter ihren Pferden die Sporen und reiten in leichtem Gallopp nach Süden. Würden sie sich umdrehen, könnten sie die vergoldeten Schriftzeichen über dem Tor erkennen, die dem Ankommenden zu verstehen geben, dass hier der Kô Shikashe Honshitokawa über Kydota und die inodanische Nordflotte herrscht.

Kaum dass die Sonne zur Gänze über dem Horizont erstrahlt, erreichen sie die Kreuzung, an der südöstlich der Weg nach Mitunokashte abbiegt und südwestlich an der Küste entlang nach Nagohamashte. Hier verlassen die Reiter die Hauptstrasse und halten sich direkt nach Süden, an den Ausläufern des Gebirges entlang, dass Inoda von Norden nach Süden durchzieht und eine natürliche Grenze zu bilden scheint, zwischen dem traditionellen Osten und dem eher aufgeschlossenen Westen der Insel. Was immer sie bewogen haben muß, sich zu so früher Stunde zusammenzufinden, treibt sie weiter in steter Eile direkt nach Süden.

Nachdem die Sonne ihren Zenit überschritten hat und die Winde endlich günstig stehen, blähen sie die Segel eines auretianischen Schnellseglers, der sich mutig den Wellen entgegenstemmt, die die Strömungen in die Strasse von Tekkagiro hineindrücken und dafür sorgen, dass die See dort stets kabbelig ist. Mit jedem Erklimmen eines Wellenberges scheint er seinen langen Bugspriet direkt in die Sonne stechen zu wollen. Wie um sie an den Himmel zu nageln, damit die Zeit stillstehen möge.
Als ob die Reise so schneller verlaufen könne.
Als ob Iatans Licht in seinem Lauf sich so einfach anhalten ließe.

...

Re: Des Baumeisters Tochter

Fr 11 Mai, 2012 14:55

Langsam, bedächtig und nahezu lautlos, tief in das Meer aus Gras geduckt, aus dem die Bäume wie Schiffsmasten aufragen, schleicht ein einsamer Fuchs voran.
Der Tag hatte es nicht gut mit ihm gemeint und so dürften die folgenden Augenblicke darüber entscheiden, ob er wieder einmal hungrig bleiben würde, oder sich an der fetten Wildente würde laben können, die auf einem Bein am Ufer des nahen Weihers mit dem Kopf unter der linken Schwinge schläft.
Sorgfältig taxiert der Fuchs sein anvisiertes Opfer, kalkuliert die verbliebene Distanz.
Nur keinen Fehler machen jetzt!
Kaum dass er noch zu atmen wagt, schiebt er sich lautlos weiter. Dann scheint es ihm nahe genug. Zwei schnelle Sätze noch und schon könnten sich seine Fänge in den Nacken der Wildente schlagen, das warme Blut auf der Zunge schmecken und endlich den Hunger stillen, der sich schon schmerzlich in seinem Magen eingenistet hat.
Er hält inne, ein letztes Taxieren, Rechnen, Überprüfen.
Nah genug!
Unter dem rötlichen Fell spannen sich seine Muskeln wie Bogensehnen, bereit seinen schlanken Körper nach vorn zu schnellen, mit weit geöffneten Fängen in denen sich nadelspitze Zähne aneinander reihen, aus denen es kein Entrinnen gibt.
Doch plötzlich, sehr sachte erst, doch schnell stärker werdend, beginnt der leicht morastige Boden unter seinen Pfoten zu Beben. Sanfte Schwingungen, die sich auch durch das Standbein der Ente fortsetzen und sich bis in das Vogelgehirn fortpflanzen, wo sie einen uralten Instinkt reflexartig freisetzen: Flucht.
Zwei Schritte und heftiges Schlagen der Schwingen und schon ist die Ente in der Luft, erhebt sich aus der Reichweite des Fuchses, der ihr verzweifelt hinterher schaut.

Wut steigt in dem Fuchs auf, gepaart mit maßloser Enttäuschung. Doch das stärker anschwellende Beben mahnt auch zur Vorsicht. Schon wird es hörbar. Dann erkennt er es als das Schlagen von Hufen.
Sein Blick richtet sich auf die sanfte Hügelkuppe, von der das Geräusch kommt. Ein roter Federbusch schiebt sich über den Rand, gefolgt von einem glänzenden Helm. Dann folgt ein zweiter Helm über die Kuppe.
Menschen!
Mehr muss der Fuchs wirklich nicht wissen und so wendet er sich um. Flieht in weiten Sätzen fort vom Weiher, dorthin wo die Bäume dichter stehen und das Dunkel des Waldes ihm Schutz verspricht. Dieser Tag meinte es wirklich nicht gut mit ihm.

Kaum hat der Wald ihn verschluckt, als die Reiter an dem Weiher aus den Sätteln steigen, wo vor kurzem noch eine Ente in ungeahnter, tödlicher Gefahr schlief.

"Die Pferde brauchen Ruhe", kommentiert der Samurai das Offensichtliche und reißt Grasbüschel aus. Der Angesprochene unter dem roten Federbusch nickt nur und tut es ihm gleich. Dann beginnen sie, die weißen Schweißflocken aus dem Fell der Pferde zu reiben, die gierig aus dem Weiher saufen.
"Gut, hier ist ein brauchbarer Rastplatz. Frisches Wasser, Feuerholz. Weit besser als die letzte Nacht.", stimmt der Fremdländer zu und wirft das nasse Gras weg. Er holt einen Riemen aus der Satteltasche und bindet die Vorderläufe seines Pferdes, so dass es zwar gehen, aber nicht weit weglaufen könnte. Danach sattelt er sein Roß ab.
Der Samurai tut es ihm gleich und schleppt seinen Sattel auf die nahe Hügelkuppe, wo der Boden nicht so morastig ist, wie direkt am Weiher.
Nachdem die beiden einige Zeit Fallholz eingesammelt hatten, finden sie sich wieder am Rastplatz ein und wenig später prasselt ein wärmendes Feuer, über dem sie ihre Mahlzeit kochen. Reis und Dörrfleisch würde es werden, wie gestern, vorgestern und die Tage zuvor. Die Begeisterung über die eintönige Verpflegung hält sich so auch in engen Grenzen und die vergangenen Tage scheinen die beiden Reiter merklich erschöpft zu haben. So besteht die Unterhaltung weithin aus Schweigen.

Als der Reis endlich blubbernd zu kochen beginnt, reibt sich der Auretanier immer noch stehend die schmerzenden Gesäßbacken.
"Wie weit mag es noch sein Yoshimura-San", unterbricht er die Stille.
"Hm...", erwidert der Samurai und ruft in Gedanken die Karte auf. Hinter ihnen im Norden lag Dogishima und irgendwo querab im Westen Horami. Die Grenze von Horami-ken dürfte nicht weit im Süden sein. "Morgen, spätestens übermorgen sind wir am Ufer des Mishento-gawa. Wenn wir den Fluss hinunter fahren sind es noch mindestens 10 Tage. Wenn wir gerade weiter reiten, dann höchstens noch 10.
Der Auretianier setzt sich und beginnt zu essen. Einige Bissen lang wägt er ab, zwischen der Zeit und seinem brennenden Hinterteil. Dann nickt er: "Reiten wir also."
"Harashô"
, stimmt der Samurai zu und teilt das Mahl. Schweigend essen die beiden und legen sich sogleich danach schlafen. Kaum dass sie ihre Lider geschlossen haben, fallen sie in den tiefen Schlaf der Erschöpfung.

Am nächsten Morgen schleicht sich ein Fuchs aus dem nahen Wald. Hunger und Durst treiben ihn dem nahen Weiher entgegen, doch mahnt ihn ein deutliche wahrnehmbarer Brandgeruch zur Achtsamkeit.
Vorsichtig witternd drückt er sich durch das Gras weiter, hebt nur manchmal kurz den Kopf, um über das Gras zu spähen, bis er die Quelle des Brandgeruchs erreicht hat.
Ein herunter gebranntes Feuer und platt gelegenes Gras ist alles was ihn dort erwartet.
Doch halt, noch ein Geruch steigt in seine Nase. Schnüffelnd folgt er der Witterung und dann findet er ein Stück Dörrfleisch im Gras. Ein schnelles Schnappen und der Bissen ist gierig verschlungen. Nicht viel für seinen leeren Magen, doch immerhin weit mehr, als der gestrige Tag ihm geschenkt hatte.
Mit hoch aufgestellten Ohren, die Nase im Wind, trabt er dann weiter. Jede Pechsträhne reißt auch einmal wieder ab.
Vielleicht würde dieser Tag ihm endlich Jagdglück bringen und er würde dann mit prallem Bauch in seiner Höhle friedlich schlafen können.

Re: Des Baumeisters Tochter

Fr 18 Mai, 2012 16:04

Die ausgedehnten Maulbeerbaumplantagen der Seidenprovinz Horami-ken liegen schon einige Zeit hinter ihnen. Das Land ist nun offener geworden und immer häufiger kommen sie an kleinen Dörfern vorbei, umgeben von Feldern auf denen Reis und Gemüse angebaut und Vieh gehalten wird. Alles deutet darauf hin, dass in nicht allzu weiter Entfernung tausende hungriger Mäuler versorgt werden wollten.
Kurz nach Mittag erreichen sie dann an eine gut ausgebaute Strasse, auf die sie ihre Pferde lenken und nach Süden weiter reiten. Yoshimura greift in seine Satteltasche und fördert einen Holzstab zu Tage, der vielleicht einen halben Schritt lang und am oberen Ende und einer Stoffbahn umwickelt ist. Er wickelt die Stoffbahn ab und steckt das Ende des nun als Feldzeichen erkennbaren Wimpels über die Schulter in eine Halterung, die an seinem Yoroi für diesen Zweck angebracht war. Lustig flattert das Fähnchen nun hinter ihm im Wind und zeigt jedermann an Hand eines weissen Thunfisches auf blauem Grund, dass dieser Reiter aus Kydota kommt und zu den Samurai des Kô Shikashe Honshitokawa gehört.
Und dass es sich bei diesem Reiter nicht um einen Ronin handelt.
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Di Vincenzo schmunzelt. Das Tragen einer Standarte war auch in seiner Heimat keine Seltenheit, doch benötigte man dazu eine freie Hand. Ein Fähnchen einfach auf dem Rücken zu befestigen, erscheint ihm keine schlechte Idee.
Im Gegenteil erweist es sich als förderlich. Nun, da ihnen immer häufiger Ochsenkarren und Gruppen von Bauern auf der Strasse begegnen, sorgt es dafür, dass man sie mit tiefen Verneigungen grüßt und der Weg für sie rasch frei gemacht wird. So kommen sie gut voran und bringen ein gutes Stück des Weges hinter sich. Langsam aber sicher macht sich die Sonne bereit, am Horizont verschwinden zu wollen, als Yoshimura das Schweigen bricht: "Heute Nacht werden wir auf einem Futon schlafen und etwas anderes zu Essen bekommen, als Dörrfleisch und Reis."
Di Vincenco wendet sich ihm zu. Die Züge zwischen dem Kinnbärtchen und dem Morion zeigen deutliches Wohlgefallen. "Das wäre mir überaus willkommen, Yoshimura-San. Vorher noch ein Bad, und die Welt würde mich mit vielem wieder versöhnt haben."
Der Inodaner lächelt: "Hai, und ein Bad. Das wird sicher auch machbar sein. Wir kommen bald in ein Dorf, wo wir übernachten werden. Von da ist es nicht mehr weit und morgen gegen Mittag sind wir dann am Ziel."
"Klingt sehr gut in meine Ohren", gesteht di Vincenzo und es scheint, dass auch die Pferde damit einverstanden sind. Zumindest macht es so den Anschein, traben sie doch nun auch ein wenig schneller.

Am frühen Abend zeigt sich, dass Yoshimura recht behalten sollte. Wie er es vorausgesagt hat, erreichen sie ein kleines Bauerndorf.
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Zielstrebig reiten sie auf den kleinen Platz zu, der den Mittelpunkt des Dorfes bildet, verfolgt von einer Horde Kinder. Sie haben nur selten Gelegenheit, Besucher zu bestaunen und noch nie ist ein Gai-Jin dabei gewesen.
Der Hufschlag und das laute Gewirr der Kinder treibt auch die Erwachsenen aus ihren kleinen Häuschen, so dass sich im Nu eine Menschentraube im die Reiter gebildet hat, die nun auf ihren Pferden in mitten des Platzes thronen. Der Unterschied in der Höhe wird noch vergrössert, da die Menschen sich tief verneigen. Bis auf einige Frauen, die versuchen die Kinderbande in die Häuser zu scheuchen, was nur unvollkommen gelingt.
Zu groß ist deren Neugierde.
Schließlich erhebt sich ein alter Mann aus der Menge der Bauern und richtet das Wort an die Reisenden: "Konnichi wa", begrüsste er die Besucher untertänig, "tief geehrt duch Euren hohen Besuch, frage ich, wie wir zu Diensten sein können?"
"Chiwa", grüsst Yoshimura knapp zurück und hält sich nicht mit Höflichkeitsfloskeln auf, "Ich bin Samurai Yoshimura und mein Begleiter ist di-Vincenzo-San, Gesandter der Gai-Jin aus dem fernen Westen. Wir brauchen Quartier für die Nacht und wir wünschen zu Baden."
Unter mehrfachen Verneigungen antwortet der alte Mann: "Hai! Hai, natürlich." Dann richtet er sich wieder auf und gibt die nötigen Anweisungen an die Dorfbevölkerung, während Yoshimura und die Vincenzo aus den Sätteln steigen. Sogleich nimmt sich einer der älteren Bauernburschen ihrer Pferde an und führt sie weg. Der alte Mann dagegen kümmert sich um die Gäste und läd sie in sein Haus: "Vergebt mir, wir sind nur einfache Bauern, aber wir werden tun, was wir können, um Euch zu Diensten zu sein."
Die Menschentraube zersteut sich und man beginnt den notwendigen Verrichtungen nachzukommen, die der unerwartete Besuch nun mit sich bringt.

Derweil kümmert sich der Sohn des Dorfältesten bereits um das gewünschte Bad. Yoshimura ist Inodaner genug, um dem Gast aus der Fremde den Vortritt zu lassen, auch wenn ihm der Staub von der Reise unter der Kleidung schon reichlich scheuert. Die Seife war schon seit langem aufgebraucht gewesen.
So setzt er sich auf die Veranda des Hauses und nimmt den ausladenen, reich verzierten Helm ab, den er neben sich legt. Die neugierigen Kinder unterhält er mit grinsenden Grimassen, bis er plötzlich an sein Schwert greift und es rasselnd schüttelt. Sein lautes "BUH!" lässt die Rasselbande in alle Richtungen auseinander stieben.
Lachend schlägt Yoshimura sich auf die Schenkel, dass die Oberschenkelschienen des Yoroi nur so krachen. "Ha, ihr Bauernbengel. Angst vor einem einzelnen Samurai."
Er verliert bald das Interesse an dem neckenden Spiel und schaut sich um. Ein junges Mädchen in einfacher Bauerntracht ist wohl angewiesen worden, sich um ihn zu kümmern. Jedenfalls steht sie diskret in seiner Nähe auf der Veranda an der Hauswand. "Gibt's hier Sake", fragt er sie, was sie mit einem Nicken bejahte und sogleich im Haus verschwindet.
Wenig später kommt sie zurück und reicht Yoshimura ein Schälchen, in das sie aus einer langhalsigen Tonkaraffe eine farblose Flüssigkeit giesst. Yoshimura kippt das Schälchen in einem Zug hinunter und hält ihr die Schale wieder hin, worauf sie sie erneut füllt. Diesmal lässt sich der Samurai etwas mehr Zeit und trinkt bedächtiger.
"Wie ist dein Name", fragt er zwischen zwei kleinen Schlucken. "Reika, edler Herr", stellt sie sich mit einer Verneigung vor. "Reika also, hmm...", einen weiteren Schluck später heisst er sie, "dann sieh mal nach, wie lange der Gai-Jin noch im Bad braucht."
Wenige Schlucke später kommt Reika zurück, um zu berichten, dass der Gai-Jin bereits dabei wäre, sich anzukleiden. Wortlos stellt Yoshimura die Schale ab und erhebt sich. Dann schlüpft er aus den Schuhen und geht ins Haus hinein.

Nachdem die beiden Reisenden den Schmutz des langen Weges abgewaschen haben und die Kleidung zur Reinigung den Frauen anvertraut ist, finden sie sich im grossen Raum des Bauernhauses ein. Der allerdings leicht zu finden ist, denn bis auf den abgetrennte Baderaum und eine Kochgelegenheit, gibt es nur diesen einen Raum. So sitzen bald alle um eine niedrige, roh gehobelte Tafel und begutachten, was an Speisen angerichtet ist. Man hat sich redlich Mühe gegeben, doch ist schwer zu übersehen, dass die Bauern in diesem Landstrich keinen übermässigen Luxus besitzen. Trotzdem, alles wäre besser, als Dörrfleich und Reis. Tatsächlich nichts von dem.
Zwar durfte der Reis auch hier nicht fehlen, doch ist wohl eigens ein Huhn geschlachtet und in einer dunklen, würzigen Sosse mit Gemüse zubereitet worden. Ein bisschen Fisch hat sich auch finden lassen, doch war er zur Konservierung in Salz eingelegt worden, so dass er nur mit viel Reis genießbar wurde.
Ein Rettich wurde geschält und in hauchdünne Scheiben geschnitten. So findet sich das Mahl für die Gäste angerichtet und alles in allem erscheint es den Reisenden gar wie ein Festmahl.

Während die Stäbchen bald hier, bald da einen Bissen aus den Schalen fischen und mit Reis mischen, hält sich di Vincenzo an sein eigens mitgeführtes Besteck. Dieses seltsame Utensil wird von den Bauern neugierig bestaunt, doch mit der notwendigen höflichen Diskretion. Niemand wagt zu fragen oder gar zu lachen über das sonderbare Werkzeug. Doch erscheint es offensichtlich überaus unpraktisch, benötigt man doch beide Hände, um es zu führen. Wie viel pratischer erscheinen ihnen da ihre eigenen Stäbchen.
Da es sich nicht geziehmt, mit vollem Mund zu reden und die Münder alle gefüllt sind, verläuft die Mahlzeit schweigend. Die Entbehrung macht diese Tafel nicht nur für die Reisenden zu einem Festmahl. Auch für die Bauern selbst ist der Tisch so nur an Festtagen gedeckt.
Oder wenn sich wie heute hoher Besuch einfindet, den es zu bewirten gilt.

Als der Hunger gestillt und Sake eingeschenkt worden ist, gewinnt dann doch die Neugier die Oberhand.
Natürlich steht der Fremdländer im Mittelpunkt des Interesses und so muss er über das Land erzählen, aus dem er kommt. Sein Oda ist einfach und oft müssen Hände und Füsse als Dolmetscher dienen, was Mißverständisse nicht verhindern kann. Aber gerade diese Mißverständnisse führen zu allgemeiner Heiterkeit.
Auch die beiden Reisenden sind überaus froh wieder andere Gesellschaft zu haben, als Eulen und Stechmücken und so dauert der Abend länger an, als er eigentlich sollte. Schliesslich spricht Yoshimura ein Machtwort und hebt die Tafel auf. Ihren Auftrag durften sie auf keinen Fall vernachlässigen.
So liegen bald alle auf einfachen Reisstrohmatten an den Wänden entlang ausgestreckt und Schnarchen in verschiedenen Stimmlagen erfüllt den Raum. Lange würde es nicht anhalten, denn schon bald würde die Nacht enden. Die Reisenden würden wieder auf ihrem Weg voranschreiten und die Bauern ihr Tagewerk beginnen, um der Scholle, auf der sie lebten, ihren kargen Unterhalt abzuringen.
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Am morgen sitzen die beiden Reiter wieder in den Sätteln, die Nasen nach Süden. Die Verabschiedung ist sehr freundlich, ist doch nichts zu Bruch gegangen und kein Dorfbewohner wurde verletzt, was manches Mal geschah, wenn sich Krieger bei den Bauern einquartierten.
Zu viel Sake, die Gewissheit der Unantastbarkeit durch die Bauern und das Gefühl, mehr wert zu sein, lassen die Krieger oft vergessen, dass es nicht zu letzt der Bauern Arbeit ist, die das ganze Reich am Leben hält.
Als sie das Dorf hinter sich lassen, geht Yoshimura ein Gedanke durch den Kopf. "Wie gut, dass ich ein Schwert und einen Nachnamen trage. Und nicht dieses Bauernleben erdulden muss."

Re: Des Baumeisters Tochter

Sa 26 Mai, 2012 11:07

Das Getrappel zweier Pferde nähert sich der Schlange der Wartenden, die vor dem Nordtor darauf harren, nach Myakô eingelassen zu werden. Kaum dass die Reiter ihren Ritt verlangsamen, als sie sich dem Tor nähern. Die Wartenden mit ihren Handkarren und Fuhrwerken geben sich redlich Mühe die beiden Reiter passieren zu lassen, ist einer der Reiter leicht als Samurai zu erkennen. Der andere Reiter indes weckt die Neugier der Wartenden, blitzt sein Kürass matt unter dem Staub der Strasse, der sich während der Reise auf ihm angesammelt hat. Nicht minder ungewöhnlich erscheint der Morion mit dem roten Federbusch, der das Haupt des Gai-Jin krönt, der neben dem Samurai an den Wartenden vorbei trabt, bis der Wachposten am Tor sie zum Halt zwingt. Der Samurai reicht der Wache ein Schriftstück, das dieser sorgfältig studiert. Dann verneigt er sich und reicht das Dokument zurück. Eilig befiehlt er seinen Kameraden, das Tor für die Reiter freizumachen.
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Die Reiter bahnen sie sich den Weg durch die enge Passage, bis sie auf der anderen Seite vom Tor wieder ausgespuckt werden, mitten in die Hauptstadt Inodas. Die Strassen sind angefüllt mit Passanten, die ihren Geschäften nachgehen, oder sich anschicken für das baldige Mittagsmahl ihr Heim oder eine der zahlreichen Garküchen zu erreichen, die auf Handkarren strategisch günstig an den grösseren Kreuzungen und Plätzen auf ihre hoffentlich hungrige Kundschaft warten.
Doch scheinen die Gerüche, die den bruzelnden Woks der Köche entsteigen, auf die Reiter keine Anziehungskraft auszuüben, die dem Sog etwas entgegenzusetzen hätte, mit dem der Palast des Shoguns sie anzuziehen weiß. So schnell es die belebten Strassen zulassen, führt sie der Weg direkt zu dem Palast, dessen weit ausladende Dächer von weither sichtbar über die ansonsten eher niedrigen Häuser der Stadt und die Bäume des umgebenden Parks ragen.
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Schweigend setzen sie ihren Weg fort, bis sie am Eingang zum Palastkomplex erneut zu einem Halt gezwungen werden, bei dem sich das Überreichen des Dokumentes wie zuvor am Nordtor wiederholt. Auch das Ergebnis ist das gleiche, so dass die Reiter zügig passieren dürfen. An der Wachstube steigen sie von ihren Pferden, die sie einem der Wachsoldaten anvertrauen und begeben sich direkt zum Haupthaus des Palastes, in dem der Shogun residiert.

Erneut wird ihnen ein Halt aufgezwungen, der sich diesmal nicht nur auf das Vorzeigen des Schriftstückes beschränkt, welches der Samurai bei sich führt. Sie werden aufgefordert, ihre Waffen abzugeben. Di Vincenzo wendet sich den Stufen zu, die in den Palast hinauf führen und bewundert die Grazie der Palastdienerin, die auf einen Wink der Wache die Treppe zu ihnen hinunterschreitet.
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Sie bietet den beiden so unterschiedlichen Besuchern inodanische Holzsandalen an, bevor sie sich auf den Weg machen. Yoshimura verkneift sich mit Mühe ein Grinsen, scheint der Gai-Jin an seiner Seite doch ein wenig Mühe zu haben, auf den starren Holzsandalen mit den quergenagelten Stegen einen würdevollen Gang beizubehalten. Statt dessen fixiert er die zierliche Dame, die damit keine Mühe zu haben scheint. Von dem engen Seidenkimono zu kurzen Schritten gezwungen, trippelt sie anmutig und grazil über die polierten, dunklen Holzdielen des Palastes, wobei ihre Sandalen ein schnelles, deutlich hörbares Klappern verursachen, unter das sich das etwas dunklere Klappern seiner eigenen Sandalen mischt, langsamer mit weiteren Schritten - und der unregelmäßige Rhythmus des Gai-Jin, der auf diesem für ihn ungewohnten Schuhwerk ein wenig unbeholfen voran stakst.

Ihr Weg durch den Palast führt sie an unzähligen Schiebetüren und mehreren Wachen vorbei, die der Führerin höflich zunicken. Di Vincenzo schaut sich neugierig um. So anders als die Paläste seiner Heimat, fehlt in diesem Gebäude der ihm so vertraute Prunk. Erst auf den zweiten Blick offenbart sich dem Betrachter die zweckmässige Eleganz der Architektur und die ausgesuchten dunklen Edelhölzer, denen der Palast seine Stabilität verdankt. Dann schliesslich gibt die Führerin den beiden mit einer Geste zu verstehen, dass sie warten mögen. Als das Klappern der Sandalen verstummt, geht sie vor einer breiten Schiebetür auf die Knie und öffnet sie einen Spalt, durch den sie hindurchschlüpft. Kaum, dass sie den dahinterliegenden Raum erreicht hat, schliesst sie die Türe wieder hinter sich.

Es vergeht eine geraume Weile, in der die Ungeduld in den beiden Wartenden vor der Tür stetig ansteigt und nur schwer zu beherrschen scheint, so wie das flüssige Gestein, das unter den Gipfeln der Vulkane seinen Weg hinaus zu drücken sucht. So scheinen es jedenfalls die schweigenden Blicke auszudrücken, die sie miteinander unter der scheinbaren - doch überaus wachsamen - Anteilnahmslosigkeit der allgegenwärtigen Wachen miteinander austauschen.

Re: Des Baumeisters Tochter

Sa 02 Jun, 2012 08:44

Endlich öffnet sich die Tür vor ihnen. Ihre Führerin kniet an der Seite und winkt sie hinein. Als sie hindurchtreten, fällt ihr Blick in eine große Halle, durch deren hohe Fenster die Mittagssonne hineinfällt und für ein helles, freundliches Licht sorgt. Dieser Kontrast zu dem Dämmerlicht auf dem Flur, lässt die beiden einen Moment blinzeln, ehe sich ihre Augen daran gewöhnt haben. Dann erkennen sie eine grosse, niedrige Tafel, die den Raum beherrscht. Ihnen gegenüber am Kopfende hockt mit einigen Wachen im Rücken ein Mann in edlem Seidengewand, der ihr Eintreten mit Interesse verfolgt. Sein schwarzes, langes Haar ist sorgfältig frisiert und aufgesteckt und von ersten grauen Strähnen durchzogen. Sein Alter ist schwer zu schätzen und erscheint durch seine würdevolle Haltung sicherlich höher, doch wird er sicher die Vierzig überschritten haben.
Neben ihm sitzen eine Frau und ein Mann, dessen Haar noch deutlich mehr graue Strähnen aufweist, als das des Mannes am Kopfende, bei dem es sich um Shogun Nashoka Tanishiwa persönlich handeln musste, wie das gestickte Ka-Mon auf seiner Kleidung verriet.
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Yoshimura verneigt sich tief und lange und auch di Vincenzo verbeugt sich mit der Eleganz der auretianischen Etikette. Nach zwei, drei Atemzügen winkt der Shogun die beiden heran. "Konnichi wa", begrüsst er seine Besucher und lädt sie mit einer Geste ein, sich an die Tafel zu setzen. Yoshimura und di Vincenzo folgen seiner Einladung und treten an die Tafel heran, an der sie sich auf den niedrigen Schemeln niederlassen, was dem Samurai deutlich leichter von der Hand geht, als dem weniger an die niedrigen inodanischen Sitzmöbel gewöhnten Auretianier.
Yoshimura bringt das Dokument zum Vorschein und reicht es dem Shogun mit einer ehrerbietenden Verneigung. Tanishiwa nimmt das Schriftstück entgegen und überfliegt es. Dann rollt er es wieder zusammen und reicht es an Yoshimura zurück, der es mit erneuter Verneigung entgegennimmt und wieder sorgfältig in die Dokumententasche verstaut. Derweil wendet sich der Shogun an seinen Gast, wobei die Dame an seiner Seite seine Worte aus dem Oda in die Sprache di Vincenzos zu übersetzen weiss.
"Willkommen in Myakô", lauten des Shoguns Worte, "Kô Shikashe Honshitokawa sendet Euch in einer wichtigen Angelegenheit. So sprecht und verratet mir, was Euch den weiten Weg nach Myakô hat reisen lassen."

Di Vincenzo neigt sein Haupt höflich und antwortet, erneut von der Dame übersetzt: "Habt Dank für die Gunst einer Audienz. In der Tat führt mich ein wichtiges Anliegen zu Euch. Es handelt sich um die Tochter des Baumeisters Signor Guiseppe Mario Scorzini, der im Namen Ihrer Majestät Kaiserin Alena II. D'Amante zum Wohl des Shogunats und zur Vertiefung der Freundschaft zwischen Inoda und Auretianien damit beauftragt wurde, den Ausbau des Kriegshafens in Kydota zu leiten. Während der Bauarbeiten, die nun schon eine Weile andauern und gemeinhin recht gut voranschreiten, ist seine Tochter in ein Alter geraten, dass sie nach Myakô führen sollte, da ihre Ausbildung in Kydota nicht in einer Weise erfolgen könnte, wie hier an der Universität.
So wurde mit der Pflegefamilie Takehiko vereinbart, dass sie ihr in Myakô Quartier bieten würden, damit sie die Universität besuchen könnte. Es schien alles in bester Ordnung und zur allseitigen Zufriedenheit arrangiert, bis uns in Kydota ein Schreiben der Familie Takehiko erreichte, in dem sie sich nach der Ankunft der Signora erkundigten, die sie schon erwartet hätten.
Und das, nachdem die Signora schon vor Wochen aufgebrochen war. Sie ist indess nie bei ihrer Pflegefamilie angekommen und es ist auch kein Brief von ihr in Kydota eingetroffen. So muss sie uns nunmehr als verschollen gelten. Vielleicht scheint es dem Shogun verständlich, dass Signor Guiseppe Mario Scorzini ausser sich ist und kaum im Stande, die Bauarbeiten in gewohnter Weise fortzuführen, schier krank vor Sorge um seine Tochter."


Die Schilderung des Auretianiers war offensichtlich wenig geeignet, die Laune des Shoguns zu verbessern, verfinsterte sich seine Miene doch zusehends und besonders der beschriebene Effekt auf den Ausbau des Kyotaer Hafens ließ seine Augenbrauen auf der Stirn fast zueinander finden. Eine Weile saß er schweigend da, ehe er wieder das Wort ergriff: "Also gut, danke für Euren Bericht. Seit meine Gäste bis wir uns zum Abendmahl hier wieder zusammenfinden. Ihr werdet sicher nach der langen Reise etwas Ruhe wünschen und Euch frischmachen wollen. Die Dame Yamamoto wird sich Eurer annehmen. Sie wird Eure Wünsche zu erfüllen wissen."
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Sein Nicken zeigt an, dass die Audienz vorerst beendet sei und so erheben sich die Vincenzo und Yoshimura von der Tafel, um sich der Dame Yamamoto anzuvertrauen, die noch immer an der Schiebetür kniet. Noch ehe sie den Raum verlassen, beginnt der Shogun mit dem älteren Mann an seiner Tafel zu sprechen und es konnte leicht zu vermuten werden, dass er ihn für die abendliche Zusammenkunft instruierte.

Re: Des Baumeisters Tochter

Fr 08 Jun, 2012 08:48

Die Dame Yamamoto klappert grazil auf ihren Sandalen voran und führt die beiden Krieger durch den Palast zu einem Seitenflügel, der für die Gäste des Shoguns vorbehalten ist. Ein überdachter Gang führt neben dem Gebäude um einen sorgsam gepflegten kleinen Garten in dessen Mitte ein Koiteich glitzert. Obwohl di Vincenzo einiges damit zu tun hat, seine Schritte zu kontrollieren, kann er sich der Idylle des Gartens nicht entziehen. "Wunderschön", kommentiert er den Anblick fast andächtig.
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"Hier ist das Badehaus", erklärt die Dame Yamamoto sie beim passieren einer Schiebetür, "wenn ihr ein Bad wünscht, meldet euch und ich werde das nötige veranlassen."
"Das wäre schön", meldete sich di Vincenzo und fast zeitglich antwortet auch Yoshimura: "Hai, kudasai." Die Dame Yamamoto lächelt und neigt ihren Kopf sachte, zum Zeichen, dass sie sich darum kümmern würde.
Dann trippelt sie weiter voran und ein paar Schiebetüren weiter kniet sie nieder und öffnet die Tür an ihrer Seite: "Dozo di-Vincenzo-san. Das ist Eure Kammer. Ihr werdet Euer Gepäck schon an seinem Platz finden. " Sie wartet bis der Gai-Jin in seinem Raum verschwunden ist, der mit einer Kammer eigentlich wenig gemein hat. Ein grosser, lichter Raum erwartet den so weit Gereisten, der mit schlichter, zweckmässiger Eleganz zu beeindrucken weiss. Tatsächlich sind seine Satteltaschen sorgsam neben einer Truhe aufgestellt worden und so macht er sich sogleich daran, sich ein wenig einzurichten.

Vor der Tür erhebt sich Yamamoto wieder und bringt Yoshimura eine Tür weiter, wo sich das Ritual des Türöffnens wiederholt. Der Raum, der dem Samurai für seinen Aufenthalt zur Verfügung steht, unterscheidet sich in nichts von dem di Vincenzos.
Ein Futon auf dem ein Kimono für ihn bereit liegt, ein polierter Bretterfußboden, von dem man hätte essen können, seine Satteltaschen planparallel neben einer Truhe, die in dunklem Grün lackiert und mit einem Blütendekor filigran bemalt ist. Würde er sich in der inodanischen Heraldik ein wenig auskennen, könnte er erkennen, dass das runde Symbol in der Mitte des Truhendeckels das Mon des Shoguns darstellt.
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Unter dem Fenster steht eine quadratische, ockerfarbene Tonschale, die mit kleinen, weissen Steinchen angefüllt ist und in der einige Blütenzweige ein kunstvolles Arrangement bilden.
"Arrigatô gozai masu, Yamamoto-San", bedankt sich der Samurai höflich bei der Palastdienerin, die die Tür wieder hinter ihm schliesst. Kaum dass er angefangen hat seine Satteltaschen auszuräumen, verhallen die trippelnden Schritte der Dienerin schon auf dem Gang vor seinem Raum.

Kaum haben es sich die beiden etwas bequemer gemacht und die Reisekleidung gegen die frischen Kimonos getauscht, die man für sie bereitgelegt hat, als die klappernden Sandalen wieder näher kommen. Die Dame Yamamoto kehrt zurück, um die Gäste wissen zu lassen, dass das Bad vorbereitet ist. Also finden sich di Vincenzo und Yoshimura vor den Türen ihrer Zimmer mit der Dienerin zusammen.
Die drei überbrücken den kurzen Weg ohne nennenswerte Zwischenfälle und stehen kurz darauf im Badehaus, das angenehm warm ist. Kleine private Bereiche sind durch Leinenvorhänge voneinander abgetrennt. Auf einem Podest sitzen zwei junge Mädchen, die ebenso aufwändig herausgeputzt sind, wie die Dame Yamamoto und spielen auf einer dreisaitigen Laute, die Shamisen genannt wird und auf einem Koto, einer Art Zitter, sanfte Weisen. Leise ertönt der Gesang der älteren der beiden Frauen:
Spoiler:
http://www.youtube.com/watch?v=fnULEwn3njQ&feature=related

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sakura sakura
noyama mo sato mo
mi-watasu kagiri
kasumi ka kumo ka
asahi ni niou
sakura sakura
hanazakari
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sakura sakura
yayoi no sorawa
mi-watasu kagiri
kasumi ka kumo ka
nioi zo izuru
izaya izaya
mini yukan

Die Dame Yamamoto öffnet zwei Vorhänge, und di Vincenzo und Yoshimura betreten ihre Kabinen. Der Boden besteht dort nicht aus Dielen, wie di Vincenzo erwartet hätte, sondern aus einer Art Gatter, dass aus dunklen Harthölzern zusammengefügt wurde und unter dem man Wasser plätschern hören kann.

Ein Zuber, aus dem sich neugierig Wasserdampf emporwindet, beherrscht das kleine Separee. Neben dem Zuber steht ein kleines Tischchen, auf dem eine Kanne warmer Sake und eine Karaffe Wasser bereitstehen. Ein hölzener Diener für die Bekleidung und ein Eimer auf einem Schemel, in dem eine grosse, hölzerne Schöpfkelle steckt, komplettieren das Ensemble, mit dem die beiden alleine gelassen werden, denn die Dame Yamamoto hat die Vorhänge wieder diskret verschlossen. Di Vincenzo wundert sich ein wenig über die Gerätschaften und überlegt einen Moment, dann fasst er sich ein Herz und spricht zu Yoshimura nebenan.
Er wusste, der Samurai kann zumindest ein wenig Aurento, so dass er es in dieser Sprache versucht: "Signore Yoshimura, was soll der Eimer hier?"
Der Angesprochene grinst und antwortet durch das Leinentuch nur wenig gedämpft: "Wasser schöpfen und nass machen dich, abseifen dich, abspülen dich und dann Du in Zuber erst, di Vincenzo-San."
"Grazie mille", antwortet di Vincenzo kopfschüttelnd. Man kann den Inodanern eine Menge unterstellen. Teilweise haben sie merkwürdige Bräuche und essen nicht weniger merkwürdiges Zeug. Seetang zum Beispiel - oder diesen Fagu, der so oft fälschlicher Weise den Aichihiro zugesprochen wird.
Sie sprechen eine Sprache, die man kaum je erlernen kann und schreiben mit hunderten Zeichen, wo man nur kaum 30 benötigen würde. Manche ihrer Sitten sind geradezu brutal und grausam, andere wiederum wirkten ihm so feinsinnig, fast ätherisch.
Aber eines, das muß man ihnen bei allen Widersprüchen ohne Zweifel zugestehen: sie sind geradezu fanatisch sauber. Tatsächlich zerfasern sie sogar Bambusstäbchen zu kleinen Bürstchen oder Pinselchen und reinigen sich damit den Mund aus, wobei sie eine grobkörnige, salzige Kräuterpaste verwenden, die besonders reich an Minze ist.

So waschen sie sich erstmal gründlich ab und steigen erst dann in die Zuber. Der bereitgestellt Umtrunk ist dabei eine willkommene Erfrischung und der warme Sake tut sein übriges, um die von der langen Reise verkrampften Muskeln zu entspannen.
Die leise Musik der beiden Mädchen vor den Vorhängen erfüllt die dampfgeschwängerte Luft und es stellt sich eine wohlige Mattgkeit ein, in die sich die beiden zurückziehen und zwischen kleinen Schlucken Sake im warmen Wasser langsam einweichend vor sich hin dösen.
...

Re: Des Baumeisters Tochter

Fr 15 Jun, 2012 16:59

Die Sonne senkt sich langsam und scheinbar widerwillig gen Westen. Fast, als wolle sie sich nicht entgehen lassen, was unter dem Dach des Shogunpalastes vor sich geht, das unter ihrem rötlichen Schimmer friedlich inmitten der inodanischen Hauptstadt liegt, die langsam zur Ruhe kommt und deren geschäftiger Verkehr allmählich verebbt. Ein eindeutiges Signal, dass die Zeit für das Abendmahl nahe ist.
Ein weiteres Anzeichen dafür, ist deutlich weniger leicht zu übersehen. In dem Saal, in dem einige Stunden zuvor die Audienz für di Vincenco und Yoshimura gewährt wurde, haben die Akteure des heutigen Abends bereits ihren Platz gefunden. Umgeben von erlesen Speisen, die sich redlich Mühe geben, die die Tafel unter ihrem Gewicht zu biegen.

Neben dem Shogun, der das Kopfende innehat, sitzen erneut die Übersetzerin und der Ältere. Dann folgen zwei weitere Personen, ehe Vincenzo und Yoshimura die Gruppe abschliessen. Wie schon zuvor, übersetzt die Dame die Worte des Shogun für den auretianischen Gast.
"Dieser Herr ist Ryôshi-San: Hauptmann der Tokkô. Und ihm gegenüber sitzt Mitsune-San, Sempai an der Shogun-Ryû bei Sensei Harada. Die Umstände, die uns hier zusammengeführt haben, sind überaus ernst, belasten sie doch die Beziehungen Inodas mit Auretianien und zudem behindern sie das Fortschreiten der Bauarbeiten an Kydotas Hafen. Daher muss für uns an erster Stelle stehen, die junge Dame wieder wohlbehalten zu ihrem Vater zurückzubringen."

An dieser Stelle warf Ryôshi nach einer ehrehrbietenden Verneigung ein: "Hai, das steht ausser Frage. Gibt es Hinweise, was genau geschehen ist?"

"Bedauerlicher Weise nicht", beantwortet di Vincenzo die Frage, "Die junge Dame wurde von einem Samurai und zwei Kriegern begleitet, von denen ebenfalls jegliche Nachricht fehlt. Das letzte Mal, dass sie gesehen wurden war südwestlich von Kydota, an der Grenze zu Nagohamashte-ken. Sie hatten dort Rast in einem kleinen Gasthof. Ab da verliert sich die Spur."

Nach einer Weile des Nachdenkens, ergreift Ryôshi erneut das Wort: "Hm... Es wäre möglich, dass Agenten aus Aichihiro sie entführt haben. Natürlich sind sie daran interessiert, den Hafen in Kydota zu verhindern. Nicht allzu lange her, dass einige Tokkô einen Brandanschlag auf dem Bauplatz verhindern konnten. Die drei beteiligten Saboteure begangen allerdings Seppuko, bevor sie befragt werden konnten. Ihre Ausrüstung ließ aber vermuten, dass sie aus Aichihiro gesandt waren."

"Hai", entgegnet der Shogun, "das ist mir noch gut im Gedächtnis. Auch von den Verdiensten der Tokkô, bei der Aufklärung dieses Vergehens. Gut denkbar, dass sie es nun auf diese Weise versuchen."

Mitsune räuspert sich, worauf ihm der Shogun mit einer Geste das Wort erlaubt: "In dieser Gegend gibt es auch starke Aktivitäten der Ronin. Myakô ist weit und die meisten Samurai mit der Grenze zu den Aichihiro beschäftigt. Sogar Banden der Ni-Tsuke Ronin treiben dort immer noch ihr Unwesen."

"Das ist leider wahr", pflichtet Ryôshi zu, "obwohl einige der Krieger, die ich zur Bekämpfung der Ni-Tsuki-Ronin ausgeschickt habe, bereits grosse Erfolge vorweisen können, sind diese Verbrecher noch nicht gänzlich ausgerottet. Gut möglich, dass sie ein Lösegeld fordern wollen, oder versuchen mit den Geiseln eine Amnestie zu erreichen. Ein Faustpfand wäre für sie sicherlich eine willkommene Gabe. Aber jeder Bandit käme dafür in Frage. Sogar Sato wäre so etwas zuzutrauen."

"Vielleicht", meldet sich der Ratgeber an der Seite des Shoguns zu Wort, "wäre es angeraten, die Mittel für die Armee zu erhöhen und die Ronin wieder in die Armeen ihrer Bushi einzugliedern. Wenn sie eine Aufgabe haben und einen neuen Herren im Shogun finden, dann wäre dieses Problem bald gelöst."

"Daran habe ich auch schon gedacht," nickt der Shogun, "doch fehlen im Augenblick dafür die Mittel. Solange der Hafen noch im Bau ist, erfordert dieses Projekt erhebliche finanzielle Anstrengungen. Zudem lässt Kô Shikashe Honshitokawa keine Gelegenheit verstreichen, um mehr Schiffe für die Nordflotte zu fordern. Und mit jedem Schiff, das er baut, steigt die Begehrlichkeit bei Kô Ryo Takahashi, die Südflotte ebenso zu verstärken."

"Dann bleiben wir bei dem eingeschlagenen Weg", resümiert Ryôshi, "Doch was soll nun geschehen in Bezug auf die verschwundene Gai-Jin?"

"Ich habe dem Shogun angeraten", meldet sich der Ratgeber des Shoguns erneut zu Wort,"dass wir auch Gai-Jin in die Suche einbinden. Sie werden es leichter haben, wenn es bei unseren Nachbarn nachzuforschen gilt. Aus diesem Grund ist Mitsune-San geladen. Er soll im Namen der Shogun-Ryû einen Wettkampf durchführen. Solcherlei Vergleiche locken nicht nur die Kämpfer an, sondern auch allerlei fahrendes Volk und Schaulustige. Ich denke während eines Turniers wird es leicht sein, unter den Besuchern und Wettkämpfern ein paar geeignete Personen anzuwerben. Das wird die Aufgabe für Euch sein, Mitsune-San."

Der Angesprochene verneigt sich: "Hai! Ich werde diese ehrenvolle Aufgabe umgehend in Angriff nehmen."

Der Shogun lächelt: "Harashô. Doch vergesst nicht, es eilt!"

Der Abend vergeht wie im Flug bei weiten Überlegungen, Vermutungen und Lösungsvorschlägen. Doch kristallisiert sich nichts heraus, dass zu diesem Zeitpunkt das Stadium einer puren Spekulation verließe.

Schliesslich entscheidet der Shogun.
- Ryôshi solle die verdeckten Ermittlungen koordinieren. Besonders die Rolle der Aichihiro gilt es besonders zu beleuchten.
- Mitsune soll das Turnier organisieren und geeignete Personen auswählen. Der weiter Kontakt zu Ryôshi soll über ihn laufen, damit Ryôshi nicht persöänlich in Erscheinung treten muss.
- Di Vincenzo und Yoshimura sollen sich zurück nach Kydota begeben, um auf dem Weg nach Spuren zu suchen. Vielleicht liesse sich auf dem umgekehrten Weg, den die Verschwundenen nahmen, noch etwas in Erfahrung bringen.
- Der Berater des Shoguns wurde beauftragt, über die vereisten diplomatischen Leitungen nach Aichihiro die offiziellen Stellen dort um Mithilfe zu bitten, auch wenn das nicht viel mehr als eine Formalie bedeutete. Eine hilfreiche Beteiligung der Aichihiro konnte wohl ausgeschlossen werden. Eher im Gegenteil. Aber vielleicht würde auf diesem Weg eine Reaktion hervorgerufen, die hilfreich sein könnte herauszufinden, ob die Aishihiro ihre Hände im Spiel hätten oder nicht.

So waren die Aufgaben verteilt und duldeten keinen weiteren Aufschub. Demgemäß hob der Shogun die Tafel alsbald auf und der nächste Morgen sollte mit dem Erledigen ihrer Pflichten für die Beteiligten beginnen.

Re: Des Baumeisters Tochter

Sa 14 Jul, 2012 22:54

Die nächsten Wochen vergingen für Minoru in hektischer Betriebsamkeit. Nicht nur, dass er seine Pflichten an der Shogun-Ryû wie gewohnt zu erfüllen hatte, nahmen die Vorbereitungen für das Turnier doch ungeahnte Ausmaße an. Handzettel mussten auf den Weg in alle Winkel Antamars verschickt werden. Die Gasthäuser waren aufzusuchen, Verhandlungen über die Konditionen für die Quartiere der Kämpfer und ihre Logis wollten geführt sein. Die Sicherheit der Besucher musste gewährleistet werden und sogar mit den Yapaika wollte er sich arrangieren. Alles in allem artete die Ehre, die der Shogun ihm zuteil werden ließ, doch in harte Arbeit aus. Aber ein Samurai erfüllt seine Pflicht, mag sie auch schwere Bürde sein, ohne zu Murren. Und dann, einige Wochen später war es vollbracht. Die Aufgaben waren erledigt. Die Kämpfer waren eingetroffen, das Feld der Teilnehmer hatte sich gefüllt und wies einige vielversprechende Teilnehmer auf. So war Minoru erschöpft, doch zufrieden mit dem Erreichten.

Schließlich kam der Tag der Eröffnung. Die Myakôer strömten herbei und füllten die Ränge der Arena, um den Kämpfen beizuwohnen. So also begann das Turnier und die nächsten Tage waren erfüllt vom Anfeuern der Zuschauer, die ihre Favoriten anspornen wollten und dem metallischem Klang der Waffen, die aufeinander prallten, bis ein Schmerzensschrei von einem Treffer kündeten.
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Mit Spannung verfolgte Minoru die Kämpfe und studierte jedes Detail der Kämpfer, um seinen eigenen Kampfstil noch zu verbessern. Doch bei aller Begeisterung für die Kämpfe vergaß er nicht seine eigentliche Aufgabe. So beobachtete er die Kämpfer und ihre Begleiter auch unter dem Gesichtspunkt, wer für die Aufgabe geeignet erschien, die Tochter des Baumeisters aufzuspüren. So lud er am Ende eines Kampftages die Teilnehmer in das Paresu ein, wo ein Separee für ihn reserviert war. Dort lernte man sich besser kennen und schliesslich sortierte Minoru insgeheim die Kämpfer in geeignet und weniger geeignet.

Besonders wurde er im Laufe des Turniers auf einen Freistädter aufmerksam, der mit einer jungen Dame im Gefolge am Turnier teilnahm. Nicht zuletzt auch, weil der Mann Dokumente bei sich trug, die ihn als Gesandten Venlonas auswieden. So weihte er Njal Donnerstreiter und Altara Luchs in die Hintergründe ein. Ebenso wie einen merkwürdigen Halbork, der sich später aber als überragender Kämpfer erweisen sollte. Nicht zuletzt, weil er schließlich das Turnier für sich gewinnen konnte. Und lernt man ihn erst besser kennen, zeigte er sich umgänglicher, als seine Erscheinung auf den ersten Blick vermuten ließ. Zudem zog Rick seine Aufmerksamkeit auf sich. Ein sehr junger Mann aus Lothrinien, der stets in Begleitung eines abgerichteten Wolfes und eines Jagdfalken war. Zwar hatte er auf dem Bushi-Do noch einen langen Weg zu gehen, doch würden seine Erfahrungen in der Wildnis und die Fähigkeiten seiner Tiere auf dem kommenden Weg sicher von Vorteil sein. Diese Teilnehmer waren zunächst seine erste Wahl und es würde sich finden, wer sich noch dazu gesellen würde.

Dann schließlich kommt der Tag, an dem das Turnier zu Ende geht. Die Schlacht ist geschlagen und die Sieger stehen fest. Minoru sitzt auf seinem Platz und wartet, bis Zuschauer und Kämpfer die Arena verlassen haben. Er komplettiert derweil seine Notizen. Schließlich, als er bis auf einen Hausdiener allein in der Arena weilt, erhebt er sich und wirft einen letzten Blick auf die Kampfbahn, als könnte er die spannendsten Momente der Kämpfer erneut auferstehen lassen. Fast klingt ihm noch das Geräusch der klirrenden Klingen und das Schnaufen der Kämpfer in den Ohren. Das ist es also gewesen. Minoru lächelt und geht dann über die Kampfbahn zum Ausgang, wo er die Arena verlässt.

Auf der Strasse angekommen, schlägt er den Weg zum Palast ein. Es wurde Zeit dem Shogun die Ergebnisse des Turiers mitzuteilen, wie auch die Auswahl die Minoru getroffen hatte. Auch die letzten Details für die Siegerehrung wollten besprochen sein. Dieses galt es noch zu erledigen, ehe die Suche beginnen könnte. Minoru hofft, die Gai-Jin würden erfolgreicher sein, als die bisherigen Nachforschungen. So folgt er seinem Weg, bis er im Schatten des Palastes verschwindet.

Re: Des Baumeisters Tochter

Mo 16 Jul, 2012 18:29

Myakô erstahlt ein letztes Mal im Glanz der Feierlichkeiten. Der Shogun hat einen Feiertag angeordnet und überall lassen die Menschen die Arbeit ruhen. Die Plätze nahe der Ryû waren angefüllt mit Garküchen, Gauklern und Akrobaten, die ihre Künste zeigten. An den Ecken gab es Schattentheater, die die legendären Heldentaten der vergangenen Jahrhunderte wiederauferstehen ließen.
Kinder stritten sich um süße Reiskuchen und in den Gärten saßen die Alten bei Sake oder Tee und unterhielten sich wie überall auf Antamar über die guten alten Tage, als die Jugend noch Anstand hatte.
Heute, ja da waren Disziplin und Zucht nur noch Worthülsen.

So feierte Myakô in den Abend, an dem in der Arena der Ryû die Ehrung der Sieger stattfinden sollte. Kaum dass es langsam anfing zu dämmern, gingen Männer mit langen Stangen den Weg vom Palast zur Shogun-Ryû und hingen Lampions mit Kerzen auf, so dass der Weg ausgeleuchtet im Schein der flackernden Lichter in ein warmes Licht gerückt wurde.

Re: Des Baumeisters Tochter

Mo 16 Jul, 2012 21:49

Die Ryû war gut gefüllt. Auf der Ehrentribüne hatte der Shogun mit einigen Samurai platz genommen, unter ihnen auch Minoru, der mit dem Ausrichten betraut worden war. Nach einigen Darbietungen, unter anderem auch Schüler der nahen Etarak-Ryû und einer Gruppe von So-Hei, die ihre artistischen Kampfkünste zeigten, gab es auch musikalische Einlagen einer Gruppe von Geisha. Schliesslich war es so weit. Die Gewinner des Turniers wurden in die Arena gebeten und der Shogun schritt die Tribüne hinunter, gefolgt von den Samurai und Minoru.

Als erster wurde Zarhak Nikaragh als Sieger ausgezeichnet. Neben einer Kiste mit goldenen Beschlägen überreichte ihm der Shogun persönlich eine Ernennungsurkunde.
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Re: Des Baumeisters Tochter

Mo 16 Jul, 2012 21:50

Danach war die Reihe an Tjolfengrimm, der eine Kiste mit silbernen Beschlägen sein Eigen nennen durfte. Auch seine Leistungen wurden mit einer Urkunde gewürdigt.
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Re: Des Baumeisters Tochter

Mo 16 Jul, 2012 21:51

Schließlich kam die Reihe an Thurazz, den Drittplazieren. Ihm wurde eine ähnliche Kiste zuteil, deren Beschläge aus Bronze bestanden. Ebenso erhielt er eine Urkunde als Anerkennung seiner im Turnier bewiesenen Kampfkünste.
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Re: Des Baumeisters Tochter

Mo 16 Jul, 2012 21:52

Zuletzt kam die Reihe an Rick, der gar nicht genau wusste, wie ihm geschah, als er sich plötzich in Mitten der Ryû neben den Gewinnern wiederfand. Doch hatte der Shogun beschlossen ihn für seine Unerschrockenheit zu ehren, mit der er sich im Turnier auch den stärksten Gegnern mutig entgegen gestellt hatte. Wegen seines beispielhaften Verhaltens wurde ihm die Ehre zuteil, die Insignien eines Samurai zu tragen, die ihm als Zeichen der Anerkennung übereicht wurden.
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