Einige Tage später in Eisentrutz:
Der Bote zieht an den Zügeln seines Rosses, dass schließlich wiehernd zum Stehen kommt. Etwas misstrauisch beäugt er den Bettler, der an einer der belebteren Straßen sitzt. Es widerstrebt ihm zwar, den Brief diesem heruntergekommenen, dreckigen Etwas zu geben, aber da es nicht seine Aufgabe ist, Fragen zu stellen und die Beschreibung, die der Absender mitgegeben hat, passt, reicht er dem alten Mann vom Rücken seines Pferdes aus einen gesiegelten und mehrfach gefalteten Brief. "Hier, den soll ich Euch überbringen", sagt er noch, bevor er seinem Pferd die Sporen gibt und weiter durch die Straßen von Eisentrutz jagt.
Als es dunkel geworden ist, verschwindet der Bettler in der Dunkelheit der Gassen. Einige Zeit später kommt er zu dem alten Fass. Er versteckt den Brief zwischen dem Fass und der Hauswand, wie er es schon so oft getan hat. Die paar Groschen, die dort liegen, steckt er mit einem Lächeln ein. Und ohne sich noch einmal umzusehen, verschwindet er wieder in der Dunkelheit und lässt die unscheinbare Seitengasse hinter sich.
Der Inhalt des Briefes:
Werter Freund,
Habe und Gut sind nicht mehr das, was sie einmal waren. Verstanden wird man heute auch nicht mehr. Melde, meine alte Tante, sagt das schon seit Jahren. Dich scheint der Niedergang der Zeiten auch zu treffen, wie ich deinem Brief entnehme. Wieder und wieder habe ich ihn gelesen. Bei der Lektüre spüre ich immer noch tiefe Verbundenheit. Neuigkeiten gibt es von meiner Seite leider keine.
Bin nur neulich einmal im Theater gewesen. In nächster Zeit will ich mir vielleicht ein modernes Reisegewand zulegen. Vellhafen soll ja solche Sachen exportieren, aber sie scheinen auch recht teuer zu sein.
Gezeichnet, dein Freund Ragde