Prolog
Jede Epoche hat ihre Evolution. Jedes Zeitaler seine Ereignisse. Zeiten des Frieden und des Wohlstandes... gefolgt von Zeiten des Krieges und des unendlichen Leids. Die Menschen unserer Generation sind in eine Welt des Wohlstands und der Wissenschaft hineingeboren, in eine Zeit in der die Kriege zwischen Endrouelle und Heroida nur noch Kapitel in Geschichtsbüchern sind. Die Tage des Ruhms und der Ehre auf dem Schlachtfeld sind gezählt. So wie jede Epoche und jedes Zeitalter ihre Figuren des Guten und Gerechten zum Vorschein bringt, so hat die andere Seite des Schicksals ihrerseits einige Figuren in das Rennen geschickt. Doch leben wir in einer Zeit, in der das, was früher Schwarz war, heute Weiß erscheint. Und einiges, was früher Weiß war, ist heute schon längst Schwarz. Und das Meiste verschwimmt in den zahlreichen Grautönen, die eine Unterscheidung schwierig gemacht haben, fast schon unmöglich. Dies sind die Zeiten, in dene wir leben.
Wir schreiben das Jahr 2073 AZ. Ort der Handlung: das Nuovo Imperio Aurecciani.
I. Düstere Vorzeichen
Genovia, einige Tage zuvor.
Die Nacht war schon lange hereingebrochen und die Dunkelheit legte sich wie ein feiner Schleier über die kleinen Plätze und engen Gassen sowie die unzähligen kleinen Kanäle Genovias, die die Stadt wie Adern durchzogen und in dene tagsüber das Leben pulsierte, doch in diesen späten Nachtstunden schien die ganze Stadt zu schlafen. Doch gab es selbst zu solch einer ungemütlichen Stunde Personen, die sich in den dunklen Gassen umhertrieben, davon geradezu angezogen wurden, die die Dunkelheit für ihre Geschäfte vorzogen, dene es gerade darum ging, nicht gesehen zu werden. In einem schwarzen Umhang gewandet bog eine Gestalt in eine verlassene Gasse, einzig der scheinende Mond hoch oben über ihm brachte ein wenig Licht in die Szenerie. Nervös blickte er sich um, er war nicht etwa in Eile, dennoch musste sichergestellt werden, dass niemand sie beobachtete. Plötzlich schälte sich eine weitere Gestalt aus dem Schatten vor ihm, fast schon erschrocken zuckte der andere zusammen, als die andere Person auf ihn zutrat. "Habt Ihr alles beschaffen können?" fragte die eine männliche Stimme. "Natürlich, sonst wärt Ihr ja nicht zu mir gekommen, nicht wahr? Hier sind Eure gewünschten Dokumente, ich habe den besten Mann den ich kenne darauf angesetzt, sie werden jeglicher Überprüfung Stand halten. Doch das kostet etwas. Habt Ihr die verabredete Summe auf das angebenen Konto eingezahlt?" fragte die weibliche Stimme zurück. Die andere Gestalt mit der männlichen Stimme holte einen kleinen Zettel heraus und reichte ihn der Frau, diese warf einen kurzen Blick darauf und steckte ihn dann ein, ob sie trotz fehlender Lichtquelle etwas erkannte hatte oder ob sie überhaupt viel mehr Licht als das des Mondes brauchte, konnte man nicht sagen, aber der Mann nahm es so hin. Dann wurden einige Dokumente übergeben und zufrieden warf er einen Blick auf die Papiere, von dene er kaum etwas erkennen konnte. Als er wieder ausfsah, war die Frau verschwunden. Doch sie interessierte ihn nicht mehr. Sein Herr würde sehr zufrieden sein, wenn er ihm diese Papiere übergeben würde. Denn damit konnte er sich sicherlich leicht einige seiner Gegner entledigen...
II. Im Kaiserpalast
San Aurecciani, vor kurzem am heutigen Tage.
Er ging langsam den schier riesigen Gang entlang, dessen Ausmaße man eher als eine 'Halle' beschreiben würde. Jeder auch nur leise geflüsterte Ton hallte laut von den dicken Wänden zurück, nur die Schritte nicht, denn sie wurden von dem roten Teppich unter seinen Schuhen verschluckt. Er beschleunigte seine Schritte, zwar war er nicht in Eile, doch hatte er auch keine Zeit zu verlieren. Immer näher kam er dem riesigen Portal, welches von einem guten Duzend Wächtern in der kaiserlichen Uniform flankiert wurde. Fast lautlos öffneten sich die massive Flügel des Portal wie von Geisterhand und vor ihm lag dr prächtige Audienzsaal der auretianischen Kaiser. Manch ein Mensch wurde dieser Pracht ein wenige Male in seinem Leben angesichtig, die Meisten jedochen sahen sie niemals, selbst wenn sie auretianische Bürger waren. Doch bei ihm war das anders, er war immerhin der Cancellario Imperatore, für ihn öffneten sich fast alle Türen des Kaiserpalastes. Zwar nicht zu jeder Zeit und nicht immer, aber in den meisten Fällen schon. Er hatte keinen Blick übrig für die Pracht um ihn herum, diesen fast märchenhaft prunkvollen Saal in Marmor und Gold, dessen Reichtum so mannigfaltig erscheint, dass man glauben könnte, in einer Schatzkammer zu sein. Am Ende des Saales stand der mächtige alte Thron der Kaiserin. 9 Stufen führen zu ihm hinauf, ein Baldachin aus Brokat schwebte über ihm. Auf dem Thron saß eine junge Frau. Ihr Gesicht war weiß wie Seide und ihr Haar war zu einer kunstvollen Frisur gesteckt. Ein Diadem aus Silber und funkelnden Diamanten lag auf ihrem Haupt. Das hellblaue Kleid, das sie trug, war ebenso reich verziert und kunstvoll geschneidert. Mehrere Wachen standen an den Türen zu den angrenzenden Räumen. Galvano di Lancia blieb stehen und verbeugte sich tief von seiner Herrscherin, doch dann erhob er sich wieder und trat langsam die Stufen zum Thron hinauf, dabei der jungen Kaiserin direkt ins Gesicht sehend, während er einige Papiere aus seinem edlen Gewand hevorholte. Er reichte sie ihr, nach kurzen Blick darauf gab sie sie an ihren höchsten Kammerdiener weiter, ihr Gesicht schien unbewegt von dem, was sie dort gelesen hatte, während Galvanao seine Worte an sie richtete:
"Ich habe hier einige sehr brisante Dokumente, Eure Kaiserliche Majestät. Es geht um die leidige Angelegenheit mit diesen Aufwieglern vor kurzen, die verschwunden scheinen. Wenn diese Aufzeichnungen tatsächlich stimmen sollten, dann seid Ihr von Euren treusten Dienern verraten worden. Ich rate Euch aufs dringlichste zu handeln, bevor der Schaden nicht mehr wieder gutzumachen ist. Wie gedenkt Ihr zu handeln, Eure Kaiserliche Majestät?"
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