Isabella - Ein Wirbelwind geht seinen Weg

Isabella - Ein Wirbelwind geht seinen Weg

Beitragvon Isabella » Mo 31 Aug, 2009 13:56

Spoiler:
Da in Isabellas Geschichte auch einige bekannte Antamarer zu finden sind/sein werden, die nicht im Ordensforum Einblick haben, habe ich mich entschlossen, das bisher dort Geschriebene nochmal in diesen Teil des Forums zu kopieren und auch hier weiterzuführen.
Die, die immer gerne ihren Senf dazugeben, möchte ich bitten, sich die ooc - Bemerkungen vorerst hier zu verkneifen, da weitere Posts im Laufe der Zeit folgen werden. Es gibt ja auch noch andere Wege, um loszuwerden, was man loswerden möchte :wink:



~ Ein Tag, der alles veränderte ~

Es war einer dieser eisigen Wintertage, der das Leben der kleinen Isabella von einem Schlag auf den anderen verändern sollten.
Der Schneesturm, der des Nachts durch die Stadt tobte und die ersten dicken Flocken durch die Straßen und Gassen Eisentrutzes wirbelte, hatte sich am Morgen gelegt und für Isabella gab es nach dem Mittagsmahl kein Halten mehr.
Freudig und fasziniert von dem traumhaften Bild, was sich ihr darbot, verließ sie mit ihrer Puppe Mia das Haus ihrer Eltern und machte sich daran, die gepuderte Welt zu erkunden. Die Fensterscheiben der Häuser waren von außen vom Schnee wie gepolstert, und von den Dächern stürzten hier und da sogar ganze Haufen der weißen Pracht hinab und verwandelten einige Passanten, die gerade zur falschen Zeit am falschen Ort waren, in lauthals keifende Schneewesen.
Isabella konnte bei diesem Anblick nicht an sich halten und bekundete ihre Freude über deren Aussehen mit einem herzhaften Lachen. Nie hätte sie auch nur einen Moment daran gedacht, dass die liebevolle Verabschiedung ihrer Eltern zuvor, die letzte Zärtlichkeit sein würde, die sie von ihnen erhielt.

Während die Großen stets vermieden, auch nur einen Fuß in der dicken Schneedecke versinken zu lassen, die sich rechts und links an den freigeschaufelten Wegen entlang zog, tobte Isabella mit anderen Kindern darin herum und vergaß die Zeit. Erst als die Dämmerung einsetzte und die oberste Schicht des Schnees so fest geworden war, dass jeder Schritt nunmehr kein knirschendes, sondern ein knackendes Geräusch erzeugte, spürte der kleine blonde Wirbelwind, wie eisig kalt es eigentlich war und machte sich zitternd auf den Heimweg - vorbei am Marktplatz… weiter an dem schönen großen Haus mit dem funkelnden Schild über der Tür… dann in die Gasse einbiegend, die auf der Seite liegt, in der sie beim Essen immer den Löffel hält… das Haus mit dem großen, grünen Holztor passierend, hinter dem zwei Kläffer immer lautstark bekundeten, dass es sie gibt, wenn jemand vorbei läuft… und letztendlich an dem Haus vorbei, an dem der Onkel immer den ganzen Tag am Fenster hockt und Rauchzeichen mit seiner Pfeife gibt…

Schon von Weitem sah die Kleine den Pferdchenwagen und so komische Onkels in schwarzen Sachen, die emsig Möbel und andere Dinge aus dem Haus trugen und auf den Wagen luden.
Isabella, die nie Bekanntschaft mit üblen Gesellen gemacht hatte, war zwar etwas verwundert, aber dachte sich dennoch nichts dabei, schließlich sprachen ihre Eltern oft davon, dass sie bald wieder in ihre Heimat zurückkehren würden. Von kindlicher Wissbegierde und aufkommender Vorfreude getrieben, stiefelte sie einfach schnurstracks zu dem einen Onkel, der wild mit den Armen herumfuchtelte und offenbar den anderen begreiflich zu machen versuchte, dass sie sich beeilen sollten. Erst als sie vor ihm stand und zu dem Onkel aufblickte, verfinsterte sich ihr Blick.

Der Onkel is wirklich komisch. Hat der das Tuch von dem Mund, weil er sich nicht die Zähne geputzt hat oder die so eklig aussehen? Der macht das bestimmt, damit wir uns nich erschrecken…, dachte Isabella und sprach ihn trotz des nicht gerade freundlich wirkenden Aussehens an: “Hey, du… bringt ihr jetzt unsere Sachen zu dem großen Boot?… und und und… wo sind denn Mama und Papa?”.

Der seltsame Onkel schien nicht sehr viel Luft durch das Tuch zu bekommen, denn mit einem Mal weiteten sich seine Augen und wurden beinahe doppelt so groß wie vorher, während er tief Luft holte und dann erst einmal irgendwas Unverständliches brabbelte.
Isabella hatte nicht direkt vor dem Onkel Angst, aber zumindest davor, dass er vielleicht dolle krank ist und sie ansteckt. Also wich sich lieber einen Schritt zurück und bemühte sich, seinen Worten aufmerksam zu lauschen, die nicht gerade nett und durch das Tuch vor dem Mund ziemlich undeutlich für die kleinen Mädchenohren klangen. Dabei sah der Onkel mit drohender Miene auf ihre Puppe, sodass Isabella diese instinktiv noch fester an sich drückte und nickte, ohne einen Hauch von Widerworten von sich zu geben.
Ja, warum sollte sie auch widersprechen?
Sie wusste, wie sehr sich ihre Eltern freuten, endlich wieder in die Heimat zu ziehen. Auch wenn sie nicht verstand, warum beide heute vor ihr ins Bett gegangen waren, wie der Onkel sagte, würde sie sie natürlich schlafen lassen, und dass sie niemanden erzählen würde, dass die Onkels da waren und ihre Sachen schon zu dem großen Boot bringen würden, war auch klar.
Sie wollte auf keinen Fall, dass das Boot zu voll wird und sie keinen Platz mehr haben. Es war also völlig unnötig, ihr anzudrohen, wiederzukommen und Mia auch noch mitnehmen zu wollen. Verwirrt und ein wenig wütend über die Drohung des Onkels, sah sie dem Pferdchenwagen nach und ging ins Haus…

.
Benutzeravatar
Isabella
Kleiner Held
Kleiner Held
 
Beiträge: 8
Registriert: Mi 13 Mai, 2009 21:35
Heldenname: Isabella

Re: Isabella - Ein Wirbelwind geht seinen Weg

Beitragvon Isabella » Mi 02 Sep, 2009 21:04

.
~ Klein und allein ~


Viele Tage vergingen, an denen sie jeden Morgen aufs Neue ganz leise die Tür des Schlafgemachs ihrer Eltern öffnete und hindurch sah; Tage, an denen die Freude über die bevorstehende Reise schwand und sich allmählich Sorge ausbreitete, denn selbst als die Kleine allen Mut zusammen nahm und versuchte, ihre Eltern aufzuwecken, schliefen diese weiter. Sie war allein und die Vorräte, die für sie essbar waren, ohne dass diese zubereitet werden mussten, waren mittlerweile aufgebraucht, sodass sie von irgendwo anders her etwas zu essen auftreiben musste.

Vom Hunger getrieben, verließ sie daraufhin das elterliche Haus und stiefelte mit ihrer Mia über den Markt, denn dort gab es so ziemlich alles was das Herz begehrte, und natürlich noch viel viel mehr - wenn man denn genug dieser verfluchten Geldies hatte.
Anfangs hegte sie noch die Hoffnung, ihr Geldie - ein abgerissener Knopf ihres Mantels - gegen einen leckeren Honigkuchen tauschen zu können, doch die Tante am Gebäckstand lachte nur und erkannte den Wert von Isabellas Geldie überhaupt nicht. Große waren eben doch nicht so klug wie sie immer vorgaben, denn dann hätte die Tante ja sehen müssen, dass sie nicht ein einziges dieser ‘Isabella - Geldies’ besaß und hätte ihm einen immensen Wert aufgrund seiner Seltenheit zugesprochen.
Einen Flunsch ziehend zog der kleine Blondschopf mit traurigen Augen und hängenden Schultern von dannen. Irgendwie musste sie eben doch an echtes Geldie kommen. Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Die Geldbeutel der Marktplatzbesucher tanzten verlockend in Augenhöhe, während sie sich durch die Massen der Kaufwilligen einen Weg zu bahnen versuchte, aber Isabella hätte sich niemals getraut, auch nur den Versuch zu starten, einen dieser Beutel zu berühren, geschweige denn zu stehlen.
Wie gebannt auf diese starrend, folgte sie stattdessen nur den reichen Geldbeutelbesitzern und hoffte, dass diese sich einfach von selbst vom Gürtel lösten und zu Boden fielen, doch so sehr sie es sich auch wünschte, die Geldbeutel taten ihr einfach nicht den Gefallen.
Entmutigt schob sie ihren Plan irgendwann beiseite und stand, ohne es wirklich beabsichtigt zu haben, wieder vor dem Stand mit dem lecker duftenden Essen.

Die Kleine versuchte alle Mienen, die sie perfekt aufzulegen beherrschte - weder ein engelsgleicher, ein flehender, ein bettelnder oder ein ganz trauriger Blick entlockten der Tante das von Isabella begehrte Stück Honigkuchen.
Ja, nicht einmal vor dem knurrenden Magen, der sich nun äußerst lautstark bemerkbar machte und sich wie ein böser Wolf anhörte, hatte die Verkaufstante Angst.
Daraufhin ein Gesicht wie 7 Tage Regenwetter ziehend, war der kleine Blondschopf gerade dabei, sich wieder abzuwenden, als eine Hand und ein darauf befindlicher Honigkuchen unter ihrer Nase auftauchte.
Mit großen Augen starrte sie anfangs nur auf das Essen, doch dann huschten ihre Augen den Arm hinauf, bis sie in das freundlich lächelnde Gesicht einer Tante mit ganz weißen Haaren blickte, die, wie sich später herausstellte, Lenora hieß.

Während Isabella kurz darauf Beine baumelnd auf einer Bank den Kuchen verputzte, musste sie allerhand Fragen über sich ergehen lassen, was laut isabellischer Logik davon zeugte, dass die Tante mindestens noch genauso viel lernen musste wie sie selbst, denn wer sooo viel fragte, wusste nun mal nicht viel, und wer nicht viel wusste, würde noch sehr viel lernen müssen.
Isabella fand das nicht weiter schlimm, denn es stellte sich heraus, dass die Tante mit anderen Qualitäten gesegnet war. So wie sie sagte, war sie nämlich DIE weltbeste Aufweckerin und versprach, als sie von Isabellas dauerschlafenden Eltern hörte, ihr Können anzuwenden und diese aufzuwecken. Freudestrahlend und voller erweckter Zuversicht und Hoffnung führte Isabella die weißhaarige Tante zum Haus ihrer Eltern…

.
Benutzeravatar
Isabella
Kleiner Held
Kleiner Held
 
Beiträge: 8
Registriert: Mi 13 Mai, 2009 21:35
Heldenname: Isabella

Re: Isabella - Ein Wirbelwind geht seinen Weg

Beitragvon Isabella » Di 08 Sep, 2009 10:57

.
~ Ein neues Zuhause? ~

Während die kleine Blonde – so, wie es ihr die angeblich weltbeste Aufweckerin aufgetragen hatte - auf den Stufen vor dem Haus wartend ausharrte, verschwand die Tante darin eine von dem kleinen Mädchen gefühlte Ewigkeit.
Ja, Geduld war noch nie eine ihrer Stärken gewesen; sie war wohl vielmehr Meisterin der Ungeduld, und so dauerte es nicht lange, bis Isabella es vor lauter Neugier nicht mehr aushielt und mit Mia zur Tür ging, um nachzusehen.
Just in dem Moment, in dem die Kleine ihr beschuhtes Füßchen über die Türschwelle setzte, kam die angeblich weltbeste Aufweckerin namens Lenora mit einem Blick die Treppe hinunter, der von einem Schlag auf den anderen jegliche Vorfreude und Hoffnung zu Nichte machte. Sie musste nichts sagen. Isabella sah ihr sofort an, dass selbst deren Künste im Aufwecken nicht gereicht hatten.
Sie wollte tapfer sein, sich nichts anmerken lassen, schluckte und rieb sich ihre Augen, aber es half nichts - die aufsteigenden Tränen waren nicht zu bremsen. Zwar schloss die Tante sie sogleich tröstend in ihre Arme, aber ihre Worte, die sicher beruhigend wirken sollten, wühlten die Kleine noch mehr auf und sorgten dafür, dass sich die kleinen Kullertränen, die sich langsam den Weg über ihre Wangen bahnten, in wahre Rinnsale verwandelten.
“Neeeein! S-s-s-sie wachen wieder a-a-auf… g-a-a-anz bestimmt… D-d-du irrst Dich… “, stammelte sie immer wieder schluchzend und wischte mit einer Hand die Tränen fortwährend weg. Für die Kleine war das unvorstellbar, dass es nicht so sein könnte. Sie wachte ja schließlich auch immer nach dem Schlafen auf, also konnte das gar nicht anders sein.

Lenora, die die kleine Isi immer noch im Arm hielt, schien jedenfalls auch ziemlich traurig über ihren misslungenen Weckversuch zu sein, denn auch ihr stiegen die Tränen in die Augen.
Ohne Isabella zu fragen, ob sie denn überhaupt wolle, nahm sie die kleine Blonde nach einiger Zeit des gemeinsamen Tränenvergießens auf den Arm und verließ mit ihr den Ort, der so viel Traurigkeit in beiden ausgelöst hatte.
Aus den Augen – aus dem Sinn, das war eine recht simple Art der Problembewältigung, die aber wirklich funktionierte. Isabella, die ob des Weinens viel zu erschöpft war, um Gegenwehr zu leisten, ließ es einfach geschehen und beruhigte sich sogar, als die Tante ihr unterwegs erzählte, dass sie ihre Eltern irgendwann einmal wiedersehen würde, doch nun - so sagte sie weiter - müsse sie erst einmal groß werden und alles dafür tun, dass ihre Eltern stolz auf sie sein können, denn diese schauen auf sie hinab, sind immer bei ihr und passen auf sie auf. Ja, die Tante Lenora war vielleicht wirklich nicht so eine gute Aufweckerin, wie sie zuvor angab, aber eins musste man ihr lassen, das Trösten hatte sie schnell gelernt.

Kaum waren sie nach einem kurzen Gespräch mit so seltsamen Wachonkels in den komischen blauen Hallen, wie die Tante ihr Haus nannte, ankommen, zog diese alle Register und eroberte das Vertrauen des kleinen Wirbelwindes mit einer Pferdefigur. Gleichzeitig bot sie ihr an, solange bleiben zu können, wie Isabella wolle. Für das Mädchen bedeutete dieses Angebot in erster Linie erst einmal, nicht mehr nach Essen suchen zu müssen, weshalb sie auch gleich freudig nickend annahm. Nur eins bereitete der Kleinen Sorge… sie hatte ja überhaupt kein Bett.
Aber auch dafür wusste Lenora einen Rat. Man könnte ihre Geste, Isabella ihr Zimmer und das darin befindliche Bett zu überlassen, als großherzig und selbstlos bezeichnen, aber die Tante zog daraus auch einen recht netten Vorteil: nämlich so konnte sie in dem Bett von einem Onkel namens Aldanon schlafen. Der Onkel war wohl auf einer Reise, aber Isi ahnte, dass sich einiges ändern würde, sobald der wieder da war.
Isabellas Mutter hatte ihr nämlich oft erzählt, dass man erst bei Onkels im Bett schlafen darf, wenn man groß ist, und man Kinder bekommt, wenn man das tut.
Wenn also Isabella in Lenoras Bett schlafen würde, würde die Tante mit dem Onkel zusammen im Bett schlafen müssen, wenn der von seiner Reise zurück käme. Und weil die Tante den kleinen Blondschopf einfach in ein Hemd von dem Onkel gesteckt und ins Bett verfrachtet hatte, würde der dann auch nix anhaben, wenn die beiden zusammen in einem Bett schliefen. Dann wiederum würden die irgendwann Kinder bekommen und bräuchten für sie auch Betten.

Das wäre dann der Zeitpunkt, an dem sie vielleicht nicht mehr willkommen wäre, dachte Isabella und nahm sich vor, irgendwann ein anderes Zuhause zu suchen. Doch das hatte Zeit, bis sie ausgeschlafen hatte…
.
Benutzeravatar
Isabella
Kleiner Held
Kleiner Held
 
Beiträge: 8
Registriert: Mi 13 Mai, 2009 21:35
Heldenname: Isabella

Re: Isabella - Ein Wirbelwind geht seinen Weg

Beitragvon Isabella » So 13 Sep, 2009 23:27

.
~ Geldiebeschaffungsmaßnahmen ~

Zwar versuchte die Tante Lenora den Aufenthalt Isabellas in den komischen blauen Hallen, die sich unweit des Marktplatzes befanden, so angenehm wie möglich zu machen, aber die Kleine vermisste trotz aller Bemühungen und Geschenke ihre Eltern und ihre gewohnte Umgebung von Tag zu Tag mehr; das jedoch, ließ sie sich nicht anmerken.
Kaum hatte sie der erste Gockelhahn aus dem Bett gekräht, schlang sie sich ihr Frühstück hinunter und floh regelrecht aus dem Haus, um sich einer äußerst wichtigen Angelegenheit zu widmen – der Geldiebeschaffung.
Wie sie nämlich von einem Onkel erfahren hatte, würde man wohl sehr viel von diesem Geldie haben müssen, um nach Auredingsbums – der Heimat ihrer Eltern – zu gelangen, und dorthin wollte sie unbedingt.
Sie glaubte natürlich daran, dass ihre Eltern auf sie hinab sahen und auf sie aufpassen würden, wie Tante Lenora ihr erklärte, aber irgend etwas in ihr sagte ihr, ihre Eltern würden ihr dort viel näher sein.

Die Geldiebeschaffung war für den kleinen Wirbelwind recht mühsam, doch Übung machte bekanntlich den Meister, und das war sie im Laufe der Zeit wirklich geworden.
Anfangs noch auf dem Marktplatz nach verlorenen Blinkemünzen suchend, entdeckte sie eines Tages beim Umherstromern eine wahre Geldiequelle.
Sie machte sich einfach die Geldie - Gier des wohl teuersten Blumenhändlers auf dem Eisentrutzer Marktes zu Nutze und zupfte Kaufwillige grinsend am Ärmel, um ihnen dann ein ins Ohr geflüstertes Angebot zu machen, welches die Wenigsten ausschlugen. Immerhin war die Ersparnis Dank Isabellas Tippes, die sie bei einer schwarzen Rose trotz der von der Kleinen verlangten Belohnung hatten, nicht zu verachten.

War der kleine Blondschopf auf diese Art um einige Geldies reicher geworden, suchte sie erst einmal das Weite und vertrieb sich eine Weile die Zeit damit, die Tanten zu beobachten, die viel zu wenig anhatten, als dass man sie als wirklich angezogen bezeichnen konnte, und mit Onkels desöfteren in einem Haus verschwanden.
Die Tatsache, dass die Onkels selig lächelnd nach einiger Zeit wieder heraus kamen, und die Tanten nicht minder glücklich aussehend den Onkels hinterher sahen, ließ bei Isabella die Vermutung aufkommen, dass beide ziemlich viel Spaß gehabt haben – Spaß, der offensichtlich den Tanten einiges an Geldie eingebrachte, denn sie hatte schon oft gesehen, wie ein Onkel so ner Leichtbekleideten einen Geldiebeutel beim Gehen in die Hand drückte. Irgendwann würde sie – so nahm sie sich vor – nen Onkel ansprechen, aber vorher musste sie unbedingt noch in Erfahrung bringen, was die hinter verschlossener Türe so trieben.

Hatte sie genug diese eventuelle neue Geldieeinnahmequelle ausgekundschaftet, stromerte sie zumeist weiter über den Marktplatz und guckte sich einen von jenen blonden Onkels aus, die den Tanten immer hinterher starrten.
Anfangs besah sie sich ihr 'Opfer' NUR aus nächster Nähe, starrte förmlich in dessen Gesicht, und nahm dann nach einiger Zeit die Hinteransicht gründlich unter Augenschein, bis man an der Miene des Onkels erkennen konnte, dass er sich unwohl fühlte, derart betrachtet zu werden. Dann kam die isabellsche Attacke wie ein Blitz: „Duuuuu... Onkel? Ich kenn dich! Meine Mama hat eine Zeichnung von dir in ihrem Schmuckkästchen. Weißte was die mir erzählt hat? Mich gibt’s nur, weil sie mit dir zusammen mal im Bett geschlafen hat. Die sucht dich schon so lange... weißte? I-i-i-ich hol sie schnell!“.
Um ihren Worten dann den perfekten Ausdruck zu verleihen, setzte sie immer dabei ihr strahlendstes Lächeln auf und unterstrich das Ganze mit freudigen Hopsern. Die Onkels reagierten verschieden. Mal drückte der eine ihr ein begehrtes Geldie in die Hand und meinte, dass sie dafür aber nicht ihre Mama holen solle, und manch' anderer sagte gelassen, dass er auf die Begegnung schon gespannt sei. In letzterem Falle tat Isabella so als ob und flitzte samt ihrer Mia durch die Schar der Marktplatzbesucher, sodass dieser sie bald aus dem Blickfeld verlor.

Wieder um ein Geldie reicher – oder eben manchmal auch nicht – kroch sie dann erst einmal in ihr selbstgebautes, aus gestapelten Holzkisten bestehendes Haus, welches sich zwischen einem Bäckerstand und einem anderen Händlerstand befand. Von dort aus lugte sie dann zwischen einem Spalt hindurch und behielt die Leute im Auge. Der Händler erkannte bald die Vorzüge des isabellischen Wachdienstes und belohnte ihre Dienste großzügig, denn wenn dieser seine großen, einträglichen Geschäfte abwickelte, passte Isabella auf und erschreckte die kleinen langfingrigen Diebe, die sich währenddessen am Stand mehr als nur prüfend 'umsahen', fast zu Tode. Sah sie, dass eine Ware unbezahlterweise den Weg von der Auslage nahm, rief sie aus ihrem Versteck mit verstellter, bärenhaft klingender Stimme: „Waaaaaage es Dir nicht!“, oder „Erst bezahlen, dann die Ware!“, oder auch „Legst Du das gefälligst wieder hin?!“.
Oftmals ließen sie den Gegenstand ihrer Begierde einfach vor lauter Schreck fallen und suchten das Weite, oder sie suchten mit der Ware das Weite, aber dann hatte Isabella ja auch ihren Teil dazu beigetragen, dass der Händler früher als sonst die dreiste Warenumlagerung bemerkte.

Gönnte sie sich dann nach der Zeit der isabellischen Observierung eine Pause, suchte sie stets ihre Lieblingsbank am Rande des Marktplatzes auf, von der sie auch ziemlich viel beobachten könnte.
Manche Tage hatte sie das Glück, dass eine große, richtig stark aussehende Tante vorbei kam, die sich bei ihrem ersten Zusammentreffen als Heldriane vorstellte, und ihr einen Apfel schenkte. Isabella bedankte sich natürlich immer brav bei ihr und versprach, diesen gleich zu essen, weil sie ja dann laut der Tante auch so groß und stark wie sie werden würde, aber das tat sie dann doch nicht und steckte stattdessen den Apfel in ihre Manteltasche, denn selbst den konnte man, wenn man einen Kaufwilligen fand, in Geldie umtauschen. Und wenn nicht, ging sie wieder zum Bäckerstand, sah die geizige, unkooperative Händlertante mit großen Augen blinzelnd an und versuchte diesen dort gegen ein Stück Apfelkuchen umzutauschen...
.
Benutzeravatar
Isabella
Kleiner Held
Kleiner Held
 
Beiträge: 8
Registriert: Mi 13 Mai, 2009 21:35
Heldenname: Isabella

Re: Isabella - Ein Wirbelwind geht seinen Weg

Beitragvon Isabella » So 18 Okt, 2009 00:51

.
~ Die Kunst des Teilens und Fliegens ~

Selbst ein kleines Kind, wie es Isabella nun mal war, bekam im Laufe der Zeit mit, dass mit einem Mantelknopf kein Kuchen zu erkaufen war.
Dennoch trat sie jeden Tag aufs Neue an den Stand mit den wohl leckersten Gebäcksorten ganz Eisentrutzes und zog aus Spaß ihre alte, nicht funktionierende Masche ab.
Zwar bekam sie nicht das Apfelkuchenstück ihrer Begierde, aber das hochrote Gesicht der Verkaufstante mit ihren aufgeblasenen Wangen, die fast zu platzen drohten, waren im Einklang mit deren Augenverleiern ein nicht zu verachtender Ersatz.
Diesen amüsanten Anblick genießend, bemerkte die kleine Blonde garnicht den Onkel, der sich in der Zwischenzeit an den Stand gesellt hatte. Als jener dann aber so ein duftendens Stück kaufte, galt ihm plötzlich ihre ganze Aufmerksamkeit, und zwar so sehr, dass er nicht umhin kam, ihr etwas anzubieten. Da der Onkel aber nur ein Stück hatte und mit ihr teilen wollte, lehnte sie dankend ab, denn sie wollte auf keinen Fall von etwas abbeißen, wo andere schon daran herumgegessen hatte. Sie konnte sich schließlich noch genau an die Warnungen ihrer Mutter erinnern, und an die schlimmen Krankheiten, die man durch so eine Esserei bekommen konnte.
Damit der Onkel sich solche Essgewohnheiten auch schleunigst abgewöhnt, gab sich Isabella einen Ruck und klärte ihn in neunmalkluger Manier auf, was das alles für schlimme Folgen haben konnte.
Dieser ließ die Belehrung über sich ergehen und erklärte dann lachend, dass es nicht nur die eine Art gäbe, Essen zu teilen. Das machte die Kleine neugierg, und so folgte sie ihm nun doch bereitwillig zur nächsten Bank und beobachtete genau, wie er geschickt mit dem Messer handtierte.
Ja, jetzt, wo sie das so betrachtete, kam ihr DAS Teilen auch bekannt vor. Ein Stück in zwei Stücke zu zaubern, die sich Hälften nannten - das sah, so stellte sie nach einiger Grübelei fest, jetzt völlig anders aus als damals, als das der Sohn von ihrer Mutters Freundin gemacht hatte. Sie bekam da nämlich von dem kleinen Knilch ein viel kleineres Stück, wobei er sogar schwor, dass das genau eine sogenannte Hälfte sei.
Wieder ein wenig schlauer, ließ sie sich ihre echte Hälfte schmecken und tauschte sogar allerhand mit dem Onkel, der sich Lapis nannte, aus.
Für Isabella war das eine gänzlich neue Erfahrung, auf einen Großen zu treffen, der nicht nur neugierig war, wie alle anderen, sondern auch bereitwillig die Fragen beantwortete, die Isabella auf dem Herzen hatte.
Da der Onkel ganz allein war, wie er erzählte, und seine ganze Zeit damit verbrachte, zu forschen, um dann dafür Geldies zu bekommen, versprach Isabella, ihm ihre Mia zu schenken, aber erst, wenn sie groß sei und einen Onkel gefunden hätte, mit dem sie sich 'bemählt' – dann bräuchte sie nämlich ihre Mia nicht mehr.

Mitten in ihrer Plauderei stand Onkel Lapis pötzlich auf und lief zum Brunnen. Er sagte zwar, Isabella solle brav sitzen bleiben, aber wie das bei Kindern nun mal so ist – sie tun meist immer das Gegenteil von dem, was sie sollen.
Von ihrer kindlichen Neugier getrieben, näherte sie sich erst ganz langsam, doch je kleiner der Abstand zu den Onkels wurde, umso mehr beschleunigte sich ihr Tempo, bis sie letztendlich neben Lapis stand und das Übel sah.
Anfangs bereute sie es, etwas gegessen zu haben, denn der Anblick des blutenden anderen Onkels, der mit einer Nadel richtig ungeschickt in sich hineinstach und vor Schmerzen stöhnte, war nicht gerade schön, aber dann nahm ein anderer Onkel die Nadel mit dem Faden und begann die klaffende Wunde am Arm des Onkels, der wohl Colgan hieß, zu nähen, wie es ihre Mama immer mit ihren zerrissenen Kleidern tat.
„Hihi, jetzt weiß ich was ich mal werde wenn ich groß bin! Ich werd Hautnäherin! Dann kann ich dir so schöne Muster auf die Haut nähen, wie's Mama immer auf meine Kleider gemacht hat, weißte?“, platzte es aus ihr heraus. Dass diese Idee gut war, schien nur sie allein zu finden, denn neben dem Lachen der anderen Onkels erntete sie besonders von dem genähten Colgan einen Blick, der wie „bitte nicht!“ aussah.
Isabella überging das einfach und hielt an ihrer neusten Idee fest, während sie weiter ausgiebig den Colgan beobachtete. Dieser war nämlich, nachdem der letzte Stich getan war, aufgestanden und machte seither komische Armbewegungen, was beinahe so aussah, als ob er das Fliegen lernen wollte. Dass sein Verhalten etwas mit der seltsamen Flüssigkeit aus diesem kleinen Fläschchen zu tun hatte, die Onkel Lapis dem frisch geflickten Colgan zuvor verabreicht hatte, glaubte Isabella jedenfalls nicht.
'Was der Onkel kann, das kann ich schon lange! Auch ohne das komische Zeug...', dachte die Kleine und begann ebenfalls ihre Arme zu kreisen... immer schneller und schneller und schneller...
Sie hob jedoch nicht wie gewünscht ab, sondern geriet ins Taumel, plumpste daraufhin auf ihren Hosenboden, oder vielmehr Rockboden, und verfolgte staunend den Flug ihrer Puppe, die ihr aus der Hand geglitten war und in hohem Bogen durch die Luft sauste.
Colgan, der weiter seine kreisenden Armbewegungen machte, sah zwar so aus, als ob er hinterher fliegen wollte, aber er hatte offensichtlich Startschwierigkeiten und hechtete, ohne großartig abzuheben, in die Richtung, in der die Mia ganz wahrscheinlich landen wollte.
Der Onkel streckte, dabei zur Puppe starrend, den Arm aus... und... griff daneben, sodass die Puppe doch in der Pfütze landete.
Najaaa, fangen musste der Onkel Colgan wohl noch üben, aber er war wenigstens so nett und hob Mia auf, um sie dann tropfend zu Isabella zu bringen.

„Oh ohhhh, na du siehst aber reif für ein Bad aus!“, begrüßte die Kleine ihre allerliebste Gefährtin und bedankte sich bei dem genähten Colgan fürs Bringen – für das Retten Danke zu sagen, konnte sie sich ja sparen –, ehe sie sich nach einem kurzen Wortwechsel auch von Lapis verabschiedete und gen den komischen blauen Hallen verschwand, um die Mia wieder sauber zu machen...

.
Benutzeravatar
Isabella
Kleiner Held
Kleiner Held
 
Beiträge: 8
Registriert: Mi 13 Mai, 2009 21:35
Heldenname: Isabella


Zurück zu InGame Archiv Alpha 4



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

cron