Zakhaban betritt grübelnd sein Zelt. Diese Nacht hatte er Lun-Tirs Zeichen am Himmel gesehen und sie brachten keine frohe Kunde. Der überaus alte Gelehrte mit seinem zerfurchten Gesicht und den geflochtenen, spärlichen Resthaaren, lässt sich in seinem Zelt in einen Berg aus Fellen sinken, die er ohnehin zumeist an sich trägt. Man würde kaum meinen, dass er durch die winzigen Augenschlitze überhaupt etwas sehen kann, geschweige denn, dass er in der Lage ist, die schwere, bemalte Knochenkeule an seinem Gürtel noch heben zu können. Beinahe scheint er blind, zumindest folgen die Augen oder der Kopf seinen Händen nicht, als diese diverse geriebene Zutaten mit Kräutern vermischen und auf einige Schalen verteilen. Ein glimmender Scheit, entzündet an der großen Kerze in der Raummitte, lässt die aromatischen Mischungen das Innere binnen kürzester Zeit in einen dichten Nebel hüllen. Ruhig atmet der Greis die Dämpfe mit tiefen Zügen ein und summt dazu leise vor sich hin. Einatmen. Die Umgebung beginnt zu verschwimmen. Ausatmen. Die Geräusche werden dumpf. Einatmen.
Ein letztes Ausatmen, dann ist es still. Wenige Augenblicke später ist alles in Dunkelheit gehüllt. Keine Orientierung, kein Funken Licht, kein Geräusch, kein Duft, kein Widerstand, einfach nichts. Es ist nicht, wie wenn die Augen geschlossen sind. Diese Dunkelheit ist nicht schwarz, sie ist leer. Die Gestalt inmitten dieses Nichts kennt das Gefühl, es ist nicht das erste Mal in der Zwischenwelt, doch diese Intensität ist neu. Langsam formen die Lippen lautlose Worte, schließen sich die Augen.
Eine tief schneidende Kälte nähert sich, kriecht die Füße empor. Erst stellen sich die Haare auf, dann beginnt ein unsicheres Zittern von dem Körper Besitz zu ergreifen. Auf so etwas sollte er vorbereitet sein, doch dieses Gefühl entreißt ihm jede Kontrolle. Kaum ein Gedanke findet seinen vollständigen Weg durch diese Chaos aus Zorn und Furcht . Dann erkennt er die Ursache: Aus den Schatten schält sich, wie aus triefendem Torf erstehend, eine grauenvolle Bestie. Übermannsgroß, in eine zerrissene Kutte gehüllt, durch die man in der dumpfen Dunkelheit rostige Metallteile ausmachen kann. Man erkennt unter der Kaputze nur einen düsteren Schemen, dessen rot glühende Augen sich in die eigene Seele zu fressen scheinen. Obgleich sich die Kutte kaum merklich bewegt, scheint die Gestalt darunter wie unter starker Anspannung zu zittern. Für eine gefühlte Ewigkeit stehen beide einfach da. Die Zeit dehnt sich, die Spannung, der Hass, die Verachtung füreinander funkt förmlich zwischen den beiden Gestalten.
Zakhabans Miene verfinstert sich. Gleich, wie kraftvoll dieser Nin-Kaar sein mag und welcher Durst es auch treibt, JiarTerr-Aiv ist sein Verbündeter. Wer diese Breiten passieren will, muss Zakhaban, dem Tir-Khan der Terr-Boll, passieren. So zieht er, das Unwesen nicht aus den Augen lassend, seine Knochenkeule, beseelt durch Qarr-Tir, einem der Pen-Tirs und macht sich bereit, dem Pan-Teon zu begegnen.
Von einem Augenblick auf den nächsten stürmt die Bestie hervor, zieht die schartige, vor Blut triefende Klinge unwirklich schnell und setzt zu einem verheerenden Hieb an. Die Keule folgt den ruckartigen Bewegungen und kontert im rechten und letzten Moment. Ein Ruck geht durch Zakhabans Körper, mit einer solchen Wucht hat er nicht gerechnet. Da setzt die Klinge bereits nach. Von rechts schiebt sich in letzter Sekunde die Keule zwischen den alten Greis und die triefende Klinge. Ein Tritt! Wieder und wieder. Der Nin-Kaar weicht keinen Schritt zurück. Als erwarte er keinen Gegenschlag hiebt er wie von Sinnen weiter, Öffnung um Öffnung bietend. Mit jedem Abwehren schwindet seine Kraft, wird er weiter zurückgedrängt, muss er dem Wüten der Bestie nachgeben. In seinen Gedanken verfangen, einen Ausweg suchend, rächt sich die kleinste Unachtsamkeit. Unter einem lautlosen Schrei reißt sich die Klinge über seine Brust und hält blutige Ernte. Geifernd hält der Dorub inne und genießt jeden Tropfen Blut, jeden Funken Verzweiflung, der ihm geboten wird. Seine Züge sind unmenschlich verzerrt, der Körper zittert vor Anspannung und Erregung und beiden ist klar: Der nächste Streich wird dies beenden.
Zakhaban ringt nach Atem, seine Glieder sind längst taub und Blut rinnt ungebremst mit jeder Bewegung über seine Brust. Ohne den Qarr-Tir wäre er schon vor einigen Hieben gefallen, so bleibt ihm eine letzte Chance, seine Gedanken zu sammeln. Abermals formen sich stumme Worte auf seinen Lippen, während er dem Nin-Kaar tief in die Augen starrt. Mit jedem Augenblick, den er im unmenschlich wahnsinnigen Geiste der Bestie verbringt, bröckelt sein Verstand. Wie in ein brennendes Haus zu stürmen um das schreiende Kind zu retten, nur dass jede Brandblase das ganze Ich vernichten kann. Zwischen all dem Hass sucht er Eindrücke, Bilder, irgendetwas, was ihm helfen kann. Dann wird Zakhaban plötzlich zurück in seinen Geist geworfen. Unwillens Blut spuckend, mit einem leisen Röcheln, sinkt er auf die Knie. Nein! Tief durch die Brust haben sich die leidbringenden Scharten gebort.
Ein letzter Blick zum Dorub empor, ein Zucken im Mundwinkel, dann verblasst alles.
Dunkelheit.
Stille.
Tod.
Ron von Honorald folgt dem Trampelpfad nach Char Akh. Der Tag hatte angenehm begonnen, Athos meinte es gut mit ihm. Doch so recht schien dies seine Stimmung nicht aufzuheitern: Vor Wochen erreichte ihn eine Nachricht von Anya, eine Antwort hatte er bis heute nicht verfasst. Die Worte, gleich welche er nutzte, schienen falsch, bitter und... Moment! Jäh wird er aus seinen trüben Gedanken gerissen, als ein lautes Krachen den Wald erfüllt. Noch immer hallt das Bersten zwischen den Bäumen, die Schreie übertönend, da sprintet der Geweihte bereits der Geräuschquelle entgegen. Zweige und Wurzeln schmettern ihm ins Gesicht und gegen die Knöchel, doch das Leben hat ihn gelehrt, dass jede Sekunde zählt. Einatmen. Weiter, immer weiter. Ausatmen. Die Taubheit ignorieren. Einatmen.
Weiter kämpft Ron seinen Weg durch das Dickicht, beinahe am Ende seiner Kräfte, bis er schließlich eine Lichtung erreicht. Einige Hütten bilden ein Holzfällerlager, oder zumindest taten sie das bisher: Blut, viel zu viel Blut. Die Hütten brennen, der Boden ist schwarz gefärbt. Köperteile, Leichen, Rauch. Was ist hier passiert? Wachsam betritt er die Lichtung, angespannt und noch immer nach Atem ringend. Etwas stimmt nicht, etwas ist hier. Langsam formen die Lippen lautlose Worte, schließen sich die Augen.
Eine tief schneidende Kälte nähert sich, kriecht die Füße empor. Erst stellen sich die Haare auf, dann beginnt ein unsicheres Zittern von dem Körper Besitz zu ergreifen. Auf so etwas sollte er vorbereitet sein, doch dieses Gefühl entreißt ihm jede Kontrolle. Kaum ein Gedanke findet seinen vollständigen Weg durch diese Chaos aus Zorn und Furcht. Dann erkennt er die Ursache: Aus den Schatten schält sich, wie aus triefendem Torf erstehend, eine grauenvolle Bestie. Übermannsgroß, in eine zerrissene Kutte gehüllt, durch die man in der dumpfen Dunkelheit rostige Metallteile ausmachen kann. Man erkennt unter der Kaputze nur einen düsteren Schemen, dessen rot glühende Augen sich in die eigene Seele zu fressen scheinen. Obgleich sich die Kutte kaum merklich bewegt, scheint die Gestalt darunter wie unter starker Anspannung zu zittern. Für eine gefühlte Ewigkeit stehen beide einfach da. Die Zeit dehnt sich, die Spannung, der Hass, die Verachtung füreinander funkt förmlich zwischen den beiden Gestalten.
Rons Miene verfinstert sich. Routiniert, doch mit zittriger Hand, greift er hinter seinen Nacken um das Schwert zu ziehen. Surrend entgleitet es der Metallhülle, während er weiter seine Gebete spricht. Dieses Unwesen wird keinen weiteren Tag erleben. Dann spannt er seinen ganzen Körper, führt die blitzende Klinge scharf vor Augen und vollendet den Segen. Seine Kampfstellung einnehmend macht er sich bereit, seinem Gott zu begegnen.
Von einem Augenblick auf den nächsten stürmt die Bestie hervor, zieht die schartige, vor Blut triefende Klinge unwirklich schnell und setzt zu einem verheerenden Hieb an. Zu langsam! Als kämpften die Kraft und der geballten Hass aller Feinde zugleich hagelt es vernichtend auf Ron nieder. Er taumelt wenige Schritt, noch immer nicht zu Atem kommend. Da! Von links! Metall schlägt auf Metall. Knochen knacken, ein lautes Ächzen durchfährt Rons Körper. Zu schnell, die Klinge setzt erneut an. Wieder und wieder. Mit jedem Abwehren schwindet seine Kraft, wird er weiter zurückgedrängt, muss er dem Wüten der Bestie nachgeben. In seinen Gedanken verfangen, einen Ausweg suchend, rächt sich die kleinste Unachtsamkeit. Unter einem lautlosen Schrei reißt sich die Klinge über seine Brust und hält blutige Ernte. Geifernd hält der Dorub inne und genießt jeden Tropfen Blut, jeden Funken Verzweiflung, der ihm geboten wird. Seine Züge sind unmenschlich verzerrt, der Körper zittert vor Anspannung und Erregung und beiden ist klar: Der nächste Streich wird dies beenden.
Ron ringt nach Atem, seine Glieder sind längst taub und Blut rinnt ungebremst mit jeder Bewegung über seine Brust. Lediglich sein Glaube hält ihn weiter auf den Beinen, der Körper hat bereits aufgegeben. So nah war er seinem Gott noch nie, beinahe war ihm, als würde Athos selbst die Klinge lenken. Kaum mehr als ein Werkzeug für ihn. In diesem Zustand vollkommener Transzendenz ist alles so klar, so eindeutig. Seine Lippen formen Worte, die er weder versteht, noch jemals irgendwo gehört hat. Eine eigentümliche Hitze durchfährt ihn, von seiner Waffe ausgehend, lässt ihn Hände und Arme wieder spüren, übertönt das betäubende Pochen. Es ist soweit. In heiligem Zorn stürmt Ron los, seine Klinge in weitem Bogen auf die feindliche führend, zu allem bereit. Dann, Auge in Auge mit der Bestie, ehe die Klingen unausweilich aufschlagen, grinst der Dorub heimtückisch und Ron erblickt etwas, das ihn zurück in seinen Körper reißt. Die Konzentration bricht, dann Rons Klinge. Unwillens Blut spuckend, mit einem leisen Röcheln, sinkt er auf die Knie. Nein! Tief durch die Brust haben sich die leidbringenden Scharten gebort. Rondrai!
Ein letzter Blick zum Dorub empor, ein Zucken im Mundwinkel, dann verblasst alles.
Dunkelheit.
Stille.
Tod.
Renard Majere verliert den Boden unter seinen Füßen. Panisch versucht er irgendwo Halt zu finden, doch dem Sog des wabernden Strudels vor ihm hat er nicht viel entgegenzusetzen. Wild reißt ihn sein Kaputzenumhang immer näher, alle Balance hat er längt verloren, greift verzweifelt nach dem beidhändigen Schwert, welches noch zu Boden fällt, ehe überhaupt klar wird, was er damit anstellen will. Nun gibt es kein Zurück mehr. Renard versucht sich selbst unter Kontrolle zu bekommen, während er vollends im Strudel verschwindet. Einatmen. Die Augen schließen. Ausatmen. Die Gedanken fokussieren. Einatmen.
Ein letztes Ausatmen, dann ist es still. Wenige Augenblicke später ist alles in Dunkelheit gehüllt. Keine Orientierung, kein Funken Licht, kein Geräusch, kein Duft, kein Widerstand, einfach nichts. Es ist nicht, wie wenn die Augen geschlossen sind. Diese Dunkelheit ist nicht schwarz, sie ist leer. Die Gestalt inmitten dieses Nichts kennt das Gefühl, es ist nicht das erste Mal in der Zwischenwelt, doch diese Intensität ist neu. Langsam formen die Lippen lautlose Worte, schließen sich die Augen.
Eine tief schneidende Kälte nähert sich, kriecht die Füße empor. Erst stellen sich die Haare auf, dann beginnt ein unsicheres Zittern von dem Körper Besitz zu ergreifen. Auf so etwas sollte er vorbereitet sein, doch dieses Gefühl entreißt ihm jede Kontrolle. Kaum ein Gedanke findet seinen vollständigen Weg durch diese Chaos aus Zorn und Furcht. Dann erkennt er die Ursache: Aus den Schatten schält sich, wie aus triefendem Torf erstehend, eine grauenvolle Bestie.
Übermannsgroß, in eine zerrissene Kutte gehüllt, durch die man in der dumpfen Dunkelheit rostige Metallteile ausmachen kann. Man erkennt unter der Kaputze nur einen düsteren Schemen, dessen rot glühende Augen sich in die eigene Seele zu fressen scheinen. Obgleich sich die Kutte kaum merklich bewegt, scheint die Gestalt darunter wie unter starker Anspannung zu zittern. Für eine gefühlte Ewigkeit stehen beide einfach da. Die Zeit dehnt sich, die Spannung, der Hass, die Verachtung füreinander funkt förmlich zwischen den beiden Gestalten.
Renards Miene verfinstert sich. Routiniert, doch mit zittriger Hand, greift er hinter seinen Nacken um das Schwert zu ziehen. Dann schluckt er erschrocken: Die Waffe hatte es nicht in die Zwischenwelt geschafft. Den kalten Stahl verlassen, die Götter verlassen - bleibt nur noch sein Verstand, scharf wie eine Klinge, um dem Monster Einhalt zu gebieten. Für Zyhna, die auf der anderen Seite auf ihn wartet, macht er sich bereit, alles zu opfern.
Von einem Augenblick auf den nächsten stürmt die Bestie hervor, zieht die schartige, vor Blut triefende Klinge unwirklich schnell und setzt zu einem verheerenden Hieb an. Ein gekonnter Schritt zur Seite, die Klinge durch schiere Konzentration abgelenkt. Wo ist eine Lücke? Zu schnell. Stöhnend stolpert Renard nach hinten, drückt es ihm alle Luft aus der Lunge. Der nächste Hieb, keine Zeit zum atmen. Wieder und wieder. Mit jedem Abwehren schwindet seine Kraft, wird er weiter zurückgedrängt, muss er dem Wüten der Bestie nachgeben. In seinen Gedanken verfangen, einen Ausweg suchend, rächt sich die kleinste Unachtsamkeit. Unter einem lautlosen Schrei reißt sich die Klinge über seine Brust und hält blutige Ernte. Geifernd hält der Dorub inne und genießt jeden Tropfen Blut, jeden Funken Verzweiflung, der ihm geboten wird. Seine Züge sind unmenschlich verzerrt, der Körper zittert vor Anspannung und Erregung und beiden ist klar: Der nächste Streich wird dies beenden.
Renard ringt nach Atem, sein Geist ist längst taub und Blut rinnt ungebremst mit jeder Bewegung über seine Brust. Licia sei Dank erhöht die Beschaffenheit der Zwischenwelt die Potenz seiner arkanen Kunst, unbewaffnet wäre er sonst wohl schon nach den ersten Hieben gefallen. Doch auch so ist die Lage mehr als aussichtslos: Seine Gedanken finden keinen rechten Fokus mehr, sein Körper ist träge und die Bestie wird mit unveränderter Stärke weiterwüten. Bereits zweimal hätte der Dorub diesen Kampf beenden können, doch er begnügte sich stets damit, klaffende Fleischwunden zu schlagen, jedoch nicht den finalen Stoß zu setzen. Spielt er mit ihm? Worauf wartet er? Schlagartig trifft ihn die Antwort, der Dämon grinst geifernd. Zyhna! Wie neu geschliffen schneiden sich seine Gedanken eilig das Bild zurecht, formen sich arkane Fäden und stumme Worte, die Umgebung vollkommen ignorierend. Ein schnelles Zucken, dann verblassen Renards Gedanken. Unwillens Blut spuckend, mit einem leisen Röcheln, sinkt er auf die Knie. Nein! Tief durch die Brust haben sich die leidbringenden Scharten gebort.
Zyhna!
Ein letzter Blick zum Dorub empor, ein Zucken im Mundwinkel, dann verblasst alles.
Dunkelheit.
Stille.
Tod.
Zakhaban schreckt aus seinen Fellen empor. Verwirrung zeichnet sich in dem unglaublich alten, zerfurchten Gesicht ab. Er lauscht beinahe regelmäßig den Tirs und erwartet die sanften Brisen und orkanartigen Böhen, wenn Pan-Jiar spricht. Un-Sans wärmende Worte erreichen ihn ebnso wie die durchdringenden Weisheiten von Mun-Gian. Tausende Gedanken drängen sich in seinem Geiste auf, doch keinen bekommt er so recht zu fassen. Unsicher gleitet sein Blick an sich selbst herab, packt er panisch an seine Brust: Sein Körper ist unversehrt, doch er spürt, dass sein Geist verblutet. Durch die betäubende Wolke des Rauschkrauts, die seinen Raum vereinnahmt, dringen dumpfe Stimmen - darunter eine ungewöhnlich spitze: Eine Frauenstimme, nicht von hier, nicht aus dem Grauland.
Sofort versucht er sich vollends aufzurichten, sackt aber sofort von einem stechenden Schmerz getroffen vorne über und spuckt zähes Blut auf ein Fell. Er beißt die Zähne zusammen und zieht sich am Ausgang des Zeltes, jeden einzelnen stechenden Schmerz ertragend, nach oben, tritt dann unsicher und zittrig einen Schritt aus der dimmrigen Dunstwolke heraus. Die helle Mittagssonne versetzt ihm einen weiteren Stich, keuchend kneift er die Augen zusammen und schiebt seine langen, geflochtenen Haare vor die zusammengekniffenen Augen. Als sich diese allmählich an das Tageslicht gewöhnen entdecken sie zwei Fremde im Lager, die für ihn keineswegs neu sind. Im Geiste des Nin-Kaar konnte er ihre fremden Gesichter ausmachen. Eine Finte? Ein Trick? So oder so, ihm bleibt keine Zeit, er spürt bereits, wie ihm der Sand davon rinnt.
Im nächsten Moment reißt er einen Arm empor und macht die Fremden auf sich aufmerksam, zerrt diese dann bestimmt, aber vollkommen kraftlos in den rauchigen Innenraum. Die Bilder, die er dem Dorub entrissen hatte, sie hatten etwas mit diesen beiden zu tun. Daher sollten sie sie nicht wieder vergessen. Vorsichtig lässt er sich auf den Boden nieder und beginnt einen rituellen Gesang anzustimmen, ehe er kraftlos in sich zusammensackt, gefolgt von unheimlicher Stille. Meliador und Alessia schauen sich irritiert und verwirrt an, als von einem Augenblick auf den anderen der Schamane die Augen weit auftut und zu schreien beginnt:
Eh jiar'an Pan, Mun eh Kaar
Kaar protek Mun,
Pen-Teon protek pa.
Nin-Tîr brila Teon'an
Kaar ba Nin-Kaar,
Eh Pan ba Nin-Pan,
Eh Pan-Pan brila Meni.
Eh Jiar jiar'an Mun
Teon."
Ohne Regung sitzen die beidem ihm gegenüber, die Augen verdreht. In ihren Köpfen hallen die Worte immer und immer wieder, ohne Unterlass, ohne, dass es ihnen bewusst ist. Wieder, immer wieder, bis schließlich die Nacht hereinbricht. Nach zwölf Stunden folternder Prozedur sackt Zakhaban schließlich kraftlos in sich zusammen, gefolgt von erschrockenem Fliehen der überraschten Gäste. Dann erlischt die Kerze.