Als er die Treppe hinunter geht, hört er schon, dass seine Anweisungen zur Bewirtung der Gäste zufriedenstellend ausgeführt wurden. Er nickt dem einen und anderen zu, während er den großen Raum durchquert, der von unzähligen Kerzen auf den Tischen und einem Kamin am Ende des Raumes beleuchtet wird. Am Kopf der Tafel angekommen, nimmt er ein Glas in seine Klaue und schnippt kurz mit einer Kralle den Rand an, worauf ein glockenheller Ton entsteht und sich über die Anwesenden verteilt. Als es still geworden ist, stellt er das Glas ab, welches ein Diener sofort mit einem Wein füllt, der so dick und schwer zu sein scheint, wie das Blut eines Ogers. Dann durchbricht seine raue Stimme die Stille:
"Liebe Freunde, ehrenwerte Gäste!
Im Namen der Ushba Torok, jener Diebesgilde, die in Hekaargh ihre Heimat hat und ein Teil derer ist, welche sich zu den Händen Saerons zusammen geschlossen haben, möchte ich Euch hier begrüßen. Ich hoffe, dass alle Anwesenden die Unannehmlichkeiten der Reise in der verschlossenen Kutsche sowie die kurzzeitige Blindheit durch die Notwendigkeit der Augenbinden gut überstanden haben. Sie dienten nur unserer eigenen Sicherheit, um auch für die Zukunft unseren Treffpunkt noch geheim zu halten. Zur weiteren Beruhigung aller ehrenwerten Gäste, kann ich versichern, dass alle hier Versammelten nicht verfolgt wurden - sonst wären sie nicht hier anwesend." Bei den letzten Worten huscht ein sardonisches Lächeln über sein Gesicht. Dann fährt er fort: "Ferner geht mein Dank an einen meiner Ordensbrüder, der es uns ermöglicht hat, hier im Kaiserreich eine konspirative Sitzung abzuhalten, ohne die Schergen des Adels fürchten zu müssen. Verständlicher Weise werde ich ihn jetzt nicht beim Namen nennen, aber gerade diese Diskretion wird er zu würdigen wissen."
Nach dieser Begrüßung nimmt er wieder sein Glas, doch führt es noch nicht an die Lippen, sondern hält es mit angewinkeltem Arm in der Klaue: "Kommen wir zu dem Anlass unseres Treffens: Ein neuer Ordensrat soll gewählt werden. Ihr wisst alle, wovon ich rede. Ich meine diese dummdreiste Vereinigung von Schwachköpfen, die nichts Besseres zu tun hat, als tagein und tagaus in selbstgefälliger Manier selbstgemachte Probleme zu palavern und am Ende ihrer Amtszeit 'Brot und Spiele' auszurufen, um den Dümmsten der Dummen schließlich noch einmal das Gefühl zu geben, dass man sich um sie gekümmert hätte. Die wahren Probleme, also der Abbau von Handelsbeschränkungen, Senkung der Steuern an den Marktständen, welche zugunsten wohltätiger Zwecke und der Armenspeisung aufgestellt wurden, Subvention der Schiff- und Kutschenfahrten, Abschaffung der Überbesetzung städtischer Ämter und der total überflüssigen Stadtwachen, die dem Treiben ohnehin nicht mehr Herr werden, sowie eine ordentliche Besteuerung der Reichen und Adeligen, die ihre Bauern wie Leibeigene halten und noch das letzte Tröpfchen Blut aus ihnen heraus pressen, werden einfach liegen gelassen. Diese Probleme scheint es in den Augen vieler Kandidaten überhaupt nicht zu geben. Doch es kommt noch schlimmer, werte Freunde und Gäste. Es hat sich sogar gezeigt, dass einige, die mit diesen Friede-Freude-Eierkuchen-Orden verbunden sind, sich so verhalten, als ob sie den Gott anbeten, dessen Name uns so heilig ist, dass wir ihn nicht auszusprechen wagen. Was für eine verkehrte Welt! Öffentlich beten sie Iatan an, doch mit ihren Taten machen sie dem Krähenmann alle Ehre. Wir hingegen, welche die Not der Entrechteten jeden Tag aufs Neue vor unserer Haustür und auf unseren Straßen finden, sehen uns schon gezwungen, wie Gutmenschen zu handeln, weil selbst die wenigen freien Bauern, die wie meine Tochter Morighanak noch eine Armenspeisung durchführten, gezwungen wurden, in die entferntsten Ecken des Reiches zu gehen. Alle freien Bauern sind entrechtet worden und die Felder rund um die großen Städte lässt der Adel nun nur noch durch seine Leibeigenen bebauen. Und er ist nicht gewillt, auch nur ein Korn zu einem Selbstkostenpreis an die Tagelöhner und Hungernden abzugeben." Der Halbork macht eine Pause und sieht in die Runde seiner Zuhörer, dann zieht er die linke Augenbraue nach oben und spricht: "Damit sich dies ändert, damit der Ordensrat nicht von einer Horde an Hohlköpfen und heimlichen Krähenmann-Jüngern des Adels dominiert wird, schlage ich Euch vor, den Bewerber aus dem Orden meines Freundes Zito Alto zu wählen. Das Kontor Alto & Hermonde wird sich für die oben genannten Ziele einsetzen und ihr Bewerber Mercanio du Aranfa garantiert, dass die oben genannten Probleme nicht wieder unter den Teppich gekehrt werden. Lasst uns den Wortschwätzern in den Arsch treten und dafür sorgen, dass sie mal was Richtiges zu tun bekommen. Und nun will ich von Euch hören, wer sonst noch akzeptabel ist und da rein gewählt werden kann! Mögen unsere Verhandlungen zu einem guten Einvernehmen kommen!" Damit hebt er sein Glas und prostet den Anwesenden zu.
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