Das Syndikat

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Beitragvon Guur » So 13 Sep, 2009 17:42

Schnellen Schrittes durchquert der Halbork den Saal der Bibliothek und betritt eine der zahlreichen, größeren Nischen, die mit ihrer zurückgezogenen Atmosphäre und den Sitzgelegenheiten zum Lesen und studieren einladen. Ohne die Diensteifrigkeit seines Begleiters abzuwarten, ergreift er mit der Klaue drei Bücher und zieht sie heraus, mit der anderen betätigt er einen verdeckten Mechanismus. Lautlos öffnet sich die hinter dem Bücherregal verborgene Türe und gibt einen Gang zu einer Treppe frei. Dann tritt er ein und überlässt es dem Diener, die Bücher wieder zurück zu stellen und die Türe hinter ihnen wieder sorgsam zu verschließen.

Als er die Treppe hinunter geht, hört er schon, dass seine Anweisungen zur Bewirtung der Gäste zufriedenstellend ausgeführt wurden. Er nickt dem einen und anderen zu, während er den großen Raum durchquert, der von unzähligen Kerzen auf den Tischen und einem Kamin am Ende des Raumes beleuchtet wird. Am Kopf der Tafel angekommen, nimmt er ein Glas in seine Klaue und schnippt kurz mit einer Kralle den Rand an, worauf ein glockenheller Ton entsteht und sich über die Anwesenden verteilt. Als es still geworden ist, stellt er das Glas ab, welches ein Diener sofort mit einem Wein füllt, der so dick und schwer zu sein scheint, wie das Blut eines Ogers. Dann durchbricht seine raue Stimme die Stille:

"Liebe Freunde, ehrenwerte Gäste!
Im Namen der Ushba Torok, jener Diebesgilde, die in Hekaargh ihre Heimat hat und ein Teil derer ist, welche sich zu den Händen Saerons zusammen geschlossen haben, möchte ich Euch hier begrüßen. Ich hoffe, dass alle Anwesenden die Unannehmlichkeiten der Reise in der verschlossenen Kutsche sowie die kurzzeitige Blindheit durch die Notwendigkeit der Augenbinden gut überstanden haben. Sie dienten nur unserer eigenen Sicherheit, um auch für die Zukunft unseren Treffpunkt noch geheim zu halten. Zur weiteren Beruhigung aller ehrenwerten Gäste, kann ich versichern, dass alle hier Versammelten nicht verfolgt wurden - sonst wären sie nicht hier anwesend."
Bei den letzten Worten huscht ein sardonisches Lächeln über sein Gesicht. Dann fährt er fort: "Ferner geht mein Dank an einen meiner Ordensbrüder, der es uns ermöglicht hat, hier im Kaiserreich eine konspirative Sitzung abzuhalten, ohne die Schergen des Adels fürchten zu müssen. Verständlicher Weise werde ich ihn jetzt nicht beim Namen nennen, aber gerade diese Diskretion wird er zu würdigen wissen."
Nach dieser Begrüßung nimmt er wieder sein Glas, doch führt es noch nicht an die Lippen, sondern hält es mit angewinkeltem Arm in der Klaue: "Kommen wir zu dem Anlass unseres Treffens: Ein neuer Ordensrat soll gewählt werden. Ihr wisst alle, wovon ich rede. Ich meine diese dummdreiste Vereinigung von Schwachköpfen, die nichts Besseres zu tun hat, als tagein und tagaus in selbstgefälliger Manier selbstgemachte Probleme zu palavern und am Ende ihrer Amtszeit 'Brot und Spiele' auszurufen, um den Dümmsten der Dummen schließlich noch einmal das Gefühl zu geben, dass man sich um sie gekümmert hätte. Die wahren Probleme, also der Abbau von Handelsbeschränkungen, Senkung der Steuern an den Marktständen, welche zugunsten wohltätiger Zwecke und der Armenspeisung aufgestellt wurden, Subvention der Schiff- und Kutschenfahrten, Abschaffung der Überbesetzung städtischer Ämter und der total überflüssigen Stadtwachen, die dem Treiben ohnehin nicht mehr Herr werden, sowie eine ordentliche Besteuerung der Reichen und Adeligen, die ihre Bauern wie Leibeigene halten und noch das letzte Tröpfchen Blut aus ihnen heraus pressen, werden einfach liegen gelassen. Diese Probleme scheint es in den Augen vieler Kandidaten überhaupt nicht zu geben. Doch es kommt noch schlimmer, werte Freunde und Gäste. Es hat sich sogar gezeigt, dass einige, die mit diesen Friede-Freude-Eierkuchen-Orden verbunden sind, sich so verhalten, als ob sie den Gott anbeten, dessen Name uns so heilig ist, dass wir ihn nicht auszusprechen wagen. Was für eine verkehrte Welt! Öffentlich beten sie Iatan an, doch mit ihren Taten machen sie dem Krähenmann alle Ehre. Wir hingegen, welche die Not der Entrechteten jeden Tag aufs Neue vor unserer Haustür und auf unseren Straßen finden, sehen uns schon gezwungen, wie Gutmenschen zu handeln, weil selbst die wenigen freien Bauern, die wie meine Tochter Morighanak noch eine Armenspeisung durchführten, gezwungen wurden, in die entferntsten Ecken des Reiches zu gehen. Alle freien Bauern sind entrechtet worden und die Felder rund um die großen Städte lässt der Adel nun nur noch durch seine Leibeigenen bebauen. Und er ist nicht gewillt, auch nur ein Korn zu einem Selbstkostenpreis an die Tagelöhner und Hungernden abzugeben." Der Halbork macht eine Pause und sieht in die Runde seiner Zuhörer, dann zieht er die linke Augenbraue nach oben und spricht: "Damit sich dies ändert, damit der Ordensrat nicht von einer Horde an Hohlköpfen und heimlichen Krähenmann-Jüngern des Adels dominiert wird, schlage ich Euch vor, den Bewerber aus dem Orden meines Freundes Zito Alto zu wählen. Das Kontor Alto & Hermonde wird sich für die oben genannten Ziele einsetzen und ihr Bewerber Mercanio du Aranfa garantiert, dass die oben genannten Probleme nicht wieder unter den Teppich gekehrt werden. Lasst uns den Wortschwätzern in den Arsch treten und dafür sorgen, dass sie mal was Richtiges zu tun bekommen. Und nun will ich von Euch hören, wer sonst noch akzeptabel ist und da rein gewählt werden kann! Mögen unsere Verhandlungen zu einem guten Einvernehmen kommen!" Damit hebt er sein Glas und prostet den Anwesenden zu.

Spoiler:
OOC: Hier kann jeder mitmachen, der sich für einen Schurken hält, oder mit der Politik des Heiligen Kaiserreiches nicht so in Einklang steht, dass er sich in die Unterwelt traut. Ob es sich nun um Händler, Gauner, Nekromanten, oder Alchemisten, die verbotene Zutaten benutzen, handelt, spielt dabei keine Rolle. Wichtig sollte nur sein, dass die Bedingungen, die im Text impliziert sind, berücksichtigt werden - also bitte keine Erstürmung eines unbekannten Gebäudes samt Verhaftung aller im Versteck Anwesenden durch eine Hundertschaft von Bütteln oder dergleichen - und dass die momentanen Regeln unter denen Antamar läuft, beachtet werden - womit auch Magie ausgeschlossen ist, weil es die noch nicht gibt. :wink:
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Re: Das Syndikat

Beitragvon Selfurdo » So 13 Sep, 2009 20:47

Serafin hört amüsiert zu
Soso.. ein recht interessante Art Werbung dafür machen gewählt zu werden.. Schon traurig Guur, dass ihr so verzweifelt seit. Ihr habt Angst nicht gewählt zu werden und deshalb schickst du einen Freund vor den alle wählen sollen?


er grinst hämisch

wirklich interessant, dass du die Anwesenden für so dumm hällst wie den auretanischen Adel. Ich denke, du solltest vielleicht eine praktischere Demonstration abgeben, was genau dein Freund erreichen, den ihr vermutlich sowieso im festen Klammergriff haltet.
Ich frage mich, ob ihr uns sicherheit bieten könnten.


Serafin schaut ihn herausfordernd an

Könnt ihr uns Sicherheit bieten oder wird es so ändern, dass der wahre Feind aus den eigenen Reihen kommt? Das uns unsere teuersten Güter von augenscheinlichen Verbündeten genommen werden, ehe sie einem in den Rücken fallen und verschwinden. Wie sieht es mit Rufmord aus? Mit Gerüchten. Wer sagt uns, dass unsere Namen nicht in einem falschen zusammenhang genannt werden und uns Dinge auf den Leib geschneidert werden die vielleicht nicht der Wahrheit entsprechen


Er schnippt derweil ein blitzende Schuppe einen recht bekannten Wesens hoch und fängt sie jedes mal wieder auf

Wäre das nicht schade?



Er gönnt sich ein weiteres Grinsen

Dann was wäre dann? Wenn du eine "Armee" formst, die du als Schild benutzt um ihr letztendlich einen Dolch zwischen die Schulerblätter zu schieben?






Spoiler:
Habe nie einen Namen gelesen... aber ich gehe davon aus, dass es Guur ist. Falls das nicht der Fall ist kann mein Post gelöscht werden
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Re: Das Syndikat

Beitragvon Guur » So 13 Sep, 2009 22:08

Mit stoischer Gelassenheit hört sich der Halbork die Worte Serafins an. Als dieser eine Drachenschuppe hochschnippt und wieder auffängt, blitzt es für einen kurzen Moment in seinen Augen auf. Ohne sich die Mühe zu machen, seine kurze Überraschung zu überspielen, antwortet er: "Wahr gesprochen, Serafin. Wie ich sehe, hast du dich um einiges weiter entwickelt. Deine Gedanken sind klar und deine Zunge ist scharf. Es stimmt, dass es Unsicherheit gibt. Jeder kann jeden betrügen und belügen. Auch das Kontor Alto & Hermonde könnte sein Fähnchen in den Wind hängen, oder sogar selbst von Mercanio du Aranfa verraten werden. Auszuschließen ist da nichts. Doch wollen wir Opfer unserer eigenen Lebensweise werden? Willst du kampflos untergehen, weil du die Diebesehre an dein - durch deine alltägliche Arbeit genährtes - Misstrauen verrätst? Diebe, die Diebe bestehlen, und Spione, die Spione verraten, sowie Händler, die Händler betrügen, haben nur einen kurzen Moment ihre Freude. Denn mit jeder ihrer Taten schwächen sie ihre eigentlichen Verbündeten und stärken den gepanzerten Arm der Kaiserlichen Schergen, die ihnen früher, als ihnen selbst lieb sein kann, den Garaus machen - sei es mit dem Kerker, dem Galgen, oder den Steuern. Natürlich können wir uns in das allerletzte Drecksloch verkriechen und einsam vor uns hin vegetieren. Etwas zu stehlen, etwas zu morden und etwas zu schmuggeln, wird es immer geben. Doch willst du das wirklich? Ist es dir genug, dich vor den Stadtwachen und dem Adel verkriechen zu müssen, während du kaum Zeit findest, deine Finger in die Taschen verarmter Bürger zu stecken? Wer nichts wagt, gewinnt auch nichts. Und was wäre verloren, wenn Mercanio du Aranfa sich im Ordensrat als Spion des Kaiserreiches, oder des Ordo Imperialis Aquila Aurea entpuppt? Würde er nicht gewählt, wären ohnehin nur die angeblichen Gutmenschen, die schlimmer als wir das Volk auspressen, an der Macht. Mag sein, dass wir uns in ihm täuschen, aber wir haben auch nichts zu verlieren. Wir können nur gewinnen." Dann nimmt er sein Glas und hebt es hoch: "Mach dir um anonyme Gerüchte keine Sorgen. Sie sind eine gute Werbung für die Ehrlichkeit unserer Ordensmitglieder. Wenn das Volk ihnen glauben schenken würde, hätten wir sie schon längst zu einem Instrument unserer Macht genutzt. Lassen wir die Vergangenheit ruhen. Wir haben uns beide nichts geschenkt, aber wir sind quitt. Nimm mein Angebot an und lass uns verhandeln. Halten wir uns ab heute an die Diebesehre, sonst gehen wir unter. Der eine früher, der andere nur etwas später."
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Re: Das Syndikat

Beitragvon Madaiama » Mo 14 Sep, 2009 15:31

Mara hat sich die Rede des ehemaligen Ordensbruders aufmerksam angehört. Schließlich hebt sie die Hand und wartet, bis ihr Gehör geschenkt wird.

"Eine schöne Rede, werter Bruder. Doch habe ich das Gefühl, dass sie am Wesentlichen vorbei geht. Der Adel ist nicht der Feind des Zwielichtes, ist es nie gewesen. Und wir sind keine geschlossene Gemeinschaft. Wie sollte das auch funktionieren? Ein jeder hier ist eines jeden Feind und Konkurrent. So will es der gefiederter Herr doch letzten Endes. Wie kann es in meinem Sinne sein, Die obere Schicht zu schwächen? Es sind doch ihre Kassen, aus denen ich schöpfe. Was interessieren mich denn Bauern und Tagelöhner? Soll ich meine Beute nun auch noch für jene schmälern, die zu dumm sind, selbst in die Börsen der Wohlhabenen zu greifen? Wie kann es denn in meinem Sinne sein, die städtische Garde zu schwächen? Will ich denn, dass noch mehr untalentiertes Gesindel die Gassen schwemmt und sich 'Meisterdieb' nennt? Ich will eine der Besten unter wenigen sein und keine Kaste der Gesetzlosen.
Außerdem: Hatten die Hände Saerons nicht schon im letzten Rat ihre Hände im Spiel? Warum sollte sich jetzt ändern, was sich zuvor auch nicht geändert hat?"
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Re: Das Syndikat

Beitragvon Guur » Mo 14 Sep, 2009 19:18

Während der Rede Maras nickt Guur der jungen Dame immer wieder wohlwollend zu. Als sie ihn fragend ansieht und ein Moment der Stille sich über den Raum legt, stellt er langsam sein Glas ab und verbeugt sich vor ihr. Schließlich richtet er sich wieder auf und spricht:

"Ich höre aus deinen Worten den stolzen Ton der selbstbewussten Jugend, Schwester. Und es freut mich, dass dir unser Gott seinen Segen schenkt. Doch wie lange wird deine Schönheit noch den Adel blenden und dein Liebreiz die Mauer der Vorsicht einreißen können? Noch sind deine Hände jung und deine Finger schnell, noch sind die Straßen der Städte voller Leute, die sich bei einem Spektakulum versammeln, weil jeder noch etwas Geld hat, dass er ausgeben kann. Doch schon jetzt wandern immer mehr Bürger in die Dörfer ab. Die Märkte sind gefüllt mit gut bewachten Ständen von Kriegern und Glücksrittern. Es wird immer schwieriger für euch, in der 'normalen' Menge unter zu tauchen, weil es die gar nicht mehr gibt. Wenn der Adel alle Felder durch seine Leibeigenen bestellen lässt, muss er nichts mehr auf dem Markt kaufen. Die Gaugler treten in den Anwesen auf, weil sie auf den Märkten nichts mehr verdienen. Händler werden ihre Waren direkt zu den Anwesen und Häusern bringen, weil nur dort das Geschäft blühen wird. Das Geld lagert dann hinter verschlossenen Türen und in verriegelten Truhen - wohl bewacht von den Söldnern des Adels. Wo willst du dann deine Kunst noch ausüben? Wie lange wird es noch dauern, bis die Schergen dich vor einem der unzähligen Schlösser erwischen, die du öffnen musst, um an deinen Lohn zu kommen? Je besser das Geld verteilt ist, je mehr der Handel blüht, desto reicher die Beute, die wir alle einfahren. In Zeiten der Not ist das Auge wachsam. In Zeiten des Wohlstands sucht man Ablenkung. Diese Regel gilt auch für einen Meisterdieb."
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Re: Das Syndikat

Beitragvon Madaiama » Mo 14 Sep, 2009 20:26

"Ob es wirklich so kommen wird, wie du sagst, werter Bruder, steht in den Sternen. Doch es liegt im Wesen unserer Berufung, dass wir stets nur reagieren. Es liegt im Wesen unserer Berufung, dass wir stets noch eine Möglichkeit finden, aus jeder Situation das Beste zu machen. Und wenn die Schlösser dicker und die Wachen zahlreicher werden, so wird auch die Beute größer. Und die Anzahl jener auf die sie verteilt wird sinkt. Du wirst hier sicher zahlreiche Gleichgesinnte finden, die bereit sind, die Marionette der Hände Saerons zu unterstützen. Nämlich jene, die Angst haben zu kurz zu kommen, wenn die Zeiten härter werden - sollten sie es werden. Nichts für ungut, doch ich bleibe bei meiner Überzeugung: Der finstere Herr des Zwielichts wünscht einzelne starke Kinder und keine Armee der Mittelmäßigkeit."
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Re: Das Syndikat

Beitragvon Guur » Di 15 Sep, 2009 18:10

Die Augen des Halborken werden zu schmalen Schlitzen, misstrauisch legt er seinen Kopf leicht schräg und blickt sie an. Dann nimmt seine Stimme den gefährlichen Ton eines knurrenden Raubtiers an:

"Du sprichst von Einzelnen und Starken, Schwester? Von welchem Gefiederten redest du da? Mir scheint, als wollest du mir den Reichsadler als Krähe verkaufen! Doch hat unser Gott nicht umsonst den Rabenvogel als seine Gestalt gewählt. Zusammenarbeit und List sind es, durch die unsere gefiederten Freunde die Brut des Königs der Lüfte stehlen können; in Eintracht und gegenseitiger Anerkennung der unterschiedlichen Leistungen wird die Beute geteilt und die Brut des Adlers verzehrt. Nichts davon ist passiv, alles ist aktiv geplant und keine Reaktion - weder der Scheinangriff, mit dem der Adler von seinem Nest abgelenkt wird, noch das Stehlen der Brut durch den anderen Raben, sobald der Adler abgelenkt ist. Du redest vom Konkurrenzkampf? Ich sage dir: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus! Nicht um eine Armee der Mittelmäßigkeit geht es - die wird schon nach kurzer Zeit den Galgenbaum bevölkern. Nein, es geht um fette Beute. Töte die Brut des Adlers und du wirst umso mehr Hasen jagen können. Das ist es, worum unsere gefiederten Freunde wissen. Und diese Findigkeit solltest du dir auch zu eigen machen, Schwester. Hüte dich davor, dich für einen Adler zu halten. Er mag stolz und imposant sein, doch seine Brut ist unsere Beute."
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Re: Das Syndikat

Beitragvon Anga » Di 15 Sep, 2009 23:16

Elida trägt ihre Kapuze tief in das Gesicht getragen, als sie den Worten der Anwesenden lauscht - teils abwesend, teils interessiert.
Von dem Knurren des Halborks für einen Moment eingeschüchtert, erhebt sie jedoch dennoch das Wort...


"Entschuldigt.
Beute hin - Beute her!
Wir reden hier von Zusammenarbeit. Schön und gut. Nur wie soll ein einzelnes Mitglied im Ordensrat diese Ziele denn umsetzen?
Ich denke nicht, dass einer der hier Anwesenden dazu bereit wäre, sich selbst für die Wahl aufstellen zu lassen.
Der Adel wird in den Rat gewählt. Soviel steht doch fest. Wie sollte also ein Vertreter eines Kontors alle anderen Räte überzeugen, wo diese an bereits aufgeführten Problemen doch wohl kein Interesse haben.
Auch wenn wir unsere Stimme also für genannten Herren abgeben, steht trotzdem in den Sternen, inwieweit es zu der Umsetzung unserer 'Wünsche' kommt."
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Re: Das Syndikat

Beitragvon Guur » Mi 16 Sep, 2009 17:37

Fast unmerklich richten sich die Ohren des Halborken auf, als er die Stimme der Rednerin hört. Verständnisvoll nickt er zu den vorgetragenen Bedenken. Dann ist wieder seine ruhige und tiefe Stimme zu hören:

"Wohlan, Verehrteste,
diese Fragen haben auch uns am meisten beschäftigt. Und wie ich schon sagte, werden immer Unsicherheiten bleiben, bis wir das Resultat der Arbeit von Mercanio du Aranfa in Beschlussform gegossen sehen. Doch sollte er sich als das erweisen, was er uns verspricht, können wir damit rechnen, dass er die anderen Händler, die in den Ordensrat gewählt werden unterstützt. Dies erachten wir als einen Vorteil gegenüber dem Adel, der seine eigenen Interessen verfolgen wird. Desweiteren köchelt die Verbindung der Hände Saerons mit dem Kontor Zito & Hermonde schon in der Gerüchteküche. Der Hass des Adels wird sich also auf Mercanio du Aranfa konzentrieren und für Vorschläge, die von anderer Seite kommen, blind, sprich: empfänglich sein. Mercanio du Aranfa ist der dreiste Rabe, der zuerst angreift und von dem Adler in die Flucht geschlagen wird. Dies ermöglicht es den anderen Händlern ihren Teil zu erledigen und das zu beschließen, was auch in unserem Interesse ist. Fordert die Abschaffung der Steuern und der Adel wird aufschreien, es entbrennt eine Diskussion, bei der vernünftige Stimmen die Halbierung fordern. Einigt man sich dann darauf, dass die Steuern bestehen bleiben, wird Mercanio du Aranfa zähneknirschend den Geschlagenen spielen. In Wirklichkeit ist es ein Sieg und wir lachen uns ins Fäustchen, denn so hat man verhindert, dass der Adel die Steuern weiter erhöhen konnte, was er nur allzugern tun würde. Manipulation, Gnädigste, ist doch unser Geschäft. Dazu bedarf es List und Fingerspitzengefühl, nicht aber einer stümperhaften und leicht zu durchschauenden Bataillon von Kandidaten."
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Re: Das Syndikat

Beitragvon Anga » Mi 16 Sep, 2009 21:16

Die Kleine runzelt die Stirn unter ihrer Kapuze und wiegt leicht den Kopf hin und her, bevor sie entgegnet:

"Also es spricht wohl nichts dagegen, dass Mercanio du Aranfa in den Rat gewählt wird.
Wie es sich im Endeffekt auswirkt, falls er denn auch einen festen Sitz erhält, ist aber zweitrangig, solange er nicht genügend Stimmen erhält.
Ich selbst gehöre keinem Orden an und bin somit wohl auch nicht befugt eine Stimme abzugeben.
Vielleicht sollten wir uns dann zunächst dem im Moment wichtigsten Ziel zuwenden und unsere Verbindungen ein wenig spielen lassen, damit 'unser' Kandidat auch eine Chance hat, die wirklichen Ziele in Angriff zu nehmen."

Sie schiebt ihre Kopfbedeckung ein wenig zurück und blickt fragend in die Runde.
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Re: Das Syndikat

Beitragvon Flamme » Do 17 Sep, 2009 01:10

Eine Gestalt erhebt sich. Gehüllt in einen langen Kapuzenumhang, das Gesicht bedeckt von einer Maske. Ungewöhnlich? An einem Ort wie diesem sicher nicht. Der Mann blickt in die Runde und seine Augen mustern vorallem den Halbork, als er sein Wort erhebt:

"Was wollt Ihr eigentlich? Ich verstehe die Intention hinter Euren Worten nicht und halte dies für einen Grund misstrauisch zu werden. Ein Mann, der nicht klar aussprechen kann, was er will, will sicher nicht das gleiche, wie ich. Ihr wollt die Reichen besteuern, die Position des Adels schwächen und die Armen speisen? Verzeiht mir, aber das glaube ich bei allem guten Willen, den ich in mir trage, nicht.
Ihr sprecht von einem korrupten System, einem System der Ungerechtigkeit. Ein System, in dem ein Mann mehr wert ist, als ein anderer, aufgrund seiner Geburt. Und was ist Eure Antwort? Einen Mann an die Spitze des Systems zu bringen? Wozu? Und erzählt mir nicht, es wäre, um das Konstrukt von innen heraus zu zerstören, denn auch das will ich Euch nicht glauben. Ihr wollt Euch bereichern! Schlicht und ergreifend Gold und Macht sind es, die Euch interessieren. Ihr wollt der Reiche sein. Nicht das Wohl der Armen, das Wohl der Ausgestoßenen und Geächteten ist Euer Ansinnen, sondern Euer Eigenes.

Dies wäre gut und recht in meinen Augen, hättet Ihr Euch nicht unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit versteckt. Hättet ihr nicht edlere Beweggründe vorgetäuscht, die zu glauben ich nicht in der Lage bin, allein schon wegen der Diskrepanz in Euren Worten. All dieser Prunk, dieser Protz hier!"
, meint er und deutet auf die Weingläser und Diener. "Sind sie nötig für Euren Kampf? Dienen sie dem Volke? Werden die Armen hiervon satt? Ich kenne die Person, die davon satt wird, der diese Männer hier dienen. Ich kenne sie, denn sie sitzt vor mir. Und es ist, als sähe ich meiner schlimmsten Angst in die Augen. Nein, nicht, dass ich Euch fürchte, mehr als gesund wäre zumindest. Ich fürchte mich davor, dass ich einmal so werden könnten, wir Ihr. Mögen die Götter dies verhindern, mögen sie mich standhaft machen, auf dass ich nicht den Versuchungen erliege, denen Ihr Euch hingegeben habt, Señor! Für einen Mann wie Euch empfinde ich nicht mehr, als Mitlied, denn ich fürchte Ihr beginnt zu glauben, was Ihr uns glauben machen wollt. Ihr habt Euch selbst von Euren Lügen überzeugt und so kann es Euch nichteinmal zur Last gelegt werden."

Der Maskierte dreht sich zu den anderen Anwesenden um und deutet eine Verbeugung an.

"Ich kam her, weil ich dachte ich könnte Verbündete finden. Verbündete in einem Kampf für wahre Gerechtigkeit und die Freiheit des Einzelnen. Es hat sich als falsch erwiesen und ich bedauere meine und eure Zeit vergeudet zu haben, werte Anwesende."

Nach diesen Worten geht er dem Ausgang zu und winkt einen der Diener herbei "Verbindet meine Augen, steckt mich in die Kutsche und bringt mich zurück, werter Freund, werter Diener des großen Wohltäters. Es erscheint mir erstrebsamer, als noch einen Moment länger hier zu verweilen." Den Statuten dieser Zusammenkunft gerecht werdend, wird er hinausgeführt und besteigt allsbald mit verbundenen Augen eine Kutsche, die ihn dahin zurückbringt, wo er hergekommen ist...
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Re: Das Syndikat

Beitragvon Madaiama » Do 17 Sep, 2009 09:59

Auf Guurs Worte an sie reagiert Mara nach ein paar Augenblicken:
"Es mag stimmen, was du über Krähen sagst, Bruder Guur. Doch nicht alle hier sind Krähen. Genug von ihnen dienen Saeron oder Soht, vermeintliche Wohltäter der Nacht. Ich habe mich zu der Erkenntnis durchgerungen, dass es nicht einerlei ist, welchen Namen man seinem Patron gibt - und ob man ihm einen gibt. Doch wenn bei deinem Vorhaben Gewinn für mich abfällt, werde ich zumindest vorerst mitlaufen. Doch vergiss nicht, dass sich Krähen am Aas nähren, am Elend anderer..."

Aufmerksam hört sie anschließend dem Vermumten zu. Seinen Worten hat sie nichts mehr hinzuzufügen. Es ist, wie er sagt und das ist gut so...
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Re: Das Syndikat

Beitragvon Guur » Do 17 Sep, 2009 18:11

Ohne eine Regung zu zeigen, wartet der Halbork bis der Maskierte hinaus geleitet wurde, dann wendet er sich wieder den anderen Gästen zu. Er nickt der jungen Frau, deren Gesicht noch unter der Kapuze verschwindet, zu: "Genau das erachte auch ich momentan als die wichtigste Frage." Dann wendet er sich an Mara: "Und sie ernten, was andere sähen, doch fressen sie nie die ganze Saat von den Feldern. Jedes Jahr wachsen noch genug Pflanzen, dass auch die Beutetiere sich wieder vermehren können. Dieses Gleichgewicht im Auge zu haben, hat unser maskierter Gast nicht bedacht. Du magst eine der größten Diebinen sein, doch gibst auch du einen Teil des Geldes ab, damit dir ein Tagelöhner verrät, für wen er so viele schwere Fässer gestern geschleppt hat. Steck dem Braumeister ein paar Gulden zu und du wirst erfahren, welcher vornehme Herr ein Gelage veranstaltet. Blinde Bettler haben scharfe Augen und Taubstumme ein helles Gehör und eine fließende Zunge, sobald ein wenig Geld klimpert. Irgendjemand erfährt immer etwas, weil sie so zahlreich sind. Teile die Speise mit den Armen und du wirst viele Freunde haben. Nimm und gib, herrsche und teile! Beides gehört zusammen - nicht weil wir Rhea-Diener sind, sondern aus Berechnung. Alles hat sein Recht, ob es nun Gut, oder Böse ist, oder ob du von Gut und Böse nichts weißt und nur das Sein gelten lässt. Du bist ein Kind des Krähenmannes und verehrst die Nacht? Dann akzeptiere, dass auch die Nacht nicht ganz dunkel ist. Auch sie lässt den Sternen und Monden ihren Platz. Du bist ein Kind des Soth und verehrst das Zwielicht? Dann halte dich erst recht an das Gleichgewicht von Licht und Schatten, Helle und Dunkelheit." Dann zeigt er auf die Treppe und die Tür, durch die der Maskierte wieder nach draußen geführt wurde: "Er hat meine Absicht nicht verstanden, weil er nur zwischen reich und egoistisch sowie arm und sozial gedacht hat. Aber ein Händler, dem die Gier in den Augen leuchtet, ist ein schlechter Händler, weil niemand mit ihm Geschäfte machen will. Ein Händler, der all seine Ware verschenkt, ist kein Händler mehr. Ein Händler, der aber den Handel liebt, wird reich, weil er all seine Freude mit seinen Kunden teilt. Ein Dieb, der sich von der Gier blenden lässt, geht in die Falle und ist ein Opfer des Krähenmannes nicht sein Diener. Ein Dieb, der an der List seine Freude hat, wird den Segen unsere Gottes bekommen. Wieviel er von diesem Segen wieder verteilt, kann er selbst bestimmen, doch ich sage dir, je mehr er gibt, desto mehr wird er ihn wieder zurück bekommen."
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Re: Das Syndikat

Beitragvon Anga » Do 17 Sep, 2009 18:27

Elida schiebt ihre Kapuze eine Wenigkeit zurück und entblößt ihr aufkommendes Schmunzeln, als der Maskierte seine Rede vorträgt und auch sogleich wieder verschwindet. Das hatte Gesicht!
Sie schlägt ihre Beine übereinander und lauscht auch den Worten des Halborks. Mit Worten kann er umgehen, das muss man ihm lassen. Ihr Schmunzeln entwickelt sich zu Grinsen und sie erhebt schulterzuckend das Wort.


"Warum sollten wir uns denn nun alle gegenseitig den 'Schwarzen Peter' zuschieben? Es steht doch wohl außer Frage, dass man sich nur bis zu einem gewissen Punkt vertrauen kann, oder irre ich mich?
Jeder verfolgt doch seine eigenen Ziele. Wenn diese sich mit den Vorstellungen anderer decken, dann soll es so sein und man kann einen Vorteil daraus schlagen.
In allen Belangen können wir doch keinesfalls einer Meinung sein, also warum darüber diskutieren? Spart euch doch die Kraft."

...meint sie frech grinsend und lehnt sich leicht nach vorne. Ihre Ellbogen kommen auf ihren Oberschenkeln zu ruhen und ihr Kinn stützt die Kleine auf die Handballen.
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Re: Das Syndikat

Beitragvon Ichiro » Do 17 Sep, 2009 18:58

Lariel, selbst kein großer Redner und ohnehin noch unerfahren in diesen Kreisen, ist mit seinem Ordensbruder Guur hierher gekommen um zu lernen. Den Blick gesenkt, die Ohren gespitzt und die Arme vor der Brust verschränkt, steht er unauffällig, unweit des Halborkes, an einer Wand gelehnt und lauscht schweigend. Als der Maskierte sich aufzuspielen beginnt, hebt er seinen Blick, mustert ihn stirnrunzelnd und wirft einen neugierigen Blick auf Guur, gespannt darauf, wie er wohl reagieren mag. Als der Fremde dann jedoch, ohne jemanden zu Wort kommen zu lassen, die Versammlung verlässt zuckt er kaum merklich mit den Schultern und richtet seine Aufmerksamkeit wieder den Sprechenden zu ...
"Hoffnung ist die Leugnung der Realität", meinte einst ein großer Magier ...
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