Reflektionen des Turniers - Adrianas Welt

Reflektionen des Turniers - Adrianas Welt

Beitragvon Harleyquin » Mo 15 Feb, 2010 11:51

Teil I - Der Abend nach dem Schützenfest

Es war spät geworden. Düster lag die kleine Kammer welche Adriana sich gönnte, hier in Santo Tiberio. Lediglich das warme Licht der Öllampe erhellte den Raum, floss über das einfache Holzbett welches unbezogen war, floss über den Boden auf dem in einer wilden Anordnung verschiedenste persönliche Dinge Adrianas verteilt waren - ein Seesack mit Ausrüstung, ihre Mischrüstung aus Kette und Leder, den gekrümmten Reitersäbel nebst Schild, einige runde Metallscheiben . Schrauben, Sprungfedern - um letztlich auch auf Adrianas rechte Seite zu fallen. Wie an bislang jedem Abend seit ihrer Ankunft saß sie am Abend in der Stube und arbeitete. Sie war nicht frei geworden ohne zu wissen wie kostbar die Freiheit ist und so ergriff sie allerlei Vorsichtsmaßnahmen damit sich weder das Eine noch das Andre ändern würde. Natürlich hatte sie den Riegel von innen vorgeschoben, doch man wurde in Al'Unfalat nicht alt ohne zu wissen wie leicht sich ein Riegel überwinden liess. Also arbeitete sie. Montierte einige Schrauben auf eine Schiene, versah den Mechanismus mit einer Sprungfeder und letztlich platzierte sie eine einfache Klinge, nur den blanken scharfen Stahl des Orts, in der Schiene. Fertig war eine zugegeben improvisierte aber dennoch effektive Verteidigungsmaßnahme. Kurz darauf band sie das fertige Stück an ihren rechten Oberschenkel, platzierte nahe der Tür die nach innen zu öffnen war ein Band mit einigen Glocken und zog die Vorhänge am Fenster zu. Jetzt war gewährleistet dass niemand ungebeten - oder unbeschadet - ihre Ruhe stören würde.

Dann zog sie ihre Aufzeichnungen des Tages aus einer Tasche und besah sich die Notizen über die fähigsten Schützen des Turnieres. Drei waren ihr in besonderem Maße aufgefallen - Yeshmin saya Selayja Farukol, Eldaran vom Grünhag und die neugierige Mira Starfire. Die Übrigen hatten entweder gewonnen, waren Halbelfen - die mied sie ganz aus Prinzip - oder waren ihr nicht ähnlich geeignet erschienen.

Erzwissensbewahrer Reo hingegen hatte ihr seine Hilfe zugesagt, kam ihr in den Sinn. Das war gut, sehr gut sogar. Vielleicht würde sie mit seiner Hilfe endlich finden wonach sie sucht. Überhaupt erwies sich Elamars Ratschlag zum Turnier zu reisen als goldrichtig, binnen weniger Tage hatte sie erste vielversprechende Kontakte knüpfen können und zugleich drei Kandidaten finden können die womöglich in absehbarer Zeit sehr hilfreich sein könnten, vorausgesetzt sie könnte ihnen etwas verlockendes bieten im Gegenzug.

Sie war verblüfft gewesen, dass eine Frau aus Inoda unter den Turnierleitern war. Zu gut erinnerte sie sich an die Lektionen in Etarak, damals.. vor ihrer Freiheit. Zu gut auch an die Gerüchte welche das Volk von Inoda umgaben und so war sie, obwohl sie doch betont höflich und freundlich war, ihr doch ein wenig unheimlich.

Kurz glitten ihre Gedanken noch zu Xelonida, welcher sie letztendlich unterlag. Xelonida kämpfte ganz gut, trotzdem... es war gar nicht so einfach gewesen. Zufrieden mit dem Ergebnis schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, ehe sie mit diesem angenehmen Gedanken beschloss dass es Zeit war.

Es war Zeit ihrem abendlichen Ritual zu folgen und sich zur Ruhe zu betten. Wie jeden Abend vor dem Zubettgehen nahm sie ihr Athos-Amulett hervor, gab ihm, leise ein Gebet murmelnd, einen zarten kleinen Kuss. Dann war es Zeit zu Bett zu gehen, doch wie es ihre Lehre von ihr verlangte würde sie sich auch diese Nacht nicht auf weiche Federn betten. Der Boden war ihr gut genug, von da hatte sie wenigstens die Tür im Blick. So liess sie sich auf den Dielenboden hinab, zog den Seesack als kopfkissen zu sich und schlief bald darauf ein...
"Kühnheit steht besser als Klagen ihm an, der da fertig ist zur Fahrt"
(Aus Snorris Lieder-Edda)
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