»Ein leichter Nebel, der über dem See liegt, erschwert dem Kaptän des Schiffes das Anlegen an die Küste Exondrias. Ein Mann hatte ihm eine Fracht mitgegeben, die ziemlich wertvoll war. Obwohl dem Kapitän nicht gefiel, was er da transportieren sollte, nahm er den Auftrag an, da er eine Menge Gold erhalten sollte, was ihm in seiner momentanen Auftragslage sehr entgegen kam. Sein "Frachtgut" war eine Frau - eine ziemlich schöne sogar nach seinen Maßstäben -, aber das Geld war zu verlockend gewesen. Er wollte auch nicht, dass er ein Problem mit seinen Auftraggebern bekam, denn es waren schon sehr gefährliche Personen.
Nach einer Weile war die Hafeneinfahrt von Neu-Dornberg zu erkennen und seine Vorfreude wuchs, als ihm in den Sinn kam, dass er endlich die andere Hälfte seines Lohns bekommen würde. Er sah, wie einige Fackeln und die Hafenbeleuchtung bei diesem dichtem Nebel erkennbar wurden. Allein - der Nebel war für ihn ein schlechtes Omen, doch die Verlockung des vielen Geldes ließ ihn diese Anzeichen, die er sonst eigentlich sehr beachtete, vergessen.
Am Hafen an einer etwas abgelegenen Anlegestelle warteten bereits einige Gestalten, bestückt mit Fackeln. Dahinter konnte man noch den Schatten eines kleinen, stämmigen Zwergen ausmachen.
" Los holt sie raus ans Deck", befiehlt er seinem Maat. Gleichzeitig verläuft das Anlegen des Schiffes reibungslos. Nachdem die Matrosen die Seile vertäut haben, wird die Planke an die Anlegestelle gelegt.
" Endlich ist mein Gast angekommen, geht es ihr denn gut ? Ich hoffe Ihr habt Euch gut um sie gekümmert, Kapitän!", spricht der Zwerg, wozu der Kapitän nur nickt. Dann wirft der Zwerg einen Beutel voller Münzen auf das Deck, den der Maat schnell aufhebt und es dem Kapitän übergibt.
"So Euer Restgeld, ich hoffe, dass Ihr es in den wärmeren Gefilden gut zum Feiern gebrauchen könnt.", ertönt das Lachen des Zwergen und seine Vasallen übernehmen in der Zwischenzeit den "Gast."
Kaum haben alle die Planke verlassen wird sie auch schon wieder eingeholt. Während die Vasallen die Gefangene ins Dunkel führen, steht der Zwerg am Pier, stopft sich ruhig eine Meerschaumpfeife und entzündet sie an der Fackel eines seiner Männer. Gemütlich pafft er vor sich hin und schaut zu, wie die Matrosen die vertäuten Seile lösen, an Bord werfen und hinterher springen. Der Kapitän, der den Beutel mit den Goldmünzen noch in den Händen hält, dreht sich wieder zur See und mustert Wind, Wellen und Nebel. Matrosen zerren an den Seilen und an den Fallen; das Hauptsegel rauscht herunter und beginnt sich im leichten Wind zu blähen.
Dann geht alles blitzschnell.
Aus der Dunkelheit hinter dem Zwergen zischen Bolzen und Pfeile. Matrosen sinken getroffen zu Boden, aus des Kapitäns Rücken wachsen drei Pfeile. Ungläubig dreht er sich zum Pier, als ob er noch etwas sagen wollte, doch schon sinkt er langsam in sich zusammen.
Dunkle Gestalten laufen auf den Landungssteg, schleudern Tonkrüge auf das Schiff, die dort mit lautem Scheppern zerschellen und das Brandöl in ihnen verteilen. Schmunzelnd steht der Zwerg am Pier, nimmt einen letzten, langen Zug aus seiner Meerschaumpfeife ... und schleudert diese dann in hohem Bogen auf das Deck.
Flammen lodern auf, züngeln über Deck und Reling. Wie ein Feuerdämon steigt der rote Schein das Hauptsegel entpor. Schreiende Gestalten klettern aus Luken und werden von Land her sofort beschossen. Von Bug bis Heck hell lodernd treibt das Schiff auf den See hinaus.
Die Fackeln an Land werden gelöscht, der Pier versinkt wieder in der Nacht. Schemenhafte Gestalten verschwinden im Dunkeln und zurück bleibt nur das höhnische Lachen des Zwerges.«