»Bronn Talerion war Söldner. Es kam ihm vor, als wäre er nie etwas anderes gewesen, als ein Mietling, der für Geld seine Klinge an den höchst bietenden vermietet hatte. Obwohl Söldner im Allgemeinen einen schlechten Ruf hatten galt Bronn dennoch als zuverlässig. Er hatte bisher jedes Mal seinen Vertrag erfüllt, wenn er diesen abgeschlossen hatte. Dass es ihm dabei egal war, ob er einem finsteren Tyrannen oder einem heiligen diente mochte nicht jeder mögen, aber Bronn hatte sich im Laufe der Jahre einen eigenen Moralkodex zurechtgelegt, der besagte: Wer zahlt hat recht.
Er hatte im Namen von Finsteren Baronen Bauern Regimenter niedergemacht, Fehden zwischen Herrscherhäusern entschieden und hatte an vorderster Front die Mauern von Städten gestürmt.
Bronn war sich sicher, dass er irgendwo Eltern hatte. Irgendwo in seinem Kopf gab es eine unklare Erinnerung an das verdreckte Gesicht einer weinenden Frau, die ihm einen rauen Kuss aufdrückte und dann verschwand. Die Jahre seiner Kindheit waren schnell erzählt. Ein freundlicher Priester der Lhaja hatte ihn in ein Waisenhaus gebracht in dessen kargen Räumlichkeiten er seine Kindheit verbracht hatte.
Bronn hatte das warme Bett gefallen auch wenn er es mit fünf anderen Kindern hatte teilen müssen und auch die Kohlsuppe und das Brot waren gut genug um den Magen eines Waisenjungen zu füllen. Doch als Bronn 12 wurde starb der alte Mann plötzlich an einem Unsichtbaren Leiden. Es dauerte nicht einmal einen Tag ehe Stadtbüttel anrückten und die „Parasiten“ schnellst möglich auf die Straße jagten und mit Knüppeln davon jagten.
Bronn hatte das Glück schon damals ein kräftiger Junge zu sein. So wurde er nicht erschlagen oder verstümmelt, als er zwei rauen Gesellen versuchte ein Silberstück zu stehlen sondern nur verprügelt und danach „verpflichtet“ den beiden –die wie sich herausstellte Söldner waren- als Waffenknecht zu dienen. Auf diese Weise lernte der Junge das Waffenhandwerk und das leben, dass er sah gefiel ihm. Es gab genug Tage an denen er nun Fleisch oder zumindest Käse statt Kohlsuppe und Brot hatte und auch andere Freuden gefielen dem Jungen schnell nachdem er sie erst einmal gekostet hatte. Die Bezahlung war nie überragend gewesen, aber es hatte gereicht um seine Ausrüstung in Schuss zu halten und genug Geld für ein paar Huren oder eine Flasche günstigen Schnaps über zu haben. Bronn beschwerte sich nicht. Die unzähligen Schlachten in seinem Leben hatten ihm weder die Freude an den einfachen Dingen noch das Leben nehmen können, warum also trauern.
Zurück in der Gegenwart jedoch ritt der Söldner zweifellos für eine gute Sache. Es war abermals ein Geweihter- diesmal Licias- der sich in Aslamadad an ihn gewandt hatte. Salim war sein Name und gutes Gold hatte er geboten und auch seine Männer- Zwölf an der Zahl- hatten rasch zugestimmt. Die Mission war einfach und im besten Fall noch nicht einmal gefährlich. Sie sollten mit dem Priester, der wohl von der Matriachin der Draconiter selbst bevollmächtigt wurde, nach El Ahil reisen und dort etwas über den Verbleib einiger Draconiter herausfinden die irgend ein mysteriöses Ding transportiert hatten. Geleitschutz war meist eine angenehme Sache und Bronn hatte keine Zweifel, dass es eher ein Spaziergang werden würde, als ein ernster Einsatz, die Kirchenleute erschreckten sich schon bei einem Donnerschlag und wunderten sich dann auch noch, wenn sich einer von ihnen verspätete, weil er sich bei einem Gewitter unterstellte. Das zumindest hatte Bronn bis vor wenigen Tagen gedacht.
Es war vielleicht eine halbe Woche her da hatte Bronn angefangen ein knistern in der Luft zu spüren. Dort wo einmal seine Nase gewesen wo, ehe ein Schwertstreich sie abgeschnitten hatte juckte es unerträglich, wie so häufig wenn etwas schief lief. Das gleiche Gefühl hatte er gehabt, bevor der lange Ivin von einem Speer durchbohrt worden war und auch bei der Belagerung der alten Feste in Emreira hatte er das Gefühl gehabt nur wenige Stunden ehe ihre Feinde den Fluss umgeleitet hatten und somit die Schutz bietenden Mauern hin wegzuspülen und ein wahres Massaker unter den Verteidigern, zu den –unglücklicherweise- auch Bronn gehörte anrichteten. Nur durch Glück war er an diesem Tag entkommen.
Nein Bronns- nicht vorhandende- Nase täuschte sich nie, da war er sich sicher, als er seinen Klepper weiter durch das schroffe und Gebirgige Grenzland zwischen Dorien und Al Ahil wirkte. Hinter jeder Ecke vermutete der Söldner einen Hinterhalt und seine Unruhe hatte sich auch auf seine Begleiter übertragen. Sie alle wussten um die Unfehlbarkeit seiner Nase…
Er blickte zu seinen Gefährten herüber, ein jeder von ihnen ein tapferer Haudegen. Eldanan Breitbein kaute nervös auf einem Batzen Kautabak herum, die Armbrust gespannt über die Beine gelegt. Der Starke Fricks und Eddard Silberstück murmelten Leise miteinander, der schweigsame Sharin schwieg- wie immer und Dreitod Harim ritt voran. Es war der stämmige Nordmann, der plötzlich die Hand hob und die anderen sowohl zum anhalten, als auch zum Waffe ziehen brachte.
Wortlos und nur mit einem dumpfen brummen deutete der Hüne mit der mächtigen Axt nach vorne. Seiner Haltung nach zu urteilen, bestand keine akute Gefahr, was Bronn jedoch nur etwas zum Aufatmen brachte. Vorsichtig stieg er vom Pferd und ging voran um zu sehen, was bisher hinter einigen Felsen verborgen gab, dass ungute Gefühl verstärkte sich. Dann roch er es. Fäulnis und Verwesung. Bronns Knie zitterten etwas, dass ihm seit vielen Jahren nicht mehr geschehen war. Alles im inneren des Söldners schrie auf und versuchte ihn zu überzeugen nicht weiter zu gehen, umzudrehen und wegzulaufen, doch er tat es nicht und trat einen Schritt vor den anderen.
Bronn trat um die Ecke und fühlte sich, als würde sich ihm der Magen umdrehen. Neben ihm stieß Salim ein würgendes Geräusch aus. Während der Starke Frick ein Schutzzeichen gegen das Böse schlug und nur „Gütige Götter!“ *murmelte, alle Farbe war aus dem Sonnengebräuntem Gesicht seines Gefährten gewichen und Bronn ahnte, dass es um ihn nicht besser stand.
Dutzende Schlachten hatten die Söldner geschlagen und wenig konnte sie noch Schrecken, bis zu diesem Moment.
Sie hatten die Draconiter gefunden. Oder was von ihnen übrig war. Etwa die Hälfte der Toten war kaum noch zu erkennen. Eine Ungeheure Macht hatte sie zerrissen und sie so sehr entstellt, dass sie nur noch an den grünen Stofffetzen ihrer Roben zu erkennen waren. 4 Männer und Frauen jedoch hingen an umgekehrten T Galgen am Rand der Straße sie waren deutlich sichtbar zu Tode gefoltert wurden. Auf so abscheuliche Art, dass Dreitod Harim wohl der einzige war, dem sich nicht der Magen umdrehte. Selbst Bronn erkannte die unheiligen und schähenden Zeichen die jeden Diener der Götter beleidigten, die in die Körper der toten Draconiter geritzt waren.
„Nur acht!“ *hörte er die Stimme von Dreitod „Nicht zehn!“ der Barbar aus dem Norden hatte sich als einziger dichter heran gewagt.
*Götter* dachte Bronn nur ehe er sich abwandte *Kann das hier tatsächlich jemand überlebt haben?*«