Wenn wir das Raufen auf den historischen Kontext begrenzen, dann können wir das getrost vergessen, denn in mittelalterlichen Texten ist da immer nur von Haare raufen und balgen die Rede, aber nicht davon, dass jemand ernsthaft zu Schaden gekommen ist. Ferner finde ich auch einen Vergleich, ob jetzt asiatische waffenlose Kampfkünste perfekter seien als europäische, ziemlich unzureichend, weil es den waffenlosen europäischen Kampf so nie gegeben hat, sondern er immer nur als Ergänzung zur Handhabung bestimmter Waffentechniken gelehrt wurde. Wenn Hans Talhoffer in seinem Fechtbuch auch ein Kapitel über das Thema "Ringen" hat, dann sind das Übungen, die aber den Kampf mit Waffen ergänzten. Das zeigen schon seine geschmeidigen Bewegungen und Drehungen der Gliedmaßen, die ebenso in seinem Schwertkampf vorkommen, oder im Kampf mit anderen Waffen. Und während der asiatische waffenlose Kampf immer mehr seinen Schwerpunkt auf das Gleichgewicht der Seele ausweitete stand für den europäischen waffenlosen Kampf mehr der Schaden des Gegeners im Fokus - dass es bei beiden Kulturen auch Richtungen gab, wo das andere mal mitbedacht wurde, ist eine Selbstverständlichkeit. Das hat aber nichts damit zu tun, dass die Übung zur Perfektionierung des eigenen inneren und äußeren Gleichgewichts geeigneter sei, als die Übung zur Perfektionierung des Mordens. Und mit Kampf-
Sport sollten wir hier erst gar nicht anfangen, weil das eine stilisierte und in Regeln gefasste Form des Kampfes ist, welcher die ganze Sache entschärfen sollte.
Verabschieden wir uns also mal von den gegenseitig bekannten Vorurteilen und versuchen wir jede waffenlose Kampfkunst effizient mit ins Spiel zu bringen.
telor hat geschrieben:
Raufen: Schaden: Ausdauer, wenn Wundenschwelle überschritten dann 1/2 LE, gegen Bewaffnete nur Ausweichen, keine PA.
Ringen: Schaden: nur Ausdauer, keine LE, keine Wunden, RS zählt nur 1/2, PA auch gegen Bewaffnete
Etarak: Schaden: Le, RS zählt 1 1/2, gegen Bewaffnete nur Ausweichen, zählt, als wäre er bewaffnet
Pykmei: Schaden: 1/2 Ausdauer + 1/2 LE, gegen Bewaffnete nur Ausweichen, +1 AT / -1 PA (nicht gleichmäßig verteilt wie sonst).
Jetzt nur als erste Überlegung, die man selbstverständlich ausbalancieren müsste, damit bei 2 gleichen Gegner, (einer mit Waffe, einer waffenlos), der mit der Waffe öfters gewinnen sollte.
Raufen: Wieso soll ich nur Ausdauerschaden machen, wenn ich meinem Gegner den Dornenhandschuh ins Gesicht donnere? Ich meine ja auch nicht, dass ein gebrochenes Nasenbein gleich zu einer Wunde führen muss, aber als Ausdauerschaden würde ich das jetzt auch nicht sehen. Und warum kann ich mit den Parierwaffen oftmals auch Raufen? Wenn wir da jetzt auf Ausweichen gehen müssen, ist das ein gewaltiger Rückschritt. Da wir aber eine Unterscheidung machen wollen zwischen einer Kneipenschlägerei und dem richtigen Kampf würde ich vorschlagen, die oben genannten Werte für die bloße Hand zu nehmen, sie aber in dem Moment zu verbessern, wenn jemand eine Raufen-Waffe oder ein Hilfsmittel benutzt.
Ringen: Bei Talhoffer führt das Ringen zu gebrochenen Gliedmaßen - vorwiegend Hände sowie Arme - und Querschnittslähmungen von Hüfte bis Hals. Außerdem dient es dazu, sich in eine bessere Position zu bringen, indem man den Gegner entwaffnet, oder dessen Waffe benutzt, um ihn selber umzubringen. Eine Parade gegen einen Bewaffneten ist bedingt möglich, indem man dem Gegner in die Arme greift, aber wenn man das einmal geschaft hat, lässt er sich auch leicht entwaffnen oder seine eigene Waffe kann gegen ihn verwendet werden.
Keines von beiden ist also eine reine Sportart, bei der man dem Gegner keinen richtigen Schaden zufügen würde. Wenn wir so eine haben wollen, dann würde ich Raufen vorschlagen und wir geben den entsprechenden Parierwaffen die Nahkampffertigkeit Ringen (anstatt Raufen) mit, um das "deutsche Fechten" hier ins Spiel zu bringen. Dann würde das Raufen nicht nur im Sinne einer Kneipenschlägerei möglich sein, sondern auch den (noch) olympischen Ringkampf erlauben. Oder wir machen Mischformen, wie ich oben beim Raufen schon vorgeschlagen habe. Für eine dieser Möglichkeiten sollten wir uns entscheiden und sie hier klären.
Etarak: Meister Ha Mo Ni nimmt also später mal einen Kampfstab, um mit dessen Sonderfertigkeiten nur Ausdauerschaden zu verursachen, denn gemäß des Kyô betrachtet er es ja als höchste Maxime das Leben zu fördern und will sich nur selbst verteidigen. Seine waffenlosen Kampfkünste kann er ja nicht einsetzen, weil er dann ein Leben, welches ja grundsätzlich geachtet wird, töten könnte. Andererseits wird diese Kampfkunst ebenso zur Vervollkommnung des Schwertkampfes genutzt wie das Ringen bei Talhoffer. Auch hier haben wir es also mit einer Mischform zu tun und die generelle Schädigung der LE passt da auch nicht so richtig.
Pykmei: Von allen waffenlosen Kampfstilen ist das wohl am ehesten als Sport zu verstehen - so wie es im Moment beschrieben ist. Aber es spricht ja auch nichts dagegen, wenn sich einer um die eine Hand ein Lederband bindet und die Augenbraue des Gegners durch gezielte Schläge zum Aufplatzen bringt, so dass im das Blut in die Augen fließt. Wenn es also eine waffenlose Kampfart gibt, die grundsätzlich auch LE-Schaden verursacht, dann bin ich mit den oben genannten Werten einverstanden.
Was wollen wir also machen? Mischformen, oder die Verlagerung einer Fertigkeit auf eine Sportart?
Ich spreche mich jetzt mal für Mischformen aus.
Raufen ohne Hilfsmittel führt nur zu Ausdauerverlust (Kneipenschlägerei), mit Hilfsmittel werden die Trefferpunkte als LE-Schaden gewertet.
Ringen ohne Waffe in der anderen Hand ist olympisch und führt auch nur zu Ausdauerverlust. Ringen mit Waffe in der Hand führt über Sonderfertigkeiten zu Entwaffnen und Wunden (aber kein LE-Schaden, oder nur wenig). Sonderfertigkeit mit und ohne Waffe sollte Umreißen sein.
Etarak ohne Waffen führt nur zu Ausdauerschaden, mit Waffe in der Hand zu LE-Schaden. Die Sonderfertigkeiten werden dann in zwei Richtungen gehen: Für friedliche Mönche gibt es erhöhten Ausdauerschaden, für Samurai o.ä. LE-Schaden, oder Wunden, oder Entwaffen. Sonderfertigkeit mit und ohne Waffe sollte auch hier Umreißen sein.
Edit: Waffenloser Kampf ohne Sonderfertigkeiten stelle ich mir öde vor. Gerade bei den SF kann man die unterschiedlichen Stile heraus arbeiten.