Nach Sonnenuntergang des dritten Tages als man sich langsam dem Ziel, aufgeteilt in zwei Gruppen, von allen Seiten näherte. Während 25 Mann das kleine Dorf am Nordhang der Bergkette umstellten, bewegte sich der Marquis de Morlay zusammen mit Hauptfrau Qadr el Mina al Mahadi, von den Nergariten, und den ihnen voran gehenden 25 Mann entlang dem teils verwildertem Pfad direkt darauf zu. Ihr Ziel, es war nicht das Dorf, es war das ritterliche Landgut im Zentrum des Dorfes, das welches sie bereits glaubten in der vor ihnen liegenden Dunkelheit schemenhaft erahnen zu können.
Es war Still,... bis dann plötzlich ein kaum hörbares Signal von der vordersten Reihe ertönte. Sogleich teilten sich die Männer gleichmäßig am Wegesrand, kampfbereit auf. Leise schlossen der Marquis und euer Gnaden el Mina al Mahadi nach vorne auf um den Grund für diesen halt zu erfahren.
Viele Worte wechselten sie nicht mit dem Hauptmann der selbst noch einen Moment brauchte um zu verstehen was hier grade vor sich ging. Dann deutete er auf einen schwach flimmernden Stern am Horizont über dem Gut. Eigentlich ein gutes Omen, ein Stern in finsterer Nacht der ihnen den Weg zu weisen schien.
Erst als man dann genauer hinsah erkannte man das es kein prächtig funkelnder Stern war,...
...Es waren Lichtsignale von irgendjemandem in den Bergen.
Hatte man sie entdeckt und nun wurden die Personen im Landgut gewarnt?
Man verharrte an Ort und Stelle noch einen Moment und überlegte angestrengt was diese Lichtzeichen bedeuten könnten.
Ogo saß erneut im Arbeitszimmer des Iatan-Geweihten Uvier und verfasst eine Nachricht an die zwei Abenteurer Regar und Constantin.
"Werte Freunde,…
"
… ich hatte noch keine Gelegenheit mich für Eure Hilfe zu Bedanken, den ich euch hiermit übermittel.
Jetzt bitte ich Euch erneut, mir und Deoria zur Seite zu stehen.
Es geht um eine Mission außerordentlicher Wichtigkeit, die helfen soll, die Ereignisse hier in Droux zu klären und eventuell auch mir das Leben zu retten.
Ich werde Deoria später zu euch schicken, sie wird Euch den Weg weisen.
Als Ogo fertig ist verschließt er die Botschaft nachdenklich und legt sie in Uvier's Hände - "Möge die Kraft des Lebens mit Euch sein!" sagt er zur Verabschiedung, als einer der Page ihn wieder zurück in seine Kammer führt, wo Deoria ihn vermutlich bereits erwartet.
Nachdem Deoria weg war, setzte sich Ogo auf die Bettkannte - er hatte grauenvolle Kopfschmerzen.
Nachdenklich gestimmt durch das letzte Gespräch mit Uvier schloss er nun seine Augen und versuchte das gesamte Geschehen der letzten drei Monate noch einmal Revue passieren zu lassen.
le Rochelle, einst Leiter der Ermittlungen und Anführer der Kardinals-Garde war verschwunden, seiner Ämter enthoben und angeblich von den Soldaten des Marquis de Morlay aus der Stadt gejagt. An seiner Stelle an der Spitze der Kardinals-Garde steht nun Colonello de la Torre, und die Leitung der Ermittlungen hatte nun vermutlich Irgendjemandem auf der Garnison übernommen.
Grand-Seigneur Scaletta, ein sehr willensstarker alter Mann, war bereits vor Wochen zusammen mit Korporal Kresso nach San Aurecciani aufgebrochen war. Angeblich verfolgten sie eine sehr heiße Spur,… oder waren geflohen um so ihr eigenes Leben zu retten.
Von den beiden aus Wangalen stammenden Nergaritinnen war Schwester Ivanowa im Kampf gegen einen Werwolf ums Leben gekommen und Schwester Frostfede schien sich bereits ebenfalls auf dem Weg in Nergras Hallen zu befinden, und der Verbleib von Colgan und Sanaha war mehr als ungewiss. Vielleicht waren beide bereits tot - aber das ist reine Spekulation - mit Sicherheit konnte man nur behaupten das sie vor ihrem Verschwinden “etwas“ gefunden hatten für das andere bereit waren zu morden. Schwester Frostfede und er selbst waren ein gutes Beispiel dafür. Während Schwester Frostfede auf der Suche nach Colgan in die Fänge von Melphoneo geraten war, hatte Ogo etwas in seinem Besitz für das Hauptfrau el Mina al Mahadi ihn nur zu gern auf den Scheiterhaufen brennen sehen würde.
Abschließend, und vermutlich der unberechenbarste von allen zur Stunde war der scheinbar emotionslose, bleiche Aristokrat, Marquis Aracome de Morlay, Sohn des Herzog de Morlay. Diesem Herzog hatte man in Droux die Einmischung von Colonello le Pane zu verdanken der für reichlich Unruhe gesorgt hatte, und dem es letztlich sogar gelungen war irgendwie einen Keil zwischen alle Lager zu treiben. Aber auch wenn le Pane weit am Ziel aller Beteiligten vorbei geschossen war, “irgendetwas“ musste er herausgefunden oder getan haben, das ihn die Urheber der Ereignisse in Droux für ihre Pläne als Gefahr ansahen, denn auch sein verbleib war ungewiss.
Und was die Ereignisse in Medinia betraf - Die Ermordung der Vicomtesse Moriarty de Moratin und des Chevalier D’Annunzio, darüber wusste man allgemein viel zu wenig um sagen zu können ob dies in einem Zusammenhang mit den Seltsamen Ereignissen in Endrouelle stand.
Ein schweres Unterfangen, nach den Ereignissen der letzten Monate sogar fast irgendwie Aussichtslos, es war so viel passiert,…
… in Droux griffen so viele kleine Zahnräder so fein ineinander das es kaum noch möglich war mit absoluter Sicherheit noch sagen zu können wer Freund und wer Feind ist – wie sollte man sich da noch an Dinge erinnern, die irgendwann einmal am Anfangen der Geschichte standen?
Irgendwann in den nächsten Tagen würde sich sein Schicksal entscheiden, und es sah alles andere als gut für ihn aus.
Sein Leben und die Zukunft des VAM hing am silbernen Faden und die Schere um ihn zu durchtrennen lag in unbekannten Händen.
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