Nach einiger Zeit möchte ich doch noch einmal ein paar Dinge loswerden.
Denn einiges wurde hier unabsichtlich falsch verstanden oder ganz bewusst in eine Richtung gelesen, die so überhaupt nicht intendiert war.
1)
"nur nichts verlieren" - Spielplatz-Analogie:
Du merkst aber, dass die Analogie nicht wirklich funktioniert, oder? Oder hast Du meine Aussage "nur nicht gewinnen ist ok"wirklich komplett falsch verstanden?
Eine bessere Analogie wäre Lotto:
Ich erwarte nicht, immer zu gewinnen. Die Chancen können gerne sehr klein sein - ich gewinne dann einfach nichts. Aber wenn ich nicht gewinne und stattdessen eine Rechnung über 500.000 Euro bekomme - habe ja nicht die richtigen Zahlen gehabt - dann bin ich sauer und spiele nicht mehr.
1a)
Das was anderen als Rhetorik vorgeworfen wird, ist hier selbst extremste Rhetorik. Auch sehe ich einen deutlich qualitativen Unterschied zwischen dem Diebstahl von Allerweltszeugs, das ich beim nächsten Händler in der etwas größeren Stadt wieder beschaffen kann oder gar Gold (hab ich mich über solcher Räuber beschwert? Über den Ork, der kurz zuvor meine Börse plünderte? Nö!) und wirklich schwer zu Beschaffendem. (Man könnte natürlich auch dreist behaupten: Ein Dieb der derart seltenes verkauft, muss auffallen und zu verfolgen sein.)
Beziehungsweise. eher Zeugs das ÜBERHAUPT NICHT aktiv zu beschaffen ist. Das hier ist kein RPG wo ich sagen kann "OK, da ist die Drachenhöhle, da gehe ich hin, bewusstes Risiko Perma-Tod aber vielleicht krieg ich den Alrikmetzler". Nein, hier kann ich nur hoffen, dass ich vielleicht mal so eine Höhle finde. Und dann gut vorbereitet bin oder es schlecht vorbereitet doch noch versuchen. Oder für immer sein lasse. Zurück gehen kann ich ja nicht. Und dann kommt eine ZB und nimmt mir nach Erfolg alles weg: Der Lottogewinn, dann die 100%-Steuer. Glaubt irgendwer, ich freue mich da noch über den "Gewinn"? Wenn ja, dann kann ich mir jedes Wort sparen und weiß nicht, wie ich das Gefühl rüberbringen soll. Ich habe hier nämlich den Eindruck bekommen, dass dieses Problem gar nicht verstanden werden will. Es existiert ja gar nicht und ich habe nur eine vollkommen falsche Erwartung.
2)
"Exklusiver Club"? Äh. Unglückliche Sprachenmischung, denn ich sprach von einem Club im BARTLE-TEST, einem "Kreuz" (Kartenfarbe) auf Englisch.
http://de.wikipedia.org/wiki/Bartle-Test - genug Versionen gibt es im Internet wobei These Achievers == diamonds, explorers == spades, socializers == hearts, and killers == clubs.
3)
Das Ganze wirkte übrigens auch nach Tagen noch so auf mich. Dass man nach so einer ZB nicht auch noch Lob erwarten darf... also tut mir sorry, aber darauf gehe ich nicht näher ein. Das ist eine extrem emotionale Reaktion gewesen. Und Emotionen sind es auch mit denen Spieler gewonnen/verloren werden, in 99% der Fälle.
Es hätte übrigens rein gar nichts gebracht, mir die Schuppe zu "erstatten". Das will ich nicht einmal. Die ist weg. Und die ist nicht nur wo anders - nicht beim anderen Kind und von der Kindergärtnerin oder Elternteil oder Polizei zurückholbar. Die ist von 1 auf 0 gesetzt und in der ewigen Leere des Nicht-Datenspeichers verschwunden.
3a) Versucht gar nicht erst rational zu argumentieren a la "es gibt viel Teureres", "Ich habe schon viel mehr verloren" etc. Die Schuppe war das Einzigartigste, Wertvollste was ich zu diesem Zeitpunkt selbst "gewonnen" habe. (Die Holzplättchen geben mir längst nicht so viel. Das ist n dösiges Geschenk aus dem ich mir im Endeffekt nichts mache.) Ich habe überreagiert. Ja. Keine Frage. Aber rational gegen Emotion in starker Form zu argumentieren - klappt nicht. Das ist kein rationales Problem. Und die Emotion hat in gewissem Sinne nicht einmal Unrecht: Es kommt nicht nur auf die rationale Betrachtung an. Wie man sich bei etwas fühlt ist für Menschen unheimlich wichtig. Da gibt es unzählige Experimente und fast immer wählen Menschen nicht rational wie das berechnete Optimum im Schnitt herauskäme sondern immer auch emotional. Verlust wiegt schwerer als Gewinn; Negatives bleibt stärker in Erinnerung als Gewinn - ein Erlangen und Verlieren ist Negativer als ein Gar-Nicht-Erst-Haben. (Und wenn ich Antamar im Prinzip und mancher Hinsicht nicht gut fände, wäre ich längst wortlos verschwunden. Ich behaupte jetzt einfach mal dass dies genau das ist, was mit den meisten Neulingen passiert. Hier und überall sonst auch.)
4)
Meine Präzisierung des "Nur nichts verlieren" daher:
Ich sehe kein Problem, wenn man bei einer, sagen wir mal, Philosophie-Probe +30 einfach leer ausgeht oder vielleicht auch irgendwo nicht weiter kommt, bei Bestehen aber einen netten Gewinn macht - Philsophen-Medaille oder Lautlos Gefallener Baum oder was weiß ich.
Wenn man bei gleicher Probe und Nicht-Gelingen hingegen von anwesenden Nihilisten ausgeraubt und das Hab und Gut verbrannt wird, dann halte ich das für absolutes Fehldesign und sei es noch so gut geschrieben. (Die Goblin-Tatzelwurm-Queste halte ich übrigens immer noch für Klasse, aber wie ich zu Anfang schrieb: das Negative danach blieb mir viel stärker im Gedächtnis. Und das wird bei den meisten so sein.) Genau das ist es, nichts anderes, was ich mit "nicht gewinnen ist ok; verlieren ist unfair" meine; da wird hier etwas ganz, ganz anderes reingelesen, was ich so nie gemeint habe. Immerhin wird mir ja nicht unterstellt, ich hätte mich über temporären LP-Verlust beschwert.
5)
Wenn wirklich Verluste, unabwendbar, ohne eigenes Zutun, über Ersetzbares hinaus[!] zentral für Antamar sind... dann habe ich mich leider geirrt und das ist kein Spiel für mich. (Ich kann Permatod-Spiele nicht ausstehen.) Ich bin der Meinung, dass Verlust-ZBs das Spiel keineswegs auf irgendeine Art "tiefer" machen. Ich sehe für Antamar dann auch keine gute Zukunft. Ich sehe sie einfach nicht, keine Drohung oder irgend etwas, lediglich eine Feststellung.
6)
Nebenbei: Die neue Karte mit Zoom ist top.