Natürlich waren die Spiele der NLT simpel im Vergleich zu heutigen Spielen. Umzu bezeichnender, mit welch einfachen schnöden Mitteln man ein solches Spielfeeling herbeiführen konnte. Das mit den vielen Entscheidungsmöglichkeiten, die Du aufführst, sehe ich im übrigen nicht so. Sicherlich, heute gibt es manchmal mehr Wege, das Spiel zu lösen. Aber im groben beschränken sich die Lösungswege doch immer wieder auf drei Kerne: "gut", "böse" und "neutral". Das war schon in Baldur's Gate so, welches in Teil Eins auch quasi nur den guten Pfad anbot, der böse Weg war mehr als unbefriedigend umgesetzt und neutral war einfach nur "mal gut - mal böse". Bei Star Wars KotOR war das schon besser umgesetzt, zumindest mein Eindruck. Gut fand ich da Planescape Torment, welches mir damals beim Spielen ziemlich komplex wirkte, was die Entscheidungen anging. Das mag aber getäuscht haben, ich habe es nur einmal durchgespielt (und war trotzdem begeistert von dem Spiel). Aber vor allen in der NLT waren Dinge wie Kräuter sammeln, Krankheiten heilen oder einfach nur genug Nahrung mitnehmen wichtig. Es war nicht über-komplex, aber man musste doch ein Auge auf die kleinen Dinge halten. Von solchen Dingen, die offenbar viele langweilig finden, hat man sich heute (leider) verabschiedet. Ich mochte das, es machte aus dem Spiel mehr als nur ein "simples Game".
Meine Eindrücke neuere Spiele betreffend allein auf die Tatsache zu schieben, dass ich ältere Formen der Spielmechanik kenne, sehe ich im übrigen auch als "Rhetorik" an. Du gibst ja selbst zu, dass Du früher mehr Zeit hattest, Dich mit Problemen in Spielen zu beschäftigen. Ich will hier auch nicht als Verteidiger der alten Spiele auftreten, dazu kenne ich einfach zu wenige. Ich sage lediglich, dass heute die Spiele zu sehr weichgespült werden auf Massenkonformität. Für mich hat die NLT ganz andere Pluspunkte, die guterzählte und bodenständige(!) Geschichte, dass man sich besondere Waffen noch "erarbeiten" musste und nicht wie z.B. bei Baldur's Gate (welches ich auch großartig finde) davon geradezu überschwemmt wurde (in "Thron des Bhaal" nimmt es dann schon grotekste Züge an, wenn man mit +5 Waffen da durchrennt...) und dennoch das Gefühl hatte, es geht immer weiter, man erreicht etwas. Dass das neue Spiel, Drakensang, offenbar ebenfalls in diesen Waffenfetisch eingestiegen ist, stimmt mich dann doch etwas traurig.
Zuletzt, ich habe vor einer Weile angefangen gehabt, einen neuen Durchgang der NLT in Angriff zu nehmen und dabei gemerkt, dass auch ich auf den Komfort heutiger Spiele nicht mehr verzichten möchte. Ich habe die automatische Tagebuchfunktion zu schätzen gelernt, ich möchte Dinge nachlesen können und nicht selbst aufschreiben müssen. Ich verlange eine Automap und wenns geht auch eine gute Sprachausgabe. Auch sollte das Spiel nett anzusehen (ich bin aber kein übertriebener Grafikfreak, ich verzeihe dort eher Schnitzer als bei der Story) und nicht *zu* kompliziert zu steuern sein. Aber am meisten verlange ich eine Geschichte, die mich unterhält. Mehrere Lösungswege wären toll, sind aber nicht alles, wie alte Spiele zeigen.
Da Du Dich offenbar mit neuen Games sehr gut auszukennen scheinst, könnten wir das Ganze aber auch etwas produktiver angehen. Wie wäre es, wenn Du mir einfach einige Perlen der heutigen PC-RPGs (um beim Genre zu bleiben) verraten könntest, vielleicht auch noch mit ein, zwei Worten Deinerseits zum jeweilgen Titel.
@Platinum, Aidan
Ihr macht mir wirklich Lust, mir bald Dragonage zu holen, das scheint ja meinen Geschmack voll zu treffen.
