Ein Page öffnete die Tür und mit schnelle Schritten trat eine verhüllte, zierlich anmutende Gestalt in den Raum ein. So wie sie weitgenug eingetreten war, verließ der Page selbst den Raum und schloss hinter sich die Tür.
„Ihr hattet Recht!“ sagte sie zur Begrüßung und ging mit schnelle Schritt zu dem Tisch herüber, an dessen anderem Ende Seigneur Melphones saß.
Sie ließ auf ihrem Weg von der Tür bis zum Tisch den Blick durch den Raum schweifen. Die Luft war kalt und feucht, und das schwaches Kerzenlicht hüllte den spartanisch eingerichteten Kellerraum in dem sie sich befanden in ein sonderbar romantisch, bedrohlich wirkendes Zwielicht und erwartungsgemäß war er wie immer nicht alleine.
Neben zwei verhüllten Leibwächtern die knapp einen Schritt hinter ihm standen, betrat nun auch ein edel gekleideter Page, mit einem Silbertablett auf dem eine Karaffe und zwei Gläser standen, den Raum. Obwohl der Page ebenfalls eine Maske trug, erkannte sie ihn an Hand seiner Bewegungen wieder und wusste daher genau, dass er der Sprecher Seigneur Melphones, wohl der einzige in diesem Raum der jemals die unverstellte Stimme dieses Finsterling gehört hatte. Seigneur Melphones selbst, dessen maskenhaften Gesichtszüge vom Schattenwurf des gelegentlich flackenden Kerzenscheins im edlen Kapuzenstuhl nur schemenhaft zu erkennen waren, saß regungslos wie eine Marionette da. Am anderen Ende des Tisches angelangt deutete sie zur Begrüßung der Anwesenden ein knappes Kopfnicken an, während der Page das Tablett auf den Tisch stellte und schon mal eines der Gläser füllte, dass er daraufhin dem Seigneuer reichte.
Wenige Minuten später verließ sie das alte Lagerhaus am Hafen und trat hinaus auf die seitlich gelegene Gasse, dessen Dunkelheit mit ihr zu verschmelzen schien. Sie folgte dem Verlauf der Gasse in Süd-Westlicher Richtung, wobei sie einen knappen hohen Pfiff von sich gab, kurz in der Bewegung verharrte um sich dann einer weißen Ratte zu zuwenden die sich aus einem Vorsprung hervor kam und zielsicher auf sie zu lief. Nachdem sie den Nager in ihrer Kutte hatte verschwinden lassen, setzte sie den Weg fort. Ihr Ziel lag nahe dem Abendwind, wo sie bereits erwartet wurde. Der Planung unabdingbar, ein Treffen mit zwei Gefolgsleuten Melphoneo’s, die ihr an diesem Abend zur Unterstützung zugeteilt wurden. Sie konnte nur leicht den Kopf schütteln, angesichts der Tatsache wie simpel der Plan war. Wohl niemand in der Stadt rechnete nach der gestiegen Nacht mit einer derartigen wende der Ereignisse, wie Melphoneo sie bereits vor Monaten ersonnen hatte.
Nicht 'Alles', doch vieles war so eingetroffen wie er es geplant hatte, und seit dem hier Niemand mehr wusste wem er Vertrauen konnte oder welcher Spur man hier am besten als erstes zu folgen hatte, hatten sie hier ein über aus leichtes Spiel gehabt.