Einige kennen vielleicht den ersten Thread zum Thema: viewtopic.php?f=31&t=11254 Dort haben wir gemeinsam ingame über die abstrusesten Dinge philosophiert und hatten jede Menge Spaß. Leider ist das Ganze dann irgendwann eingeschlafen (ich vermute mal, irgendwann waren alle philosophisch ausgepowert), aber das ist ja schon ein bisschen her, daher hier der Versuch eines Reboots.
Worum geht's? Ingame gibt's eine Buchreihe mit dem klangvollen Titel "Transzendenter Tee im Hier", die sich mit verschiedensten philosophischen Fragen beschäftigt. Dummerweise fehlt dem Großteil der Bücher in dieser Reihe noch der Inhalt. Und das soll im Prinzip mithilfe dieses Threads behoben werden! Um nen Eindruck zu bekommen, könnt ihr euch im alten Thread umschauen oder die ersten drei Bücher im Wiki anschauen: Transzendenter Tee im Hier - Band 1 Transzendenter Tee im Hier - Band 2 Transzendenter Tee im Hier - Band 3
Im Prinzip sucht sich jeder nen Philosophen-Char aus und philosophiert fleißig drauf los - und irgendwann bastel ich aus dem Geschwurbel dann weitere Bände, die dann per Gegenstandsqueste ins Spiel kommen. Zur Sicherheit gleich eine kleine Vorwarnung: es wird garantiert nicht alles 1:1 übernommen werden, d.h. manche Beiträge werden vielleicht rausfallen und andere Beiträge werden vielleicht in Form und Inhalt noch verändert werden. Ich werd zwar versuchen, möglichst viel von dem Material hier möglichst im Originalzustand zu nutzen, aber eine Garantie gibt's wie gesagt für gar nix. Nicht dass hinterher jemand enttäuscht ist.
Die illustre Runde bekannter Philosophen bestand ursprünglich aus:
Culsui Enusana Canese: Galanter auretianischer Philosoph und Gastgeber des Treffens, ein Stück weit Moderator der Runde Man Sun: Philosophin aus Inoda, immer für kritische Gedanken gut Nuamelin ben Tnak: Ein recht junger Sawajide, mitunter impulsiv und unkonventionell Der alte Natlop: Kaiserreicher und der Älteste der Runde Restisatole: Der am höchsten Geachtete der Runde, allerdings äußerst schweigsam
Im Verlauf der Diskussion sind dann noch einige weitere Philosophen dazugekommen, die dürfen gerne wieder mitmischen. Im Prinzip isses egal, wer jetzt welche Rolle übernimmt. Ihr könnt auch gänzlich neue Teilnehmer einführen, es kann ja ingame auch passieren, dass die Besetzung der Runde über die Zeit wechselt. Ich werd wieder den Hernn Canese machen.
Der Kreativität ist hier auf jeden Fall kaum eine Grenze gesetzt Auf angeregte, sinnfreie Diskussionen!
"Aber", warf Canese ein, "wenn Ihr sagt, dass dieses Argument keinen Sinn ergibt - dann stellt sich doch zunächst die Frage, worum es sich bei einem solchen 'Sinn' handelt. Ist der Sinn einer Aussage etwas, dass uns über die Logik zugänglich ist? Oder mag es vielleicht auch einen Sinn geben, der sich uns Sterblichen nicht erschließt, den die Götter aber ohne Mühe erkennen? Wenn dem aber so ist, woher können wir wissen, was Sinn ergibt und was nicht und uns anmaßen etwas als 'sinnvoll' oder 'sinnlos' zu bezeichnen? Wie können wir jemals eine solche Unterscheidung treffen? Und doch scheinen wir genau das jeden Tag zu tun, ohne dass es jemals unser Bewusstsein erreicht." Nachdenklich nippte er an seiner Teetasse und blickte in die Runde.
Re: Transzendenter Tee im Hier II
Verfasst: Fr 15 Nov, 2013 05:05
von Platinum
Spoiler:
Ich werde wieder Restisatoles Rolle übernehmen, der Alte ist mir an's Herz gewachsen^^
Restisatole stellt seine Teetasse auf dem Tisch ab und gießt sich nach. Er greift in seinen langen Rauschebart und holt einen silbernen Löffel heraus, mit dem er den Tee umrührt. Dann hebt er die Tasse an, blickt in die Runde und setzt sie wieder ab. Er beginnt erneut damit, den Tee umzurühren, anzuheben und ein weiteres mal in die Runde zu zeigen und das nur, um ihn wieder auf der Tischplatte abzusetzen. Dann stellt er sich die Tasse auf den Kopf und greift sich an die Nase. Für einen scheinbar genau abgemessenen Zeitraum verharrt er in dieser Position und stellt die Tasse dann ausatmend wieder ab. Anschließend klatscht der weise Greis in die Hände und deutet auffordernd auf die Tasse. Ein einzelner Satz formuliert sich langsam in seinem Geiste, wandert in die Züge seines Gesichts und seine Mundwinkel spannen sich sichtlich. Gleich einem Naturschauspiel endet dieser Ablauf mit einem eruptionsartigen Ausbruch von Stimmgewalt: "Buga buga bu?", fragt er und jede einzelne Silbe klingt wohlüberlegt. Zufrieden lehnt der Alte sich zurück und wartet interessiert die Reaktion der anderen Meister ab.
Re: Transzendenter Tee im Hier II
Verfasst: Fr 15 Nov, 2013 11:37
von Guur
Spoiler:
Ich mache dann mal wieder den alten Natlop.
Der alte Natlop beobachtete die Kunststücke mit der Teetasse voller Erstaunen, dann - bei der Frage des hochverehrten Restisatole - legte er seine Stirn in Falten und dachte einen Moment nach, bevor er antwortete: "Mir deucht, dass unser allerverehrtester Weiser genau die richtige Frage gefunden und uns zugleich eine Lösungsmöglichkeit für unser Problem demonstriert hat. Denn die Pfade der Logik sind gespickt mit den unterschiedlichsten Hindernissen der Zeichen, Sprachen, Betonungen und Deutungen." Nun nahm er seine eigene Teetasse und betrachtete sie eindringlich bevor er einen tiefen Seufzer von sich gab und sie den anderen hinhielt: "Was erkennen wir darin? Wozu verwenden wir sie? Und welche Bedeutung hat diese Tasse in den unterschiedlichsten Sprachen, Konstellationen, Situationen und Handlungen? Ist dies die Manifestation eines göttlichen Willens oder nur die profane Erscheinung eines Etwas, das in der Realität verankert, für uns jedoch nur über unsere Deutung zugänglich ist?" Dann sah er sich erneut in der Runde um, hob den Finger und sprach: "Wohlan, eine solche Frage nach dem Sinn, ließe sich doch nur dialektisch erklären, so dass Gesetztes und Entgegengesetztes sich in die Höhen zu einer neuen Wahrheit empor schwingen." Dann lehnt er sich zurück, lächelt und nippt an seinem Tee.
Re: Transzendenter Tee im Hier II
Verfasst: Sa 16 Nov, 2013 12:54
von bechbelu
Canese hatte Restisatoles Schauspiel fasziniert betrachtet und ergriff nun nach Natlop das Wort: "Mille grazie, Signor Natlop, für Eure Erläuterung. In der Tat ein sehr interessanter Gedankengang. Jedoch, wie stellt Ihr Euch eine solche dialektische Resoluzione des Problems vor? Denn wenn sich für einen jeden Gegenstand, für eine jede Idee Gesetztes und Entgegengesetztes verbinden, um gemeinsam den höheren Sinn zu bilden - wie können wir denn dann die Sinne verschiedener Dinge unterscheiden? Denn ist es nicht so, dass wenn zwei Menschen an einem Gegenstand ziehen und dies in entgegengesetzte Richtungen tun, der Gegenstand sich nicht von der Stelle bewegen wird - unabhängig von der Richtung, in die gezogen wird? Dass sich Actio und Reactio quasi aufheben? Heben sich dann nicht auch Gesetztes und Entgegengesetztes gegenseitig auf und lassen und mit leerem Sinn zurück? Und wenn ja, wie ließe sich dann der Sinn verschiedener Dinge unterscheiden - wäre er doch für alle gleich leer?" Grübelnd legte er die Stirn in Falten und fuhr sich mit der Hand nachdenklich übers Kinn. "Oder wolltet Ihr etwas anderes ausdrücken, Signor?"
Re: Transzendenter Tee im Hier II
Verfasst: Di 21 Jan, 2014 13:36
von Iskatoksi
Tzascheo Nuni, ein Tekka mittleren Alters und eigentlich unscheinbarer Statur, der bislang ruhig in einer Ecke gesessen hat, meldet sich zu Wort.
"Ich fürchte, das geht an der Sinnfrage vorbei und trifft sie dennoch. Waum könnte für die Götter etwas Sinn ergeben, was es für uns nicht tut? Doch nur, weil sie einen Anderen Wissens- und Erfahrungstand haben. Sinn hängt immer davon ab, was ich wie womit verbinden, in Beziehung setzen kann. Den Sinn als solchen frei davon, gibt es nicht. Es erscheint mir daher sinnlos, bitte verzeiht mir das Wortspiel, nach einem Sinn ohne Vorbedinungen zu fragen. Hat die Teetasse einen Sinn? Für uns, die wir sie nutzen, ja, für jemanden, der noch nie eine gesehen hat, viellecht nicht. Aber er kann ihr einen Sinn geben, indem er eine Nutzung findet. Die Tasse in Beziehung zu ihrer Nutzung hat Sinn. Und Nutzung kann auch bedeuten, einfach schön auszusehen, oder nur auszusehen, denn auch der Nutzen ist, wie der Sinn subjektiv und daher von der Beziehung des Betrachters zum betrachteten Objekt abhänig. Braucht die Welt oder auch nur ein Teil davon einen Sinn? Nein, sie ist, weil sie ist, weil sie war und sein wird, in welcher Form auch immer. Aber wir, wir wollen Verstehen und suchen deswegen nach einem Sinn. Und zu gern vergessen wir, dass wir es sind, die diesen Sinn erst erschaffen!"
Re: Transzendenter Tee im Hier II
Verfasst: Do 23 Jan, 2014 20:55
von bechbelu
Interessant hörte Canese dem Tekka zu. "Interessante..." murmelte er und legte die Stirn in Falten. "Ich denke, Ihr bewegt Euch mit Eurer Argumentation in die richtige Direzione, Signor. Jedoch ...". Er hielt einen Moment inne, dann fuhr er fort: "Jedoch, eine Frage stellt sich mir nach wie vor: Wie können wir zum Wissen um den Sinn einer Sache gelangen? Eurer Argumentation zufolge dürfte dies nicht möglich sein, was jedoch widerum die Frage aufwirft, ob dann nicht die Philosophie selbst zum Scheitern verurteilt ist, da sie ja im Grunde genommen genau das versucht zu tun: Die Frage nach dem Sinn und dem Zusammenhang der Dinge zu erforschen und zu erklären. Doch wenn es keinen universalen Sinn der Dinge gibt, wozu sollten wir uns dann noch länger mit dererlei Dingen beschäftigen? Denn egal zu welcher Conclusione wir dabei kommen, sie wäre nie zutreffend. Oder missverstehe ich Euch da, Signor?"
Re: Transzendenter Tee im Hier II
Verfasst: Do 23 Jan, 2014 21:51
von Iskatoksi
Tzascheo hatte fast auf eine solche Einwendung gewartet. Und so entgegnet er ohne größere Pause:
"Ich habe nicht gesagt, dass die Dinge keinen Sinn haben. Ivh habe gesagt, dass der Sinn immer vom betrachtenden Wesen abhängt. Einen universellen Sinn werdet ihr wirklich nicht finden. Die Frage ist nicht zu beantworten. Aber es gibt so viele 'Sinne' von einem Ding, wie es betrachtende Wesen dazu gibt. Die Philosophie kann nun beispielsweise fragen, warum oft der Sinn eines Dings für viele betrachtende Wesen so sehr ähnlich ist, obwohl das Wissen der betrachtenden Wesen sehr verschieden sein kann. Kommen wir auf die Teetasse zurück. Ich sagte ja, dass für jemanden, der soetwas noch nie gesehen hat, sie keinen Sinn haben muss. ABER: Sobald er sie gut genug betrachtet, wird er ihre Möglichkeit erkennen, etwas in sie zu füllen. Und schon hat er ihr einen Sinn gegeben, auch wenn er vielleicht nicht darin besteht, genau Tee in der Tasse zu haben. Er könnte damit auch graben wollen. Was ist es also, dass diese Möglichkeit verdeutlicht. Ich spreche hier absichtlich nicht von einem Grundsinn, denn der müßte ja auch ohne betrachtendes Wesen da sein. Die Möglichkeit ist wieder vom Wesen abhäning. Und doch, auch wie gesagt, warum sind die erkannten Möglichkeiten oft ähnlich? Warum sind die 'Sinne' oft ähnlich? Das ist eine der Fragen, die die Philosophie bearbeiten kann. Und deswegen ist sie mit dem Wegfall eines universellen Sinns wirklich nicht erledigt! Wir dürfen einfach nie das betrachtende Wesen vergessen!"
Nun setzt er sich zurück und trinkt einen Schluck Tee.