Der Vellhafener Kurier freut sich mitteilen zu können, dass der Sieger des Gedicht- und Liederwettbewerbs feststeht. Die Herren der Jury haben ihre feinsinnigen Urteile niedergeschrieben und uns die jeweilige Punktzahl zukommen lassen.
Sie hatten dabei die Möglichkeit zwischen einem und zehn Punkten zu vergeben, wobei zehn Punkte die höchste Bewertung darstellen. Hier die Bewertungen, allerdings noch ohne die Punktzahl, soll doch der Sieger erst am Abend bekannt gegeben werden:
Das Stück von Rob dem Spielmann lief, wie schon im letzten Jahr, außer Konkurrenz,
Folki Ginsterglück schrieb uns dazu folgendes:
"... mit Ausnahme des Werkes von Rob dem Spielmann, welches wie immer außer Konkurrenz eingereicht wurde"? Habe ich mich nun umsonst der Qualen unterzogen, die diese vermeintliche Moritat bei ihrer Beurteilung mir zugefügt hat? Nun, ich werde sie - da sie nun fertig ist - Euch ebenfalls zuschicken. Wenn ihr dem vom Leben gestraften Spielmann einmal die ungeschmickte Wahrheit zukommen lassen wollt, um ihn an der Kritik lernen und wachsen zu lassen, dann könnt Ihr ja selbst entscheiden, ob Ihr das tut. Ansonsten bitte ich Euch darum, meine Wertungen und Beurteilungen zu veröffentlichen.
Hier nun seine Bewertung der
Moritat von der glutäugigen Susanne und dem Jüngling mit dem güldenen Haar von Rob dem Spielmann
Sehen wir uns doch einmal "Die Moritat von der glutäugigen Susanne und dem Jüngling mit dem güldenen Haar" an. Verfasst hat diese Ballade Rob der Spielmann, ein - wie mir scheint - tragischer Fall von erzwungener Berufswahl, denn seine Familie scheint nicht dafür bekannt, in einer besonders kreativen Tradition zu stehen. Nein, der kleine Rob ist - wenn man meinen Informanten glauben darf - schon als Kind gezwungen gewesen, seine verarmten Eltern bei der Nahrungsbeschaffung zu unterstützen. Natürlich kann man daraus nicht auf ein poetisches Scheitern schließen, das wäre ja zu viel Determinismus, aber seine Sozialisation in den Gassen von Eisentrutz hält diesen Jungen doch gefangen wie das Netz einer Spinne die Fliegen, welche sich darin verfangen haben. Wir werden dies sehen, wenn wir uns dem eingereichten Beitrag zuwenden, was wir nun tun sollten.
Schon der Titel ist ja alles andere als glücklich gewählt. Das Ganze wird mit Moritat überschrieben, doch es ist ja genau das Gegenteil: Es wird geheiratet und nicht gemordet. Da ist nichts Schauerliches, sonder allgemeine Heiterkeit. Ja,ja, zu Beginn gibt es da noch den fürsorglichen Vater, der für seine Tochter nach einer guten Partie sucht und zuerst nach einem Kahlkopf greift, dessen Werte eher im Inneren eines Tresors liegen, als vor den temperamentvoll glühenden Augen seiner Tochter sichtlich in Erscheinung zu treten.
Doch schon im weiteren Verlauf der Geschichte wird schnell klar, dass die ungezogene Göre ihren Papa um den Finger wickelt und schließlich ihren Willen in Form eines blondgelockten Jünglings bekommt, weil der Auserwählte als Sohn des Stadtkämmerers standesgemäß passend erscheint. Zwei Königskinder, die sich finden. Da ist kein tiefes Wasser, durch dass der Blondgelockte erst mal durch müsste. Da ist auch kein falsches Nönnchen, welche einem die Lichter auslöscht. Da ertrinkt oder ertränkt sich auch niemand. Nein, all das, was schrecklich wäre und eine Moritat erst ausmacht, kommt hier gar nicht erst vor. Es bleibt bei Jubel, Trubel, Heiterkeit.
Dass der Autor die Ballade damit nur vorläufig enden lässt, macht es auch nicht besser. Sollen wir uns nun das tragische Schicksal selber denken? Sollen wir die Moritat ersinnen, um sie dann als literarischen Beitrag dieses Wettbewerbs zu würdigen? Nein, der Titel und der Inhalt sind schon krus genug; ich weigere mich, noch etwas zu der poetischen Form zu sagen. Mein Urteil steht fest, jedes weitere Wort wäre sinnlose Verschwendung von Atemzügen.
Wünschen wir den armen Rob, dass er noch etwas aus sich macht. Er hat sich nun seinen Wunschtraum nach einer heilen Familie von der Seele geschrieben und ist nun möglicherweise frei, um ein wirklich guter Bänkelsänger zu werden, der uns lieber in die Abgründe menschlicher Ängste hinunter führt, als seine Familiengeschichte derart langweilig zu modifizieren und mit dem Pinsel der Glückseligkeit in güldengelockte Farbe zu tünchen. Streichen wir also den Begriff „Moritat“ aus dem Titel und ersetzen ihn durch „Ballade“, so haben wir hier eine nette Geschichte, über die das Volk auch lachen kann und für die wir XX Punkte vergeben können.
Harmi Wirsch wollte Herrn Ginsterglück aber noch in Kenntnis setzen, warum das Werk außer Konkurrenz lief:
Sehr verehrter Herr Ginsterglück,
ich danke Euch für die ausführliche Begründung und Beurteilung der Werke. Welch feiner Sachverstand da aus Euren Zeilen sprach .. das ist sehr beeindruckend.
Auch Rob dem Spielmann werde ich die Kritik gerne zukommen lassen, habe ich ihm, zumindest was die Überschrift Moritat und die Nichtvollendung schon Ähnliches zu seinem Werk gesagt. Da war das Werk, welches er zum Winterfest im vergangenen Jahr textete, eindeutig das Bessere.
Er wies mich dann darauf hin, dass er sein Lied nicht so lang, wie es im Orignal ist, abgedruckt sehen wollte: Der Gesamttext eigne sich wohl für lange Abende, wenn er durch das Land zieht und als alleiniger Unterhalter auf Burgen, Schlössern oder größeren Gutshäusern bei der wohlhabenderen Bevölkerung die Bewohner verlustieren muss.
Im weiteren Verlauf bekäme das verwöhnte und oberflächliche Kaufmannstöchter die Quittung für das Tun, den Ehemann selbst nach der Beschaffenheit der Frisur aussuchen zu wollen. Sie würde betrogen als sie selbst nicht mehr ganz so jung und ansehnlich ist und würde dann gar in einen Brunnen gestürzt, wo sie zu Tode käme. Der Mörder wäre der feine Ehemann mit den güldnen Locken, bereichert durch ihre immense Mitgift, wär er dann frei für eine neue, sehr junge Braut. Natürlich wieder mit entsprechender Mitgift. Nur wenn man all das weiß, kann man den Titel Moritat stehen lassen. Das tragische Ende will Rob heute Abend am Feuer vortragen. Deshalb sollte sein Werk auch nicht mit bewertet werden.
Zu Gute halten muss man dem Sänger zudem noch, dass er über eine sehr angenehme Stimmfarbe verfügt und diese zusammen mit seinem Instrument gut einzusetzen weiß.
Dürfen wir denn am heutigen Abend mit Euch rechnen? Wir lassen Euch auch gerne im Goldstück abholen.
Mögen die Götter euch wohlgesonnen sein, jetzt und alle Zeiten
Harmi Wirsch
So, nun aber zu den Wettbewerbsbeiträgen:
"Der Frühling"
von Edoardo Moricala (Trotz aller Bemühungen konnten wir leider kein Abbild des Künstler auftun)
Enrique Jérôme Hernandez schrieb dazu:
Eine sehr amüsante Kurzweil, welche in die Fröhlichkeit und Heiterkeit sehr erfreulich daher kommt. Les descriptions de situation, c'est meilleur. À mon opinion gibt es jedoch quelques problèmes avec der Ordnung der einzelnen Vergruppen, welche für keine gute Hierarchie sorgen wollen. Für die gelungene Pointe serait eine Einfassung der stärker vulgär formulierten Verse sehr vorteilhaft. Ich erachte daher die Substitution der erstbeiden Strophen für den höheren Pointgenuss. Aufgrund der dennoch vorhandenen Vulgarität, welche ich persönlich nicht schätze, aber welche sich in diese unvorteilhafte Stadt, welche die große Festlichkeit ausrichtet, gut einpasst, fast essentiellement hinzugehört, wodurch ich mich großmütig zu zeigen geneigt bin, also weniger Gewicht dem Umstand zumesse, kommt für mich eine reduction de point nicht umhin.
Ich gebe also XX points auf dieses œuvre.
Der Vorjahressieger Ixliton hat sich vom persönlichen Gefallen leiten lassen und Punkte vergeben. Sein knapper Kommentar:
Mit etwas Abstand folgt "Der Elfenbeinturm" mit XX Punkten, aber noch weit vor "Der Frühling" mit XX Punkten.
Folki Ginsterglück meint dazu:
Kommen wir jetzt zu dem zweiten Beitrag des Wettbewerbs mit dem Titel "Der Frühling" von Edoardo Moricala, einem Pseudonym hinter dem sich wohl ein Nordmann versteckt, wenn man von der leidenschaftlich gepriesenen Geschmackslosigkeit ausgeht, die dem Gedicht inne wohnt: Hünen, die sich in Dünen räkeln; hässliche Vetteln, die ihre Brüste mit Schnaps ape-titt-licher garnieren wollen; lautstarkes Gefurze auf der Alm.
Das Ganze wird uns als Dreizeiler in vier Strophen serviert, von denen die letzte im mittleren Vers eine männliche Kadenz hat, welcher von der ersten und dritten weiblichen Kadenz umrahmt wird, was auf den Geschlechtsakt eines Mannes zwischen den Beinen einer Frau hinweist, wobei hier nicht von einer Missionarsstellung ausgegangen werden kann, da der erste Vers mit der weiblichen Kadenz davon spricht, dass ein "Berg erklommen" wurde - die Dame sitzt also eindeutig oben. Der mittlere Vers mit der männlichen Kadenz ergeht sich in dem orgiastisch ejakulativen Ausruf: "Frühling, ja du bist's!", wie ihn nur ein in die Jahre gekommener, lüsterner Greis von sich geben würde, während im letzten Vers mit der weiblichen Kadenz die Dame einstimmt mit dem Gejohle: "Dich hab ich vernommen!"
Meine Freunde des guten Geschmacks, das ist eindeutig Schund. Doch nicht nur das, nein, es ist sogar bewusst so gestaltet, um es den Dichtern des Imperium Aurecciani in die Schuhe zu schieben, denn zu welchen Behufe sollte sonst ein Pseudonym mit westendarischem Namen gewählt worden sein: Edoardo Moricala. Man mag ja von den Gepuderten und den Heißblütigen halten, was man will, als Lúnasadher bin ich ihnen ja auch nicht gerade geneigt, aber dieses Gedicht ist ein Attentat auf die Würde eines großen Volkes. Und sollte sich dieser norländische Schreibtischterrorist öffentlich bekennen, so dürfte ich ihm wohl raten, niemals seinen Fuß auf kultivierten Boden zu setzen, denn die Rache würde fürchterlich sein. XX Punkte.
[/quote]
"Mein Dûn"
von Andrasch Sohn des Argosch und dreiundzwanzig weiteren Zwergen Enrique Jérôme Hernandez
Brachial und deftig - ganz zwergisch. Aber ist die Anspielung und Referenz auf das Gold-Lied? Der Inhalt ist sonst gar fast zwergisch schön, es scheint ganz so, als wird der Leser nicht auf die Idee kommen, da sei etwas unwahr geschrieben oder sollte er doch auf diese Meinung kommen, so wird er so kluge sein und sie nicht lauf dartun - speciallement wenn ein Zwerg in der Hörweite sich befinden mag.
Leider erleidet das Gedicht oder Sangesstück welches gewiss auch Zwerg würde singen können, sehr viel Uneinheitlichkeit in dem Rhythmus und an einer stelle erleidet es auch einen Fehler in der Reimform, was très tragique herkommet, weil so das Werk so sehr geschmalert wurd. N'avait pas die Erwartung eines gefühlvollen Trachäus, gebe ich dem Werke doch mes XX points.
Ixliton meint:
..... folgt das Zwergenlied "Mein Dun". Es lädt förmlich zum mitsingen ein und bekommt XX Punkte.
Folki Ginsterglück merkt an:
Der dritte Beitrag kommt von Andrasch Sohn des Argosch und dreiundzwanzig weiteren Zwergen. Das Lied "Mein Dûn" ist sicherlich nicht die hohe Poesie, wie wir sie von feinfühligeren Künstlern gewohnt sind, doch es bricht auch nicht mit unseren Vorurteilen, deren Bestätigung uns doch das Liebste ist.
Der Inhalt ist schnell erzählt. Natürlich geht es hier um die Zwerge. Um wen soll es auch sonst gehen, bei diesem selbstverliebten Volk?! Wie wir es erwarten, ist es ein Lobgesang auf den Kampf, ihre Rüstungen und Waffen, ihr Bier, ihr Gebirge, ihre Freundschaft mit dem Godentum, ihre Edelsteine und ihr Gold, sowie ihre Ahnen, ihre Führer und ihren glorreichen Untergang, welcher leider noch aussteht und auf sich warten lässt. Das war' s.
Doch sehen wir uns die Form an. In neun Strophen, die in einem Paarreim verfasst sind, kommt 26 mal das Wort "wir"vor, während der größte Teil des Rests sich aus den Worten "uns, unserem, Dûn, Dûnzwerge sowie Zwerge" zusammen setzt. Für ungewaschene Zwergenohren mag es ja sinnvoll sein, wenn man etwas öfter wiederholen muss, aber für uns, meine Freunde des kultivierten Lebens, ist dieses penetrante Geseiere über dumpfbackige Zwerglichkeit doch ein Graus. Das Einzige, was wir ihnen und Andrasch zugute halten können, ist, dass sie sich selbst treu bleiben – und uns die Orks vom Leib halten. Dafür sollten wir ihnen unseren Respekt zollen und - wenn auch widerwillig - Beifall klatschen. Dafür gibt es dann auch XX Punkte.
"Die Oliven von Caramanca"
anonym eingereicht Enrique Jérôme Hernandez
Sehr lecker denke ich bei mir und höchste Zeit für jene spezielle Genusssorte, welche da eine Erhöhung erhalten soll.
Nur welch Schmerz, sie fällt hinab, es mich ganz untröstlich, mir schwante also eine gar seltsame Allegorie auf die schmackhafteste alles Früchte auf dieser Antamarenwelt. Welch Trug! Ich sehe mich sehr erfreut, dass das Stück, welches Gewiss auch in Form für Gesang zu zwei bis vier Stimmten aufbereitet, sehr umfänglich das Böse, was in uns hurt und stiehlt, so thematisiert.
Es ist nicht die direkte Aufforderung sondern la question à penser die dafür Sorge trägt, sich gewissenhaft und friedlich zu verhalten, indem das Schicksal eines an sich toten Dinges hervorgehoben und berührend gemacht wird. La raison n'est pas obligatoire. Die Klage ist ein Vorwurf, sie stört nicht neuerlich, sie beruhigt vielmehr - sie ist Anleitung, welche die anzuwenden haben, die sie anzuwenden haben. Endend mit der Frage: ¿por qué?
Wohl hat das Stück kein einheitlich Form, doch ist der Rhythmus schön und gar gut wie man es wünscht. Ich gebe XX points et une recommandation falls der andern Sendung ebenso die gleiche Punktzahl haben.
Ixliton
Den größten Eindruck hat bei mir das Gedicht "Die Oliven von Caramanca" hinterlassen. Es geht mir nicht mehr aus dem Sinn und erhält XX Punkte.
Folki Ginsterglück
Der vierte Beitrag, welcher uns von einem Unbekannten eingereicht wurde, trägt den Titel „Die Oliven von Caramanca“ und gehört, oh meine Freunde Poesie – zur ganz großen Literatur. Endlich! Endlich haben wir hier ein Gedicht vor uns, welches den Namen in vollem Umfang verdient. Ein poetisches Kunstwerk ohne gleichen.
Sehen wir uns einmal an, warum. Natürlich könnte man einwenden, dass es politisch ist. Und natürlich könnte man kritisieren, dass es zeitlich bedingt und den gesellschaftlichen Umständen in dieser Gegend namens Westendar geschuldet ist. Ja, auch ich bin kein Freund der politischen Dichtung. Allzu pöbelhaft wird dort im Namen der Freiheit zu Blut und Gewalt aufgerufen, wo doch nur niedere Motive walten und das Bestreben, sich selbst an die Macht zu setzen.
Doch hier ist es anders. Hier scheint durch die politisch gesellschaftliche Situation der Zeit die transzendentale Ewigkeit des Bösen. Es ist die menschliche Tragödie, dass unsere Welt aus dem Kampf des Guten mit dem Bösen hervor gegangen ist, ja sogar das Schlachtfeld selbst sein mag, auf dem an der einen Ecke zeitweise Ruhe herrscht, während andernorts verbittert gekämpft und gemordet wird, bis die Fronten und die Reihen sich an eine weitere Stelle verschieben.
Unser Dichter hat dieses Problem erkannt und nimmt sich nur des gegenwärtigen Schauplatzes an. Er wählt bewusst eine regionale Spezialität wie die Olive, um an ihre eine hochwertige Allegorie zu schaffen, die auf das Leben des einfachen Volkes hinweist. Reife Früchte werden nicht mehr gepflückt, sondern sinken unberührt neben ihre „Schwester“ ins Grab. Welch schweres Los für all die hübschen Frauen und jungen Mädchen in Westendar! Ihre Männer sind im Krieg und ihre Schönheit verblüht, ohne dass sie jemand preisen würde. Zu dieser Katastrophe passt es dann auch, dass die meisten Strophen des Gedichtes reimlos sind. Auf den Krieg kann sich wirklich niemand einen Reim machen, denn er ist sinnlos, menschenverachtend und nihilistisch.
Lediglich der Appell an die Vernunft in der achten Strophe, den Krieg zu beenden, ist in einen Kreuzreim gesetzt. Und sie ist auch die einzige Strophe mit acht Versen, während die anderen Strophen ungerade Verszahlen aufweisen, nämlich drei oder fünf. Alles andere zeugt von Chaos, Tod und Verderben. Die Frage, wo der Frühling bleibt, ist ein Gebet, ja eine Bitte an Rhea, dem Krieg ein Ende zu setzen und wieder eine lebensfreundliche Zeit anbrechen zu lassen. Mit dieser Frage endet dann auch das Gedicht. Eine Antwort wird nicht gegeben.
Und gerade hier unterscheidet sich das Gedicht von der politischen Lyrik. Es gibt keinen Aufruf, dass Iatan seiner Gattin zu Hilfe kommen soll – sprich dass das Nuovo Imprio Aurecciani eingreifen soll. Es wird auch nicht zu einem Kampf für die Freiheit der Bauern aufgerufen. Nein, die Antwort muss sich jeder Leser selbst geben, denn jeder – egal zu welcher Partei er sich zählt – trägt an diesem Krieg die Schuld. Das ist das Drama der Menschheit, die sich im Konflikt von Gut und Böse allzu oft für die falsche Seite entscheidet. Hoffen wir, dass sich der Dichter eines Tages zu erkennen gibt. Jedes Land sollte sich darum reißen, ihm Asyl zu gewähren, damit Westendar am Ende der Kriegstage einen Denker hat, der genug Vernunft besitzt, das Land wieder aufzubauen.
XXXXXXXXX Punktzahl: XX – XXXXXXXXXXXXXXX.
"Der Elfenbeinturm"
von Grakvash Kehlenreisser Enrique Jérôme Hernandez
Inconnu le sujet habe ich einige problèmes mit diesem Werke. So ist mir doch leider nur wenig klar, was ich davon halten kann. Irgendwo ist eine Dunkelheit, welche da verschiedene se trouve presentée, in Vogel und Naturgewalt manifestieren tut, aber es manque einem wirklich düstren Gefühl für den Leser. Dann le shoc; von einer Sehnsucht gesprochen, welche so obscure ist wie der vorige Teil wohl sein sollte.
La desperation ne fait und gros Eindruck La mort. La consequence einzig möglich für die Verzweiflung, welche ich schon ansprach. Doch ist alles leider fast zu vage, so dass es keine Linie gibt, die richtig dorthin leitet.
Zu allem Überfluss ist der Ort, der Turm aus Elfenbein, als Wort sehr ungelenk. Ich fürchte gar mich nicht erfreulich zu zeigen und referiere avec XX points.
Ixliton
Mit etwas Abstand folgt "Der Elfenbeinturm" mit XX Punkten, aber noch weit vor "Der Frühling" mit XX Punkten.
Folki Ginsterglück
Zuletzt haben wir da noch das Gedicht „Der Elfenbeinturm“ von Grakvash Kehlenreißer. Der Autor – oder zumindest die Person, die sich öffentlich für Kehlenreißer, diese halborkische Räuberplage, in literarischen Kreisen ausgibt – scheint mir ein wenig wirr zu sein. Wir werden diese Behauptung gleich anhand des Aufbaus begründen. Werfen wir also einen Blick auf dieses lyrische Puzzle, das an ein durcheinander geratenes Mosaik erinnert.
In der ersten Strophe scheint sich das lyrische Ich auf den Zinnen eines Elfenbeinturmes zu befinden. Soweit lässt sich das ja noch nachvollziehen. Doch schon in der zweiten Strophe stolpert man über die Aussage, dass im Elfenbeinturm Winde blasen, und nicht außen herum. In der dritten Strophe folgt das lyrische Ich einem Pfad, der ihn zum Elfenbeinturm bringen soll, wo man doch gerade dachte, dass man schon auf und im Gebäude sei.
In der vierten Strophe ist das lyrische Ich am Boden des Elfenbeinturmes gefangen, wobei es durchaus in der Lage zu sein scheint, in der fünften Strophe noch die sinkende Sonne zu sehen und den Aufgang des Mondes zu erwarten. Eine Chronologie in der Erzählperspektive sieht wahrlich anders aus, meine Freunde der geordneten Vorstellung von Zeit und Raum. Nun haben wir es hier zwar nicht mit einem Theaterstück zu tun, dass zwingend die Einheit des Ortes und der Zeit vorschreibt, aber dennoch kommt es mir so vor, als wären die Strophen so durcheinander gemischt worden wie in einer Lektion des Sprachunterrichts an der Druidenschule unseres Dorfes. Dort ist es nämlich eine beliebte Übung, den kleinen Kindern vertauschte Strophenfolgen vorzulegen und sie in die richtige Reihenfolge bringen zu lassen.
Nun, jeder der des Lesens mächtig ist, wird schnell die richtige Anordnung finden. Was den Rest des Gedichts betrifft, so ist es nicht besonders originell gestaltet. Es erinnert eher an die sibyllinische Rede einer rauschkrautrauchenden Wahrsagerin auf dem Jahrmarkt, als dass dort wirklich ein Sinn zu erkennen wäre. Wie sollte auch?! Das lyrische Ich scheint mit dem Elfenbeinturm gar nichts anfangen zu können. Wo das Auge der Logik und das Licht der Vernunft nicht gegeben ist, erscheint einem alles trostlos, öde und leer.
Kein Wunder also, wenn das lyrische Ich realisiert, dass der Palast des Wissens für ihn nur ein Wolkenkuckucksheim ist, von dem es nur träumen kann und in dem es – ohne nach Woher und Warum zu fragen – sich gefangen fühlt. So ergeht es jedem, dem nicht die Gabe des Denkens von Mutter Antamar mit auf den Lebensweg mitgegeben wurde, der aber unbedingt meint, sein Glück im Elfenbeinturm machen zu müssen, anstatt in seinem Dorf zu bleiben, sich dort eine hübsche Frau zu suchen, seine Felder zu bestellen und mit seinen Kindern einfach glücklich und bescheiden fischen zu gehen. Wenn uns dieses Gedicht das lehren soll, dann hat es noch so eben XX Punkte verdient, denn das hätte man auch deutlicher sagen können.
Der Sieger wird am heutigen Abend sofort nach der Begrüßungsrede zum Sommerfest bekannt gegeben und geehrt. Wir hoffen, dass die Dichter und Liedermacher persönlich anwesend sind. Wir bitten sie herzlich, sich nach dem achten Glockenläuten auf dem Marktplatz zu Vellhafen am großen Podest, welches gerade errichtet wird, einzufinden. Die Herren der Jury, bei denen sich das Festkomitee noch einmal für ihre weisen Beurteilungen bedanken wird, werden hoffentlich ebenfalls anwesend sein und die Preise persönlich übergeben.
Die Preise
Der Sieger erhält eines der geheimnisvollen und wertvollen Holzplättchen, einen geheimnisvollen Charismatrank und ein Preisgeld von 2,000 Gulden
Der zweite der Preisträger erhält das Buch der geistigen Beeinflussung und ein Preisgeld von 1.000 Gulden.
1.000
Der Dritte bekommt ein leeres Buch mit einer Feder vom Goldfasan, auf das er noch neue Werke niederschreibe und immerhin noch ein Preisgeld von 500 Gulden