Du betrittst einen kleinen, dunklen Laden. Moment, brennt es hier?
Gewisser Maßen. Unter dem niedrigen Dach, von dem jede Menge Messinggerätschaften baumeln, hockt ein alter Abajide mit langem, weissen Bart auf einem Teppich und kümmert sich um seine Schischa, aus der dichter Qualm den Laden einhüllt, so dass du kaum die Auslagen in den Regalen erkennen kannst. Ein schwerer süsslicher Duft hüllt Dich ein und du musst den ersten Hustenreiz unterdrücken. Kaum kannst du den Mann erkennen und das Messingtablett, das vor ihm steht. Darauf teilen sich Gläser, von denen eines schon mit heissem Tee gefüllt ist und eine Messingkanne den Platz.
"As Sâlam", wirst du begrüsst, "setze dich, teile die Schischa mit mir und erzähle, was dich herführt und wie ich Dir helfen kann. Willst du ein Glas Tee?"
Als du dich dem Basar näherst, breitet sich ein Meer aus bunten Maquisen vor dir aus, die an Holzpfosten hängen und träge im Wind flattern. Im Schatten den sie spenden, drängen sich Menschen durcheinander, öffnen Kisten, ordnen Auslagen, handeln, feilschen, streiten, lachen und wuseln durcheinander. Was für ein Chaos.
Du fühlst dich an einen Ameisenhaufen erinnert, nur dass das Gewirr hier so viel bunter ist. Als du näher kommst, hüllt dich der Duft exotischer Gewürze und Spezereien ein, vermischt mit Duftölen und Tabaken. Neugierig bahnst du dir einen Weg durch das Gewimmel, als du aus dem Schatten einer Marquise plötzlich angesprochen wirst. Die Worte kommen aus einem Mund mit tabakfleckigen Zähnen, das in einem sonnengegerbten, stoppelbärtigem Gesicht beheimatet ist, über dem ein schmutziger, blauer Turban gewickelt ist.
"Marhaba Sahbe. Schau nur, schau! Heute ansehen, morgen kaufen, übermorgen bezahlen! Ich habe alles was Du brauchst und nur geschenkt ist billiger", lockt dich der Händler mit füchsisch funkelnden, tiefbraunen Augen.
Almuch el Sazbra lässt es sich nicht nehmen, dir voller Stolz sein Geschäft und die Werkstatt zu zeigen. Die Luft vibriert vom Geräusch der Hammerschläge, mit denen fleissige Hände Platten vernieten und Rundungen in Bleche treiben. "Gepriesen sei Rathor der Löwe, der Euch zu mir sandte," doziert vor el Sazbra vor sich hin, "Rüstungen gibt es viele, aber wenn es um die eine Rüstung geht, die den Unterschied zwischen Leben und Tod macht, und die für einen Reiter geschaffen ist, ihm Bewegungsfreiheit gibt sein Pferd zu lenken und zugleich den Säbel zu schwingen, ja dann gibt es in Dorien nur eine Addresse."
Dabei wirft er sich an die Brust, über der ein farbenfroh bestickter Burnus an breiten Schultern hängt: "Meine! Und glaub' mir, ich weiß wovon ich rede, ich war selbst bei der leichten Reiterei, als ich jung war.
Wenn Ihr genug gesehen habt, dann nehmen wir Maß und in einem Mond könnt ihr Eure Rüsung in Empfang nehmen. Und kauft lieber nicht irgendetwas Vorgefertigtes - sowas habe ich natürlich auch, aber dazu mag ich Euch nicht raten. Denn wenn es wirklich gut werden soll, fertigen wir für Euch lieber eine Rüstung nach Euren Leib."
Die Götter alleine wissen, was Petrazzo Gusari nach Safira verschlagen hat. Der Auretianier wirkt hier so deplaziert, wie ein Kamel bei den Eiselfen.
Im schattigen Licht der Wechselstube, deren dicke Mauern für eine angenehme Kühle sorgen, sitzt der Mann an seinem Tisch vor einem Tuch aus weißem Samt. In seinem rechten Auge steckt eine kleine Lupe in einem Holztubus und er betrachtet einige Steine, die er sorgfältig mit weissen Handschuhen fast ehrfürchtig vor dem Licht einer Lampe dreht. Dabei muss er einigen Abstand einhalten, denn der ansonsten unscheinbare, eher klein und schmächtig wirkende Mann nennt eine Nase sein eigen, die bei jedem Geier als Schnabel durchgehen würde.
Diese schmale Hakennase zusammen mit dem etwas schütteren Ziegenbärtchen geben ihm ein belustigendes Äußeres. Dieses eigenwillige Antlitz prangt über einem gestärkten, schneeweissen Spitzenkragen, der sich von einem dunklen, edlen Gehrock in scharfen Kontrast abzuheben weiß.
Damit niemand seiner Besucher auf dumme Gedanken kommen soll, stehen hinter ihm in den beiden Ecken des Raumes zwei sehr dunkelhäutige Männer - wohl seine Sklaven - die mit Goldlitzen verbrämte, blutrote Pluderhosen und ebensolche kurze, offene Westen tragen.
Die Klingen ihrer Nimchas, die sie blank vor ihrer unbedeckten dunklen Brust halten, glitzern im Licht fast ebenso brilliant, wie die Edelsteine auf dem Samttuch und die grimmige Mimik der Sklaven lässt keinen Zweifel, dass sie eine diebische Hand jeder Zeit ohne Arm herrenlos auf dem Tisch zurück lassen würden.
Ohne Aufzusehen meckert Gusari dich mit heller Ziegenstimme, die so vollkommen zu seinem Bärtchen passen will, an: "Prego. Wollt ihr Steine verkaufen oder erwerben?"
Das Gurgeln und Blöken von Dromedaren führt dich zu einem sandigen Platz im Schatten einiger Dattelpalmen, der etwas abseits der Oase liegt. Etliche Männer sind dort eifrig damit beschäftigt Felle, Tuch- und Stoffballen und Körbe mit anderen Rohstoffen von den Kamelen zu entladen, und sie auf den dafür vorgesehenen Arealen zu ordnen.
Als du näher kommst, siehst du zwei Männer im Schatten einer Palme auf einem Teppich beim Tee sitzen und aufgeregt mit wilden Gesten durcheinander reden. Folgerichtig gehst du davon aus, dass dort der Karavanenführer mit Seyban al Raddam über den Wert der gerade angekommenen Lieferung feilscht und beschliesst, zu den Beiden zu gehen, um im Anschluss deine eigenen Geschäfte zu tätigen.
Mit der Gastfreundschaft die den Oasenbewohnern heilig ist, wirst du willkommen geheissen und auf den Teppich eingeladen. Da es wohl noch etwas dauern wird, bis die beiden hitzig feilschenden Männer einig werden, lässt du dir gerne solange den Malventee munden, der in hellem Rot angenehm kühl und erfrischend säuerlich dein Glas füllt.
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