Reporter: Professor Germbrecht, in dem Artikel der "Freien Siebenbrücker Zeitung" erwähnt Grogarogh ständig, dass er und sein Orden im Namen Saerons handeln. Was für ein Gott ist Saeron und wofür steht er?

Alfonsius Germbrecht: Nun, die Gottheit Saeron besitzt viele Namen und wird überwiegend im Südstern so genannt. In Aurentianien und Westendar wird er 'Krähenmann' genannt. Bei den Elfen 'Marktock' und bei den Nordahejmr und Joten wird er Skuggi genannt. Sogar Goblins kennen einen Namen für ihn und ist in Emreia als Soht bekannt. Er steht für die Lüge, des Betruges, der (Hinter-)List, für den Schatten und die Nacht, für Glückspiel und Humor, und für das Verborgene. Ja, sogar als Blender ist er bekannt.

Reporter: Welche Sorte von Menschen wählen in der Regel die Gottheit Saeron als ihren Gott?

Alfonsius Germbrecht: In der Regel wird Saeron von Dieben, Betrüger, Scharlatane, Erpresser, ja auch von Meuchler und Händler verehrt. Also in der Regel von all denen, die die Bevölkerung Antamars nach Strich und Faden ausnehmen, betrügen, umbringen oder sonst wie Schaden wollen.

Reporter: Wie könnten sich diese, rhetorisch betrachtet, von euch genannten Aspekte auf den Artikel der "Freien Siebenbrücker Zeitung" auswirken? Ist das ein Versuch die Leserschaft zu blenden und zu belügen?

Alfonsius Germbrecht: Da sie sich ja als Geweihtenschaft des Saerons betrachten, wird wohl kaum das, was der Halbork Grogarogh gesagt hat, der Wahrheit entsprechen. Es würde gegen die Gebote seiner Gottheit verstoßen, wenn er 'Dinge ins Licht' bringen würde.

Reporter: Wie würdet ihr die Ideale der 'Hände Saerons' betrachten, nachdem ihr die Aspekte der Gottheit Saeron aufgezählt habt? Gäbe es da Parallelen oder irgendeine Form der Dualität?

Alfonsius Germbrecht: Die 'Hände Saerons' nannten unter anderem, dass sie für Gerechtigkeit stehen. Das kann nur eine Lüge gewesen sein, denn sie verehren ein Gott, der unter anderem auch für Diebstahl steht. Menschen auszubeuten, auszunehmen, zu beklauen oder zu erpressen steht wohl kaum für Gerechtigkeit. Es hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun, wenn man einen unbescholteten Bürger beklaut, der eigentlich froh ist, wenn er Geld für ein Laib Brot hat. Das, was die 'Hände Saerons' als Gerechtigkeit anzusehen scheinen, ist eher den persönlichen Vorteil gesichert zu sehen. Und das ist ihre Definition von Gerechtigkeit. Außerdem sich anzumaßen für Gerechtigkeit zu sorgen, ist wohl ein offener Affront gegen das Kaiserreich, welches durch ehrbare Richter für Gerechtigkeit im Reiche sorgt.
Grogarogh nannte auch Freiheit, aber, mit Hinblick auf die Veehrung von Saeron, meint er offensichtlich Anarchie, Gesetzlosigkeit und Chaos. Sicherlich stehen die 'Hände Saerons' für Freiheit. Nämlich die Freiheit andere Mitbürger ungestraft ausnehmen zu können. Ich bin froh, dass immer noch das Kaiserreich existiert als letztes Bollwerk gegen Anarchie und Chaos!

Reporter: Wie würden sie denn, rhetorisch betrachtet, Grogaroghs Aussage beurteilen, dass die 'Hände Saerons' keinerlei Machtgelüste verspüren anderen Orden unter ihrer Herrschaft zu bringen?

Alfonsius Germbrecht: Na, er sagte ja, dass er die "Hände Saerons" als die Spitze aller verbrecherischen Orden ansieht, und dass der Orden alle, die den Anspruch seines Ordens streitig machen, als Feinde ansieht. Damit hat er, und sein Orden, zum Ausdruck gebracht, dass er solche Orden bekämpfen wird. Wieder im Hinblick der Veehrung Saerons, wird sich der Orden "Hände Saerons" wohl als Waffe der Täuschung, Irreführung und Intrigen bedienen, um solche Orden, die den Anspruch der "Hände Saerons" als führender Orden nicht anerkennt, zu bekämpfen. Von daher widerspricht er nicht das, was ihr im letzen Artikel veröffentlicht habt, sondern bestätigt es.
Auch seine Aussage, dass andere Orden von den "Händen Saerons" nichts zu befürchten hätten, ist absolut widersprüchlich. Wenn die Hände Saerons tatsächlich zu ihren Idealen des Chaos und des persönlichen Vorteiles stehen, so wie Grogarogh es genannt hat, wird jeder Orden der für wahre Gerechtigkeit und Ordnung eintritt, die "Hände Saerons" zum Feind haben und diese auf dieselbe Art bekämpfen, wie ich es schon zuvor genannt habe.
Die 'Hände Saerons' haben ihre Lust nach Macht schon genügend unter Beweis gestellt, denn sie sind im Rat der Orden der einzige Orden, der gleich zwei Ratsmitglieder im Rat haben, nämlich Luke de Allersheim und Gorian von Norbrak. Damit haben sie ja eine Mehrheit geschickt erreicht, durch eben die Methode, wie ihr Blatt im letzten Artikel offengelegt hat. Na, wenn das mal keine Machtgier ist!

Reporter: So, nun erlöse ich euch mit der letzten Frage. Wie würden sie Grogaroghs Glaubwürdigkeit einstufen, wenn wir all dies festhalten, was wir hier im gespräch offengelegt haben?

Alfonsius Germbrecht: *der Professor lacht* Ja, es erscheint mir doch recht fragwürdig, das ein angeblicher Geweihter des Saerons "in die Öffentlichkeit" tritt, um Verborgenes zu offenbaren. Das widerspricht all dem, wofür Saeron steht. Und da Grogarogh gar nicht genug betonen konnte, dass er die Gottheit Saeron auf Antamar vertritt, wird seine Aussagen nichts anderes als Lug und Trug sein. Hier heißt es einen kühlen Kopf zu bewahren und die Aussagen als das zu werten was sie sind: ein recht schlechter Versuch der Täuschung!

Hiermit erkläre ich, Professor Doktor Alfonsius Germbrecht, dass kein Interview mit mir stattgefunden hat. Ich finde es empörend und meinen Ruf schädigend, dass jemand meinen guten Namen missbraucht und mir einen derartigen Schund in den Mund legt. Nicht nur, dass die Behauptungen jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehren, nein, es werden hier vielmehr Halbwahrheiten verbreitet, für die meine Kolleginnen und Kollegen mich mitleidig belächeln würden. Wenn ich mich derart undifferenziert äußern würde, hätte ich binnen kürzester Zeit mein Ansehen ruiniert und würde von keinem wissenschaftlichen Institut mehr ernst genommen. Ich weiß nicht, aus welchem schlechten Kinder-Lexikon der angebliche Reporter das abgeschrieben hat, aber mein Standartwerk "Die helle und die dunkle Seite des Mondes - Von der Hierophanie Saerons in verschiedenen Epochen, Völkern und gesellschaftlichen Strukturen" scheint er nicht gelesen zu haben. Sonst hätte er auch die sozialen Aspekte der Verehrung Saerons anführen müssen und nicht nur die extrem negativen, die es zwar auch gibt, aber in weit weniger ausgepägtem Umfang als dargestellt. Im Interesse an einer ungestörten, freien wissenschaftlichen Forschung möchte ich die Obrigkeiten des Kaisereiches darum bitten, diesem Betrüger nach zu gehen, ihn vor Gericht zu stellen und meinen guten Ruf zu verteidigen.

gezeichnet
Prof. Dr. Alfonsius Germbrecht

Ich kann so nicht mehr weiterleben. Diese Schweine von den Händen Saerons haben mich gezwungen, ein Interview zur Gegendarstellung der Freie Siebenbrücker Zeitung zu geben. Sie haben meinen Sohn in ihrer Gewalt und drohten ihn zu töten! Sie haben ihr Wort nicht gehalten, diese Schweine! Jetzt ist mein Sohn tot, weil ich so dumm war, ihre Lügen zu enthüllen. Aber ich werde ihm jetzt folgen. Möge Nergas meiner Seele gnädig sein!

Ich, Karhima di Carastelli, Femme Ministre des Affaires Étrangères de Royaume Endrouelle, möchte hiermit eindeutig und offiziell klarstellen, dass ich Alarich Zech völlig selbstständig damit beauftragte, beim Orden "Hände Saerons" vorstellig zu werden und um ein Interview zu bitten. Dass ich dies tat, war eher Zufall denn Berechnung, da ich Alarich Zech zufällig traf, der mir von einem Flugblatt eines unbekannten Reporters erzählte.

Ich möchte weiterhin in aller Deutlichkeit klarstellen, dass sowohl die Gilde Antamarischer Kauffahrer als auch die Ordensgemeinschaft in dieses Vorhaben nicht eingeweiht waren. Dieses Vorhaben war so spontan und daher unbekannt, dass selbst der Interviewte vorher nicht bescheid wusste, bevor Alarich Zech an die Pforte des Ordens klopfte.

Unter den gegeben Umständen muss ich eingestehen, dass ich in meiner Gutmütigkeit den Fehler begang, ohne vorige Absprachen mit Kennern der Thematik ein Interview zu veranlassen.

Weiter ist festzustellen, dass sowohl die Gilde Antamarischer Kauffahrer, als auch die Ordensgemeinschaft und auch ich selbst keine Sympathisanten der "Hände Saerons" sind.

Mit freundlichsten Grüßen an die Leserschaft,

Karhima di Carastelli

Eisentrutz
Man mag es kaum glauben, aber es gibt deutliche Hinweise darauf, dass Asleif Tjalfison der Mörder von Prof. Dr. Alfonsius Germbrecht ist, oder diesen Mord in Auftrag gab. Wie wir über einen unbekannten Informanten erfuhren, soll sich der Jüngste der Tjalfison-Brüder mit ihm getroffen haben, um gegen ein nicht geringes Entgeld einen gefälschten Abschiedsbrief des Professors zu hinterlegen. Als er am Hause des Professors ankam, hätte dieser schon tot neben seinem Sohn gelegen. Alles hätte auf einen Kampf hingedeutet, denn einige Möbelstücke wären umgeschmissen gewesen und das Bild, der vor Jahren schon verstorbenen Gattin des Professors, lag zertrümmert auf dem Boden. Berechtigter Weise muss man sich somit auch die Frage stellen, warum die Eisentrutzer Garde so schnell die Ermittlungen gegen die Hände Saerons aufnahm, wo doch viele Anzeichen einem Selbstmord widersprachen. Hatte das hohe Ordensratmitglied Asleif Tjalfison vielleicht da eher seine eigenen Hände im Spiel anstatt die Saerons? Gibt er wohlmöglich nur vor Ljusandr, im Kaiserreich als Iatan bekannt, zu verehren? Nutzt er den Mantel von Recht und Gerechtigkeit, um seine Verbrechen besser verbergen zu können? Wie kommt es, dass er Ordensgründer der Vellhafener Agentur, offizieller Repräsentant des Kontor Tjalfison und Mitglied des Ordensrates ist? Eine erstaunliche Karriere, die vermuten lässt, dass das Intrigenspiel ihm dabei geholfen haben könnte. Passend wäre es da auch, wenn er die Hände Saerons als Konkurrenten auf dem wirtschaftlichen Markt ausschalten könnte, denn dann hätte er für seinen Orden und das Kontor der Tjalfison-Brüder schon nahezu die Monopolstellung in vielen Ländern.

Die Ermittlungen gegen die Hände Saerons wurden eingestellt, da ihnen keine Verbindung zu dem Mord, ja nicht einmal zu dem lebenden Prof. Dr. Alfonsius Germbrecht nachgewiesen werden konnten. Nun wäre es an der Zeit, einmal in eine andere Richtung zu ermitteln.

Eisentrutz
Wie uns soeben seitens der Stadtverwaltung mitgeteilt wurde ist Asleif Tjalfison unschuldig. Er befand sich zur Zeit des Mordes im Gespräch mit dem Herzog des Ostrakerreiches und Vertretern mehrerer Kirchen im Gespräch über die aktuellen Vorfälle. Von der Saeronkirche war sogar der höchste Priester persönlich anwesend. In einer gemeinsamen Stellungnahme verkündete selbiger, dass der Orden der Hände Saerons in keinerlei Verbindung zur offiziellen Saeronkirche steht und von dieser weder anerkannt noch geduldet wird. Der Herzog kündigte eine strenge Kontrolle sämtlicher Saerontempel und saerongefälligen Orden an und verriet, dass just im Moment zwei Dutzend Büttel an der Bearbeitung des Mordfalles arbeiten - die Verkündung der Ermittlungseinstellung war eine erfolgreiche Täuschung, um die wahren Täter zu erneuten Schandtaten zu bewegen. Die Ordensführung der Hände Saerons wird ab sofort steckbrieflich zwecks Befragung gesucht, wie des weiteren mitgeteilt wurde.

Unser Informant wurde bereits festgenommen, ersten Ergebnissen nach scheint es sich um einen von den Händen Saerons bezahlten Bettler handeln, der sukzessive den Ruf aller ehrenwerten Mitglieder des Ordensrates in den Schmutz ziehen sollte, damit die Hände Saerons bei den anstehenden Neuwahlen freies Spiel haben. Dies konnte jedoch schon im Ansatz vereitelt werden.

Wir entschuldigen uns hiermit vielmals bei dem ehrenwerten Ratsmitglied Asleif Tjalfison dafür, dass wir so blindlings den Täuschungen von Leuten aufgesessen sind, die sich offiziell damit brüsten mit Lug und Betrug Macht an sich zu reissen.
Ebenso möchten wir uns für die fehlenden Recherchen entschuldigen, die viel eher nahegelegt hätten, dass die Hände Saerons schon lange keine Konkurrenz für das Kontor der Tjalfison-Brüder darstellen und wirtschaftlich eher unbedeutend sind, was schon seit Jahren für Anspannungen und Neid seitens der Hände Saerons verursacht hat. Natürlich hätten unsere Recherchen auch ergeben dass Vellhafen schon zu Zeiten von Herr Tjalfisons Vater rege Geschäftskontakte mit dem Familienkontor hatte und die Vellhafener Agentur mitnichten von ihm gegründet wurde, sondern er nur seit einigen Jahren einen Teil von deren Geschäfte leitet.

Eilmeldung:
Wie wir soeben erfahren haben hat Gorian von Norbrak, Ordensratmitglied und Gründer der Hände Saerons, vor dem Ordensrat einen Halborken aus seinem Orden damit beauftragen wollen, die verschollenen Ratsmitglieder zu suchen. Selbige waren von Orks aus dem Rat gelockt worden und seitdem verschwunden. Stecken die Hände Saerons etwa auch dort hinter? Kollaborieren sie mit den Orken, um unliebsame Konkurrenz im Ordensrat auszuschalten? Reicht es ihnen nicht mit List und Tücke als einziger Orden zwei Vertreter im Rat zu haben?

Eisentrutz
In der gestrigen Nacht wurde von unbekannten Tätern ein Einbruch in unsere Druckerei in Eisentrutz begangen. Nach Aussagen unseres Nachtwächters konnte er noch den Anführer erkennen, bevor er niedergeschlagen wurde. Er beschreibt ihn als Nordahejmr, der rotes Haar, zu zwei seitlichen Zöpfen gebunden, und meeresblaue Augen hatte. Über den Haaren trug er ein rotes Kopftuch. Diese Beschreibung würde auf Asleif Tjalfison passen. Entwendet wurde sonderbarerweise nicht viel. Es fehlten lediglich einige Stapel Papier sowie etwas Druckerschwärze. Nähere Untersuchungen haben ergeben, dass eine Zeitung gedruckt wurde, in der unser sowie der Name des Reporters gefälscht wurden. Alle Angaben, die in diesem Artikel gemacht wurden, konnten uns die genannten Personen und Institutionen nicht bestätigen. Wir bedanken uns bei unsere kritischen Lesern, denen es schon sonderbar vorkam, dass ein vermeindlicher Iatan-Gläubiger so guten Kontakt zu dem höchsten Priester der Saeron-Kirche haben soll.

Erst Gorian, dann Guur, jetzt Asleif....wer soll als Nächster drin verwickelt sein ? Alles Menschen mit denen ich gut befreundet bin... sollte ich mich so getäuscht haben ? Wem kann man noch trauen ? Schlimme Zeiten...

Eisentrutz
Wie uns soeben bekannt wurde sind gefälschte Zeitungen in Umlauf, die von einem Einbruch in die Redaktion berichten. Diese Berichte sind nicht wahr, die hiesige Obrigkeit ermittelt bereits.
Der Herzog höchstpersönlich bestätige dass alle Angaben der letzten regulären Ausgabe stimmen und er den Kontakt zwischen den Kirchenoberhäuptern und dem Ordensrat herstellte, um Licht in die Angelegenheit zu bringen.