ATTENTAT AUF DIE KAISERIN!
Während des Reichscronconvents zu Medinia wurde ein schreckliches Attentat auf Ihre Kaiserliche Majestät, unsere geliebte Herrscherin, verübt. Glücklicherweise konnte der heimtückische Anschlag im letzten Moment vereitelt werden. Die Täter konnten entkommen. Der Kaiserin geht des den Umständen entsprechend, doch sie lebt!
Ein Bericht unserer Korrespondentin Flavia Luciania Zarostes.
Medinia - X. Luna d'Amore, 2074 AZ. In den frühen Abenstunden des fünften Tages des XCVIII. Convenzione Imperiale Generale (C.I.G.) in der Historie des Nuovo Imperio Aurecciani wurde Ihre Kaiserliche Majestät Alena II. das Opfer eines heimtückischen Attentates. Die Kaiserin befand sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Wege zum Tempel der Brudergötter, um an der allabendlichen feierlichen Messe teilzunehmen. Sie befand sich in Begleitung Seiner Durchlaucht, des Herzogs von Medinia, Galvano di Lancias, sowie wohl mehr als einem Duzend Reichsedler. Wie stets wurde der Zug durch die Hauptstraßen der Stadt von jubelnden Volksmengen am Rande eben dieser begleitet. Kurz bevor die Gesellschaft ihr Ziel erreichte, auf der Höhe des Magistratsgebäudes am großen Markt, geriet die Menge in einen Aufruhr. Wie Augenzeugen berichten war auf dem Dach des Kontors der KAHK (Kaiserlich-auretianische Handelskompagnie, Anm. des Verfassers) der schatten einer vermummten Gestalt zu erkennen. In just diesem Moment, als die Aufmerksamkeit der Menschen auf dem Platz sich jenem Schatten zuwandt und erste Stoßtrupps der kaiserlichen Garde entsandt wurden, um die Gestalten auf dem Dach dingfest zu machen, konnte man den Hall eines Klackens vernehmen, dem das Zischen einer Bleikugel folgte, die noch im selben Moment das linke Schulterblatt Ihrer Kaiserlichen Majestät durchbohrte. Schwer getroffen sank unsere geliebte Herrscherin zu Boden, vom Herzog persönlich aufgefangen und gestützt. Ihr edles Blut tränkte tiefrot das lindgrüne Kleid, das sie an diesem Tage trug; und sie verlor das Bewusstsein. Der Schuss musste von einem Häuserdach auf der gegenüber liegenden Seite des Platzes abgefeuert worden sein.
Panische Schreckensrufe breiteten sich unter dem Volk aus, das das Schlimmste befürchtete. Sofort wurden weitere Gardisten ausgeschickt, die den oder die Attentäter dingfest machen sollten. Die Kaiserin indes wurde auf schnellstem Wege ins Magistratsgebäude geschafft, in das sogleich der stadtbekannte Medicus Iridias Relenza gerufen wurde, der das Leben der schwer getroffenen Herrscherin zu retten auserkoren war. Glücklicherweise verfehlte das Blei das Herz Ihrer Kaiserlichen Majestät - wenn auch nur um wenige Fingerbreit; doch Ihr Leben konnte gerettet werden. Die Attentäter indes konnten weder identifiziert noch gefasst werden, sie entkamen auf noch nicht geklärtem Wege. Die Bleikugel entstammte dem Kaliber zufolge einer Arbalette, die Waffe konnte jedoch ebenfalls nicht gefunden werden.
Wie allerdings konnte es zu einem solchen Anschlag kommen, der beinahe sein Ziel erreichte? Diese Frage beschäftigte die gesamte Stadt, allen voran den eilig zusammengerufenen Kaiserlichen Hofrat. Gab es nicht Verantwortliche für die Sicherheit Ihrer Kaiserlichen Majestät? Natürlich! Schnell war klar, dass das Attentat alleine dem Versagen der Commissare und Inspectoren des Ordo Imperialis Aquila Aurea (O.I.A.A.) zuzuschreiben war, die für die Sicherheit Ihrer Kaiserlichen Majestät zuständig waren. Allen voran Seiner Excellenz, dem Procuratore di Stato, Marchese Ascanio della Viscani, der lange Zeit das Vertrauen Ihrer Kaiserlichen Majestät genossen hatte und der den Schutz unserer Herrscherin stets groß auf das Banner des Ordens geheftet hatte. So zog der Marchese auch noch in derselben Nacht seine Konsequenzen und trat - sobald die Kaiserin wieder bei Bewusstsein war - vor diese hin, um ein Rücktrittsgesuch vom Amte des Staatsprocurators einzureichen. Die Kaiserin in ihrer Güte verzieh ihrem Minister, der von ihr erst wenige Monde zuvor nach dem Ableben des Conte di Cosenza zum neuen Principe del Consignio ernannt worden war, doch gestattete sie ihm den Rückzug aus seinem Amt als Staatsprocurator.
Im Schutze der hereingebrochenen Nacht verlief sich die Spur der Attentäter im Nichts. Wer steckt hinter dem feigen Anschlag? Spekulationen gibt es viele und sie gehen in die Unterschiedlichsten Richtungen. Reichinterne Verräter? Endrouellesche Separatisten? Ausländische Agenten? Dunkle Mächte des Krähenmannes? Eines ist klar! Wäre der Anschlag geglückt, so hätte dieser das Imperio in die tiefste Krise seit seiner Gründung gestürzt. Wir danken den Göttern, die das Leben unserer Kaiserlichen Majestät schützten in einer Stunde, da ihre menschlichen Beschützer versagten!
Ihre Kaiserliche Majestät indes erholte sich dank vortrefflicher medicinischer Hilfe schnell und konnte bereits am darauf folgenden Tag wieder unter dem Jubel des versammelten Adelsstandes in die Versammlungshalle einziehen - wenn sie auch blasser schien als sonst.
(FLZ)