von Leandro » So 22 Mai, 2011 12:00
Der Conte wirkte verstimmt, sehr verstimmt, je mehr er den Personen in diesem Rate zuhörte, umso mehr wurde er der Worte überdrüssig. Die Aussicht, ein grafschaftliches Lehen in die Hände eines dahergelaufenen Taugenichts aus den Kolonien zu geben, war nun nichts, was das Herz eines eingefleischten Aristokraten erfreute, vor allem wenn das Blut schon von dem Vater dermaßen geschändet wurde, dass er sich mit einer einfachen Tänzerin aus dem Süden einließ und dann noch die Frechheit und Dreistigkeit besaß, dieser den Titel einer Contessa tragen zu lassen, dem würde der Sohn in nichts nachstehen und weitere Schande über das Imperio und den Adel bringen, was dann immerhin das Volk belustigen würde, doch dies war nicht des Contes Ziel. So erhob er nachdem Andrea gegangen war seine Stimme, um sich selbst vorosichtig zu positionieren:
"Mein verehrter Freund, werter Ministro, Marquis de Morlay, bei all Eurer Freude über zukünftige Piratenjagden und Heldentaten auf hoher See, möchte ich doch zu Bedenken geben, dass selbst wenn die Worte und die Dokumente dieses Herren stimmen sollten, sein Anspruch schwach ist. Mir sind mindestens zwei weitere altehrwürdige Häuser bekannt, die Ansprüche auf das Land um Don Cervolo stellen und auch deren Ansprüche solltet Ihr prüfen. Desweiteren halte ich die Idee, mit diesem Mann auf gemeinsame Seefahrt zu gehen, auch im Hinblick auf die Außenwirkung für verheerend. Eine Überprüfung der Ansprüche sollte gekennzeichnet sein von Unabhängigkeit. Und selbst wenn die Ansprüche tatsächlich rechtlich einwandfrei sind, wer garantiert uns denn, dass bei dem Lebenswandel des Conte di Cavallo Alto nicht noch ein ganzes Duzend Bastardsöhne hier vorsprechen und versuchen ihre Ansprüche durchzusetzen? Man sollte mit Entscheidungen nicht so schnell bei der Hand sein und sie nicht übers Knie brechen."
Als die Kaiserin ihn dann direkt ansprach, blickte er ihr kurz in die Augen, ehe er sein Haupt dann auf demütige Art und Weise zu senken pflegte.
"Eure Kaiserliche Majestät, verehrte Exzellenzen, zum aktuellen Stand der Ermittlungen kann ich leider nur sehr allgemein Auskunft erteilen, Ihr verzeiht bitte, dass ich mir das Privileg erlaube, diese Informationen nicht jedem offenzulegen. Selbstverständlich werde ich Ihre Kaiserliche Majestät bei Wunsch unter vier Augen von all meinen Erkenntnissen unterrichten. In der Tat gibt es einige Indizien, die nach Endrouelle deuten könnten, allerdings gibt es genauso Indizien, die in höchste Kreis des Heroidischen Adel führen. Selbstverständlich werde ich diese Indizien hier nicht offenlegen, um keine falschen Verdächtigungen zu fördern, wir brauchen in diesem Moment besonnen handelnde Ermittlungskräfte, keine Hexenjagd. Die Attentäter sind nunmal keine Piraten, deren Schiffe man von weitem erkennt. Leider, möchte man an dieser Stelle hinzufügen."
Der Conte ließ seinen Blick schweifen, es war so, dass er gerade alle anwesenden Personen als nicht vertrauenswürdig eingestuft hatte und er war schon interessiert, welche Wirkung das auf diese wichtigen Männer und Frauen haben mochte. Lächelnd fuhr er dann fort:
"Magistro Nicolaus Arandanio D'Alveriani führt die Ermittlungen vor Ort in Medinia, wie Ihr sicherlich schon erfahren habt. Nach dem jetzigen Stand konnten wir den Tathergang folgendermaßen rekonstruieren. Die Attentäter verschafften sich Zugang zum Kontor der KAHK über einem im Keller des Gebäudes befindlichen vergitterten Zugang zur Kanalisation. Es wurd ein silberner Schlüssel gefunden, den die Täter wohl verloren haben. Wie sie an den Schlüssel gekommen sind, ist noch nicht bekannt, wird aber im Moment ermittelt. Anschließend gelangten sie offenbar auf das Dach des Gebäude, warum sie dabei niemand bemerkte, ist noch nicht bekannt. Es befanden sich wohl nur wenige Angestellte zu diesem Zeitpunkt im Innern des Gebäudes, wegen des Besuches Ihrer Kaiserlichen Majestät. Kurz vor dem Schuß wurden dann Gestalten auf dem Dach des KAHK gesehen, der Schuß selbst erfolgte vom herzoglichen Landgericht, schräg gegenüber des Kontors. Entkommen sind die Personen mutmaßlich über Kletterseile, die an der Rückseite des Gerichtsgebäudes gefunden wurden. Außerdem wurde auf dem Hof hinter dem Gericht eine lederne Maske gefunden. Auf der Rückseite war ein Pentagramm eingeritzt, das Zeichen wird im Moment genauer von dem geschätzten Gelehrten Gnaeus Di Lauro untersucht."
"Wenn alle Adligen des Nuovo Imperio ähnlich gut gekleidet sind wie ich, dann ist unser Vaterland perfekt, glorreich und stark. Wenn man jedoch Kaufleute sieht, die genauso gut gekleidet sind wie ich, dann scheint es Zeit für höhere Steuern."
- Conte Leandro della Viscani