"Im Namen Ihrer Kaiserlichen Majestät seid Ihr, Viconte Arlecchino Tormento Rarécourt, verhaftet!" dröhnte die Stimme des Anführers des Trupps und riss den Angesprochenen aus dem Schlaf. "Euch wird Hochverrat vorgeworfen und diese Anschuldigungen sollen untersucht werden. Wenn Ihr die Güte hättet uns freiwillig zu begleiten so ersparen wir Euch die Demütigung einer gewaltsamen Inhaftierung."
Wie auch immer sich Arlecchino entschied, sein Weg führte ihn ins Innere des wohl gefürchtetsten Baus im gesamten Imperio: dem Castello Valeriani, einer alten Trutzburg inmitten des Panaro, nur mit Hilfe von Booten zu erreichen, da die Brücken seit der Umgestaltung zum Staatsgefängnis vor vielen hundert Jahren abgerissen waren. Nur wenige, die durch das Tor eintritt fanden kamen unversehrt wieder heraus, so lautete die allgemeine Meinung zu dem düsteren Gemäuer.
In der Tat war das Gebäude aus der langen Geschichte des Imperio ein Ort, den man nicht gerne von innen sehen wollte und dennoch bot er seinen Insassen einigen Komfort - sofern diese von Stand und Adel waren. Andere wurden in finstere und feuchte-kalte Löcher geworfen, wo sie verfaulen würden oder vielleicht durch ein mildes Todesurteil daraus befreit wurden.
Arlecchino hingegen, seines Zeichens Viconte und Adoptivsohn eines Grafen, wurde in eine Zelle gebracht, die einige Annehmlichkeiten aufwies. Geräumig konnte man die Kammer nennen, die mit einem Tisch, einem Stuhl und einem ausreichend großen Bett ausgestattet war. Eine Waschschüssel stand bereit und statt eines Pisspotts gab es tatsächlich einen kleinen, gemauerten Abort, der die Ausscheidungen direkt in den darunter liegenden Fluss entsorgen würde. Auch die Verköstigung war dem Stand des Inhaftierten angebracht: es gab frisches Brot, Käse, etwas Schinken, Obst und verdünnten Wein.
So verbrachte Arlecchino einige Tage mit ungewissem Warten, was wohl geschehen würde...
Die Order kam schriftlich und betraf drei Minister des kaiserlichen Hofrates: der Conte Luc d'Trevolo, der Conte Arturo dí Arbalestum, sowie der Marchese Ascanio della Viscani sollten die Vernehmung des Vicontes führen. Ihnen wurde die Anwendung JEGLICHER Mittel gestattet, um die Wahrheit aus dem Inhaftierten zu pressen, so er nicht zu kooperieren gedachte. Was das hieß, konnte sich jeder denken. Die Austattung der Folterkammer ließ viel Phantasie zu und die Kerkermeister verstanden ihr Handwerk, das darin bestand, ihre Opfer so weit zu bearbeiten, dass das Maximum an Effizienz dabei erreicht wurde ohne die Betroffenen dabei zu Nergas zu schicken.
Ascanio hatte seine Beweismittel zurecht gelegt: die Ermittler des O.I.A.A. hatten aus dem Haus des Viconte einen Wappenrock mit dem zur Diskussion gestellten Wappen sicher gestellt und er hatte zum Vergleich einen Wappenrock der kaiserlichen Garde mitgebracht, beides sorgsam zusammengelegt. Er hoffte, dass Arlecchino schnell geständig sein würde und allen die Tortur einer qualvollen Befragung ersparen würde. Doch war ihm bewusst, dass dieser Wunsch wohl kaum in Erfüllung gehen würde...