Acta Arlecchino

Intrigen und Bündnisse im Hochreich Nuovo Imperio und dem teilanhängigen Westendar

Acta Arlecchino

Beitragvon Ascanio » Do 21 Jul, 2011 18:22

Die Schergen des Ordo Imperialis waren auf den eingetroffenen Befehl gut vorbereitet gewesen. Seit Tagen wurde jede Bewegung des Vicontes beobachtet und man wusste zu jeder Stunde, wo er sich aufhielt. Als die Order aus dem Kaiserpalast kam, war es gerade eine Nacht kurz vor dem Vollmond. Die Commissate und Inspectoren drangen schnell und lautlos in das Haus ein, in dem der Viconte seine Nacht verbrachte. Die Ausgänge waren umstellt und ein kleiner Trupp drang in das Schlafgemach vor und riss Arlecchino aus seinem friedlichen Schlummer in den Armen einer nur spärlich bekleideten Dame.
"Im Namen Ihrer Kaiserlichen Majestät seid Ihr, Viconte Arlecchino Tormento Rarécourt, verhaftet!" dröhnte die Stimme des Anführers des Trupps und riss den Angesprochenen aus dem Schlaf. "Euch wird Hochverrat vorgeworfen und diese Anschuldigungen sollen untersucht werden. Wenn Ihr die Güte hättet uns freiwillig zu begleiten so ersparen wir Euch die Demütigung einer gewaltsamen Inhaftierung."

Wie auch immer sich Arlecchino entschied, sein Weg führte ihn ins Innere des wohl gefürchtetsten Baus im gesamten Imperio: dem Castello Valeriani, einer alten Trutzburg inmitten des Panaro, nur mit Hilfe von Booten zu erreichen, da die Brücken seit der Umgestaltung zum Staatsgefängnis vor vielen hundert Jahren abgerissen waren. Nur wenige, die durch das Tor eintritt fanden kamen unversehrt wieder heraus, so lautete die allgemeine Meinung zu dem düsteren Gemäuer.
In der Tat war das Gebäude aus der langen Geschichte des Imperio ein Ort, den man nicht gerne von innen sehen wollte und dennoch bot er seinen Insassen einigen Komfort - sofern diese von Stand und Adel waren. Andere wurden in finstere und feuchte-kalte Löcher geworfen, wo sie verfaulen würden oder vielleicht durch ein mildes Todesurteil daraus befreit wurden.
Arlecchino hingegen, seines Zeichens Viconte und Adoptivsohn eines Grafen, wurde in eine Zelle gebracht, die einige Annehmlichkeiten aufwies. Geräumig konnte man die Kammer nennen, die mit einem Tisch, einem Stuhl und einem ausreichend großen Bett ausgestattet war. Eine Waschschüssel stand bereit und statt eines Pisspotts gab es tatsächlich einen kleinen, gemauerten Abort, der die Ausscheidungen direkt in den darunter liegenden Fluss entsorgen würde. Auch die Verköstigung war dem Stand des Inhaftierten angebracht: es gab frisches Brot, Käse, etwas Schinken, Obst und verdünnten Wein.
So verbrachte Arlecchino einige Tage mit ungewissem Warten, was wohl geschehen würde...

~*~*~*~*~


Die Order kam schriftlich und betraf drei Minister des kaiserlichen Hofrates: der Conte Luc d'Trevolo, der Conte Arturo dí Arbalestum, sowie der Marchese Ascanio della Viscani sollten die Vernehmung des Vicontes führen. Ihnen wurde die Anwendung JEGLICHER Mittel gestattet, um die Wahrheit aus dem Inhaftierten zu pressen, so er nicht zu kooperieren gedachte. Was das hieß, konnte sich jeder denken. Die Austattung der Folterkammer ließ viel Phantasie zu und die Kerkermeister verstanden ihr Handwerk, das darin bestand, ihre Opfer so weit zu bearbeiten, dass das Maximum an Effizienz dabei erreicht wurde ohne die Betroffenen dabei zu Nergas zu schicken.

Ascanio hatte seine Beweismittel zurecht gelegt: die Ermittler des O.I.A.A. hatten aus dem Haus des Viconte einen Wappenrock mit dem zur Diskussion gestellten Wappen sicher gestellt und er hatte zum Vergleich einen Wappenrock der kaiserlichen Garde mitgebracht, beides sorgsam zusammengelegt. Er hoffte, dass Arlecchino schnell geständig sein würde und allen die Tortur einer qualvollen Befragung ersparen würde. Doch war ihm bewusst, dass dieser Wunsch wohl kaum in Erfüllung gehen würde...
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Re: Acta Arlecchino

Beitragvon qapla » Do 21 Jul, 2011 19:04

»Luc war sich der Tragweite der Order noch garnicht bewusst, als er sie das erste Mal las. Jetzt, einen Tag und mehrmaliges Lesen der Order und der Vorwürfe später, befindet Luc sich auf einem derjenigen Boote, welche zum berühmt-berüchtigten Castello Valeriani fahren, und erst so langsam wird ihm klar, um was es eigentlich geht.
Immerhin ist er als freier Mann von Stand, edel gekleidet und auf kaiserliche Order dorthin unterwegs, was für die Ruderer und den Bootsführer ein seltenes Ereignis ist. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch betritt er nach Anlegen des Bootes den Steg, schaut die massiven Mauern hinauf, und ein leiser Fluch kommt ihm über die Lippen.«

"Merde!"

»Trotz Treue zu Heroida würde man da die geografische Nähe zu Endrouelle heraushören, doch die Wachen am Tor sind noch ausser Hörweite. Langsamen Schrittes nähert Luc sich, doch erst nach gründlicher Sichtung der Order und des darauf befindlichen Siegels sowie einigen prüfenden Blicken darf er passieren. Suchend blickt er sich um, wirkt fast ein wenig verloren, bis er einen der Wächter nach dem verantwortlichen Commissario fragt.«

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Re: Acta Arlecchino

Beitragvon CGS » Do 21 Jul, 2011 19:13

"Verdammt, verdammt, verdammt!", mit einem hastigen Zug trank der Comte sein soeben bestelltes Glas Wein aus und ein leises Stöhnen konnte seinen Unmut nicht verhehlen.

in seine Suite lies er sich Federkiel und Pergament bringen, um eine Nachricht aufzusetzen. Warum musste diese herodianische Brut auch immer alles viel zu schnell kaputt machen!? Wäre es nicht noch Zeit gewesen einige Tage zu warten, bis das Schreiben aus dem Palais du Roi eingetroffen war!? Es schien sich - wie ach so oft in den Monden vorher - für Endrouelle schon wieder nicht zum besten zu wenden.
Es galt viel zu tun und es wird sicher ein Vermögen kosten, dieses kleine Malheur auszumerzen.

Der Comte lies nach einem Boten schicken und drückte diesem ein Säckel Münzen in die Hand mit einem fein säuberlich gefalteten, allerdings wenig parfumierten Brief in die Hand und frug an der Rezeption, ob denn nicht schon endlich ein Brief aus Droux angekommen sei, immerhin sei er

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Re: Acta Arlecchino

Beitragvon Hummel » Fr 22 Jul, 2011 13:02

Von Kindesbeinen ist Arturo oft und gerne in San Aurecciani zu Besuch. Seine Ausflüge in die Cron-Domäne sind ihm in guter Erinnerung, doch der Anlass dieses Besuches stimmt auch ihn nicht allzu fröhlich. Das Castello Valeriani ist dem Segretario Imperiale della Zecca dennoch vertrauter, als manch anderen Ministern. Gerade die von seiner Hand initiierte Verfolgung von Münzfälschern seit Beginn seiner Amtszeit hat ihn das ein oder andere mal hierher geführt. Doch das Verhör eines Vicontes hatte da eindeutig eine größere Tragweite.

Dem Anlass entsprechend ist er in einen edlen, aber völlig schwaren Gehrock gekleidet, über den er einen schlichten grauen Mantel geworfen hat. Während der Bootsfahrt vemeidet er den Blick an der Außenseite des Castello hinauf, der ihn stets schwindeln lässt. Seine Begeisterung für das alte Gemäuer hält sich ohnehin in Grenzen. Sein Castello in Arbalestum mag zwar vom Baustil ähnlicher Art sein, er legt jedoch großen Wert darauf, dass Kletterpflanzen und Blumen das Auge vor dem Großteil der tristen, grauen Mauern schützen.

Als das Boot anlegt, geht Arturo vorsichtig von Bord und erkundigt sich gleich nach den Zelltrakten für die Inhaftierten von Stand, welchen er noch nie besuchen musste - was ihm eigentlich bisher sehr recht war. Die Brisanz dieser Angelegenheit liegt auf der Hand. Ohnehin haben sich die Beziehungen zu Endrouelle in den letzten Jahren merklich abgekühlt, um mittlerweile gar hitzig zu werden. Als Progressori verurteilt der Conte dí Arbalestum jegliche Unternehmungen, die dem Fortschritt des Reiches im Weg lagen. Für ihn ist die Endrouelle-Angelegenheit keine Frage der Tradition, eher eine ganz pragmatische Problematik. Das Königreich zählt zwar zum Imperio, doch das vollständige und zeitige Eintreffen der Steuerabgaben bedeutete dieser Umstand ohnehin nicht. Mehr und mehr entstehen in Endrouelle ohnehin die selben Probleme wie in Chorphys. Er, der die tatsächlichen Zahlen der Wirtschaft im Imperio kennt, ist einer Autonomie Endrouelles deutlich aufgeschlossener, als manch anderer. Seiner Ansicht nach würde Pierre ohnehin innerhalb kürzester Zeit das gesamte Königreich in den finanziellen Ruin treiben und sein Kopf auf einer Speerspitze enden.
Und das Ende eines Regimes von Idealisten und Tyrannen bestimmt immer den Beginn der Herrschaft der Weisen und Pragmatiker. Und dann ließe sich über sinnvolle Konditionen für eine Wiedereingliederung sicher reden. Ohnehin unwahrscheinlich, dass sich die Endrouellaner auf lange Zeit hin selbst versorgen könnten, die Abfuhren und Zölle im Binnen- und Seehandel würden die belastete Staatskasse zweifellos überfordern.

Arturo schreckt aus seinen Gedanken auf, als eine der Wachen sich verneigt und erklärt, er solle bitte folgen. "Aber ja, nur voran mein Freund, nur voran.", erklärt er lächelnd und kehrt zurück ins Hier und Jetzt.
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Re: Acta Arlecchino

Beitragvon Ascanio » Fr 22 Jul, 2011 17:43

Ascanio war bereits früh am Morgen zum Castello aufgebrochen. Für ihn war der Weg nichts Besonderes, zu oft war er ihn während seiner Zeit als Staatsprocurator gegangen, zu viele Staatsfeinde hatte er vernehmen müssen. Auf dem Fährboot über den Fluss kamen ihm einige dieser Erinnerungen in den Sinn, während er beobachtete, wie die Sonne in seinem Rücken langsam begann, die Mauern des Castellos vor ihm in ein unwirkliches, rötliches Licht zu tauchen. Ein Zeichen?

Bevor er die Fähre verließ drückte Ascanio dem Fährmann eine Münze in die Hand, erklomm dann den schmalen Steg und schritt durch das Tor in den Innenhof des Castellos, in dessen Mitte (für alle Inhaftierten mit Blick auf den Hof sichtbar) eine große hölzerne Tribüne aufgebaut war, auf der sich der Richtblock und der Galgen befanden, sowie ein großer Tisch, auf den Hochverräter gefesselt wurden um... nein, Ascanio wollte in diesem Augenblick nicht daran denken. Er schritt eine Treppe hinauf und begab sich ins Innere des Palas. Dort ließ er sich erst einmal einen Kelch mit Wein reichen, um den üblen Geschmack, den die Erinnerungen in ihm entstehen hatten lassen, hinunterzuspülen.

Als ihm berichtet wurde, dass seine Amtskollegen eintrafen, begab er sich hinaus auf die Treppe, um sie dort zu empfangen. Da er sich nicht sicher war, ob diese bereits früher ähnliche Aufgaben übernommen hatten, erklärte er ihnen auf dem Weg ins Innere:
"Wir werden ihm zunächst Gelegenheit geben, ein Geständnis in der Sicherheit seiner Zelle abzulegen. Da ich aber fürchte, dass er sich kaum dazu hinreißen lassen wird, werden wir ihn anschließend hinab führen lassen in die Folterkammern, um ihm zu zeigen, welche Mittel uns zur Verfügung stehen, um ihn zu einer Aussage zu ermutigen. Vielleicht hilft schon der Anblick der Werkzeuge der Gerechtigkeit, was ich sehr hoffen würde. Sofern Ihr edlen Contes keine weiteren Fragen habt würde ich vorschlagen, dass wir diese Befragung gleich in Angriff nehmen und versuchen, sie so schnell wie möglich zu einem Erfolg zu führen."
Ascanio blickte die beiden Minister fragend an.
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Re: Acta Arlecchino

Beitragvon Hummel » Fr 22 Jul, 2011 18:00

Arturo erreicht die Treppe und entlässt dankend seinen Begleiter, um dann seinen beiden Kollegen höflich zuzunicken. "Marchese, Conte.", begrüßt er sie nacheinander, aber nur wenig wortreich, wie es unter Männern üblich ist, die sehr genau wissen, aus welch unerfreulichem, aber doch notwendigem Anlass sie an einem Ort zusammen treffen.

Er lauscht Ascanios einleitenden Worten und zieht leicht eine Braue hoch.

"Mit Verlaub, werter Marchsse, aber ich für meinen Fall will eher hoffen, dass sich der Vicomte vernünftig zeigt und uns den Besuch einer solch rückständigen Kammer, wie Ihr sie nennt, erspart bleibt. Solche Methoden sind ein Relikt dunklerer Tage und werden hoffentlich bald fallen gelassen. Ich begreife die Notwendigkeit in einem Ernstfall - nein - nehme sie hin, aber geben wir der Vernunft bitte eine faire Chance, ehe wir zur Barbarei übergehen, werte Signores. Das wäre meine einzige Bitte."


Nach diesen Worten schlingt er den Umhang etwas fester um sich und schaut entschlossen die Treppe hinauf.
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Re: Acta Arlecchino

Beitragvon qapla » Fr 22 Jul, 2011 18:02

»Auch Luc würde daran liegen, die Sache schnellstmöglich hinter sich zu bringen. Folter mag vielleicht ein notwendiges Übel sein, doch er zieht es vor, dabei nicht anwesend zu sein. Als Conte, Minister, Gelehrter und Genießer des Lebens kann er den folgenden Notwendigkeiten nichts interessantes abgewinnen, doch seine Heimat braucht ihn und ein Patriot, ein Mann von Ehre, lässt dafür persönliche Abscheu beiseite. So richtet er seine Kleidung, fährt sich einmal durchs Haar und nickt dann.«

"Si, si! Das klingt erfolgversprechend. Ich hoffe diese... Unannehmlichkeit, die uns der Viconte da auferlegt, wird schnell erledigt sein. Zu seinem wie unsrem Wohl und vor allem zum Wohle des Imperios!"

»Ein kurzer, fragender Blick geht zum Conte Arturo dí Arbalestum, während er selbst sich eine auretianische Cigarre ansteckt. Ein wenig ungeschickt wirkt er dabei, wohl ein Zeichen für seine Nervosität - doch eine kleine Ablenkung bietet das Rauchen schon, um wieder ruhiger zu werden und sich zu sammeln.«

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Re: Acta Arlecchino

Beitragvon Selfurdo » Fr 22 Jul, 2011 18:43

"Der Vicomte gibt möglicherweise kein jämmerliches Bild ab, wie vielleicht viele der Eingekerkerten, doch wirkt er in diesem Moment auch wahrlich nicht, wie ein lebensfroher, stolzer Mann. Arlecchino Hatte gerade die Zeit gehabt sich notd+rftig anzukleiden. Eine übliche Siedenhose, sowieso ein schlichtes Hemd des gleichen Stoffen. Darüber ein ebenso schlichter Mantel. "Hochverrat" denkt er missmutig. Und lässt dieses Wort wieder und wieder durch seinen Kopf gleiten, während er nervös und besorgt in seiner Zelle auf und ab geht, immer wieder.
Die gleichen zwei Schirtt in die eine Richtung. Dann den rechten Fuß gegen den linken gestemmt und eine rasche Drehung um die eigene Achse. Wieder den rechten Fuß forsetzend.. Zwei Schritte. Drehen, Zwei Schritte.. "Hochverrat" Schon wieder schießt diese Wort in sein Bewusstsein, wie eine pulsierende Qualle, welche sich in seinem Kopf eingenistet hatte und sich in regelmäßigen Abständen aufplustert und so sämtliche übrigen Empfinden überdeckt."
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Re: Acta Arlecchino

Beitragvon Ascanio » Sa 23 Jul, 2011 08:09

Für einen winzigen Augenblick veränderte sich Ascanios Gesichtsausdruck auf Arturos Worte hin so weit, dass jemand, der ihn gut kannte, erkennen würde, dass ihm die Worte des Conte nicht gerade gefielen. Fortschritt - natürlich! Er war der Letzte, der den Fortschritt nicht begrüßte, aber Fortschritt um jeden Preis? Fortschritt, indem man ein über viele Jahrhunderte gewachsenes und funktionierendes Rechtssystem über den Haufen warf? Das ging zu weit. Allerdings stand diese Frage heute nicht zu Debatte und aus diesem Grund verzichtete Ascanio darauf, seine Gedanken vor den beiden Contes Kund zu tun. Vielmehr lud er sie ein, ihm zu folgen und führte sie durch die Gänge des Castello Valeriani. In dessen Inneren sah es nicht ganz so düster aus wie man es sich vielleicht vorstellen würde - zumindest in diesem Trakt, in dem der Hochadel inhaftiert wurde. Zwar waren die Wände nackt und aus grobem, dunklem Stein, aber sie waren Trocken und Fackellicht beleuchtete sie ausreichend. Ein Wachmann mit einem großen Schlüsselbund in der einen sowie einer Laterne in der anderen Hand führte die Herrschaften über eine Wendeltreppe in einem der Ecktürme hinauf in eines der oberen Stockwerke. Zwei weitere, mit Hellebarden bewaffneten Wachen folgten ihnen. Schließlich machte der Trupp vor einer Zellentür halt. Während der voran gehende Wachmann die Tür aufschloss machte Ascanio nochmals einen Vorschlag zur Vorgehensweise.
"Signores Contes, ich würde vorschlagen, dass Ihr zunächst die Befragung vornehmt. Ich möchte mich zurück halten, da ich einen persönlichen Groll gegen das Haus Rarécourt hege und deshalb nicht ohne Gefühl sprechen kann. Allerdings werde ich Euch natürlich unterstützen wie ich nur kann."

Als die Zellentür sich öffnete traten die Hofräte in die Zelle und die Tür schloss sich hinter ihnen. Niemand außer den vier Anwesenden würde Zeuge dieser Befragung sein...
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Re: Acta Arlecchino

Beitragvon Selfurdo » Sa 23 Jul, 2011 09:26

"Arlecchino dreht sich rasch zu der Gittertür, als er Stimmen und Schlüsselgeklirr hält. Er steht zwei Schritte von der Tür entfernt auf schulterbreit aufgesetzten Füßen, die Finger hält er verschränkt, wie andere sie zum Gebet zu falten pflegen, dabei bildet er allerdings nicht jenes faustähnliche Gebilde, sondern streckt seine Finger nach vorne links und vorne rechts aus. Er taxiert die Entretenden mit festen Blick und begrüßt sie schlicht."
Excellenzen, Marchese. Ich bin froh um die Erklärung, welche ich nun erwarte. Ich kann kaum verhehlen, wie ungehalten ich über diese entwürdigenden Vorkommnisse bin
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Re: Acta Arlecchino

Beitragvon Ascanio » So 24 Jul, 2011 19:40

Ascanio kann sich kaum verkneifen, seine Mundwinkel zu einem leichten Grinsen zu verziehen, als er der erbärmlichen Gestalt des Vicontes ansichtig wird und seine herausfordernden Worte vernimmt. Auf dessen Frage antwortet er kühl und mit fester Stimme, die in der Kammer leicht widerhallt:
"Arlecchino Tormento Rarécourt, Ihr seid hier unter der Anklage auf Hochverrat gegen unsere geliebte Herrscherin und unser Vaterland! Der Conte Guardasigilli Segreto, der Conte Segretario Imperiale della Zecca sowie meine Wenigkeit werden die Investigation durchführen - hier und jetzt. Seht davon ab, irgendwelche Spielchen zu treiben, es geht hier um nicht weniger als Euren Kopf."
Ascanio verschränkt die Arme und starrt Arlecchino an, darauf wartend, dass einer seiner Amtskollegen nun das Wort ergreife.
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Re: Acta Arlecchino

Beitragvon Selfurdo » So 24 Jul, 2011 20:13

"Der Vicomte schnaubt verächtlich"

Ich denke, Marchese, wir beide wissen, dass es Euch ein leichtes wäre, Euch einfach zurück in Eure Heime schiffen und kutschen zu lassen und die Erkenntnis kund zu tun ich hätte etwas gestanden, was mich den Kopf kosten würde. Allein die Tatsache, dass meine unumstößliche Staatstreue, mein Wunsch Endrouelle und Heroida einander näher zu bringen und mein Ansinnen dem Staat und der Krone zu dienen mich hierher brachen, legen für mich offen, was nicht der Grund für meine Inhaftierung ist. Die drückliche Situation ist mir also in aller Klarheit bewusst.
Wenn die Herren also ohnehin den Wunsch hegen meinen Kopf abgetrennt von meinem Körper zu sehen, wäre es mir lieb, wir würden dies hier abkürzen. Falls Ihr meinen Wunsch teilt, dem Staat zu dienen, so freue ich mich auf dieses Gespräch.
Also, was möchten die Herren wissen?
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Re: Acta Arlecchino

Beitragvon Hummel » So 24 Jul, 2011 22:32

Arturo sieht sich kurz in der Zelle um und folgt ruhig dem kurzen Wortwechsel zwischen Vicomte und Marchese. Nach den letzten Worten schaut er kurz in die Runde seiner Begleiter und ergreift das Wort.

"Nun, ich für meinen Fall bin hier, um Gerechtigkeit walten zu lassen. Die Beweise gegen Euch sind dabei bedauerlicherweise recht eindeutig und kaum von der Hand zu weisen. Die Kaiserkrone ist heilig und ein unumstößliches Symbol der Macht und der Herrschaft. Ihr habt diese in Eurem Wappen verwendet und Euch damit des Hochverrats schuldig gemacht, wenn alles so ist, wie es sich bisher darstellt und Ihr keine guten Gründe zu Eurer Verteidigung anführen könnt. Es liegt also in erster Linie bei Euch diese ganze Angelegenheit noch zum Guten zu wenden - eher hängt es von Eurer Stellungnahme ab. Daher wäre meine Frage, was Ihr zu diesen Vorkommnissen zu berichten wünscht."
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Re: Acta Arlecchino

Beitragvon Selfurdo » So 24 Jul, 2011 23:12

Der Hochverrat


"beginnt Arlecchino zu reden"

bezeichnet den bewussten Versuch, einen Staat oder die staatsinterne Ordnung zu vernichten. Die Verwendung eines Wappen, ganz gleich, wie es aufgebaut ist oder was seine Aussage ist, kann nie und nimmer einen Staat zerstören. Nicht in dem pathetischsten Fiebertraum eines rebellischen Aufständlers könnte dies der Fall sein. Abgesehen davon scheint mir die Interpretation meines Wappen weitweg fehlgeschlagen zu sein.
Was seht ihr wohl in diesem Wappen? Gar den Versuch meine eigene Familie zu krönen? Dies ist lächerlich, wahrlich! Schaut euch um in diesem Lande! Ein Vicomte stellt den Anspruch Kaiser zu werden? Kein Mann und keine Frau klaren Verstandes kann auch nur in Betracht ziehen, dass ein solcher Versuch überhaubt unternommen wird. Was also ist es? Wie versuche ich den Staat zu zerstören?
Ist es meine Ansinnen der Marine beizutreten um gegen die auftretende Piratenbrut zu kämpfen? Ist es die damit verbundene Tatsache, dass ich nun schon dem zweiten Staatsprocurator eine Bewerbung einreichte?
Und wahrlich Marchese


"hierbei wendet er sich vor Allem an Ascanio"

ihr wisst um Verehältnisse unserer Familien genau so gut wie ich un glaubt mir leicht viel mir dieser Schritt nicht, das Angebot auszusprechen mich euch oder eurem Bruder direkt unterzuordnen. Eine Ablehnung hätte ich freilich akzeptiert. Aber eine Antwort kam nicht, stattdessen spuckt man mir nun ins Gesicht, zerrt mich in dieses dreckige Loch. Was ist es, so muss ich erneut Fragen, wie oder auch zum welche Zwecke zerstört das Wappen, welches ich führe, die innere Struktur des von mir so geliebten Nuovo Imperio Aurecciani ?
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Re: Acta Arlecchino

Beitragvon Ascanio » Mo 25 Jul, 2011 05:38

"Lächerlich, lächerlich! Einfach LÄCHERLICH!" entfährt es Ascanio, als er die fadenscheinigen Worte Arlecchinos vernimmt. "Wollt Ihr uns also auch weis machen, dass Ihr, so Ihr gedenkt zu Iatan und Athos zu beten - was ich im übrigen bezweifle - zuvor das Gewand des Lichtbringers anlegt, um den Göttern näher zu sein? Ihr habt das Staatswappen fast unverändert zu Eurem persönlichen Wappen gemacht, Vicomte! Die winzigen Veränderungen im Herzschild sind für Unkundige, ausländische Aristokraten aber auch das einfache auretianische Volk, kaum auszumachen. Was also ist Euer Plan? Ins Ausland gehen und Euch dort als Abgesandter der Kaiserin ausgeben und einen Krieg anzetteln? Oder von dort aus gleich Anspruch auf den Thron des Imperio erheben? Dass Ihr damit die Kaiserin herausfordert wurde zuallererst von einem anderen Minister außer den hier Anwesenden festgestellt, will ich anmerken.
Die Begründung, die Ihr gebt, könnte fadenscheiniger nicht sein. Ja, Ihr habt Euch um einen Posten im Ordo Imperialis beworben und ja, ich habe in meiner Funktion als Staatsprocurator seinerzeit Euer Ansinnen abgelehnt. Und wie mir scheint, lag ich mit meiner Einschätzung, dass Ihr es mit der Einhaltung der Gesetze nicht sehr genau nehmt nicht falsch. Allerdings habe ich Euch meine Entscheidung mitgeteilt und Euch darin nicht im Dunkeln belassen. Eure Familie kennt man als nicht gerade kaisertreu. Und Ihr glaubt tatsächlich, dass Euer Platz in den Reihen des kaiserlichen Hausordens sein soll? Lächerlich!
Allein der Wahlspruch Eurer Familie "Aut Caesare, aut nihil!" zeigt doch, wie die Rarécourts zu unserer geliebten kaiserlichen Majestät und der kaiserlichen Familie stehen! Womöglich steht Ihr sogar in Verbindung zum Angriff auf Ihre Kaiserliche Majestät? Es würde eindeutig ins Bild passen und wenn Ihr nicht kooperiert, werden wir schon die Wahrheit aus Euch herauspressen.
Narren gibt es viele und Ihr schein mir ein ganz besonderer zu sein, dass Ihr Euch zu einer solchen Tat habt hinreißen lassen. Wer hat Euch dazu ermutigt, sprecht!?
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