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Als das Gold-Lied entstand.
Es war einmal eine Gruppe von Zwergen. Halbstarke Burschen und Mädchen, die durch die Gassen zogen und anständige Bürger belästigten. Ständig waren sie betrunken und kein Humpen Bier war vor ihren durstigen Kehlen sicher. So mancher Wirt verlor gar sein halbes Hab und Gut, wenn die berüchtigten Zwerge bei ihm einkehrten, das Getränkelager plünderten und in ihrem Rausch die Einrichtung zertrümmerten.
Eines Tages randalierten die wilden Zwerge wieder einmal in einer Herberge. Verzweifelt versuchte der Wirt sie zum Gehen zu bewegen, doch vergebens. Längst hatten alle Gäste das Weite gesucht. Nur ein einziger Gast, ein alter Magier mit spitzem Hut und langem Bart, hatte noch nichts von dem Tumult mitbekommen. Er hatte ein Zimmer im ersten Stock, wo er seinen Studien nachging und nichts von dem Gelage im Schankraum bemerkte.
Doch dann begannen die Zwerge, angetrunken wie sie waren, frevelhafte Lieder zu singen. Grauenvoll war ihr lautes Gejohle, lästerlich die Texte, die sie durch die Gaststube grölten. Als der Magier durch den Gesang in seiner Arbeit gestört wurde, lief sein Gesicht vor Wut ganz rot an. Verärgert packte er seinen Magierstab, eilte hinab in den Schankraum und verfluchte die lästerlichen Zwerge. Für immer wollte er ihnen ihre Worte rauben, damit sie nicht mehr so fürchterlich singen konnten. Doch scheinbar hatte der Gesang den Magier in seiner Konzentration gestört. Alle Worte raubte er den Zwergen, doch ein einziges, blieb in ihrem Gedächtnis: Gold.
Es heißt, die wilden Zwerge würden bis heute durch die Lande ziehen und ihre schrecklichen Lieder grölen. Doch statt den frevelhaften Worten, können sie seither nur noch „Gold, Gold, Gold“ singen. So manchen Abenteurer sollen sie aber auch damit schon halb in den Wahnsinn getrieben haben.
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