Savo Narola und seine Engel der Götter
Die Ankunft
An einen ganz normalen Wochentag kommt des Nachmittags, als die Sonne ihren höchsten Stand längst überschritten hat, die reichen und wohlhabenden Vellhafener satt und zufrieden nach einem reichhaltigen Mittagsmahl ihren Mittagsschlaf halten und die Armen mit knurrendem Magen weiter schuften, ein Schiff aus Thelassa im Hafen an. Der Hafenmeister, der zu sich schon gerne selbst zu wohlhabenden Bürgern zählt, schickt einen Mitarbeiter zu diesem Schiff, er selbst ist zu träge. Von diesem Schiff steigen ein paar Personen, die die Überfahrt von Falughaven aus angetreten haben, meist arme Schlucker, die ihr Leben noch als Straßenkehrer oder Leuchtturmwärter fristen. Mit einer Ausnahme: Savo Narola, der Prediger.
Er, der als einer der besten seines Jahrganges die theologische Fakultät der Universität in Thelassa verlassen hat, fühlt sich auserwählt den Vellhafener zu predigen, dass sie innehalten sollen mit Müßiggang, Völlerei, Trunksucht, Lasterhaftigkeit , Trägheit und möchte ihnen den Hochmut und Neid austreiben.
RP vom 28.08.2014 auf der Kaianlage zu Vellhafen
Protagonisten (in der Reihenfolge ihres Auftretens):
Der Prediger Savo Narola
Der Büttel der Vellhafener Stadtwache Reodan
Der Jäger Ferumir Starkbogen
Der auretanische Adelige Conte Leandro della Viscani
Spoiler:
Erste Erfolge
Savo Narola weilt nun schon einige Tage in Vellhafen und ist sehr zufrieden mit seinen Erfolgen. War es erst nur eine Handvoll Kinder, die während seiner Predigten an seinen Lippen hing, so wuchs diese Gruppe, die Savo seine "Engel der Götter" nennt und ihnen immer wieder eine bessere Zukunft verspricht, inzwischen um mehr als das vierfache an. Nun sind es nicht nur Kinder, sondern auch ein paar Jugendliche und ein paar junge Erwachsene, die ihm auf Schritt und Tritt folgen, seine Kiste tragen und sich zum Zeichen der Zugehörigkeit ebenfalls alle mit den gleichen einfachen hellbraunen Kutten bekleiden, wie auch Savo sie trägt.
Die hiesige Zeitung, der Vellhafener Kurier hat auch schon über ihn berichtet und wenn Savo Narola seine Predigten hält, hören ihm etliche Leute zu. Das Gold, das brave Bürger seinen "Engeln der Göttern" in die Sammelkörbe aus Stroh legen, mit denen sie die Reihen der Lauschenden abschreiten, gibt er dafür aus, seine "Engel" zu speisen und neu Rekrutierten eine Kutte zu kaufen. Ab und verkauft er auch für größere Goldbeträge Ablassbriefe zur Vergebung der Sünden.
Verärgert hingegen hat ihn das Gebaren eines älteren Nergariten, dass er beobachten durfte. So predigte dieser ebenso wie Savo, dass man den Armen geben möge. Das gefiel! Dann aber lud er eine verführerische Schönheit aus dem Süden zu einem Besuch in den Tempel der Heiligen Nergaskirche ein. Zunächst nichts Verwerfliches, möchte man meinen, hätte ihm nicht einer der Engel, der den beiden gefolgt war und im Tempel ein Gebet abgelegt hatte, berichtet, dass jener Prediger sich mit der Dame zu einem netten Plausch mitten im Tempel auf zwei Stühle gesetzt und dort mit ihr sogar Rotwein getrunken hatte. Man stelle sich das vor! Einen geweihten Ort, der dem stillen Gebet und der Zwiesprache mit den Göttern gewidmet ist, so zu zweckentfremden. Ein Tempel ist doch kein Gasthaus! Savo kommt ein solches Gebaren mehr als falsch vor und so nimmt er sich vor, bei nächster Gelegenheit ein Gespräch mit einem maßgeblichen Geistlichen der Nergariten zu führen und zu klären, ob ein solches Verhalten bei einem Nergariten tolerierbar ist.