19 Tage zuvor in Nathania,…
…als Enrique, Sohn des westander Arztes Juan Hernandez und Isabelle LaCreuse, beim Frühstück in der Mensa der Universität in Nathania vom Tod seiner Eltern in Medinia erfuhr, war dies ein weit geringerer Schock als der Umstand wie er davon erfuhr, und unter welchen Umständen sie bereits vor einigen Wochen zu Tode gekommen waren.
Werter Neffe,...
... wir wissen nicht wohin dich deine Reisen verschlagen haben und deine Wege dich noch führen werden.
Cousin Efferdin bezweifelt sogar, weil wir in all den Jahren nichts von dir gehört haben, dass du überhaupt noch am Leben bist.
Dieser Zweifel treibt mich an, diesen Brief öffentlich zu machen und durch die Zeitung im gesamten Imperio und über dessen Grenzen hinaus verbreiten zu lassen.
Ich will nichts unversucht lassen um dich zu erreichen.
Also vertraue ich darauf, dass dich sein Inhalt, wo auch immer du dich im Moment befindest, irgendwie erreicht.
Leider ist es an mir, als dein jetzt nächster Verwandter in Droux, dir leider eine traurige Nachricht zukommen zu lassen, und möchte dir mein Beileid schon vorab bekunden – aber ich konnte ihnen nicht mehr helfen.
Es ist mittlerweile drei Wochen her, dass das Haus deiner Eltern einem Brand zum Opfer fiel.
Sie, deine beiden mir sehr lieben Eltern, wurden im Schlaf von den Flammen überrascht.
Als Hilfe ankam, waren sie bereits in Nergas Reich.
Und nachdem es bereits im letzten Jahr meinen Bruder und deinen Onkel Algor dahingerafft hat und im Jahr davor unsere geliebte Cousine Svenja, sind wir zusammen mit Cousin Efferdin, wohl die letzten Sprößlinge unserer Familie.
Ich geh davon aus, dass dich diese Nachricht genauso überrascht wie betroffen macht, und möchte dir daher anbieten dir zur Seite zu stehen.
Wenn du eine starke Schulter brauchst die dich tröstet, oder einfach jemanden mit dem du über dein Vater oder deine Mutter, meine geliebte Schwester reden möchtest, werde ich hier immer für dich da sein.
Für eine vernünftige Beisetzung habe ich gesorgt und bin, auch wenn ich Schulden aufnehmen musste, dafür in Vorkasse getreten, wofür Cousin Efferdin ein Teil deines Erbes veräußern wollte.
Auch wenn das meiste Hab und Gut dem Feuer zum Opfer fiel, konnte ich - durch Ermittlungen und Aufräumarbeiten sehr erschwert, wenige unversehrte Dinge retten können.
Darunter auch ein Geldwechsel der Privatbank Moratin, der einstweilen auf mich als dein nächster lebender Verwandter überschrieben wurde.
Gerne würde ich dich treffen um dir gut zuzureden und die noch offenen Angelegenheiten zu klären, würde dir gerne das Grab deiner Eltern zeigen und dein Erbe übergeben.
Sofern sich dir die Möglichkeit bietet, besuch mich in Launtrevie im Herzogtum Côte-de-Sud, in der Herberge “Zur Grotte“ nahe dem alten Aphrosia Tempel - wo ich beruflich eingebunden bin.
Sollte ich selbst nicht anwesend sein wenn du dort einkehrst, frag das Wirtspaar Mereilles nach mir, sie können dir sicher sagen, wo du mich finden kannst.
Ich würde mich über deinen Besuch sehr freuen.
Und so wie du hier bist, werde ich die meisten meiner Aufträge hier ruhen lassen, damit wir gemeinsam nach Droux reisen können, wo du selbstverständlich in meinem Haus wohn wirst.
Postskriptum: Es gibt allerdings eine Komplikation bzgl. deines Erbes.
Zwar habe ich mich schon sonst um alles gekümmert, jedoch bedarf es vor dem Beamten noch einer Unterschrift von dir, sowie die Übernahme eines Schuldscheines über 5 Gulden als Beteiligung zur Deckung unserer Unkosten und Schulden.
Dieser Brief war untergezeichnet mit dem Namen Ferdinand LaCreuse.
Kein Name der Enrique sofort etwas sagte.
Doch nach einigem Überlegen erinnerte er sich wage an ein älteren Bruder seiner Mutter.
Niemand mit dem er viel Kontakt hatte, da er und seine jüngere Schwester Estella in Westendar geboren und aufgewachsen waren, während die ehr überschaubare Familie seiner Mutter in Endrouelle lebte und es nur wenige Gelegenheiten gab sich zu sehen.
Hinzukam, das sich Enrique sehr wage daran glaubte erinnern zu können, das besagter Onkel eine Anstellung in einer Amtsstube oder ähnlichem hatte und daher immer sehr beschäftigt, oder viel auf Reisen war.
Erst der anhaltende Bürgerkrieg und das spurlose Verschwinden eines Onkels väterlicherseits, hatte seine Eltern bewogen nach Medinia im Königreich Heroida zu ziehen, wo sein Vater eine Praxis eröffnete.
Seine Mutter sah daraufhin ihre Familie zwar öfter, und besuchte sie auch hin und wieder für einige Wochen, doch zu dieser Zeit befand sich Enrique bereits an der hiesigen Universität zu San Aurecciani.
Zumindest sollte er dort sein um Medizin zu studieren, doch dieses Faches war er schon schnell überdrüssig und wendete sich dort der Literatur zu.
Einige Zeit verbrachte er sogar in Vellhafen um dort zu studieren.
Doch der Stadt bald überdrüssig, kehrte er nach San Aurecciani zurück und lies sich treiben.
Nun drehte sich irgendwie alles um ihn herum, und noch bevor er wieder einen wirklich klaren Gedanken fassen konnte, befand er sich auch schon auf dem Weg nach Launtrevie im Königreich Endrouelle.
… in kürze.)