Ascanio kann seine Enttäuschung kaum verbergen, als er Luc d'Trevolos erste Worte vernimmt. Doch ändert sich seine Laune schlagartig, als der Conte fortfährt und endlich jene Handfestigkeit in seinen Worten erkennen lässt, die Ascanio so an ihm schätzt. Hochverrat, nicht nur Hochstapelei: wenn dies tatsächlich das Urteil des Rates würde, dann würde der Vicomte seinen Kopf verlieren.

Die Kaiserin nickt zu Lucs Worten und schenkt ihm ein verständnisvolles Lächeln, das von einem leichten Kopfnicken begleitet wird.

Indes richtet sich der Conservatore dello Codice di Legge auf, um die Frage des Praefekten zu beantworten:
"Ich darf die Ausführungen des Conte Guardasigilli Segreto noch ein wenig detailierter schildern, wenn Ihr erlaubt.
Hochstapelei, Eure Eminenz, könnte je nach schwere des Vergehens mit einer Kerkerhaft von einigen Jahren bis lebenslang bestraft werden, oder einer Geldbuße in zu bestimmender Höhe, sowie dem Verlust von Ehre und Titeln des Verurteilten bis hin um Verlust des Familienbesitzes oder eine Kombination dieser Strafen. Das genaue Maß des Urteils ist vom Gericht zu bestimmen und hängt auch von der Geständigkeit des Angeklagten ab.
Die Strafe bei Hochverrat ist eindeutig: der Tod durch Erhängen, Ausweiden und Vierteilen*!"

Während die Amtskollegen damit beschäftigt sind, sich die soeben erläuterten Qualen bildlich vorzustellen, was bei dem einen oder anderen ein wenig Entsetzen hervorruft (obwohl Hochverrat doch ein nicht selten gesprochenes Urteil ist und es daher regelmäßig zu solchen Hinrichtungen kommt; doch nur selten müssen einige der Minister als Zeugen einer solchen Hinrichtung beiwohnen), setzt der Minister sich wieder und trinkt einen Schluck Wein.

Ascanio wird bei der Vorstellung ein wenig übel... obwohl Rarecourt sein persönlicher Feind ist würde er nicht einmal diesem einen solchen Tod wünschen. Ganz abgesehen von den Reaktionen in Endrouelle, die bei einem solchen Urteil womöglich den Ausbruch eines Krieges bedeuten könnten.


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ooc: wer es genau wissen will, sollte hier nachlesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Drawing_and_quartering

Weder die Haltung noch der Gesichtsausdruck des bleichen Marquis hatten sich seit dem skandalösem Auftreten und Abgang der endrouellschen Botschafterin geändert und doch konnte man bemerken das sein Blick nicht immer aufmerksam von einem Sprecher zum anderen wanderte. Der Marquis war offensichtlich sehr nachdenklich. Erst die energisch vorbebrachten Worte der Vorredner lassen die blassroten Augen des Adeligen wieder aufmerksam emporzucken. Nach einem langen Blick auf die beiden vorgelegten Wappen hebt sich seine linke Augenbraue. Nach einem räuspern erhebt er das Wort, den Blick in die Runde gerichtet, jedoch niemanden allzu lange anschauend.

"Ehrenwerte Excellenzen, ich bitte um Vergebung wenn ich den Moment nutze um kurz etwas Anzusprechen das nichts mit dem vorliegenden Fall zu tun hat. Seid versichert das ich allsbald darauf zurückkomme." Ein langgezogener, dramaturgisch wertvoller Seufzer verlässt die weißen Lippen des Marquis. "Auch auf die Gefahr hin allzu sensibel zu erscheinen...jedoch fühle ich mich gezwungen Anzumerken das wir uns rapide einem Punkt nähern an dem es mir nichtmehr möglich sein wird die fortlaufende geringschätzung meiner Heimat zu tolerieren. Ich bitte darum das ihre Excellenzen sich in Erinnerung rufen das ein paar faule Äpfel, auch wenn sie dem Beobachter gradezu ins Auge springen, noch nichts über den Apfelbaum aussagen...geschweige denn die ganze Plantage. Es erscheint mir manchmal es herrsche ein denken...oder besser eine Unterteilung in wir und sie. Dies ist einer der Punkte den viele uns Endrouellern vorwerfen. Das wir zu sehr auf das eigene Land fixiert wären, unsere Brüder und Schwestern in Heroida und Chorphys immer doch als die anderen sehen würden. Meine Familie und ich selbsts arbeiten hart daran das sich dies ändert. Das der Blick auf die Gegenwart und Zukunft gelenkt wird anstatt in der Vergangenheit zu verweilen. Das Nuovo Imperio ist diese Zukunft. Eine goldene Zukunft, die uns in unerreichte Höhen von Wohlstand, Bildung und Glanz führen kann." Der Blick des blassen Marquis wandert nocheinmal durch die Runde, einen langen Moment lang schweigend bevor er fortfährt. "Dieser Hofrat ist einer der Schlüssel dazu diese Zukunft zu erreichen, die drei verwandten Länder schlussendlich und nachhaltig, auch ideologisch zu einem Imperium zusammenzuschmieden. Ungern...würde ich den Gedanken in mir aufkeimen sehen das Mitglieder dieses Hofrates selbst im Gedankengang des wir und die anderen feststecken."

Nach einem weiteren langen Moment des schweigens deutet Aracome mit der linken Hand auf die beiden auf dem Tisch liegenden Wappen. "Lasst mich nun zum eigentlichen Punkt zurückkommen. Es ist offensichtlich das der größte Teil des Staatswappens einfach übernommen wurde. Lediglich das innere Schild wurde verändet. Die Zeichen Heroidas, Endrouelles und Chorphys wurden durch das eigentliche, alteingesessene Wappen des Hauses Rarécourt della Vallé du Pimodan-Vârre ersetzt. Abgesehen von der bürokratischen ungenauigkeit der fehlenden Absprache mit meinem Ministerium ist das eigentliche, infame vergehen selbstverständlich die übernahme der kaiserichen Insignien. Es ist also keine einfache Anmassung eines Amtes, der Vicomte benutzt nicht einfach das Staatswappen um sich als Abgesandter der Kaiserin aufzuspielen, nein er benutzt sein eigenes Wappen zusammen mit den Staatsinsignien. Streng heraldisch genommen ist die Aussage eindeutig...er erhebt Anspruch auf den Kaiserthron."

Arturo schaut in die Runde und atmet dann tief ein.

"Das klingt schlüssig, wenn auch... auf eine unglaubwürdig dreiste Art empörend, geradezu skandalös. Ich meine zweifelsfrei den Anspruch auf den Kaisertitel, nicht Eure Erläuterungen zu den Unterschieden in den unterschiedlichen politischen Einstellungen und Motivationen der Bewohner Endrouelles, mit denen Ihr zweifelsohne richtig liegt, verehrter Marquis, wohl gesprochen.", meint er ruhig und bedächtig und nickt dem Mann kurz zu.

"Was nun das eigentliche Thema angeht, so entnehme ich, dass wir des Vicomte baldesmöglichst habhaft werden sollten, si?"

"Dann..." presst Ascanio zwischen seinen Lippen hervor, "IST es Hochverrat! Ich habe bereits meine Männer ausgesandt um ihn auf Schritt und Tritt zu überwachen. Ein Wort Eurer Kaiserlichen Majestät und sie werden ihn unter Arrest stellen im Castello Valeriani, wo die zuständigen Minister ein Schuldgeständnis aus ihm herauspressen können um ihn anschließend seiner gerechten Strafe zuzuführen."
Erneut läuft ein kalter Schauder über Ascanios Haut, doch er beherrscht sich und lässt sich nichts anmerken.

Aracome fährt sich mit dem Rücken der linken Hand über das Kinn und lehnt sich zurück. Es war das erste mal in diesem Ratsaal das seine Körperhaltung nicht irgendwie angespannt wirkte. Der Blick des bleichen Marquis ruht eine längere Weile auf Ascanio bevor er zustimmend nickt.

"In jedem Fall stimme ich zu das der Vicomte schnellstmöglich festzusetzen und zu befragen ist. Ich muss gestehen...ich weis nicht viel über den jungen Vicomte Arlequin Rarécourt della Vallé du Pimodan-Vârre. Lediglich das er wohl erst vor kurzem in Erscheinung trat und wohl...einen etwas unkonventionellen," dieses Wort wird missfallend betont," Hintergrund aufweist. Ist es Größenwahn der diesen Mann treibt? Steckt vielleicht mehr dahinter? Hat er Freunde, falsche oder richtige, die ihn zu irgendetwas benutzen? All dies sind Fragen die wohl schnellstmöglich geklärt gehören. Mit Urteil und Strafmass sollte man noch warten bis die Situation weiter geklärt ist, wäre zumindest mein Anraten. In Anbetracht der momentanen Politischen Lage sollte man auf jeden Fall vermeiden in eine mögliche Falle zu tappen."

In einer grossen Runde wandert des Marquis' blick über jeden der Anwesenden, mit Ausnahme der Kaiserin natürlich, würde sich dies doch nicht ziemen.

"Weis jemand der Anwesenden vielleicht mehr über den Vicomte Arlequin Rarécourt della Vallé du Pimodan-Vârre, hat ihn schon kennengelernt und einen Eindruck von ihm erhalten?"

Ascanio nickt zu Aracomes Worten und antwortet: "Ich muss Euch beipflichten, Excellenz. Es kann gut sein, dass Rarécourt nur das Spielzeug anderer Mächte ist, die aus dem Verborgenen heraus versuchen, Unruhe zu stiften und Zwietracht zu säen. Doch das wird er uns schon verraten. Der Ordo Imperialis war nie zimperlich bei der Auswahl der Methoden, mit denen man Geständnisse voran bringt.
Was den Vicomte angeht, so hatte ich bereits früher das zweifelhafte Vergnügen, seine Bekanntschaft zu machen. Wie Euch sicher sehr wohl bekannt ist hat sein Vater in der Vergangenheit viel daran gesetzt, meinen Namen und den meiner Familie zu beschmutzen, was ihm allerdings mangels eigener Mannhaftigkeit kaum gelang. Nun trat vor geraumer Zeit also sein Sohn auf die Bühne der Öffentlichkeit und er unternahm einiges, um aus dem zweifelhaften Schatten seines Vaters heraus zu treten. So sprach er bei mir vor, als ich noch das Amt des Procuatore di Stato inne hatte, und bat um Aufnahme in den Ordo Imperialis, mit dem Hinweis auf seine tiefe Loyalität zu unserer geliebten Kaiserlichen Majestät. Nun, wie man sieht, habe ich ihm nicht ohne guten Grund misstraut und sein Ansinnen abgelehnt, welches er erst vor Kurzem vor meinem verehrten Nachfolger im Amte des Procuratore di Stato erneuerte. Zu jenem Zeitpunkt allerdings führte er schon jenes Wappen, das ihm nun zur Anklage gereicht."

Die Kaiserin hatte bis zu diesem Punkt der Diskussion zwischen ihren Ministern gelauscht. Nun hob sie selbst an zu sprechen:
"Verehrter Conte Ministo Statuale di Autorità Feudale; Wir möchten Euch folgendes versichern: Mitnichten geben einzelne Stimmen des Rates stets Unsere eigene Stimme wider, auch wenn die Gesamtheit dieses Rates die Stimme des Imperio widerspiegeln sollte. Wir fühlen uns als Kaiserin unseren Untertanen in Endrouelle und auch auf den Chorphydischen Inseln genauso verbunden wie unseren Untertanen in Heroida und lieben die einen nicht weniger als die anderen. Auch wenn die Historie für lange Zeit unsere Herzen voneinander trennte, so sollten wir alle heute mehr denn je daran arbeiten, EIN Volk zu werden und GEEINT einer goldenen Zukunft entgegen zu sehen.
Schwarze Schafe gibt es auf jeder Weide, doch die Qualität der Wolle sollte nicht allein deswegen vorverurteilt werden."

Sie macht eine kurze Pause und fährt dann fort:

"Was diesen Unruhestifter anbelangt, so denken Wir, dass es das Günstigste sein wird, seiner habhaft zu werden und schnellstmöglich zu erfahren, was ihn zu solchen kindischen Umtrieben verleitet. Es kann ja nicht sein, dass ein kleiner Niemand von einem Vicomte durch sein unüberlegtes Handeln diesen hohen Rat dermaßen in Bedrängnis bringt und das Reich womöglich an den Rand eines Bürgerkrieges.
Klar ist auch, dass ein Verbrechen an den Gesetzen dieses Reiches nicht ungesühnt bleiben darf! Er soll Unsere Autorität unter allen Umständen zu spüren bekommen! Doch die Entscheidung, ob er nun Hochverrat begangen hat oder nicht, wollen Wir nicht fällen, ohne ihn gehört zu haben. Man bringe ihn also ins Castello Valeriani und befrage ihn dort."

Wieder macht sie eine kleine Pause, die sie nutzt, um die Räte nacheinander anzublicken. Auf dem Praefekten, der irgendwie krank wirkt, bleibt ihr Blick haften und sie stellt die Frage:
"Ist Euch nicht wohl, Eure Eminenz?"

Unruhe macht sich erneut im Saal breit, als der Patriarch zusammen bricht. Einige Räte erheben sich, um besser sehen zu können, was dem Kirchenmann fehlen könnte, andere eilen ihm zu Hilfe. Ascanio rennt zur Tür und öffnet sie, um den Wachen davor zu zu rufen: "Schnell, den kaiserlichen Hofarzt! Es eilt!"
Dann begibt er sich zurück zum Tisch und fragt in die Runde: "Weiß irgendjemand, was ihm fehlen könnte?"

Arturo erhebt sich augenblicklich, doch nur, um einen Schritt vom Tisch zurück zu treten.

"Fasst ihn nicht an.", spricht er laut genug und deutet auf den Patriarchen.

Man muss kein Medicus sein, um zu erahnen, was dem Patriarchen wohl fehlt. Diese Krankheit ist so gefürchtet, dass der Conte sie auf Anhieb zu erkennen glaubt und sich ein Taschentuch vors Gesicht hält.

"Schwindsucht.", erklärt er düster. "Wir sollten den Saal räumen und vorallem ihre Majestät hier rausschaffen."

Ogo Imalayan Medici, sitzt über einem Buch gebeugt, als ein Bote bei ihm hereinstürmt und von einem Notfall am Hofe berrichtet. Der Medici packt schnell die wichtigsten Sachen in die große Ledertasche, gibt seinem Schüler kurz Bescheid, was in seiner Abwesenheit geschehen soll und macht sich mit dem Boten auf dem Weg.

Ogo Imalayan Medici ist einer der vielversprechensten Anwärter auf den Posten des verstorbenen Hofarztes und hat sich am Hof den Ruf eines verschwiegenen und fähigen Heilers erarbeitet. Sein Auftreten ist kultiviert und er neigt dazu seine Fragespiele, die er beim Ergründen von Krankheiten verinnerlicht hat, auch in die normale Konversation zu übertragen.

Jetzt sputet er sich, da es wohl um Leben oder Tod eines hohen Adligen gehen soll...